Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.brauch seines Namens durch die Jnsurrection wehren. Er that jedoch weder Nachdem am -litem schon blutige Vorkämpfe stattgefunden, begann in der brauch seines Namens durch die Jnsurrection wehren. Er that jedoch weder Nachdem am -litem schon blutige Vorkämpfe stattgefunden, begann in der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0056" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103189"/> <p xml:id="ID_169" prev="#ID_168"> brauch seines Namens durch die Jnsurrection wehren. Er that jedoch weder<lb/> das Eine noch das Andere. Er riß die Aufständischen nicht aus dem Wahn,<lb/> er werde für sie eintreten, zog sich in sein Zelt zurück und ließ sie im Stich.<lb/> ES ist kaum zweifelhaft, daß, nahm er die Führung, die Partie für O'Dommel<lb/> bedenklich geworden wäre. siegte der Marschall selbst dann in Madrid —<lb/> und auch dies war nichts weniger als gewiß — so konnte das allgemeine<lb/> Umsichgreifen der Empörung in den Provinzen dieselbe auf die Hauptstadt<lb/> zurückwälzen und die Regierung überwältigen. Aber O'Dommel kannte den<lb/> Charakter seines Nebenbuhlers. Er hatte richtig vorausberechnet, daß Espar-<lb/> tero zurückschrecken werde vor der direkten Betheiligung an einer Revolution,<lb/> deren Mißlingen ihn zum Rebellen stempelte, deren Sieg Mächte heraufbeschwören<lb/> mußte, denen er trotz seines Ehrgeizes sich nicht gewachsen fühlte. Seine<lb/> delicate Stellung gegen die Königin mochte auch die. Energie des Sieges-<lb/> herzvgs lähmen. Eben noch der Erste in ihrem Rath, mochte es ihm wider¬<lb/> streben, der Führer eines Aufstandes zu werden, dessen Triumph ihre Krone<lb/> in Gefahr brachte. Hielten ihn aber ehrenhafte und unbesiegliche Brdeuken<lb/> von einem solchen Schritt zurück, so war es seine unabweisliche Pflicht, seinen<lb/> Namen, seinen Einfluß, seine Volksgunst aufzubieten, um die Partei, deren<lb/> Führer, und die Bevölkerung, deren Idol er war, von einer gewaffneter Er¬<lb/> hebung zurückzuhalten. Er und er allein befand sich in der Möglichkeit, dies<lb/> zu thun. Er hätte vielleicht seinem stegreichen Rivalen, mehr aber noch seinem<lb/> Lande und seiner Sache damit gedient. O'Dommel wünschte keine rücksichtslose<lb/> Reaction und er hätte in solchem Falle noch weniger Gelegenheit dazu gefun¬<lb/> den. Die progressistische Partei blieb ihm bann auf dem Boden des Gesetzes<lb/> aufrecht, gewaffnet, in geschlossenen Reihen gegenüber, und die Regierung war<lb/> gezwungen, aus ein Compromiß mit ihr einzugehn, das die öffentlichen Frei¬<lb/> heiten gerettet und die Ordnung zurückgeführt hätte. Aber Espartero besaß<lb/> u5öl die kleine Rechtlichkeit des Privatmannes, nicht die Größe der Seele, die<lb/> allein einen Mann in seiner Lage befähigen konnte, das Rechte zu thun. Er<lb/> wünschte den Sieg des Aufstandes, aber er wollte die Verantwortlichkeit dafür<lb/> nicht auf seine Schultern nehmen. Er wählte seine alte Politik, die Ereignisse<lb/> für sich arbeiten zu lassen, eine Politik, die dies Mal gründlich fehlschlug und,<lb/> statt ihn von neuem auf den Sitz der Gewalt zu heben, ihn in den Abgrund<lb/> moralischer Vernichtung warf.</p><lb/> <p xml:id="ID_170" next="#ID_171"> Nachdem am -litem schon blutige Vorkämpfe stattgefunden, begann in der<lb/> Frühe des töten die entscheidende, furchtbare Straßenschlacht. Die Truppen<lb/> von O'Dommel, Concha, Serrano, Ros de Olano und Dulce befehligt, schlugen<lb/> sich, wie sich bisher nie spanische Truppen dem Aufruhr gegenüber geschla¬<lb/> gen hatten. Fast zwölf Stunden hielten die Milizen tapfer dem Feuer einer<lb/> schrecklichen Artillerie, welche Kartätschen und glühende Kugeln auf sie nieder-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0056]
brauch seines Namens durch die Jnsurrection wehren. Er that jedoch weder
das Eine noch das Andere. Er riß die Aufständischen nicht aus dem Wahn,
er werde für sie eintreten, zog sich in sein Zelt zurück und ließ sie im Stich.
