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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

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der raschen Hingabe der Franzosen an jede stark hervortretende neue Idee und
jede kräftig auftretende Gewalt. Hat Herr Dupotet doch selber gesagt, er vermisse
hier die "sensiblen" Naturen. Ueberhaupt, sprechen sie jetzt aus, sei das magnetische
Experimentiren besser in einem auserwählten Kreise, als in einer Versammlung
angebracht, in welcher jeder sür sein Geld Zutritt erlangen könne. Den größten
Unwillen hat sich der Arzt zugezogen, der so ohne Weiteres den Magnetiseur beim
Worte nahm; solche Nadelstiche seien unschicklich und höchstens vom Meister selbst
beizubringen. Indessen das Unglück ist einmal geschehen, und die öffentliche Mei¬
nung, die dem ganzen Treiben von Anfang an mit Kopfschütteln zugesehen, ist noch
ungläubiger geworden. -- Daß man vor einigen Abenden einer von hier gebürtigen
Schauspielerin, Fräulein Gaßmann, die sich im Thaliathcatcr durch persönliche
Liebenswürdigkeit und frisches, lebendiges Spiel viele Freunde erworben hat, vor
ihrer Uebersiedelung nach Wien in wahrhaft überschwenglicher Weise eine Abschieds¬
serenade gebracht hat, mag für Hamburg insofern ein Ereigniß sein, als es zeigt,
z" welchen Uebertreibungen ein dankbares hiesiges Publicum sich brauchen läßt. Im
großen Geschäftsleben hat man aber jetzt alle Hände voll zu thun, denn seit einigen
Wochen kehren fortwährend Hunderte von reich beladenen Schiffen aus allen Theilen
der Erde in unsern Hafen ein, und fahren meist nicht minder reich beladen wieder
Zurück. Leider ist unter diesen Ausführen auch eine Fracht, bei welcher der Nutzen
nur einsehr einseitiger ist, die unglaublich rege Beförderung von Auswanderern.
Wenn der erste und der fünfzehnte eines Monats herannaht, dann wimmelt die
Hasengegend von Gestalten, denen man das Nicht-Seemännische aus den ersten
Blick ansieht; Männer und Weiber in all den wunderlichen Bauerntrachten ans
norddeutschen Dörfern. Am 1. Mai sind wiederum in elf Schiffen etwa dreitausend
Auswanderer eingeschifft worden, neun Schiffe nach Nordamerika, eins nach Donna
Francisca in Brasilien, eins nach Australien bestimmt. Zwei Drittel dieser Aus¬
wanderer waren aus Mecklenburg, die übrigen größtentheils aus Brandenburg und
Pommern angelangt. Sie müssen gute Nachrichten von drüben bekommen haben,
denn der größte Theil bestand aus Leuten, die ein eignes kleines Vermögen mit¬
nehmen konnten. Daß der Mecklenburger in seinem Lande nicht gern bleiben will,
'se begreiflich, denn wenn auch der Einzelne, der sein Eignes hat, sich zur Noth
"och durchschlagen kann, so ist es doch die Sorge für die Kinder, welche von der
Heimath wegtreibt. Das kann auch nicht anders sein in einem Lande, wo Stadt
von Stadt, Gut von Gut sich voneinander absperren, wo in den Städten die
Gewerbe durch Zunst, auf dem Lande durch abgeschlossene große Güter und kleine
Kathenstellen die Mittel zur Niederlassung so begrenzt sind. Wenn man sich bei
diesen mecklenburgischen Auswanderern erkundigt, weshalb sie weggehen, so wird
wan oft genug erfahren, daß es die jungen Mädchen sind, welche nur in der neuen
Heimath anständige Ehefrauen und Mütter zu werden Aussicht haben; gewiß sehr
Natürlich, wenn man erfährt, daß in Mecklenburg schon seit Jahren jedes vierte
Knit ein uneheliches ist, eben infolge der erschwerten Niederlassung. Die Leute
helfen sich also selbst, gehen weg, und überlassen es den ständischen Herren Gesetz¬
gebern, verschärfte Verordnungen gegen die Unzucht, und den Priestern (wie dort
"och allgemein die Pfarrer heißen), verschärfte Sonntagsfeiern einzuführen. Freilich
wird den Gutsbesitzern dieses so dünn bevölkerten Landes, aus dem nnn seit etwa
sechs Jahren alljährlich über 7000 Menschen auswandern, und obendrein die kräs-
iigsten Burschen und Mädchen, die Sache allgemach sehr unbeanem, und möchten sie
Lern dagegen für die Zukunft einschreiten, natürlich auf polizeilichem Wege, denn
"n eine Verbesserung der einheimischen Zustände wird nicht gedacht.

