Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. III. Band.des Hauses, die stolze Mathilde, die ihn aber auch nachher als einen Lakaien Der dritte Roman: I^g, eukrtreu8e Ah ?arms (1839), hat wieder einen des Hauses, die stolze Mathilde, die ihn aber auch nachher als einen Lakaien Der dritte Roman: I^g, eukrtreu8e Ah ?arms (1839), hat wieder einen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0119" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/104320"/> <p xml:id="ID_314" prev="#ID_313"> des Hauses, die stolze Mathilde, die ihn aber auch nachher als einen Lakaien<lb/> behandelt, mit dem man sich vergessen hat. Endlich gelingt es ihm, sie zu<lb/> beugen; er ist im Begriff, sie zu heirathen, als ein Brief von Frau von<lb/> Nenal ankommt, der seine Vergangenheit enthüllt. Er reist ab und schießt<lb/> Frau von Nenal in der Kirche nieder. Nun folgt der Proceß, die tolle Leiden¬<lb/> schaft der Frau von Nenal für ihren Mörder, die noch tollere Mathildens,<lb/> die in das Gefängniß dringt und von ihm wie eine Dirne behandelt wird,<lb/> endlich die Hinrichtung. Mathilde raubt heimlich den abgeschlagenen Kopf und<lb/> bedeckt ihn mit wahnsinnigen Küssen. Zuletzt hat man den Eindruck, als<lb/> handle es sich um eine poetische Rehabilitation deS SchaffotS. Kurz vor seinem<lb/> Tode setzt Julien noch seine moralischen Ansichten auseinander. ^1 n'^ a point<lb/> 6v etroit rmturel: ce mot n'est cju'une antique mauserte. v'^ a cle<lb/> etroit que 1ors<M'it a une tot pour äetenÄre cle taire teile eiw8e, 8vus peine<lb/> cle punition. ^.vaut 1a in>1, it n'^ u cle mal-urel c^ne 1e besoin. I^es xens<lb/> lin'on uonore no sont eine ach kripons <z>ni vnd en 1e Kontieur ac n'etre pas<lb/> plis cri ela^rant «Zelle.....Lomment croire ü ce xrancl nom vieu, apies<lb/> l'abus etkro^ablö <in'en tont nos pretres? Vivre i8vie, quel tourmentl . . .<lb/> >1e äeviens fou et kaufte, ^e n'al pas veeu isole 8ur la terre; j'uvai8 1a pui8-<lb/> LiiiUe iäee ein äevoir. I^e üevoir yue je in'etsi8 pre8erit a ete eowme<lb/> 1e troile ü'uri arbre 8c>1i<te ane^uel je in'»ppu^al8 xenctcmt 1'oraAs; je vaeil-<lb/> 1^18, j'ceti8 aKlte. ^pre8 Wut, je n'etat8 «in'un Qomme. . . mai8 je n'etat8<lb/> 9Ä8 empörte. Das Seltsamste ist aber, daß dieser liebenswürdige Charakter<lb/> BeyleS Ideal ausdrückt. Er behandelt ihn mit einer väterlichen Zärtlichkeit;<lb/> er stellt ihn als einen Helden dar und pflichtet seinen Grundsätzen bei. Auch<lb/> im Leben suchte Veyle rechtschaffene Leute durch die satanische Tiefe seiner<lb/> Laster und seiner Unsittlichkeiten zu erschrecken. Sein Ideal war jener alte<lb/> Don Juan im Gewände Neues , der unwiderstehliche Egoist, mit nichts als<lb/> Eitelkeit im Herzen, dem aber alle Frauen zu Füßen lagen. Von den Frauen<lb/> hat er höchst cynische Vorstellungen. Die einzige, die er gelten läßt, ist, die<lb/> sich schnell ergibt. Aus den Grundsätzen der Selbstsucht und des Lasters aber<lb/> einen Katechismus zu machen, den man jeden Augenblick seines Lebens vor<lb/> Augen hält, um nur ja niemals davon abzuweichen, daS ist ein Raffinement,<lb/> welches selbst Rene in Erstaunen gesetzt haben würde. Alle diese Einfälle ent¬<lb/> halten nichts «is eine Polemik gegen die Empfindsamkeit, und aus pikanten<lb/> Einfällen sind alle seine Figuren zusammengesetzt; sie sind daher nicht orga¬<lb/> nische Wesen, sondern Automaten, deren leitende Fäden man leicht durchschaut.</p><lb/> <p xml:id="ID_315" next="#ID_316"> Der dritte Roman: I^g, eukrtreu8e Ah ?arms (1839), hat wieder einen<lb/> vortrefflichen Anfang. Die Schilderung der italienischen Zustände zu Anfang<lb/> dieses Jahrhunderts unter der Regierung deS Vicekönigs ist in den lebendigsten<lb/> Farben ausgeführt. Dies Mal befindet sich übrigens Beyle auf einem Boden,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0119]
