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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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Engclthaler 8 Groschen, ein Achtgroschenstück 1 Groschen, ein Viergroschcn-
stück 6 Pfennige, einen Groschen 1 Pfennig, ein Halbguldenstück 13 Pfennige,
die Dreier und Pfennige für nichts. Gleichwol gab man den. Geistlichen,
Soldaten, Bergleuten, und was Besoldung hatte, solch neues Gelb in hohem
Werth, und kam es dahin, daß eine Kuh 400 Gulden, 1 Pfund Fleisch
12 Groschen, ein Scheffel Korn 10 Gulden, ein Paar Schuh i Gulden kamen.
Ein Stück Barchent hab ich selber mit 120 Gulden bezahlen sehen, für ein
Kinderstühlchen hab ich selber 2 Gulden gegeben ans der Eselswiese. Darüber
kamen die, welche auf Besoldung dienten, in Angst und Noth, bis endlich die
Obrigkeit Aenderung machte, das lose Geld selbst heruntersetzte und den
Reichsthaler wieder auf 2i Groschen kommen ließ. Da ist die Schloßmünze
allhier wieder eingegangen, wie auch andere Münzen, die in großer Menge
gebaut waren, zu Allstedt, Bornstedt, Schraplau, Leipzig, Freiburg, Naumburg,
Chemnitz, Gundroda, Zwickroda, Möllendorf, Blumenroda, Volksleben, Neu-Assen-
burg und wo nur ein wenig vornehmer Ort und eine Herrschaft war, wo man
Holz haben konnte. Das Holz wäre alles verwüstet worden, wenn diese
Nester länger geblieben wären. Bei Bornstedt lag ein großer Haufe alter
Schlacken, die ließ Graf Wolf von ManSfelv umstechen und von neuem um-
schmelzen, um das darin verhoffte Kupfer herauszubringen und zu ver-
münzen.

Der Münzer war eine große Menge, sie kamen so eilig, daß man sich
wunderte, woher sie doch alle der Wind gebracht hatte, sie machten alles
theuer; was nur auf den Markt kam, kauften sie und gaben Geld über Geld,
und hielten sich stattlich mit Kost und Kleidung, aber bald verloren sie sich
wieder wie die Fliegen, wenn es kalt werden will, da sah man nicht einen
mehr. Sie waren mehrentheils aus dem Lande Sachsen und Vraunschweig.
Es war eine rechte Plage von Gott und im Anfange Blindheit bei den Leuten,
sie konnten nicht überzeugt werden, daß an dem neuen Gelde nichts Gutes
wäre, und dann trotzten sie mit der Obrigkeit, die es schlagen ließ. Ich habe
selbst gesehn, daß Einer für 500 Fi., die er einem Edelmann geliehen hatte,
in guten Dickthalern und rheinischen Goldgulden, lauter böses Geld zurück¬
nehmen mußte, in Schreckenbergern, die man Dickbeine hieß, von braun-
schweigischen Schlage, item in kurfürstlichen und altenburgischen Viergroschen¬
stücken. Acht Tage hernach fiel das Geld und galt ein Viergroschenstück
6 Pfennige. Da kam er um daS Seine. Man schimpfte das Geld gar
schlecht: "Dickbeine" und "Plätzer", damit kam man genug um das Seine,
mancher böse Bezahler wieder auf die Beine. Besonders trafen es die, welche
Güter dafür kauften, ehe man den Betrug inne wurde, die konnten mit
1000 Reichsthalern ein Gut für 10,000 Thaler an sich bringen, denn sie
gaben den Reichsthaler für 10 Fi. an. Endlich sahe Gott ins Mittel und


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Engclthaler 8 Groschen, ein Achtgroschenstück 1 Groschen, ein Viergroschcn-
stück 6 Pfennige, einen Groschen 1 Pfennig, ein Halbguldenstück 13 Pfennige,
die Dreier und Pfennige für nichts. Gleichwol gab man den. Geistlichen,
Soldaten, Bergleuten, und was Besoldung hatte, solch neues Gelb in hohem
Werth, und kam es dahin, daß eine Kuh 400 Gulden, 1 Pfund Fleisch
12 Groschen, ein Scheffel Korn 10 Gulden, ein Paar Schuh i Gulden kamen.
Ein Stück Barchent hab ich selber mit 120 Gulden bezahlen sehen, für ein
Kinderstühlchen hab ich selber 2 Gulden gegeben ans der Eselswiese. Darüber
kamen die, welche auf Besoldung dienten, in Angst und Noth, bis endlich die
Obrigkeit Aenderung machte, das lose Geld selbst heruntersetzte und den
Reichsthaler wieder auf 2i Groschen kommen ließ. Da ist die Schloßmünze
allhier wieder eingegangen, wie auch andere Münzen, die in großer Menge
gebaut waren, zu Allstedt, Bornstedt, Schraplau, Leipzig, Freiburg, Naumburg,
Chemnitz, Gundroda, Zwickroda, Möllendorf, Blumenroda, Volksleben, Neu-Assen-
burg und wo nur ein wenig vornehmer Ort und eine Herrschaft war, wo man
Holz haben konnte. Das Holz wäre alles verwüstet worden, wenn diese
Nester länger geblieben wären. Bei Bornstedt lag ein großer Haufe alter
Schlacken, die ließ Graf Wolf von ManSfelv umstechen und von neuem um-
schmelzen, um das darin verhoffte Kupfer herauszubringen und zu ver-
münzen.

