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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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dieser Weise organisirt, leisteten die Sipoybataillone ausgezeichnete Dienste, und
einzelne Führer wie Muhammed Jusuff, Dschamal Sahib und einige andere stellten
sich den besten europäischen, wie Fort, Caillaud und Coote würdig zur Seite. Ge¬
wöhnlich rückten sie bis zum Obersteurang vor, doch brachte es Muhammed Jusuff
bis zum Geueral.

Im Jahre 1766 gab man zuerst jedem Bataillon einen europäischen Haupt¬
mann und zwei europäische Lieutenants ständig bei, die in ihrer dienstlichen Stel¬
lung jedoch wenig, wenn überhaupt, mit den eingeborenen Offizieren collidirten.
Der englische Capitän nahm in dem Bataillon dieselbe Stellung ein, wie ein Bri¬
gadier in seiner Brigade; er ertheilte im Felde und im Lager durch seine euro¬
päischen Adjutanten Befehle, welche der eingeborene Commandant ausführte. Dieser
letztere besorgte aber immer noch ausschließlich die innere Oekonomie des Bataillons
durch Vermittlung eines Subadars oder eingeborenen Hauptmanns, und dreier
Dschemadars, oder eingeborener Lieutenants in jeder Compagnie. Wenn daher auch
europäische Aussicht eine weitere Ausdehnung und tieferen Eingang fand,, so ward
sie doch nirgend so ausgeübt, um die Stellung der eingeborenen Offiziere zu be¬
einträchtigen, oder ihre Gefühle zu verletzen. Sie fühlten immer noch, daß sie in
der Gesellschaft eine höhere Stellung einnahmen, und die Unteroffiziere und Mann¬
schaften betrachteten sie immer noch als ihre natürlichen Vorgesetzten. Um diese
Zeit begann anch die Organisation der eingeborenen Cavaleriecorps, und competente
Beurtheiler sprachen die Ansicht aus, daß damals die Sipoyarmee den Gipfelpunkt
ihrer Tüchtigkeit erreicht hatte.

So lange die Bataillone diese Organisation behielten, gehörten ihre Offi¬
ziere der eingeborenen Aristokratie der Provinzen an, welche als Gemeine ein¬
traten, obgleich sie dies selten länger als zwei bis drei Jahre blieben. Sie ver¬
schafften den Compagnien Recruten ans ihren eignen Besitzungen, Leute, die in
einem Verhältniß erblichen Gehorsams zu ihnen standen, und füllten nicht selten
die noch übrigen Lücken mit Parias und Angehörigen der niedrigsten Kasten aus.
Zu Unzuträglichkeiten gab dies keinen Anlaß. Außer Dienst konnte der Bramine
oder Radschput in keine Berührung mit dem Sudra, und noch weniger in Gefahr
kommen, den Paria anzurühren oder von ihm zubereitete Speisen zu essen; im
Dienste vertrugen sie sich vortrefflich. Um die Worte einer anerkannten Autorität,
des Geueral Briggs, der vierzig Jahre in der Madrasarmce gedient hat, anzuführen,
"die eingeborene Armee bestand damals aus zwei Classen, ans welchen alle Armeen,
wenn sie etwas langen sollen, bestehen müssen und stets bestanden haben: aus einer
Classe entnommen den höhern Ständen, die gewohnt ist Dienstboten und Unter¬
gebenen zu befehlen, und aus einer andern Classe ans den niedrigsten Ständen,
von Kindheit ans an Gehorsam gewöhnt und erzogen im Respect vor -der vorneh¬
mer" Classe, von der sie abhängt." Die jungen Engländer, die als Kadetten nach
Ostindien kamen, traten in die europäischen Regimenter. In diesen dienten sie,
bis sie durch erlangte Fertigkeit in den Sprachen der Eingeborenen und durch sonstige
Tüchtigkeit sich befähigt zeigten, in die wenigen von Europäern besetzten Stellen
in den Sipoyregimcnter" einzurücken.

