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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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Durch dieses Verfahren würde die Vergleichung verschiedener, oft weit zer¬
streuter Quellenwerke ermöglicht und für den Forscher große Erleichterung und
Ersparnis) an Zeit und Geld gewährt..

Endlich müssen wir über die Sammlungen des Museums in ihren Haupt-
theilen berichten. Vom Archiv dürfen wir sagen, daß sich dessen Inhalt durch
Schenkung und Kauf seit dem Druck des Kataloges beinahe verdoppelt habe,
indem es besondere Aufgabe des Museums war, Arcbivalien, seien sie auch
nur von localen Interesse, bestehen sie aus Pergament oder Papier, so weit
sie in den Bereich des Museums gehören, durch Ankauf zu retten, wofür
grade Nürnberg durch den bedeutenden Zusammenfluß alten Pergaments zum
Verbrauch der Goldschläger der günstigste Platz in ganz Deutschland ist. Man
kann auch rühmen, daß dabei dem Museum von Seite der Besitzer von Ar-
chivalien bereitwillig an die Hand gegangen wurde. Vieles steht noch, na¬
mentlich aus Privatarchiven, zu erwarten. Der Ankauf von mehr als 300
Pergamenturkunden aus dem 13. bis 16. Jahrhundert, worunter besonders
für Norddeutschland und Tirol Wichtiges, war ein schätzbarer Zuwachs, so
wie auch die Erwerbung mehrer Nrkundenbücher und Nrbarien ans dem
14. und 13. Jahrhundert, höchst interessanter Korrespondenzen ans dem 16l Jahr¬
hundert von Bedeutung ist.

Nicht minder Befriedigendes können wir über den Zuwachs der Bib¬
liothek melden, welcher in dieser Periode über 3000 Bände betrug und über
den dritten Theil aus Geschenken besteht. Durch Ankauf wurden vorzüglich
ältere Drucke und Handschriften, darunter manches schätzbare, erworben, was
wir auch oft nur dem glücklichen Zufall des Pergamenthandels zu danken
hatten. Auch die Kunst- und AlterthumSsammlun.gen mehrten sich nicht nur
durch zahlreiche Geschenke, sondern namentlich durch Ankauf werthvoller und
zweckdienlicher Gegenstände. Zu den letzter" müssen wir eine Auswahl der
interessantesten Broncegeräthe und Waffen altgermanischer Zeit aus der von
estorffischen Sammlung rechnen, welche mit Zurechnung der Geschenke, die
Sammlung des Museums vorchristlicher Alterthümer um 300 Stück mehrte.
Ebenso erhielt die Siegelsammlung des Museums durch Ankauf der salzen-
bergerschen Sammlung zu Hamburg und anderer Urkundensieget eine Mehrung
von etwa 2000 werthvollen Stücken, ungerechnet 1188 Stück geschenkter Sie¬
gel. Nicht minder werthvoller Zuwachs ward der Münz- und Medaillen¬
sammlung zu Theil, welche sich durch Geschenke und Ankäufe um 706 Stück
mehrte. Von besonderer Bedeutung für daS Museum waren die Ankäufe
größerer Gypsabgüsse, Grabmäler und anderer größerer Gegenstände, z. B.
der Broncethvre des Domes zu Augsburg aus der Werkstatt deö Gypsforma-
tors Keim zu München. Ferner liegt es im Plane deS germanischen Muse¬
ums, sich in genauem Abguß und Colorit deö Originals die noch vorhandene"


Durch dieses Verfahren würde die Vergleichung verschiedener, oft weit zer¬
streuter Quellenwerke ermöglicht und für den Forscher große Erleichterung und
Ersparnis) an Zeit und Geld gewährt..

Endlich müssen wir über die Sammlungen des Museums in ihren Haupt-
theilen berichten. Vom Archiv dürfen wir sagen, daß sich dessen Inhalt durch
Schenkung und Kauf seit dem Druck des Kataloges beinahe verdoppelt habe,
indem es besondere Aufgabe des Museums war, Arcbivalien, seien sie auch
nur von localen Interesse, bestehen sie aus Pergament oder Papier, so weit
sie in den Bereich des Museums gehören, durch Ankauf zu retten, wofür
grade Nürnberg durch den bedeutenden Zusammenfluß alten Pergaments zum
Verbrauch der Goldschläger der günstigste Platz in ganz Deutschland ist. Man
kann auch rühmen, daß dabei dem Museum von Seite der Besitzer von Ar-
chivalien bereitwillig an die Hand gegangen wurde. Vieles steht noch, na¬
mentlich aus Privatarchiven, zu erwarten. Der Ankauf von mehr als 300
Pergamenturkunden aus dem 13. bis 16. Jahrhundert, worunter besonders
für Norddeutschland und Tirol Wichtiges, war ein schätzbarer Zuwachs, so
wie auch die Erwerbung mehrer Nrkundenbücher und Nrbarien ans dem
14. und 13. Jahrhundert, höchst interessanter Korrespondenzen ans dem 16l Jahr¬
hundert von Bedeutung ist.

