Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.Rock unterm Bügeleisen verbrennt, ein halbfertiger Stiefel auf dem Schuster¬ Rock unterm Bügeleisen verbrennt, ein halbfertiger Stiefel auf dem Schuster¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0079" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103746"/> <p xml:id="ID_248" prev="#ID_247" next="#ID_249"> Rock unterm Bügeleisen verbrennt, ein halbfertiger Stiefel auf dem Schuster¬<lb/> bock verschimmelt, ein Faß wieder aus den Fugen geht, weil eS an Zeit fehlte,<lb/> den letzten Reif ihm umzulegen. Das letzte Jubeljahr zu Ehren der heiligen<lb/> Anna oder eigentlich zu Unehren ihres vermeinten Ehegatten, des heiligen<lb/> Joachim, bot an solchen Festlichkeiten einen Ueberfluß, der fast alles Geschäft<lb/> zur Ruhe verurtheilte. Die meisten Kirchen verkündigten außergewöhnlichen<lb/> Ablaß, der billiger erlassen werden sollte^ als sonst der Fall war, — gleichsam<lb/> um damit zu räumen. So kündigte die Kirche Jesu und Maria im Corso ein<lb/> Triduum zum 2. 3. und 4. Februar an. Um 10 Uhr war allemal Messe, um<lb/> 3^2 Uhr Nachmittags Predigt. Wer keine Messe noch Predigt versäumte und<lb/> auch beichtete, erhielt InSulKenxg, plenaria, das nämliche vielversprechende<lb/> Wort, was an den meisten Kirchen Roms als Empfehlung über der Haupt¬<lb/> thüre zu lesen steht. Wer eins oder das andere besuchte, der mußte sich mit<lb/> sieben Jahren partieller Indulgenz begnügen; und siebenjährige Befreiung<lb/> von der Quarantina erwarb, wer zwei Drittheile dieser Andachtsübungen mit¬<lb/> machte. Uebrigens versprach der Anschlagzettel keine Musik und da andere<lb/> Kirchen hierin weniger knauserten, so blieb die Kirche Jesu und Maria ohne<lb/> Ueberfüllung. — Se. Maria in Campitelli hielt am i., 5. und 6. Februar um<lb/> 10 Uhr Vormittags pontificale Messe, Nachmittags Predigt und lauretanische<lb/> Litanei, am 7. Februar ward zu Nachmittags 4 Uhr Vesper und I'lrino ^mbro<lb/> sihr» verheißen. Diese Programme nämlich verkündigte man im Voraus durch<lb/> Maueranschläge. Bei einigen Ablaßverheißungen fanden auch die Todten<lb/> noch Berücksichtigung: In<ZuIxen?,u, plenarm, hieß es da, uppUosdile ancora<lb/> üekonti in tMti o ciaseun Aiorno furo, per conoessionk speeisls<lb/> 8. 8. <Zt ?aps, ?lo Vl. —Die Kirche Se. Maria in Monterone hatte die<lb/> fünfte Nachmittagsstunde vom 9. bis 11. Februar für Predigt und Vesper fest¬<lb/> gestellt; am 12. Februar schloß ihre Feier durch eine Nis8g, eanwta, dann<lb/> durch eine Predigt, und endlich durch den ambrostcinischen Lobgesang, der,<lb/> beiläufig gesagt, gleich den Litaneien, nur durch sein Alter interessirt. — In<lb/> Cosmo Se. Damiano am Forum dauerten die Festlichkeiten vom 10. bis zum<lb/> 18. Februar. In einigen Kirchen verband man mit der Feier Almosenver¬<lb/> theilungen; in Se. Marcello z. B. erhielten zwölf arme Familien Betten. Es<lb/> hätte nicht schaden können, wenn der beispiellose Glanz der Jmmaculatasest-<lb/> lichkeiten in allen Kirchen Roms einen Theil seiner Würde ähnlichen Wohl¬<lb/> thätigkeitsacten entlehnt hätte. Die Wachskerzen selbst in kleineren Kirchen<lb/> waren kaum zu zählen. In der Chiesa bei Apostoli allein zählten wir vierzig<lb/> Kronleuchter. Die größte Verschwendung wurde indessen der Ausstattung an<lb/> Draperien und prachtvollen Sammetvorhängen zugewendet. Die meisten<lb/> Altare hatten glühendrothe Sammetbaldachine erhalten, welche bis fast an<lb/> die Decke des Mittelschiffes reichten und sich an den vielen Seitenkapellen im</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0079]