ES ist kaum zweifelhaft, daß, nahm er die Führung, die Partie für O'Dommel
bedenklich geworden wäre. siegte der Marschall selbst dann in Madrid —
und auch dies war nichts weniger als gewiß — so konnte das allgemeine
Umsichgreifen der Empörung in den Provinzen dieselbe auf die Hauptstadt
zurückwälzen und die Regierung überwältigen. Aber O'Dommel kannte den
Charakter seines Nebenbuhlers. Er hatte richtig vorausberechnet, daß Espar-
tero zurückschrecken werde vor der direkten Betheiligung an einer Revolution,
deren Mißlingen ihn zum Rebellen stempelte, deren Sieg Mächte heraufbeschwören
mußte, denen er trotz seines Ehrgeizes sich nicht gewachsen fühlte. Seine
delicate Stellung gegen die Königin mochte auch die. Energie des Sieges-
herzvgs lähmen. Eben noch der Erste in ihrem Rath, mochte es ihm wider¬
streben, der Führer eines Aufstandes zu werden, dessen Triumph ihre Krone
in Gefahr brachte. Hielten ihn aber ehrenhafte und unbesiegliche Brdeuken
von einem solchen Schritt zurück, so war es seine unabweisliche Pflicht, seinen
Namen, seinen Einfluß, seine Volksgunst aufzubieten, um die Partei, deren
Führer, und die Bevölkerung, deren Idol er war, von einer gewaffneter Er¬
hebung zurückzuhalten. Er und er allein befand sich in der Möglichkeit, dies
zu thun. Er hätte vielleicht seinem stegreichen Rivalen, mehr aber noch seinem
Lande und seiner Sache damit gedient. O'Dommel wünschte keine rücksichtslose
Reaction und er hätte in solchem Falle noch weniger Gelegenheit dazu gefun¬
den. Die progressistische Partei blieb ihm bann auf dem Boden des Gesetzes
aufrecht, gewaffnet, in geschlossenen Reihen gegenüber, und die Regierung war
gezwungen, aus ein Compromiß mit ihr einzugehn, das die öffentlichen Frei¬
heiten gerettet und die Ordnung zurückgeführt hätte. Aber Espartero besaß
u5öl die kleine Rechtlichkeit des Privatmannes, nicht die Größe der Seele, die
allein einen Mann in seiner Lage befähigen konnte, das Rechte zu thun. Er
wünschte den Sieg des Aufstandes, aber er wollte die Verantwortlichkeit dafür
nicht auf seine Schultern nehmen. Er wählte seine alte Politik, die Ereignisse
für sich arbeiten zu lassen, eine Politik, die dies Mal gründlich fehlschlug und,
statt ihn von neuem auf den Sitz der Gewalt zu heben, ihn in den Abgrund
moralischer Vernichtung warf.
Nachdem am -litem schon blutige Vorkämpfe stattgefunden, begann in der
Frühe des töten die entscheidende, furchtbare Straßenschlacht. Die Truppen
von O'Dommel, Concha, Serrano, Ros de Olano und Dulce befehligt, schlugen
sich, wie sich bisher nie spanische Truppen dem Aufruhr gegenüber geschla¬
gen hatten. Fast zwölf Stunden hielten die Milizen tapfer dem Feuer einer
schrecklichen Artillerie, welche Kartätschen und glühende Kugeln auf sie nieder-
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