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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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der Producte, der kaufmännische Betrieb; so wie 2) bei der Produktion
selbst die Urd eitötheilnng und die Benutzung der Naturkräfte zu
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Ein kurzer Hinweis auf die Macht dieser Hebel, die von Manchen noch,
viel zu gering angeschlagen wird, dürfte nicht überflüssig sein. Schon bei
Beschaffung deS Rohstoffes also kommt der kaufmännische Betrieb dem Fa¬
brikanten außerordentlich zu Statten, weil nur ein solcher ihm die vortheil¬
hafteste Beziehung von den Originalproductionsstätten ermöglicht, ihm die
besten und billigsten Bezugswege kennen lehrt. Daß dies eine Sache von der
äußersten Wichtigkeit ist, springt in die Augen. Wenn ein Producent das.
von ihm verarbeitete Material 20--30 Procent theurer bezahlen muß, wie der
andere, und es noch dazu schlechter dafür bekommt, so kann er mit dem erste¬
ren entweder nicht Preis halten, oder verliert so viel an seinem Verdienst. In
solcher Lage befindet sich ein großer Theil der kleinen Gewerbtreibenden den
Fabrikanten gegenüber. Bei den unbemittelteren Handwerkern insbesondere,
welche das Rohmaterial von den Zwischenhändlern und Dctaillisten in ganz
kleinen Quantitäten beziehen und noch dazu Credit dabei beanspruchen müssen,
sind jene Mehrkosten nicht selten so enorm -- 20--50 Procent bei Holz- und
Lederarbeitern sind uns fast regelmäßig vorgekommen -- daß der beste Theil
des knappen PerdiensteS dadurch verschlungen wird. Und wie hiermit, ver¬
hält es sich auch mit dem Absatz der fertigen Waaren. Ungemein schlimm
ist der Handwerker mit seiner meist auf den Kreis seines Wohnorts und der
nächsten Dörfer so wie auf einige nahe Märkte beschränkten Kundschaft dran.
Läßt daS Bedürfniß dieses enggemesscnen Kreises einmal periodisch nach, setzt
sich ein Concurrent neben ihn, so geräth er bei seinem geringen Capital,
welches nur bei raschem Umsatz allenfalls zureicht, in die größte Verlegenheit.
Zeit- und Arbeilöversänmniß und mancherlei.Unkosten erwachsen ihm überdies
von dem Herumziehen ans den Märkten, wo der Erlös bisweilen kaum zur
Deckung der baaren Auslagen ausreicht. Dagegen stehen dem Fabrikanten,
wen" die nächsten Absatzquellen stocken, die entferntesten, selbst überseeische
Märkte offen. Bei seinen kaufmännischen Erfahrungen und Verbindungen ist
er im Stande, zu beurtheilen, wo und wann er am besten ein- und verkauft,
wann-er losschlagen, wann er zurückhalten soll. Auch macht eS ihm sein
größeres Capital und sein größerer Credit eher möglich, eine flaue Periode zu
überstehen, wo er dann auf Vorrath arbeitet und seine Magazine füllt, bis
bessere Conjuncturen ihm gestatten, seine Waaren mit Vortheil ans den Markt
zu bringen. Und wo sein Capital zu solchen Operationen nicht ausreicht,
wendet er sich an die großen Banken und Creditinstitute, welche auf
seine Vorräthe die erforderlichen Summen vorstrecken: alles Vortheile, wie
sie dem Handwerker selten oder nie geboten werden.


der Producte, der kaufmännische Betrieb; so wie 2) bei der Produktion
selbst die Urd eitötheilnng und die Benutzung der Naturkräfte zu
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Ein kurzer Hinweis auf die Macht dieser Hebel, die von Manchen noch,
viel zu gering angeschlagen wird, dürfte nicht überflüssig sein. Schon bei
Beschaffung deS Rohstoffes also kommt der kaufmännische Betrieb dem Fa¬
brikanten außerordentlich zu Statten, weil nur ein solcher ihm die vortheil¬
hafteste Beziehung von den Originalproductionsstätten ermöglicht, ihm die
besten und billigsten Bezugswege kennen lehrt. Daß dies eine Sache von der
äußersten Wichtigkeit ist, springt in die Augen. Wenn ein Producent das.
von ihm verarbeitete Material 20—30 Procent theurer bezahlen muß, wie der
andere, und es noch dazu schlechter dafür bekommt, so kann er mit dem erste¬
ren entweder nicht Preis halten, oder verliert so viel an seinem Verdienst. In
solcher Lage befindet sich ein großer Theil der kleinen Gewerbtreibenden den
Fabrikanten gegenüber. Bei den unbemittelteren Handwerkern insbesondere,
welche das Rohmaterial von den Zwischenhändlern und Dctaillisten in ganz
kleinen Quantitäten beziehen und noch dazu Credit dabei beanspruchen müssen,
sind jene Mehrkosten nicht selten so enorm — 20—50 Procent bei Holz- und
Lederarbeitern sind uns fast regelmäßig vorgekommen — daß der beste Theil
des knappen PerdiensteS dadurch verschlungen wird. Und wie hiermit, ver¬
hält es sich auch mit dem Absatz der fertigen Waaren. Ungemein schlimm
ist der Handwerker mit seiner meist auf den Kreis seines Wohnorts und der
nächsten Dörfer so wie auf einige nahe Märkte beschränkten Kundschaft dran.