Der Münzer war eine große Menge, sie kamen so eilig, daß man sich
wunderte, woher sie doch alle der Wind gebracht hatte, sie machten alles
theuer; was nur auf den Markt kam, kauften sie und gaben Geld über Geld,
und hielten sich stattlich mit Kost und Kleidung, aber bald verloren sie sich
wieder wie die Fliegen, wenn es kalt werden will, da sah man nicht einen
mehr. Sie waren mehrentheils aus dem Lande Sachsen und Vraunschweig.
Es war eine rechte Plage von Gott und im Anfange Blindheit bei den Leuten,
sie konnten nicht überzeugt werden, daß an dem neuen Gelde nichts Gutes
wäre, und dann trotzten sie mit der Obrigkeit, die es schlagen ließ. Ich habe
selbst gesehn, daß Einer für 500 Fi., die er einem Edelmann geliehen hatte,
in guten Dickthalern und rheinischen Goldgulden, lauter böses Geld zurück¬
nehmen mußte, in Schreckenbergern, die man Dickbeine hieß, von braun-
schweigischen Schlage, item in kurfürstlichen und altenburgischen Viergroschen¬
stücken. Acht Tage hernach fiel das Geld und galt ein Viergroschenstück
6 Pfennige. Da kam er um daS Seine. Man schimpfte das Geld gar
schlecht: „Dickbeine" und „Plätzer", damit kam man genug um das Seine,
mancher böse Bezahler wieder auf die Beine. Besonders trafen es die, welche
Güter dafür kauften, ehe man den Betrug inne wurde, die konnten mit
1000 Reichsthalern ein Gut für 10,000 Thaler an sich bringen, denn sie
gaben den Reichsthaler für 10 Fi. an. Endlich sahe Gott ins Mittel und


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[0299] Engclthaler 8 Groschen, ein Achtgroschenstück 1 Groschen, ein Viergroschcn- stück 6 Pfennige, einen Groschen 1 Pfennig, ein Halbguldenstück 13 Pfennige, die Dreier und Pfennige für nichts. Gleichwol gab man den. Geistlichen, Soldaten, Bergleuten, und was Besoldung hatte, solch neues Gelb in hohem Werth, und kam es dahin, daß eine Kuh 400 Gulden, 1 Pfund Fleisch 12 Groschen, ein Scheffel Korn 10 Gulden, ein Paar Schuh i Gulden kamen. Ein Stück Barchent hab ich selber mit 120 Gulden bezahlen sehen, für ein Kinderstühlchen hab ich selber 2 Gulden gegeben ans der Eselswiese. Darüber kamen die, welche auf Besoldung dienten, in Angst und Noth, bis endlich die Obrigkeit Aenderung machte, das lose Geld selbst heruntersetzte und den Reichsthaler wieder auf 2i Groschen kommen ließ. Da ist die Schloßmünze allhier wieder eingegangen, wie auch andere Münzen, die in großer Menge gebaut waren, zu Allstedt, Bornstedt, Schraplau, Leipzig, Freiburg, Naumburg, Chemnitz, Gundroda, Zwickroda, Möllendorf, Blumenroda, Volksleben, Neu-Assen- burg und wo nur ein wenig vornehmer Ort und eine Herrschaft war, wo man Holz haben konnte. Das Holz wäre alles verwüstet worden, wenn diese Nester länger geblieben wären. Bei Bornstedt lag ein großer Haufe alter Schlacken, die ließ Graf Wolf von ManSfelv umstechen und von neuem um- schmelzen, um das darin verhoffte Kupfer herauszubringen und zu ver- münzen. Der Münzer war eine große Menge, sie kamen so eilig, daß man sich wunderte, woher sie doch alle der Wind gebracht hatte, sie machten alles theuer; was nur auf den Markt kam, kauften sie und gaben Geld über Geld, und hielten sich stattlich mit Kost und Kleidung, aber bald verloren sie sich wieder wie die Fliegen, wenn es kalt werden will, da sah man nicht einen mehr. Sie waren mehrentheils aus dem Lande Sachsen und Vraunschweig. Es war eine rechte Plage von Gott und im Anfange Blindheit bei den Leuten, sie konnten nicht überzeugt werden, daß an dem neuen Gelde nichts Gutes wäre, und dann trotzten sie mit der Obrigkeit, die es schlagen ließ. Ich habe selbst gesehn, daß Einer für 500 Fi., die er einem Edelmann geliehen hatte, in guten Dickthalern und rheinischen Goldgulden, lauter böses Geld zurück¬ nehmen mußte, in Schreckenbergern, die man Dickbeine hieß, von braun- schweigischen Schlage, item in kurfürstlichen und altenburgischen Viergroschen¬ stücken. Acht Tage hernach fiel das Geld und galt ein Viergroschenstück 6 Pfennige. Da kam er um daS Seine. Man schimpfte das Geld gar schlecht: „Dickbeine" und „Plätzer", damit kam man genug um das Seine, mancher böse Bezahler wieder auf die Beine. Besonders trafen es die, welche Güter dafür kauften, ehe man den Betrug inne wurde, die konnten mit 1000 Reichsthalern ein Gut für 10,000 Thaler an sich bringen, denn sie gaben den Reichsthaler für 10 Fi. an. Endlich sahe Gott ins Mittel und 37*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/299>, abgerufen am 23.07.2024.