Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
Fern schon saust es und, willkommen --
Deutschland, süßes Vaterland! --
Alle Tapfer", Treuen, Frommen
Sind dem Wetter zugewandt.

Zunächst an Interesse stehen die Gedichte von Marie Förster (Leipzig,
Brockhaus). Die vor kurzem in ihrer Jugendblüte verstorbene Verfasserin hat sich
im Leben viel Theinahme erworben; sie wird auch diesen Gedichten nicht schien,
denn sie verrathen alle ein edles Herz und einen ernsten, nachdenklichen Sinn.
Was den eigentlich poetischen Werth betrifft, so machen wir die Bemerkung, daß
steh ihr die gehaltvollen Anschauuungen und Ideen, die sie uus im Gewände der
Poesie vorträgt, nicht sofort in einer zwingenden Melodie ausdrängten. Man kann
fast durchweg den Proceß bei ihr verfolgen, wie sie sich den Gedanken, und zwar
mit 'einiger Mühe, allmälig in Verse übersetzt. Ueber die innere Nothwendigkeit
einer solchen Operation muß die Frage offen bleiben. -- Die weitern Versuche
wollen wir wenigstens kurz registriren. In den Gedichten von Bernhard Eudrulat
(Hamburg, Würger) zeichnen sich einige durch einen sehr innigen Ton aus. Die
Gedichte von Leonhard Wohlmuth (3. Auflage, Nürnberg, Ebner) zeigen eine
geschickte Handhabung der Formen, freilich auch die Neigung zu unnützen Bei¬
wörtern. -- Die schöne Magelvne. Volksmärchen in zwölf Gesängen von Ellen.
Lahr, Geiger. Die alte Geschichte wird recht anmuthig erzählt. -- Assad der Hirt.
Romantisches Gedicht von Carl Schütze. Berlin, Allgemeine deutsche Verlagsanstalt.
Der Verfasser steht zu sehr unter der Herrschaft der conventionell poetischen Wen¬
dungen, was bei den Stanzen noch mehr hervortritt. -- Zwei Dichtungen von
Robert von Kraemer. Aus ' dem Schwedischen von Jda Mev es geb^ Lappe.
Berlin, Allgemeine deutsche Verlagsanstalt. Die beiden Gedichte: die Natur des
Nordens, und Südfrüchte, die beide der beschreibenden Gattung angehören, ent¬
halten vortreffliche Stellen, aber die Verfasserin hat sie nicht immer mit Glück
wiederzugeben gewußt. -- Viel besser ist: Wcstward Ho! Britische und amerikanische
Gedichte übersetzt von Karl Elze. Leipzig, Haynel. Der Uebersetzer zeigt ein
recht seines Sprachtalent. -- Die Gedichte von Adolf Schults (3. Auflage, Iser-
lohn, Bädeker) gehören zu den besten in ihrer Gattung, die freilich die bescheidenste
ist. Zu derselben Gattung gehören die Feldblumen Ebcrsberger's (Stuttgart
Ebner). -- Eine geschickte Modernisirung des nordischen Sagenkreises enthält das
Buch: die Sage von Helgi. Liederkreis nach der Edda von Ea,ri von Nvorden.
Bonn, Henry und Epheu. -- Eine sehr reichhaltige Auswahl voit Gedichten, deren
locales Interesse zum Theil durch den poetischen Werth erhöht wird, finden wir in:
Sagen und Bilder aus Westphalen. Gesammelt und herausgegeben von Gisbert
Freiherrn Vincke. Zweite vermehrte Auflage. Hamm, G. Grote. ^-




Herausgegeben von Gustav Froytag und Julian Schmidt.
Als verautwortl. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow, -- Verlag von F. L. Hrrbig
in Leipzig.
Druck von C, E. Elbert in Leipzig.
Fern schon saust es und, willkommen —
Deutschland, süßes Vaterland! —
Alle Tapfer», Treuen, Frommen
Sind dem Wetter zugewandt.