des Hauses, die stolze Mathilde, die ihn aber auch nachher als einen Lakaien
behandelt, mit dem man sich vergessen hat. Endlich gelingt es ihm, sie zu
beugen; er ist im Begriff, sie zu heirathen, als ein Brief von Frau von
Nenal ankommt, der seine Vergangenheit enthüllt. Er reist ab und schießt
Frau von Nenal in der Kirche nieder. Nun folgt der Proceß, die tolle Leiden¬
schaft der Frau von Nenal für ihren Mörder, die noch tollere Mathildens,
die in das Gefängniß dringt und von ihm wie eine Dirne behandelt wird,
endlich die Hinrichtung. Mathilde raubt heimlich den abgeschlagenen Kopf und
bedeckt ihn mit wahnsinnigen Küssen. Zuletzt hat man den Eindruck, als
handle es sich um eine poetische Rehabilitation deS SchaffotS. Kurz vor seinem
Tode setzt Julien noch seine moralischen Ansichten auseinander. ^1 n'^ a point
6v etroit rmturel: ce mot n'est cju'une antique mauserte. v'^ a cle
etroit que 1ors<M'it a une tot pour äetenÄre cle taire teile eiw8e, 8vus peine
cle punition. ^.vaut 1a in>1, it n'^ u cle mal-urel c^ne 1e besoin. I^es xens
lin'on uonore no sont eine ach kripons <z>ni vnd en 1e Kontieur ac n'etre pas
plis cri ela^rant «Zelle.....Lomment croire ü ce xrancl nom vieu, apies
l'abus etkro^ablö <in'en tont nos pretres? Vivre i8vie, quel tourmentl . . .
>1e äeviens fou et kaufte, ^e n'al pas veeu isole 8ur la terre; j'uvai8 1a pui8-
LiiiUe iäee ein äevoir. I^e üevoir yue je in'etsi8 pre8erit a ete eowme
1e troile ü'uri arbre 8c>1i<te ane^uel je in'»ppu^al8 xenctcmt 1'oraAs; je vaeil-
1^18, j'ceti8 aKlte. ^pre8 Wut, je n'etat8 «in'un Qomme. . . mai8 je n'etat8
9Ä8 empörte. Das Seltsamste ist aber, daß dieser liebenswürdige Charakter
BeyleS Ideal ausdrückt. Er behandelt ihn mit einer väterlichen Zärtlichkeit;
er stellt ihn als einen Helden dar und pflichtet seinen Grundsätzen bei. Auch
im Leben suchte Veyle rechtschaffene Leute durch die satanische Tiefe seiner
Laster und seiner Unsittlichkeiten zu erschrecken. Sein Ideal war jener alte
Don Juan im Gewände Neues , der unwiderstehliche Egoist, mit nichts als
Eitelkeit im Herzen, dem aber alle Frauen zu Füßen lagen. Von den Frauen
hat er höchst cynische Vorstellungen. Die einzige, die er gelten läßt, ist, die
sich schnell ergibt. Aus den Grundsätzen der Selbstsucht und des Lasters aber
einen Katechismus zu machen, den man jeden Augenblick seines Lebens vor
Augen hält, um nur ja niemals davon abzuweichen, daS ist ein Raffinement,
welches selbst Rene in Erstaunen gesetzt haben würde. Alle diese Einfälle ent¬
halten nichts «is eine Polemik gegen die Empfindsamkeit, und aus pikanten
Einfällen sind alle seine Figuren zusammengesetzt; sie sind daher nicht orga¬
nische Wesen, sondern Automaten, deren leitende Fäden man leicht durchschaut.
Der dritte Roman: I^g, eukrtreu8e Ah ?arms (1839), hat wieder einen
vortrefflichen Anfang. Die Schilderung der italienischen Zustände zu Anfang
dieses Jahrhunderts unter der Regierung deS Vicekönigs ist in den lebendigsten
Farben ausgeführt. Dies Mal befindet sich übrigens Beyle auf einem Boden,
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