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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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Das ist der Inhalt eines Liedes, das damals der fast ausschließliche Ausdruck
der !patriotischen Begeisterung war. Das allergelindcste Urtheil muß dies Lied,
das sich auf den nationalen Thron der Volksthümlichkeit erhob, sür baaren Unsinn
erklären." --

Zum Schlüsse sei noch erinnert an einen werthvollen Aufsatz:

Die skandinavische Union. Aus der Minerva von Bran, FebrNar-
heft 1857 besonders abgedruckt. 36 Seiten. -- Die bestimmte und drastisch
anschauliche Sprache dieser Broschüre läßt die Kriegsfeder eines sachkundige,,
und scharfblickender Mannes erkennen, dem wir bereits mehre Schriften ersten
Ranges über die deutsch-dänische Streitfrage verdanken. Auf den wenigen Seite"
der vorliegenden Schrift werden in charakteristischen Zügen die Sympathien in Däne¬
mark, Schweden und Norwegen für eine nordische Union vorgeführt, um so in¬
teressanter, als die Vorgänge aus den Studentenversammlungen u. s. w. durch die
deutschen Zeitungen nur i" ganz nackten Umrissen bekannt geworden find. Der
Verfasser weist nach, wie sehr das Volk in den drei nordischen Reichen der Unions¬
idee nachhänge, und zieht den durchaus richtigen Schluß , daß von der Errichtung
dieser Union die Befreiung der Herzogthümer einzig und allein abhänge. "Die
Herzogthümer, geistig gemartert "ut betrogen, volkswirthschaftlich ausgebeutet und
ausgesogen, sind in allen Richtungen, die das politische und das nationaiökvnvnüsche
Wohl und Wehe des Landes angehen, zur Zeit für Deutschland verloren/ Sprache,
Verfassung und Verwaltung, Zoll, Post und Münzen, Eisenbahn und Telegraph,
alles ist dänisch organisirt. -- Die einzige naturgemäße und staatsmännische Er¬
lösung liegt in der nordischen Union und die Zeit wird solche bringen. -- Die
Union muß die Herzogthümer wieder befreien; sie kann nur das Natürlickznsa,"-
mengehörige verbinden und das nie zu Vereinigende trennen. -- Um Bestand zu
gewinnen hat die Union auf die skandinavische Nationalität sich zu stützen, jede
fremde Nationalität von sich abzulehnen, um alle fremde,, Einmischungen, namentlich
auch von deutscher Seite zurückweisen zu können."

Für deu Scharfblick des Verf. ist es ein gutes Zeugniß, daß er in dieser
Schrift bereits die gegenwärtige Sachlage ganz so vorhersagt, wie sie jetzt steht.

Das Porträt des Verfassers der letzten dänischen Note, des Herrn von Scheel,
welcher als der Clown in der hochtragischen Geschichte eines gemißhandelten deut¬
sche" Volksstammes dargestellt wird, möge man in dem vortreffliche,, Artikel selbst
D. nachlesen.

Neue historische Schriften. " Geschichte des russischen Kriegs im
Jahr 1812. Vom Major Beitzkc. Mit einer Uebersichtskarte und zwei Plänen.
Berlin, Duncker und Humblot. --
Aus Steins Leben. Von G. H. Pertz. Zweite Hälfte. 1814--1831.
Berlin. G. Reimer. --

Der große Erfolg, der der Geschichte der Freiheitskriege zu Theil wurde, hat
den Major Bcitzke bestimmt, auch das Gemälde des russischen Feldzugs vom deutschen
Standpunkt aus zu entwerfen. Es war für das Unternehmen sehr günstig, daß
kurz vorher durch den Major Bernhardt die Denkwürdigkeiten des General Toll ver¬
öffentlicht waren, die auf die geheime Geschichte jenes Jahres ein überraschendes


Das ist der Inhalt eines Liedes, das damals der fast ausschließliche Ausdruck
der !patriotischen Begeisterung war. Das allergelindcste Urtheil muß dies Lied,
das sich auf den nationalen Thron der Volksthümlichkeit erhob, sür baaren Unsinn
erklären." —

Zum Schlüsse sei noch erinnert an einen werthvollen Aufsatz:

Die skandinavische Union. Aus der Minerva von Bran, FebrNar-
heft 1857 besonders abgedruckt. 36 Seiten. — Die bestimmte und drastisch
anschauliche Sprache dieser Broschüre läßt die Kriegsfeder eines sachkundige,,
und scharfblickender Mannes erkennen, dem wir bereits mehre Schriften ersten
Ranges über die deutsch-dänische Streitfrage verdanken. Auf den wenigen Seite»
der vorliegenden Schrift werden in charakteristischen Zügen die Sympathien in Däne¬
mark, Schweden und Norwegen für eine nordische Union vorgeführt, um so in¬
teressanter, als die Vorgänge aus den Studentenversammlungen u. s. w. durch die
deutschen Zeitungen nur i» ganz nackten Umrissen bekannt geworden find. Der
Verfasser weist nach, wie sehr das Volk in den drei nordischen Reichen der Unions¬
idee nachhänge, und zieht den durchaus richtigen Schluß , daß von der Errichtung
dieser Union die Befreiung der Herzogthümer einzig und allein abhänge. „Die
Herzogthümer, geistig gemartert »ut betrogen, volkswirthschaftlich ausgebeutet und
ausgesogen, sind in allen Richtungen, die das politische und das nationaiökvnvnüsche
Wohl und Wehe des Landes angehen, zur Zeit für Deutschland verloren/ Sprache,
Verfassung und Verwaltung, Zoll, Post und Münzen, Eisenbahn und Telegraph,
alles ist dänisch organisirt. — Die einzige naturgemäße und staatsmännische Er¬
lösung liegt in der nordischen Union und die Zeit wird solche bringen. — Die
Union muß die Herzogthümer wieder befreien; sie kann nur das Natürlickznsa,»-
mengehörige verbinden und das nie zu Vereinigende trennen. — Um Bestand zu
gewinnen hat die Union auf die skandinavische Nationalität sich zu stützen, jede
fremde Nationalität von sich abzulehnen, um alle fremde,, Einmischungen, namentlich
auch von deutscher Seite zurückweisen zu können."

