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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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das Hotel kam, und folgten ihm dann bis zu dem Hause, dem er zustrebte.
-- Eine solche Procession findet in der Regel um die Mittagszeit deS Tages
vor dem statt, an welchem der Bräutigam die Braut entschleiert, also -- da
man zu letzterer Ceremonie gern den Abend des Sonntags wählt -- gewöhn¬
lich an einem Sonnabend. Sie wird mit dem Worte Zeffth bezeichnet und
hat den Zweck, die Braut inS Bad zu führen. Die im Folgenden beschriebene
war eine Zeffih vornehmer Leute und daher von ungewöhnlichem Gepränge
begleitet, und man hatte mit ihr, wie ziemlich häufig geschieht, den Paradezug
eines Knaben verbunden, der zur Beschneidung gebracht werden sollte.

Den Zug eröffneten zwei Possenreißer, die mit langen Knütteln bemüht
waren, sich die mit Büscheln von Papierspähnen geschmückten dreieckigen Pa¬
pierdüte vom Kopfe zu schlagen, und denen ein dritter auf Stelzen folgte. Dann
kam der Barbier mit dem Haut, einem Schranke, in dem sich die zur Beschnei¬
dung nöthigen Instrumente befinden, und welcher die Gestalt eines halben
Cylinders und vier kurze Füße hat und vorn mit Spiegelglaöstückchcn aus¬
gelegt und mit Messingzierathen geschmückt ist, während die Hintere abgerun¬
dete Hälfte ein rother Vorhang verhüllt. Hinter dem Barbier gingen, barfuß,
blaue Hemden an und weiße Turbane auf, vier Musikanten, und hierauf folgte
zu Pferde, von zwei nebenhergehenden Dienern gehalten, der Knabe, ein kleiner
dicker, verdrießlich dreinblickenber Bursch, dem man einen mit vielen Goldmün¬
zen berasten Frauemavbusch aufgesetzt und mit allerlei Schmucksachen heraus¬
geputzt hatte. Zaum und Schabracke des Pferdes war ebenfalls reich mit
Gold, Seide, Sammt und bunten Steinen geziert. Vor den Mund hielt er
ein gesticktes Tuch -- Hassan meinte, um sich vor dem "bösen Blick" zu ver¬
wahren, an den in Aegypten noch alle rechtschaffnen Mütter glauben, gegen
den der Knabe noch überdies durch ein dreieckiges, in Papier gewickeltes Amu-
let gesichert war, und den auch der Prunk, der ihn umgab, von ihm abwenden
sollte. Nach dem Knaben kamen wieder Musikanten, einer mit dem Naj, der
Derwischflöte, die einen Ton von sich gibt, der sich am besten mit dem Geschrei
von neugebornen Kindern vergleichen läßt, und ein zweiter mit dem Tahl
Biledi, einer Trommel, die an Gestalt der unsern gleicht, aber keinen so tiefen
Ton hat. Dann folgten zwei Diener, welche auf silbernen Tellern die Bade-
geräthschaften der Braut trugen, und hinter diesen ein dritter, der ein Rauch¬
faß von Silber schwang, und ein vierter, der aus einer Porzellankanne Rosen-
wasser auf die Vorübergehenden sprengte. Dann kamen dreimal vier weiß-
verschleierte Mädchen, der Statur nach zu schließen noch sehr jung, und hierauf
erschien der roth und gelb gestreifte seidene Baldachin, unter dem die Braut
selbst zu gehen pflegt. Der Baldachin, nur an der Vorderseite offen und von
der Größe eines mäßigen viereckigen Zeltes, wurde von vier Männern an den
Stangen getragen, welche die Ecken bildeten, und an deren Spitzen gestickte


das Hotel kam, und folgten ihm dann bis zu dem Hause, dem er zustrebte.
— Eine solche Procession findet in der Regel um die Mittagszeit deS Tages
vor dem statt, an welchem der Bräutigam die Braut entschleiert, also — da
man zu letzterer Ceremonie gern den Abend des Sonntags wählt — gewöhn¬
lich an einem Sonnabend. Sie wird mit dem Worte Zeffth bezeichnet und
hat den Zweck, die Braut inS Bad zu führen. Die im Folgenden beschriebene
war eine Zeffih vornehmer Leute und daher von ungewöhnlichem Gepränge
begleitet, und man hatte mit ihr, wie ziemlich häufig geschieht, den Paradezug
eines Knaben verbunden, der zur Beschneidung gebracht werden sollte.

Den Zug eröffneten zwei Possenreißer, die mit langen Knütteln bemüht
waren, sich die mit Büscheln von Papierspähnen geschmückten dreieckigen Pa¬
pierdüte vom Kopfe zu schlagen, und denen ein dritter auf Stelzen folgte. Dann
kam der Barbier mit dem Haut, einem Schranke, in dem sich die zur Beschnei¬
dung nöthigen Instrumente befinden, und welcher die Gestalt eines halben
Cylinders und vier kurze Füße hat und vorn mit Spiegelglaöstückchcn aus¬
gelegt und mit Messingzierathen geschmückt ist, während die Hintere abgerun¬
dete Hälfte ein rother Vorhang verhüllt. Hinter dem Barbier gingen, barfuß,
blaue Hemden an und weiße Turbane auf, vier Musikanten, und hierauf folgte
zu Pferde, von zwei nebenhergehenden Dienern gehalten, der Knabe, ein kleiner
dicker, verdrießlich dreinblickenber Bursch, dem man einen mit vielen Goldmün¬
zen berasten Frauemavbusch aufgesetzt und mit allerlei Schmucksachen heraus¬
geputzt hatte. Zaum und Schabracke des Pferdes war ebenfalls reich mit
Gold, Seide, Sammt und bunten Steinen geziert. Vor den Mund hielt er
ein gesticktes Tuch — Hassan meinte, um sich vor dem „bösen Blick" zu ver¬
wahren, an den in Aegypten noch alle rechtschaffnen Mütter glauben, gegen
den der Knabe noch überdies durch ein dreieckiges, in Papier gewickeltes Amu-
let gesichert war, und den auch der Prunk, der ihn umgab, von ihm abwenden
sollte. Nach dem Knaben kamen wieder Musikanten, einer mit dem Naj, der
Derwischflöte, die einen Ton von sich gibt, der sich am besten mit dem Geschrei
von neugebornen Kindern vergleichen läßt, und ein zweiter mit dem Tahl
Biledi, einer Trommel, die an Gestalt der unsern gleicht, aber keinen so tiefen
Ton hat. Dann folgten zwei Diener, welche auf silbernen Tellern die Bade-
geräthschaften der Braut trugen, und hinter diesen ein dritter, der ein Rauch¬
faß von Silber schwang, und ein vierter, der aus einer Porzellankanne Rosen-
wasser auf die Vorübergehenden sprengte. Dann kamen dreimal vier weiß-
verschleierte Mädchen, der Statur nach zu schließen noch sehr jung, und hierauf
erschien der roth und gelb gestreifte seidene Baldachin, unter dem die Braut
selbst zu gehen pflegt. Der Baldachin, nur an der Vorderseite offen und von
der Größe eines mäßigen viereckigen Zeltes, wurde von vier Männern an den
Stangen getragen, welche die Ecken bildeten, und an deren Spitzen gestickte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/383>, abgerufen am 12.12.2024.