Sehr schlimm wird die Sache, wenn nun schon Viele weg sind und die Zurück¬
gebliebenen, die gleichfalls schon mit dem einen Auge nach Amerika sehen, kein


der raschen Hingabe der Franzosen an jede stark hervortretende neue Idee und
jede kräftig auftretende Gewalt. Hat Herr Dupotet doch selber gesagt, er vermisse
hier die „sensiblen" Naturen. Ueberhaupt, sprechen sie jetzt aus, sei das magnetische
Experimentiren besser in einem auserwählten Kreise, als in einer Versammlung
angebracht, in welcher jeder sür sein Geld Zutritt erlangen könne. Den größten
Unwillen hat sich der Arzt zugezogen, der so ohne Weiteres den Magnetiseur beim
Worte nahm; solche Nadelstiche seien unschicklich und höchstens vom Meister selbst
beizubringen. Indessen das Unglück ist einmal geschehen, und die öffentliche Mei¬
nung, die dem ganzen Treiben von Anfang an mit Kopfschütteln zugesehen, ist noch
ungläubiger geworden. — Daß man vor einigen Abenden einer von hier gebürtigen
Schauspielerin, Fräulein Gaßmann, die sich im Thaliathcatcr durch persönliche
Liebenswürdigkeit und frisches, lebendiges Spiel viele Freunde erworben hat, vor
ihrer Uebersiedelung nach Wien in wahrhaft überschwenglicher Weise eine Abschieds¬
serenade gebracht hat, mag für Hamburg insofern ein Ereigniß sein, als es zeigt,
z» welchen Uebertreibungen ein dankbares hiesiges Publicum sich brauchen läßt. Im
großen Geschäftsleben hat man aber jetzt alle Hände voll zu thun, denn seit einigen
Wochen kehren fortwährend Hunderte von reich beladenen Schiffen aus allen Theilen
der Erde in unsern Hafen ein, und fahren meist nicht minder reich beladen wieder
Zurück. Leider ist unter diesen Ausführen auch eine Fracht, bei welcher der Nutzen
nur einsehr einseitiger ist, die unglaublich rege Beförderung von Auswanderern.
Wenn der erste und der fünfzehnte eines Monats herannaht, dann wimmelt die
Hasengegend von Gestalten, denen man das Nicht-Seemännische aus den ersten
Blick ansieht; Männer und Weiber in all den wunderlichen Bauerntrachten ans
norddeutschen Dörfern. Am 1. Mai sind wiederum in elf Schiffen etwa dreitausend
Auswanderer eingeschifft worden, neun Schiffe nach Nordamerika, eins nach Donna
Francisca in Brasilien, eins nach Australien bestimmt. Zwei Drittel dieser Aus¬
wanderer waren aus Mecklenburg, die übrigen größtentheils aus Brandenburg und
Pommern angelangt. Sie müssen gute Nachrichten von drüben bekommen haben,
denn der größte Theil bestand aus Leuten, die ein eignes kleines Vermögen mit¬
nehmen konnten. Daß der Mecklenburger in seinem Lande nicht gern bleiben will,
'se begreiflich, denn wenn auch der Einzelne, der sein Eignes hat, sich zur Noth
»och durchschlagen kann, so ist es doch die Sorge für die Kinder, welche von der
Heimath wegtreibt. Das kann auch nicht anders sein in einem Lande, wo Stadt
von Stadt, Gut von Gut sich voneinander absperren, wo in den Städten die
Gewerbe durch Zunst, auf dem Lande durch abgeschlossene große Güter und kleine
Kathenstellen die Mittel zur Niederlassung so begrenzt sind. Wenn man sich bei
diesen mecklenburgischen Auswanderern erkundigt, weshalb sie weggehen, so wird
wan oft genug erfahren, daß es die jungen Mädchen sind, welche nur in der neuen
Heimath anständige Ehefrauen und Mütter zu werden Aussicht haben; gewiß sehr
Natürlich, wenn man erfährt, daß in Mecklenburg schon seit Jahren jedes vierte
Knit ein uneheliches ist, eben infolge der erschwerten Niederlassung. Die Leute
helfen sich also selbst, gehen weg, und überlassen es den ständischen Herren Gesetz¬
gebern, verschärfte Verordnungen gegen die Unzucht, und den Priestern (wie dort
»och allgemein die Pfarrer heißen), verschärfte Sonntagsfeiern einzuführen. Freilich
wird den Gutsbesitzern dieses so dünn bevölkerten Landes, aus dem nnn seit etwa
sechs Jahren alljährlich über 7000 Menschen auswandern, und obendrein die kräs-
iigsten Burschen und Mädchen, die Sache allgemach sehr unbeanem, und möchten sie
Lern dagegen für die Zukunft einschreiten, natürlich auf polizeilichem Wege, denn
»n eine Verbesserung der einheimischen Zustände wird nicht gedacht.

Sehr schlimm wird die Sache, wenn nun schon Viele weg sind und die Zurück¬
gebliebenen, die gleichfalls schon mit dem einen Auge nach Amerika sehen, kein


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/287>, abgerufen am 28.07.2024.