Rock unterm Bügeleisen verbrennt, ein halbfertiger Stiefel auf dem Schuster¬
bock verschimmelt, ein Faß wieder aus den Fugen geht, weil eS an Zeit fehlte,
den letzten Reif ihm umzulegen. Das letzte Jubeljahr zu Ehren der heiligen
Anna oder eigentlich zu Unehren ihres vermeinten Ehegatten, des heiligen
Joachim, bot an solchen Festlichkeiten einen Ueberfluß, der fast alles Geschäft
zur Ruhe verurtheilte. Die meisten Kirchen verkündigten außergewöhnlichen
Ablaß, der billiger erlassen werden sollte^ als sonst der Fall war, — gleichsam
um damit zu räumen. So kündigte die Kirche Jesu und Maria im Corso ein
Triduum zum 2. 3. und 4. Februar an. Um 10 Uhr war allemal Messe, um
3^2 Uhr Nachmittags Predigt. Wer keine Messe noch Predigt versäumte und
auch beichtete, erhielt InSulKenxg, plenaria, das nämliche vielversprechende
Wort, was an den meisten Kirchen Roms als Empfehlung über der Haupt¬
thüre zu lesen steht. Wer eins oder das andere besuchte, der mußte sich mit
sieben Jahren partieller Indulgenz begnügen; und siebenjährige Befreiung
von der Quarantina erwarb, wer zwei Drittheile dieser Andachtsübungen mit¬
machte. Uebrigens versprach der Anschlagzettel keine Musik und da andere
Kirchen hierin weniger knauserten, so blieb die Kirche Jesu und Maria ohne
Ueberfüllung. — Se. Maria in Campitelli hielt am i., 5. und 6. Februar um
10 Uhr Vormittags pontificale Messe, Nachmittags Predigt und lauretanische
Litanei, am 7. Februar ward zu Nachmittags 4 Uhr Vesper und I'lrino ^mbro
sihr» verheißen. Diese Programme nämlich verkündigte man im Voraus durch
Maueranschläge. Bei einigen Ablaßverheißungen fanden auch die Todten
noch Berücksichtigung: In<ZuIxen?,u, plenarm, hieß es da, uppUosdile ancora
üekonti in tMti o ciaseun Aiorno furo, per conoessionk speeisls
8. 8. <Zt ?aps, ?lo Vl. —Die Kirche Se. Maria in Monterone hatte die
fünfte Nachmittagsstunde vom 9. bis 11. Februar für Predigt und Vesper fest¬
gestellt; am 12. Februar schloß ihre Feier durch eine Nis8g, eanwta, dann
durch eine Predigt, und endlich durch den ambrostcinischen Lobgesang, der,
beiläufig gesagt, gleich den Litaneien, nur durch sein Alter interessirt. — In
Cosmo Se. Damiano am Forum dauerten die Festlichkeiten vom 10. bis zum
18. Februar. In einigen Kirchen verband man mit der Feier Almosenver¬
theilungen; in Se. Marcello z. B. erhielten zwölf arme Familien Betten. Es
hätte nicht schaden können, wenn der beispiellose Glanz der Jmmaculatasest-
lichkeiten in allen Kirchen Roms einen Theil seiner Würde ähnlichen Wohl¬
thätigkeitsacten entlehnt hätte. Die Wachskerzen selbst in kleineren Kirchen
waren kaum zu zählen. In der Chiesa bei Apostoli allein zählten wir vierzig
Kronleuchter. Die größte Verschwendung wurde indessen der Ausstattung an
Draperien und prachtvollen Sammetvorhängen zugewendet. Die meisten
Altare hatten glühendrothe Sammetbaldachine erhalten, welche bis fast an
die Decke des Mittelschiffes reichten und sich an den vielen Seitenkapellen im
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