Nicht minder Befriedigendes können wir über den Zuwachs der Bib¬
liothek melden, welcher in dieser Periode über 3000 Bände betrug und über
den dritten Theil aus Geschenken besteht. Durch Ankauf wurden vorzüglich
ältere Drucke und Handschriften, darunter manches schätzbare, erworben, was
wir auch oft nur dem glücklichen Zufall des Pergamenthandels zu danken
hatten. Auch die Kunst- und AlterthumSsammlun.gen mehrten sich nicht nur
durch zahlreiche Geschenke, sondern namentlich durch Ankauf werthvoller und
zweckdienlicher Gegenstände. Zu den letzter» müssen wir eine Auswahl der
interessantesten Broncegeräthe und Waffen altgermanischer Zeit aus der von
estorffischen Sammlung rechnen, welche mit Zurechnung der Geschenke, die
Sammlung des Museums vorchristlicher Alterthümer um 300 Stück mehrte.
Ebenso erhielt die Siegelsammlung des Museums durch Ankauf der salzen-
bergerschen Sammlung zu Hamburg und anderer Urkundensieget eine Mehrung
von etwa 2000 werthvollen Stücken, ungerechnet 1188 Stück geschenkter Sie¬
gel. Nicht minder werthvoller Zuwachs ward der Münz- und Medaillen¬
sammlung zu Theil, welche sich durch Geschenke und Ankäufe um 706 Stück
mehrte. Von besonderer Bedeutung für daS Museum waren die Ankäufe
größerer Gypsabgüsse, Grabmäler und anderer größerer Gegenstände, z. B.
der Broncethvre des Domes zu Augsburg aus der Werkstatt deö Gypsforma-
tors Keim zu München. Ferner liegt es im Plane deS germanischen Muse¬
ums, sich in genauem Abguß und Colorit deö Originals die noch vorhandene»


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[0364] Durch dieses Verfahren würde die Vergleichung verschiedener, oft weit zer¬ streuter Quellenwerke ermöglicht und für den Forscher große Erleichterung und Ersparnis) an Zeit und Geld gewährt.. Endlich müssen wir über die Sammlungen des Museums in ihren Haupt- theilen berichten. Vom Archiv dürfen wir sagen, daß sich dessen Inhalt durch Schenkung und Kauf seit dem Druck des Kataloges beinahe verdoppelt habe, indem es besondere Aufgabe des Museums war, Arcbivalien, seien sie auch nur von localen Interesse, bestehen sie aus Pergament oder Papier, so weit sie in den Bereich des Museums gehören, durch Ankauf zu retten, wofür grade Nürnberg durch den bedeutenden Zusammenfluß alten Pergaments zum Verbrauch der Goldschläger der günstigste Platz in ganz Deutschland ist. Man kann auch rühmen, daß dabei dem Museum von Seite der Besitzer von Ar- chivalien bereitwillig an die Hand gegangen wurde. Vieles steht noch, na¬ mentlich aus Privatarchiven, zu erwarten. Der Ankauf von mehr als 300 Pergamenturkunden aus dem 13. bis 16. Jahrhundert, worunter besonders für Norddeutschland und Tirol Wichtiges, war ein schätzbarer Zuwachs, so wie auch die Erwerbung mehrer Nrkundenbücher und Nrbarien ans dem 14. und 13. Jahrhundert, höchst interessanter Korrespondenzen ans dem 16l Jahr¬ hundert von Bedeutung ist. Nicht minder Befriedigendes können wir über den Zuwachs der Bib¬ liothek melden, welcher in dieser Periode über 3000 Bände betrug und über den dritten Theil aus Geschenken besteht. Durch Ankauf wurden vorzüglich ältere Drucke und Handschriften, darunter manches schätzbare, erworben, was wir auch oft nur dem glücklichen Zufall des Pergamenthandels zu danken hatten. Auch die Kunst- und AlterthumSsammlun.gen mehrten sich nicht nur durch zahlreiche Geschenke, sondern namentlich durch Ankauf werthvoller und zweckdienlicher Gegenstände. Zu den letzter» müssen wir eine Auswahl der interessantesten Broncegeräthe und Waffen altgermanischer Zeit aus der von estorffischen Sammlung rechnen, welche mit Zurechnung der Geschenke, die Sammlung des Museums vorchristlicher Alterthümer um 300 Stück mehrte. Ebenso erhielt die Siegelsammlung des Museums durch Ankauf der salzen- bergerschen Sammlung zu Hamburg und anderer Urkundensieget eine Mehrung von etwa 2000 werthvollen Stücken, ungerechnet 1188 Stück geschenkter Sie¬ gel. Nicht minder werthvoller Zuwachs ward der Münz- und Medaillen¬ sammlung zu Theil, welche sich durch Geschenke und Ankäufe um 706 Stück mehrte. Von besonderer Bedeutung für daS Museum waren die Ankäufe größerer Gypsabgüsse, Grabmäler und anderer größerer Gegenstände, z. B. der Broncethvre des Domes zu Augsburg aus der Werkstatt deö Gypsforma- tors Keim zu München. Ferner liegt es im Plane deS germanischen Muse¬ ums, sich in genauem Abguß und Colorit deö Originals die noch vorhandene»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/364>, abgerufen am 12.12.2024.