Zunächst an Interesse stehen die Gedichte von Marie Förster (Leipzig,
Brockhaus). Die vor kurzem in ihrer Jugendblüte verstorbene Verfasserin hat sich
im Leben viel Theinahme erworben; sie wird auch diesen Gedichten nicht schien,
denn sie verrathen alle ein edles Herz und einen ernsten, nachdenklichen Sinn.
Was den eigentlich poetischen Werth betrifft, so machen wir die Bemerkung, daß
steh ihr die gehaltvollen Anschauuungen und Ideen, die sie uus im Gewände der
Poesie vorträgt, nicht sofort in einer zwingenden Melodie ausdrängten. Man kann
fast durchweg den Proceß bei ihr verfolgen, wie sie sich den Gedanken, und zwar
mit 'einiger Mühe, allmälig in Verse übersetzt. Ueber die innere Nothwendigkeit
einer solchen Operation muß die Frage offen bleiben. — Die weitern Versuche
wollen wir wenigstens kurz registriren. In den Gedichten von Bernhard Eudrulat
(Hamburg, Würger) zeichnen sich einige durch einen sehr innigen Ton aus. Die
Gedichte von Leonhard Wohlmuth (3. Auflage, Nürnberg, Ebner) zeigen eine
geschickte Handhabung der Formen, freilich auch die Neigung zu unnützen Bei¬
wörtern. — Die schöne Magelvne. Volksmärchen in zwölf Gesängen von Ellen.
Lahr, Geiger. Die alte Geschichte wird recht anmuthig erzählt. — Assad der Hirt.
Romantisches Gedicht von Carl Schütze. Berlin, Allgemeine deutsche Verlagsanstalt.
Der Verfasser steht zu sehr unter der Herrschaft der conventionell poetischen Wen¬
dungen, was bei den Stanzen noch mehr hervortritt. — Zwei Dichtungen von
Robert von Kraemer. Aus ' dem Schwedischen von Jda Mev es geb^ Lappe.
Berlin, Allgemeine deutsche Verlagsanstalt. Die beiden Gedichte: die Natur des
Nordens, und Südfrüchte, die beide der beschreibenden Gattung angehören, ent¬
halten vortreffliche Stellen, aber die Verfasserin hat sie nicht immer mit Glück
wiederzugeben gewußt. — Viel besser ist: Wcstward Ho! Britische und amerikanische
Gedichte übersetzt von Karl Elze. Leipzig, Haynel. Der Uebersetzer zeigt ein
recht seines Sprachtalent. — Die Gedichte von Adolf Schults (3. Auflage, Iser-
lohn, Bädeker) gehören zu den besten in ihrer Gattung, die freilich die bescheidenste
ist. Zu derselben Gattung gehören die Feldblumen Ebcrsberger's (Stuttgart
Ebner). — Eine geschickte Modernisirung des nordischen Sagenkreises enthält das
Buch: die Sage von Helgi. Liederkreis nach der Edda von Ea,ri von Nvorden.
Bonn, Henry und Epheu. — Eine sehr reichhaltige Auswahl voit Gedichten, deren
locales Interesse zum Theil durch den poetischen Werth erhöht wird, finden wir in:
Sagen und Bilder aus Westphalen. Gesammelt und herausgegeben von Gisbert
Freiherrn Vincke. Zweite vermehrte Auflage. Hamm, G. Grote. ^-




Herausgegeben von Gustav Froytag und Julian Schmidt.
Als verautwortl. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow, — Verlag von F. L. Hrrbig
in Leipzig.