Läßt daS Bedürfniß dieses enggemesscnen Kreises einmal periodisch nach, setzt
sich ein Concurrent neben ihn, so geräth er bei seinem geringen Capital,
welches nur bei raschem Umsatz allenfalls zureicht, in die größte Verlegenheit.
Zeit- und Arbeilöversänmniß und mancherlei.Unkosten erwachsen ihm überdies
von dem Herumziehen ans den Märkten, wo der Erlös bisweilen kaum zur
Deckung der baaren Auslagen ausreicht. Dagegen stehen dem Fabrikanten,
wen» die nächsten Absatzquellen stocken, die entferntesten, selbst überseeische
Märkte offen. Bei seinen kaufmännischen Erfahrungen und Verbindungen ist
er im Stande, zu beurtheilen, wo und wann er am besten ein- und verkauft,
wann-er losschlagen, wann er zurückhalten soll. Auch macht eS ihm sein
größeres Capital und sein größerer Credit eher möglich, eine flaue Periode zu
überstehen, wo er dann auf Vorrath arbeitet und seine Magazine füllt, bis
bessere Conjuncturen ihm gestatten, seine Waaren mit Vortheil ans den Markt
zu bringen. Und wo sein Capital zu solchen Operationen nicht ausreicht,
wendet er sich an die großen Banken und Creditinstitute, welche auf
seine Vorräthe die erforderlichen Summen vorstrecken: alles Vortheile, wie
sie dem Handwerker selten oder nie geboten werden.


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[0221] der Producte, der kaufmännische Betrieb; so wie 2) bei der Produktion selbst die Urd eitötheilnng und die Benutzung der Naturkräfte zu A r b eitszwe cke». >> x Ein kurzer Hinweis auf die Macht dieser Hebel, die von Manchen noch, viel zu gering angeschlagen wird, dürfte nicht überflüssig sein. Schon bei Beschaffung deS Rohstoffes also kommt der kaufmännische Betrieb dem Fa¬ brikanten außerordentlich zu Statten, weil nur ein solcher ihm die vortheil¬ hafteste Beziehung von den Originalproductionsstätten ermöglicht, ihm die besten und billigsten Bezugswege kennen lehrt. Daß dies eine Sache von der äußersten Wichtigkeit ist, springt in die Augen. Wenn ein Producent das. von ihm verarbeitete Material 20—30 Procent theurer bezahlen muß, wie der andere, und es noch dazu schlechter dafür bekommt, so kann er mit dem erste¬ ren entweder nicht Preis halten, oder verliert so viel an seinem Verdienst. In solcher Lage befindet sich ein großer Theil der kleinen Gewerbtreibenden den Fabrikanten gegenüber. Bei den unbemittelteren Handwerkern insbesondere, welche das Rohmaterial von den Zwischenhändlern und Dctaillisten in ganz kleinen Quantitäten beziehen und noch dazu Credit dabei beanspruchen müssen, sind jene Mehrkosten nicht selten so enorm — 20—50 Procent bei Holz- und Lederarbeitern sind uns fast regelmäßig vorgekommen — daß der beste Theil des knappen PerdiensteS dadurch verschlungen wird. Und wie hiermit, ver¬ hält es sich auch mit dem Absatz der fertigen Waaren. Ungemein schlimm ist der Handwerker mit seiner meist auf den Kreis seines Wohnorts und der nächsten Dörfer so wie auf einige nahe Märkte beschränkten Kundschaft dran. Läßt daS Bedürfniß dieses enggemesscnen Kreises einmal periodisch nach, setzt sich ein Concurrent neben ihn, so geräth er bei seinem geringen Capital, welches nur bei raschem Umsatz allenfalls zureicht, in die größte Verlegenheit. Zeit- und Arbeilöversänmniß und mancherlei.Unkosten erwachsen ihm überdies von dem Herumziehen ans den Märkten, wo der Erlös bisweilen kaum zur Deckung der baaren Auslagen ausreicht. Dagegen stehen dem Fabrikanten, wen» die nächsten Absatzquellen stocken, die entferntesten, selbst überseeische Märkte offen. Bei seinen kaufmännischen Erfahrungen und Verbindungen ist er im Stande, zu beurtheilen, wo und wann er am besten ein- und verkauft, wann-er losschlagen, wann er zurückhalten soll. Auch macht eS ihm sein größeres Capital und sein größerer Credit eher möglich, eine flaue Periode zu überstehen, wo er dann auf Vorrath arbeitet und seine Magazine füllt, bis bessere Conjuncturen ihm gestatten, seine Waaren mit Vortheil ans den Markt zu bringen. Und wo sein Capital zu solchen Operationen nicht ausreicht, wendet er sich an die großen Banken und Creditinstitute, welche auf seine Vorräthe die erforderlichen Summen vorstrecken: alles Vortheile, wie sie dem Handwerker selten oder nie geboten werden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/221>, abgerufen am 12.12.2024.