Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.ren Cabinets im Besitz der Gewalt, O'Dommel mit seinen College" entlassen. Herat. Man erinnert sich aus der letzten Lebensperiode Karls XII. von Schweden Seit den Tagen des großen gekrönten Feldherrn hat ein andrer Plan ren Cabinets im Besitz der Gewalt, O'Dommel mit seinen College» entlassen. Herat. Man erinnert sich aus der letzten Lebensperiode Karls XII. von Schweden Seit den Tagen des großen gekrönten Feldherrn hat ein andrer Plan <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0062" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103195"/> <p xml:id="ID_180" prev="#ID_179"> ren Cabinets im Besitz der Gewalt, O'Dommel mit seinen College» entlassen.<lb/> Es lag keine specielle Frage vor, die seinen Rücktritt motiviren konnte. Die<lb/> Königin hatte ihn auf dem an ihrem Geburtstag (10. October) veranstalteten<lb/> Hofball mit sichtlicher Ungnade behandelt, Tags darauf ihm angedeutet, sie<lb/> wünsche seine Entlassung eingereicht zu sehn. Seine Zeit war abgelaufen, die<lb/> Dienste, welche man von ihm erwartete, geleistet. Er hatte umsonst Zuge¬<lb/> ständnisse gemacht, die seinen Charakter compromittirten; er war der Sühne<lb/> nicht entgangen, die seine schweren Mißgriffe verdienten. Der schadenfrohe<lb/> Hohn seiner Feinde erschallte bei seinem Rücktritt und übertönte die Stimme<lb/> derer, die seinen Absichten Gerechtigkeit widerfahren ließen, wenn sie gleich<lb/> mit Strenge die Verirrungen tadelten, zu denen ihn der leidenschaftliche Ehr¬<lb/> geiz seines Charakters fortriß.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Herat.</head><lb/> <p xml:id="ID_181"> Man erinnert sich aus der letzten Lebensperiode Karls XII. von Schweden<lb/> und Peters l. einer von Görz entworfenen Combination, die daraus hinzielte,<lb/> Norwegen als eine weit ausgedehnte Angriffsbasis wider die britischen Inseln<lb/> zu benutzen und von ihr aus einen Schlag zunächst gegen Schottland zu<lb/> führen. Die Sache war unpraktisch und wäre auch bei einem andern Ver¬<lb/> lauf der Ereignisse kaum zur Ausführung gekommen, ungeachtet Englands<lb/> Seemacht damals geringfügiger wie jetzt war. Sie nahm seitdem Proportionen<lb/> an, die auch einen Napoleon I., der von näher gelegener Basis aus operiren<lb/> konnte, auf alle ähnlichen Pläne verzichten ließ.</p><lb/> <p xml:id="ID_182" next="#ID_183"> Seit den Tagen des großen gekrönten Feldherrn hat ein andrer Plan<lb/> alle sonstigen wider England gerichteten strategischen Anschläge bei Seite ge¬<lb/> schoben, und wie oft auch als unausführbar verworfen, wird er jedes Mal wieder<lb/> aufgenommen, wenn zwischen Frankreich oder Rußland einerseits, und Gro߬<lb/> britannien andrerseits, ein großer Conflict entstanden ist. Es ist daS der Plan<lb/> eines Aleranderzuges von den russisch-asiatischen Grenzen aus, sei es im Thale<lb/> des Orus (Ann Darja) entlang, oder quer durch Persien und Afghanistan,<lb/> zum Indus. Napoleon I. unterhandelte, wie wir aus Thiers und Bignon<lb/> wissen, alles Ernstes mit Paul I. über dieses wagnißreiche Project, und im<lb/> Jahr 1816 war es so wenig von den Russen, die damals zur Seite der Eng¬<lb/> länder Paris besetzt hielten, vergessen worden, daß Offiziere des russischen<lb/> Generalstabes Auftrag hatten, alle Karten zu copiren, die der große Imperator<lb/> in seinem Kriegsarchive über die Länder zwischen dem kaspischen Meere und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0062]
ren Cabinets im Besitz der Gewalt, O'Dommel mit seinen College» entlassen.
Es lag keine specielle Frage vor, die seinen Rücktritt motiviren konnte. Die
Königin hatte ihn auf dem an ihrem Geburtstag (10. October) veranstalteten
Hofball mit sichtlicher Ungnade behandelt, Tags darauf ihm angedeutet, sie
wünsche seine Entlassung eingereicht zu sehn. Seine Zeit war abgelaufen, die
Dienste, welche man von ihm erwartete, geleistet. Er hatte umsonst Zuge¬
ständnisse gemacht, die seinen Charakter compromittirten; er war der Sühne
nicht entgangen, die seine schweren Mißgriffe verdienten. Der schadenfrohe
Hohn seiner Feinde erschallte bei seinem Rücktritt und übertönte die Stimme
derer, die seinen Absichten Gerechtigkeit widerfahren ließen, wenn sie gleich
mit Strenge die Verirrungen tadelten, zu denen ihn der leidenschaftliche Ehr¬
geiz seines Charakters fortriß.
Herat.
Man erinnert sich aus der letzten Lebensperiode Karls XII. von Schweden
und Peters l. einer von Görz entworfenen Combination, die daraus hinzielte,
Norwegen als eine weit ausgedehnte Angriffsbasis wider die britischen Inseln
zu benutzen und von ihr aus einen Schlag zunächst gegen Schottland zu
führen. Die Sache war unpraktisch und wäre auch bei einem andern Ver¬
lauf der Ereignisse kaum zur Ausführung gekommen, ungeachtet Englands
Seemacht damals geringfügiger wie jetzt war. Sie nahm seitdem Proportionen
an, die auch einen Napoleon I., der von näher gelegener Basis aus operiren
konnte, auf alle ähnlichen Pläne verzichten ließ.
Seit den Tagen des großen gekrönten Feldherrn hat ein andrer Plan
alle sonstigen wider England gerichteten strategischen Anschläge bei Seite ge¬
schoben, und wie oft auch als unausführbar verworfen, wird er jedes Mal wieder
aufgenommen, wenn zwischen Frankreich oder Rußland einerseits, und Gro߬
britannien andrerseits, ein großer Conflict entstanden ist. Es ist daS der Plan
eines Aleranderzuges von den russisch-asiatischen Grenzen aus, sei es im Thale
des Orus (Ann Darja) entlang, oder quer durch Persien und Afghanistan,
zum Indus. Napoleon I. unterhandelte, wie wir aus Thiers und Bignon
wissen, alles Ernstes mit Paul I. über dieses wagnißreiche Project, und im
Jahr 1816 war es so wenig von den Russen, die damals zur Seite der Eng¬
länder Paris besetzt hielten, vergessen worden, daß Offiziere des russischen
Generalstabes Auftrag hatten, alle Karten zu copiren, die der große Imperator
in seinem Kriegsarchive über die Länder zwischen dem kaspischen Meere und
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