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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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doch auch nicht in so großer Verdammniß sind, als wenn sie eben caugg,
prinelpulis von dem Verderben des deutschen Landes wären. Leider habe ich
allerdings große Sorge, wenns einmal an ein Teufelholen oder Ausdenken
gehn wird, so werden die Kipper und Wipper, Wechsler und Wucherer, Juden
und Judengenossen, Helfer und Helfershelfer, ein Dieb mit dem andern zum
Teufel hinschlendern, oder miteinander zugleich aufgehenkt werden, wie jener
Wirth mit seinen Gesellen. Doch mit einem Unterschied. Denn es behalten
ihre Prinzipale und Patrone billig die Prärogative und Präeminenz, wie
denn etliche davon allbereits dahin voraus gesandt sind. Die andern werden
in kurzem auch an den vorbestimmten Ort folgen, und es hilft alsdann nichts,
man mache ihnen carmina oder erimina, Verhöre oder Lobgedichte zu dieser
Hinnenfahrt, -- kaorlis cksscsnsus averni, -- sie werden den Weg wol finden und
bedürfen kein Glück dazu, der Teufel wird sie kuppeln all an einen Strick, und
wären die Schelme noch so dick. ?lat." --

ES ist nicht unwahrscheinlich, daß den Landesherrn von^ mehren Seiten
eine ähnliche Auffassung ihrer socialen Aussichten im Jenseits zu Ohren kam.
Jedenfalls erkannten auch sie, daß nur die schleunigste Hilfe retten könnte.
Es gab keine andere Hilfe als den Verruf und die eiligste Einziehung der
neuen Münzen und eine Rückkehr zu den alten guten Neichsmünzen. Die
Fürsten und Städte verliefen in der ersten Sorge sofort ihre neuen Münzen,
benutzten diese Decrete, um ihren -- nicht eben alten -- Abscheu vor schlechter
Münze auszusprechen, und ließen wieder ehrlich mit dem soliden Schrot und
Korn prägen, die das Reichsgesetz vorschrieb. Und um der maßlosen Theue¬
rung zu steuern, beeilten sie sich, Tarife der Waaren und Löhne bekannt zu
machen, worin die höchsten erlaubten Preise festgesetzt wurden. Es versteht
sich, daß dies letztere Heilmittel auf die Dauer so wenig nutzen konnte, als
das berühmte Edict Diocletians -1300 Jahre vorher. Allein für den Augen¬
blick half der Zwang, welchen es z. B. den städtischen Wochenmärkten, den
Tagearbeitern wie den Innungen anthat, doch dazu, die ausgetretenen Fluten
in das alte Bett zurückzuführen. Jedenfalls verdanken wir diesen Tarifen die
nähere Kenntniß der damaligen Waaren, Preise und so wie mancher verschwun¬
denen Bräuche und merkwürdigen Wörter. --

Und jetzt folgte dem Taumel, dem Schrecken, der Wuth eine trostlose
Ernüchterung. Die Menschen sahen einander an, wie nach einer großen Pest.
Wer sicher aus seinem Reichthum gesessen hatte, war herunter gekommen.
Mancher kecke Abenteurer ritt jetzt als vornehmer Herr in Sammt und Seide.
Im Ganzen war das Volk viel ärmer geworden. Es war lange kein großer
Krieg gewesen und viele Millionen in Silber und Gold, die Ersparnisse der
kleinen Leute, hatten sich in Dorf und Stadt vom Vater auf den Sohn ver¬
erbt; dieses Sparbüchsengeld war in der bösen Zeit zum größten Theil ver-


doch auch nicht in so großer Verdammniß sind, als wenn sie eben caugg,
prinelpulis von dem Verderben des deutschen Landes wären. Leider habe ich
allerdings große Sorge, wenns einmal an ein Teufelholen oder Ausdenken
gehn wird, so werden die Kipper und Wipper, Wechsler und Wucherer, Juden
und Judengenossen, Helfer und Helfershelfer, ein Dieb mit dem andern zum
Teufel hinschlendern, oder miteinander zugleich aufgehenkt werden, wie jener
Wirth mit seinen Gesellen. Doch mit einem Unterschied. Denn es behalten
ihre Prinzipale und Patrone billig die Prärogative und Präeminenz, wie
denn etliche davon allbereits dahin voraus gesandt sind. Die andern werden
in kurzem auch an den vorbestimmten Ort folgen, und es hilft alsdann nichts,
man mache ihnen carmina oder erimina, Verhöre oder Lobgedichte zu dieser
Hinnenfahrt, — kaorlis cksscsnsus averni, — sie werden den Weg wol finden und
bedürfen kein Glück dazu, der Teufel wird sie kuppeln all an einen Strick, und
wären die Schelme noch so dick. ?lat." —

ES ist nicht unwahrscheinlich, daß den Landesherrn von^ mehren Seiten
eine ähnliche Auffassung ihrer socialen Aussichten im Jenseits zu Ohren kam.
Jedenfalls erkannten auch sie, daß nur die schleunigste Hilfe retten könnte.
Es gab keine andere Hilfe als den Verruf und die eiligste Einziehung der
neuen Münzen und eine Rückkehr zu den alten guten Neichsmünzen. Die
Fürsten und Städte verliefen in der ersten Sorge sofort ihre neuen Münzen,
benutzten diese Decrete, um ihren — nicht eben alten — Abscheu vor schlechter
Münze auszusprechen, und ließen wieder ehrlich mit dem soliden Schrot und
Korn prägen, die das Reichsgesetz vorschrieb. Und um der maßlosen Theue¬
rung zu steuern, beeilten sie sich, Tarife der Waaren und Löhne bekannt zu
machen, worin die höchsten erlaubten Preise festgesetzt wurden. Es versteht
sich, daß dies letztere Heilmittel auf die Dauer so wenig nutzen konnte, als
das berühmte Edict Diocletians -1300 Jahre vorher. Allein für den Augen¬
blick half der Zwang, welchen es z. B. den städtischen Wochenmärkten, den
Tagearbeitern wie den Innungen anthat, doch dazu, die ausgetretenen Fluten
in das alte Bett zurückzuführen. Jedenfalls verdanken wir diesen Tarifen die
nähere Kenntniß der damaligen Waaren, Preise und so wie mancher verschwun¬
denen Bräuche und merkwürdigen Wörter. —

Und jetzt folgte dem Taumel, dem Schrecken, der Wuth eine trostlose
Ernüchterung. Die Menschen sahen einander an, wie nach einer großen Pest.
Wer sicher aus seinem Reichthum gesessen hatte, war herunter gekommen.
Mancher kecke Abenteurer ritt jetzt als vornehmer Herr in Sammt und Seide.
Im Ganzen war das Volk viel ärmer geworden. Es war lange kein großer
Krieg gewesen und viele Millionen in Silber und Gold, die Ersparnisse der
kleinen Leute, hatten sich in Dorf und Stadt vom Vater auf den Sohn ver¬
erbt; dieses Sparbüchsengeld war in der bösen Zeit zum größten Theil ver-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/303>, abgerufen am 04.12.2024.