Druck von C, E. Elbert in Leipzig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0128" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103795"/>
          <quote>
            <lg xml:id="POEMID_15" type="poem">
              <l> Fern schon saust es und, willkommen &#x2014;<lb/>
Deutschland, süßes Vaterland! &#x2014;<lb/>
Alle Tapfer», Treuen, Frommen<lb/>
Sind dem Wetter zugewandt.</l>
            </lg>
          </quote><lb/>
          <p xml:id="ID_391"> Zunächst an Interesse stehen die Gedichte von Marie Förster (Leipzig,<lb/>
Brockhaus). Die vor kurzem in ihrer Jugendblüte verstorbene Verfasserin hat sich<lb/>
im Leben viel Theinahme erworben; sie wird auch diesen Gedichten nicht schien,<lb/>
denn sie verrathen alle ein edles Herz und einen ernsten, nachdenklichen Sinn.<lb/>
Was den eigentlich poetischen Werth betrifft, so machen wir die Bemerkung, daß<lb/>
steh ihr die gehaltvollen Anschauuungen und Ideen, die sie uus im Gewände der<lb/>
Poesie vorträgt, nicht sofort in einer zwingenden Melodie ausdrängten. Man kann<lb/>
fast durchweg den Proceß bei ihr verfolgen, wie sie sich den Gedanken, und zwar<lb/>
mit 'einiger Mühe, allmälig in Verse übersetzt. Ueber die innere Nothwendigkeit<lb/>
einer solchen Operation muß die Frage offen bleiben. &#x2014; Die weitern Versuche<lb/>
wollen wir wenigstens kurz registriren. In den Gedichten von Bernhard Eudrulat<lb/>
(Hamburg, Würger) zeichnen sich einige durch einen sehr innigen Ton aus. Die<lb/>
Gedichte von Leonhard Wohlmuth (3. Auflage, Nürnberg, Ebner) zeigen eine<lb/>
geschickte Handhabung der Formen, freilich auch die Neigung zu unnützen Bei¬<lb/>
wörtern. &#x2014; Die schöne Magelvne. Volksmärchen in zwölf Gesängen von Ellen.<lb/>
Lahr, Geiger. Die alte Geschichte wird recht anmuthig erzählt. &#x2014; Assad der Hirt.<lb/>
Romantisches Gedicht von Carl Schütze. Berlin, Allgemeine deutsche Verlagsanstalt.<lb/>
Der Verfasser steht zu sehr unter der Herrschaft der conventionell poetischen Wen¬<lb/>
dungen, was bei den Stanzen noch mehr hervortritt. &#x2014; Zwei Dichtungen von<lb/>
Robert von Kraemer. Aus ' dem Schwedischen von Jda Mev es geb^ Lappe.<lb/>
Berlin, Allgemeine deutsche Verlagsanstalt. Die beiden Gedichte: die Natur des<lb/>
Nordens, und Südfrüchte, die beide der beschreibenden Gattung angehören, ent¬<lb/>
halten vortreffliche Stellen, aber die Verfasserin hat sie nicht immer mit Glück<lb/>
wiederzugeben gewußt. &#x2014; Viel besser ist: Wcstward Ho! Britische und amerikanische<lb/>
Gedichte übersetzt von Karl Elze. Leipzig, Haynel. Der Uebersetzer zeigt ein<lb/>
recht seines Sprachtalent. &#x2014; Die Gedichte von Adolf Schults (3. Auflage, Iser-<lb/>
lohn, Bädeker) gehören zu den besten in ihrer Gattung, die freilich die bescheidenste<lb/>
ist. Zu derselben Gattung gehören die Feldblumen Ebcrsberger's (Stuttgart<lb/>
Ebner). &#x2014; Eine geschickte Modernisirung des nordischen Sagenkreises enthält das<lb/>
Buch: die Sage von Helgi. Liederkreis nach der Edda von Ea,ri von Nvorden.<lb/>
Bonn, Henry und Epheu. &#x2014; Eine sehr reichhaltige Auswahl voit Gedichten, deren<lb/>
locales Interesse zum Theil durch den poetischen Werth erhöht wird, finden wir in:<lb/>
Sagen und Bilder aus Westphalen. Gesammelt und herausgegeben von Gisbert<lb/>
Freiherrn Vincke.  Zweite vermehrte Auflage. Hamm, G. Grote. ^-</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <note type="byline"> Herausgegeben von Gustav Froytag und Julian Schmidt.<lb/>