1784 ward die erste Veränderung in dieser Organisation vorgenommen, indem
aus jedem Bataillon zwei gemacht wurden, die jedes einen europäischen Hauptmann zum


dieser Weise organisirt, leisteten die Sipoybataillone ausgezeichnete Dienste, und
einzelne Führer wie Muhammed Jusuff, Dschamal Sahib und einige andere stellten
sich den besten europäischen, wie Fort, Caillaud und Coote würdig zur Seite. Ge¬
wöhnlich rückten sie bis zum Obersteurang vor, doch brachte es Muhammed Jusuff
bis zum Geueral.

Im Jahre 1766 gab man zuerst jedem Bataillon einen europäischen Haupt¬
mann und zwei europäische Lieutenants ständig bei, die in ihrer dienstlichen Stel¬
lung jedoch wenig, wenn überhaupt, mit den eingeborenen Offizieren collidirten.
Der englische Capitän nahm in dem Bataillon dieselbe Stellung ein, wie ein Bri¬
gadier in seiner Brigade; er ertheilte im Felde und im Lager durch seine euro¬
päischen Adjutanten Befehle, welche der eingeborene Commandant ausführte. Dieser
letztere besorgte aber immer noch ausschließlich die innere Oekonomie des Bataillons
durch Vermittlung eines Subadars oder eingeborenen Hauptmanns, und dreier
Dschemadars, oder eingeborener Lieutenants in jeder Compagnie. Wenn daher auch
europäische Aussicht eine weitere Ausdehnung und tieferen Eingang fand,, so ward
sie doch nirgend so ausgeübt, um die Stellung der eingeborenen Offiziere zu be¬
einträchtigen, oder ihre Gefühle zu verletzen. Sie fühlten immer noch, daß sie in
der Gesellschaft eine höhere Stellung einnahmen, und die Unteroffiziere und Mann¬
schaften betrachteten sie immer noch als ihre natürlichen Vorgesetzten. Um diese
Zeit begann anch die Organisation der eingeborenen Cavaleriecorps, und competente
Beurtheiler sprachen die Ansicht aus, daß damals die Sipoyarmee den Gipfelpunkt
ihrer Tüchtigkeit erreicht hatte.

So lange die Bataillone diese Organisation behielten, gehörten ihre Offi¬
ziere der eingeborenen Aristokratie der Provinzen an, welche als Gemeine ein¬
traten, obgleich sie dies selten länger als zwei bis drei Jahre blieben. Sie ver¬
schafften den Compagnien Recruten ans ihren eignen Besitzungen, Leute, die in
einem Verhältniß erblichen Gehorsams zu ihnen standen, und füllten nicht selten
die noch übrigen Lücken mit Parias und Angehörigen der niedrigsten Kasten aus.
Zu Unzuträglichkeiten gab dies keinen Anlaß. Außer Dienst konnte der Bramine
oder Radschput in keine Berührung mit dem Sudra, und noch weniger in Gefahr
kommen, den Paria anzurühren oder von ihm zubereitete Speisen zu essen; im
Dienste vertrugen sie sich vortrefflich. Um die Worte einer anerkannten Autorität,
des Geueral Briggs, der vierzig Jahre in der Madrasarmce gedient hat, anzuführen,
»die eingeborene Armee bestand damals aus zwei Classen, ans welchen alle Armeen,
wenn sie etwas langen sollen, bestehen müssen und stets bestanden haben: aus einer
Classe entnommen den höhern Ständen, die gewohnt ist Dienstboten und Unter¬
gebenen zu befehlen, und aus einer andern Classe ans den niedrigsten Ständen,
von Kindheit ans an Gehorsam gewöhnt und erzogen im Respect vor -der vorneh¬
mer» Classe, von der sie abhängt." Die jungen Engländer, die als Kadetten nach
Ostindien kamen, traten in die europäischen Regimenter. In diesen dienten sie,
bis sie durch erlangte Fertigkeit in den Sprachen der Eingeborenen und durch sonstige
Tüchtigkeit sich befähigt zeigten, in die wenigen von Europäern besetzten Stellen
in den Sipoyregimcnter» einzurücken.

1784 ward die erste Veränderung in dieser Organisation vorgenommen, indem
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/239>, abgerufen am 12.12.2024.