Für deu Scharfblick des Verf. ist es ein gutes Zeugniß, daß er in dieser
Schrift bereits die gegenwärtige Sachlage ganz so vorhersagt, wie sie jetzt steht.

Das Porträt des Verfassers der letzten dänischen Note, des Herrn von Scheel,
welcher als der Clown in der hochtragischen Geschichte eines gemißhandelten deut¬
sche» Volksstammes dargestellt wird, möge man in dem vortreffliche,, Artikel selbst
D. nachlesen.

Neue historische Schriften. " Geschichte des russischen Kriegs im
Jahr 1812. Vom Major Beitzkc. Mit einer Uebersichtskarte und zwei Plänen.
Berlin, Duncker und Humblot. —
Aus Steins Leben. Von G. H. Pertz. Zweite Hälfte. 1814—1831.
Berlin. G. Reimer. —

Der große Erfolg, der der Geschichte der Freiheitskriege zu Theil wurde, hat
den Major Bcitzke bestimmt, auch das Gemälde des russischen Feldzugs vom deutschen
Standpunkt aus zu entwerfen. Es war für das Unternehmen sehr günstig, daß
kurz vorher durch den Major Bernhardt die Denkwürdigkeiten des General Toll ver¬
öffentlicht waren, die auf die geheime Geschichte jenes Jahres ein überraschendes


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[0046] Das ist der Inhalt eines Liedes, das damals der fast ausschließliche Ausdruck der !patriotischen Begeisterung war. Das allergelindcste Urtheil muß dies Lied, das sich auf den nationalen Thron der Volksthümlichkeit erhob, sür baaren Unsinn erklären." — Zum Schlüsse sei noch erinnert an einen werthvollen Aufsatz: Die skandinavische Union. Aus der Minerva von Bran, FebrNar- heft 1857 besonders abgedruckt. 36 Seiten. — Die bestimmte und drastisch anschauliche Sprache dieser Broschüre läßt die Kriegsfeder eines sachkundige,, und scharfblickender Mannes erkennen, dem wir bereits mehre Schriften ersten Ranges über die deutsch-dänische Streitfrage verdanken. Auf den wenigen Seite» der vorliegenden Schrift werden in charakteristischen Zügen die Sympathien in Däne¬ mark, Schweden und Norwegen für eine nordische Union vorgeführt, um so in¬ teressanter, als die Vorgänge aus den Studentenversammlungen u. s. w. durch die deutschen Zeitungen nur i» ganz nackten Umrissen bekannt geworden find. Der Verfasser weist nach, wie sehr das Volk in den drei nordischen Reichen der Unions¬ idee nachhänge, und zieht den durchaus richtigen Schluß , daß von der Errichtung dieser Union die Befreiung der Herzogthümer einzig und allein abhänge. „Die Herzogthümer, geistig gemartert »ut betrogen, volkswirthschaftlich ausgebeutet und ausgesogen, sind in allen Richtungen, die das politische und das nationaiökvnvnüsche Wohl und Wehe des Landes angehen, zur Zeit für Deutschland verloren/ Sprache, Verfassung und Verwaltung, Zoll, Post und Münzen, Eisenbahn und Telegraph, alles ist dänisch organisirt. — Die einzige naturgemäße und staatsmännische Er¬ lösung liegt in der nordischen Union und die Zeit wird solche bringen. — Die Union muß die Herzogthümer wieder befreien; sie kann nur das Natürlickznsa,»- mengehörige verbinden und das nie zu Vereinigende trennen. — Um Bestand zu gewinnen hat die Union auf die skandinavische Nationalität sich zu stützen, jede fremde Nationalität von sich abzulehnen, um alle fremde,, Einmischungen, namentlich auch von deutscher Seite zurückweisen zu können." Für deu Scharfblick des Verf. ist es ein gutes Zeugniß, daß er in dieser Schrift bereits die gegenwärtige Sachlage ganz so vorhersagt, wie sie jetzt steht. Das Porträt des Verfassers der letzten dänischen Note, des Herrn von Scheel, welcher als der Clown in der hochtragischen Geschichte eines gemißhandelten deut¬ sche» Volksstammes dargestellt wird, möge man in dem vortreffliche,, Artikel selbst D. nachlesen. Neue historische Schriften. " Geschichte des russischen Kriegs im Jahr 1812. Vom Major Beitzkc. Mit einer Uebersichtskarte und zwei Plänen. Berlin, Duncker und Humblot. — Aus Steins Leben. Von G. H. Pertz. Zweite Hälfte. 1814—1831. Berlin. G. Reimer. — Der große Erfolg, der der Geschichte der Freiheitskriege zu Theil wurde, hat den Major Bcitzke bestimmt, auch das Gemälde des russischen Feldzugs vom deutschen Standpunkt aus zu entwerfen. Es war für das Unternehmen sehr günstig, daß kurz vorher durch den Major Bernhardt die Denkwürdigkeiten des General Toll ver¬ öffentlicht waren, die auf die geheime Geschichte jenes Jahres ein überraschendes

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/46>, abgerufen am 27.07.2024.