Als verautwortl. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow, &#x2014; Verlag von F. L. Hrrbig<lb/>
in Leipzig.<lb/>
Druck von C, E. Elbert in Leipzig.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0128] Fern schon saust es und, willkommen — Deutschland, süßes Vaterland! — Alle Tapfer», Treuen, Frommen Sind dem Wetter zugewandt. Zunächst an Interesse stehen die Gedichte von Marie Förster (Leipzig, Brockhaus). Die vor kurzem in ihrer Jugendblüte verstorbene Verfasserin hat sich im Leben viel Theinahme erworben; sie wird auch diesen Gedichten nicht schien, denn sie verrathen alle ein edles Herz und einen ernsten, nachdenklichen Sinn. Was den eigentlich poetischen Werth betrifft, so machen wir die Bemerkung, daß steh ihr die gehaltvollen Anschauuungen und Ideen, die sie uus im Gewände der Poesie vorträgt, nicht sofort in einer zwingenden Melodie ausdrängten. Man kann fast durchweg den Proceß bei ihr verfolgen, wie sie sich den Gedanken, und zwar mit 'einiger Mühe, allmälig in Verse übersetzt. Ueber die innere Nothwendigkeit einer solchen Operation muß die Frage offen bleiben. — Die weitern Versuche wollen wir wenigstens kurz registriren. In den Gedichten von Bernhard Eudrulat (Hamburg, Würger) zeichnen sich einige durch einen sehr innigen Ton aus. Die Gedichte von Leonhard Wohlmuth (3. Auflage, Nürnberg, Ebner) zeigen eine geschickte Handhabung der Formen, freilich auch die Neigung zu unnützen Bei¬ wörtern. — Die schöne Magelvne. Volksmärchen in zwölf Gesängen von Ellen. Lahr, Geiger. Die alte Geschichte wird recht anmuthig erzählt. — Assad der Hirt. Romantisches Gedicht von Carl Schütze. Berlin, Allgemeine deutsche Verlagsanstalt. Der Verfasser steht zu sehr unter der Herrschaft der conventionell poetischen Wen¬ dungen, was bei den Stanzen noch mehr hervortritt. — Zwei Dichtungen von Robert von Kraemer. Aus ' dem Schwedischen von Jda Mev es geb^ Lappe. Berlin, Allgemeine deutsche Verlagsanstalt. Die beiden Gedichte: die Natur des Nordens, und Südfrüchte, die beide der beschreibenden Gattung angehören, ent¬ halten vortreffliche Stellen, aber die Verfasserin hat sie nicht immer mit Glück wiederzugeben gewußt. — Viel besser ist: Wcstward Ho! Britische und amerikanische Gedichte übersetzt von Karl Elze. Leipzig, Haynel. Der Uebersetzer zeigt ein recht seines Sprachtalent. — Die Gedichte von Adolf Schults (3. Auflage, Iser- lohn, Bädeker) gehören zu den besten in ihrer Gattung, die freilich die bescheidenste ist. Zu derselben Gattung gehören die Feldblumen Ebcrsberger's (Stuttgart Ebner). — Eine geschickte Modernisirung des nordischen Sagenkreises enthält das Buch: die Sage von Helgi. Liederkreis nach der Edda von Ea,ri von Nvorden. Bonn, Henry und Epheu. — Eine sehr reichhaltige Auswahl voit Gedichten, deren locales Interesse zum Theil durch den poetischen Werth erhöht wird, finden wir in: Sagen und Bilder aus Westphalen. Gesammelt und herausgegeben von Gisbert Freiherrn Vincke. Zweite vermehrte Auflage. Hamm, G. Grote. ^- Herausgegeben von Gustav Froytag und Julian Schmidt. Als verautwortl. Redacteur legitimirt: F. W. Grunow, — Verlag von F. L. Hrrbig in Leipzig. Druck von C, E. Elbert in Leipzig.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/128
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103666/128>, abgerufen am 01.09.2024.