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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.

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Ergänzung, freilich auch manches neue Räthsel hinzugefügt haben." Den reichen
Genuß, der uns auch diesmal wieder durch die Lectüre geworden ist, dürfen wir
nicht weiter charakterisiren, denn jeder Leser wird ihn gleich uns empfinden. --

Schopenhauers philosophisches System dargestellt und beurtheilt von
Rudolf Seydel. (Gekrönte Preisschrift.) Leipzig, Breitkopf und Härtel. -- Mit
einer Gründlichkeit, die den größten Respect verdient, zieht der Versasser das In¬
ventarium der Entdeckungen, welche die Metaphysik Schopenhauer verdankt, und fin¬
det, daß es gleich Null ist. Dagegen bemerkt er mit Recht, daß Schopenhauers
belletristisches Talent alle Achtung verdienen würde, wenn er es nicht durch Roh¬
heit, namentlich in der Polemik, entstellte. Die ethische Nutzanwendung des Systems,
die buddhistische Vernichtung des Lebens, bespricht Herr Seydel mit größerm Ernst,
als die Sache verdient. Schopenhauers Phantasien über das absolute Nichts sind
Dithyramben, denen nur der Rhythmus fehlt. Will man sie widerlegen, so muß
man es durch einen andern Dithyrambus thun. --

Die Zeitabschnitte in bürgerlicher, kirchlicher und astronomischer Beziehung
allgemein verständlich dargestellt von Kr. Adolph Drechsler. Dresden, Kuntze. --
Das Büchlein ist für den Handgebrauch sehr bequem. --

Archäologisches Wörterbuch zur Erklärung der in den Schriften über
mittelalterliche Kunst vorkommenden Kunstausdrücke, von Heinrich Otte. Mit 166
Holzschnitten. Leipzig, T. O. Weigel. -- Der Verfasser, dessen Handbuch der
christlichen Kunstarchäologie einen ebenso allgemeinen als gerechten Beifall gefunden,
hat durch dieses neue Werk den Dank des deutschen Publicums in einem ungewöhn¬
lichen Maß verdient. Das Wörterbuch läßt an Vollständigkeit des Materials wie
an Präcision der Form nichts zu wünschen übrig. Sehr verständig ist, daß zu dem
deutschen Lexikon noch ein französisches, englisches und lateinisches hinzugefügt ist.
Die bildlichen Darstellungen ergänzen die Bestimmtheit der Definition durch concrete
Anschauungen. --

Beiträge zur italienischen Geschichte. Von Alfred von Neumond.
Seer und 6ter Band, Berlin, Decker. -- Durch diese beiden Bände ist das ver¬
dienstliche Werk, das in einzelnen Monographien lebhafte und ansprechende Bilder
des italienischen Kulturlebens gibt, abgeschlossen. Der 3 Band enthält eine Reihe
Familiengeschichten: Colonna, Barberini, Strozzi, Borghese u. s. w., ferner eine
Uebersicht der poetischen Literatur im 19. Jahrhundert; der sechste u. a. eine Geschichte
der Akademie der Crusca und Skizzen aus dem Leben italienischer Künstlerinnen.
Ueber den Stil des Verfassers, der an seinen Freund und Lehrer Ranke erinnert, wie
über seine Methode haben wir uns schon im Frühern ausgesprochen. --

Die östreichische Negentenhalle. Biographien von Ottokar Lorenz.
Mit 37 Bildnissen von A. Schorn, I. selteng und F. Lausbcrger. Wien. Tendler
und Comp. -- Wir behalten uns vor, dieser vorläufigen Notiz nach. Vollendung
des Buchs ein Urtheil hinzuzufügen. --




Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch -- Verlag von F. L. Heroig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

Ergänzung, freilich auch manches neue Räthsel hinzugefügt haben." Den reichen
Genuß, der uns auch diesmal wieder durch die Lectüre geworden ist, dürfen wir
nicht weiter charakterisiren, denn jeder Leser wird ihn gleich uns empfinden. —

Schopenhauers philosophisches System dargestellt und beurtheilt von
Rudolf Seydel. (Gekrönte Preisschrift.) Leipzig, Breitkopf und Härtel. — Mit
einer Gründlichkeit, die den größten Respect verdient, zieht der Versasser das In¬
ventarium der Entdeckungen, welche die Metaphysik Schopenhauer verdankt, und fin¬
det, daß es gleich Null ist. Dagegen bemerkt er mit Recht, daß Schopenhauers
belletristisches Talent alle Achtung verdienen würde, wenn er es nicht durch Roh¬
heit, namentlich in der Polemik, entstellte. Die ethische Nutzanwendung des Systems,
die buddhistische Vernichtung des Lebens, bespricht Herr Seydel mit größerm Ernst,
als die Sache verdient. Schopenhauers Phantasien über das absolute Nichts sind
Dithyramben, denen nur der Rhythmus fehlt. Will man sie widerlegen, so muß
man es durch einen andern Dithyrambus thun. —

Die Zeitabschnitte in bürgerlicher, kirchlicher und astronomischer Beziehung
allgemein verständlich dargestellt von Kr. Adolph Drechsler. Dresden, Kuntze. —
Das Büchlein ist für den Handgebrauch sehr bequem. —

Archäologisches Wörterbuch zur Erklärung der in den Schriften über
mittelalterliche Kunst vorkommenden Kunstausdrücke, von Heinrich Otte. Mit 166
Holzschnitten. Leipzig, T. O. Weigel. — Der Verfasser, dessen Handbuch der
christlichen Kunstarchäologie einen ebenso allgemeinen als gerechten Beifall gefunden,
hat durch dieses neue Werk den Dank des deutschen Publicums in einem ungewöhn¬
lichen Maß verdient. Das Wörterbuch läßt an Vollständigkeit des Materials wie
an Präcision der Form nichts zu wünschen übrig. Sehr verständig ist, daß zu dem
deutschen Lexikon noch ein französisches, englisches und lateinisches hinzugefügt ist.
Die bildlichen Darstellungen ergänzen die Bestimmtheit der Definition durch concrete
Anschauungen. —

Beiträge zur italienischen Geschichte. Von Alfred von Neumond.
Seer und 6ter Band, Berlin, Decker. — Durch diese beiden Bände ist das ver¬
dienstliche Werk, das in einzelnen Monographien lebhafte und ansprechende Bilder
des italienischen Kulturlebens gibt, abgeschlossen. Der 3 Band enthält eine Reihe
Familiengeschichten: Colonna, Barberini, Strozzi, Borghese u. s. w., ferner eine
Uebersicht der poetischen Literatur im 19. Jahrhundert; der sechste u. a. eine Geschichte
der Akademie der Crusca und Skizzen aus dem Leben italienischer Künstlerinnen.
Ueber den Stil des Verfassers, der an seinen Freund und Lehrer Ranke erinnert, wie
über seine Methode haben wir uns schon im Frühern ausgesprochen. —

Die östreichische Negentenhalle. Biographien von Ottokar Lorenz.
Mit 37 Bildnissen von A. Schorn, I. selteng und F. Lausbcrger. Wien. Tendler
und Comp. — Wir behalten uns vor, dieser vorläufigen Notiz nach. Vollendung
des Buchs ein Urtheil hinzuzufügen. —




Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch — Verlag von F. L. Heroig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.
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[0168] Ergänzung, freilich auch manches neue Räthsel hinzugefügt haben." Den reichen Genuß, der uns auch diesmal wieder durch die Lectüre geworden ist, dürfen wir nicht weiter charakterisiren, denn jeder Leser wird ihn gleich uns empfinden. — Schopenhauers philosophisches System dargestellt und beurtheilt von Rudolf Seydel. (Gekrönte Preisschrift.) Leipzig, Breitkopf und Härtel. — Mit einer Gründlichkeit, die den größten Respect verdient, zieht der Versasser das In¬ ventarium der Entdeckungen, welche die Metaphysik Schopenhauer verdankt, und fin¬ det, daß es gleich Null ist. Dagegen bemerkt er mit Recht, daß Schopenhauers belletristisches Talent alle Achtung verdienen würde, wenn er es nicht durch Roh¬ heit, namentlich in der Polemik, entstellte. Die ethische Nutzanwendung des Systems, die buddhistische Vernichtung des Lebens, bespricht Herr Seydel mit größerm Ernst, als die Sache verdient. Schopenhauers Phantasien über das absolute Nichts sind Dithyramben, denen nur der Rhythmus fehlt. Will man sie widerlegen, so muß man es durch einen andern Dithyrambus thun. — Die Zeitabschnitte in bürgerlicher, kirchlicher und astronomischer Beziehung allgemein verständlich dargestellt von Kr. Adolph Drechsler. Dresden, Kuntze. — Das Büchlein ist für den Handgebrauch sehr bequem. — Archäologisches Wörterbuch zur Erklärung der in den Schriften über mittelalterliche Kunst vorkommenden Kunstausdrücke, von Heinrich Otte. Mit 166 Holzschnitten. Leipzig, T. O. Weigel. — Der Verfasser, dessen Handbuch der christlichen Kunstarchäologie einen ebenso allgemeinen als gerechten Beifall gefunden, hat durch dieses neue Werk den Dank des deutschen Publicums in einem ungewöhn¬ lichen Maß verdient. Das Wörterbuch läßt an Vollständigkeit des Materials wie an Präcision der Form nichts zu wünschen übrig. Sehr verständig ist, daß zu dem deutschen Lexikon noch ein französisches, englisches und lateinisches hinzugefügt ist. Die bildlichen Darstellungen ergänzen die Bestimmtheit der Definition durch concrete Anschauungen. — Beiträge zur italienischen Geschichte. Von Alfred von Neumond. Seer und 6ter Band, Berlin, Decker. — Durch diese beiden Bände ist das ver¬ dienstliche Werk, das in einzelnen Monographien lebhafte und ansprechende Bilder des italienischen Kulturlebens gibt, abgeschlossen. Der 3 Band enthält eine Reihe Familiengeschichten: Colonna, Barberini, Strozzi, Borghese u. s. w., ferner eine Uebersicht der poetischen Literatur im 19. Jahrhundert; der sechste u. a. eine Geschichte der Akademie der Crusca und Skizzen aus dem Leben italienischer Künstlerinnen. Ueber den Stil des Verfassers, der an seinen Freund und Lehrer Ranke erinnert, wie über seine Methode haben wir uns schon im Frühern ausgesprochen. — Die östreichische Negentenhalle. Biographien von Ottokar Lorenz. Mit 37 Bildnissen von A. Schorn, I. selteng und F. Lausbcrger. Wien. Tendler und Comp. — Wir behalten uns vor, dieser vorläufigen Notiz nach. Vollendung des Buchs ein Urtheil hinzuzufügen. — Verantwortlicher Redacteur: v. Moritz Busch — Verlag von F. L. Heroig in Leipzig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_104200/168>, abgerufen am 02.10.2024.