Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.Nach fünf Jahren. Pariser Studien ans dem Jahre -1833. Von Adolf Ferner sei gedacht der "Zeitschrift für allgemeine Erdkunde". Mit Nach fünf Jahren. Pariser Studien ans dem Jahre -1833. Von Adolf Ferner sei gedacht der „Zeitschrift für allgemeine Erdkunde". Mit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0406" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/103539"/> <p xml:id="ID_1421"> Nach fünf Jahren. Pariser Studien ans dem Jahre -1833. Von Adolf<lb/> Stahr, 2 Thle, Oldenburg, Schulzesche Buchhandlung. 1837. Die Darstellung<lb/> läuft in der leichten Tonriftenweisc, deren wir nach der Lectüre von tausend Bü¬<lb/> chern wol müde geworden sind. Es hat für das lesende Publicum fanin noch<lb/> Interesse zu erfahren, wo selbst ein so geistvoller und beliebter Berichterstatter, wie<lb/> Adolf Stahr, zu Paris logirt, wen von Bekannten er i>ort spricht, wo er diiürt,<lb/> was ihm ans der Straße auffällt. Dergleichen Rcisenippcs können jetzt wol nur<lb/> durch eine besonders liebevolle Ausführung, gute Laune oder distinguirte Bosheit<lb/> noch auf Augenblicke interessant werden. — Aber der Leser soll sich durch die Form<lb/> des Werkes uicht stören lassen, denn der Kern ist tüchtig, und für die Deutsche»,<lb/> mögen sie im Jahre 1833 in Paris gewesen sein oder nicht, in hohem Grade<lb/> dankenswerth. Das Buch enthält nicht nur einen Bericht über die große Kunst-<lb/> ausstellung aller Völker zu Paris, sondern anch eine Fülle interessanter Notizen<lb/> und feine Urtheile über Künstler und Kunst der Franzosen, Belgier, Deutschen<lb/> und der andern Eulturvolker. Namentlich sind von einer Anzahl französischer Ma¬<lb/> ler, z. B. Ingres, Horace Vernet, Eugen Delacroix, Decamps, gute Charakte¬<lb/> ristiken gegeben, welche in manchen Hauptsachen mit dem Urtheil der besonnenen<lb/> französischen Kritik übereinstimmen, aber anch die bessere Kenntniß eines gebildeten<lb/> deutschen Auges verrathe». Der erste Band von der Mitte an und fast der ganze<lb/> zweite behandeln die Kunst der Ausstellung, zuerst die Sculptur, dann die Malerei.<lb/> Vorzüglich gelungen ist der Abschnitt über Sculptur; hier wird mau oft daran er¬<lb/> innert, daß Stahr vou Haus aus strenger Philolog und ein solider Arbeiter im<lb/> Reich der Alterthumswissenschaft war. Freilich indem man daran denkt, steigert sich<lb/> der Wunsch, daß das viele Treffende und Tüchtige, was über die bildende Kunst<lb/> der Einzelnen und die Einwirkung der Völker aufeinander gesagt ist, in mehr<lb/> systematischer Weise und zum Theil eingehender behandelt sei. Es ist möglich,<lb/> daß grade die rhapsodische Art der Darstellung welche Herr S. gewählt hat, am meisten<lb/> geeignet war, das große, leicht zerstreute Publicum zu unterhalten; aber hat der,<lb/> welcher mit so gründlicher Vorbildung, Geschmack und seiner Empfindung an die<lb/> Besprechung wichtiger Dinge geht, nicht Recht und Pflicht, sich selbst die höchsten<lb/> Forderungen zu stellen? — Zu Danke sind wir Deutsche dafür verpflichtet, daß er<lb/> gegen die französische Beurtheilung deutscher Kunst, z. B. in dem Bericht des-<lb/> Herrn About, mit der Kraft eines ehrlichen Patriotismus und sicheren Urtheils<lb/> auftritt. Wer die Ausstellung selbst besucht hat, wird bei der Lectüre noch ein¬<lb/> mal an das Schöne, das er genossen, erinnert werden und überall Gelegenheit<lb/> haben, seine Ansicht mit dem Urtheil eines geistvollen Mannes zu vergleiche»,<lb/> aber auch jeder andere wird ein zwar nur skizzirtes, aber in seinen Hauptzügen<lb/> richtiges Bild über die große Entwicklung französischer Kunst, und ihre charakteristi¬<lb/> sche Verschiedenheit von der deutschen erhalten. Das Werk ist unsern Lesern an-<lb/> gelegentlich zu empfehlen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1422" next="#ID_1423"> Ferner sei gedacht der „Zeitschrift für allgemeine Erdkunde". Mit<lb/> Unterstützung der Gesellschaft sür Erdkunde zu Berlin herausgegeben vou >>-'- K.<lb/> Neumann. Neue Folge. Bd. 1. (In Monatsheften). Berlin. D. Reimer-<lb/> 1836 und 1837. — Dies rühmlich bekannte Unternehmen hat unter der Redaction<lb/> des Verfassers vou „die Hellenen im Skhtheulande" einen neuen Aufschwung ge-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0406]
Nach fünf Jahren. Pariser Studien ans dem Jahre -1833. Von Adolf
Stahr, 2 Thle, Oldenburg, Schulzesche Buchhandlung. 1837. Die Darstellung
läuft in der leichten Tonriftenweisc, deren wir nach der Lectüre von tausend Bü¬
chern wol müde geworden sind. Es hat für das lesende Publicum fanin noch
Interesse zu erfahren, wo selbst ein so geistvoller und beliebter Berichterstatter, wie
Adolf Stahr, zu Paris logirt, wen von Bekannten er i>ort spricht, wo er diiürt,
was ihm ans der Straße auffällt. Dergleichen Rcisenippcs können jetzt wol nur
durch eine besonders liebevolle Ausführung, gute Laune oder distinguirte Bosheit
noch auf Augenblicke interessant werden. — Aber der Leser soll sich durch die Form
des Werkes uicht stören lassen, denn der Kern ist tüchtig, und für die Deutsche»,
mögen sie im Jahre 1833 in Paris gewesen sein oder nicht, in hohem Grade
dankenswerth. Das Buch enthält nicht nur einen Bericht über die große Kunst-
ausstellung aller Völker zu Paris, sondern anch eine Fülle interessanter Notizen
und feine Urtheile über Künstler und Kunst der Franzosen, Belgier, Deutschen
und der andern Eulturvolker. Namentlich sind von einer Anzahl französischer Ma¬
ler, z. B. Ingres, Horace Vernet, Eugen Delacroix, Decamps, gute Charakte¬
ristiken gegeben, welche in manchen Hauptsachen mit dem Urtheil der besonnenen
französischen Kritik übereinstimmen, aber anch die bessere Kenntniß eines gebildeten
deutschen Auges verrathe». Der erste Band von der Mitte an und fast der ganze
zweite behandeln die Kunst der Ausstellung, zuerst die Sculptur, dann die Malerei.
Vorzüglich gelungen ist der Abschnitt über Sculptur; hier wird mau oft daran er¬
innert, daß Stahr vou Haus aus strenger Philolog und ein solider Arbeiter im
Reich der Alterthumswissenschaft war. Freilich indem man daran denkt, steigert sich
der Wunsch, daß das viele Treffende und Tüchtige, was über die bildende Kunst
der Einzelnen und die Einwirkung der Völker aufeinander gesagt ist, in mehr
systematischer Weise und zum Theil eingehender behandelt sei. Es ist möglich,
daß grade die rhapsodische Art der Darstellung welche Herr S. gewählt hat, am meisten
geeignet war, das große, leicht zerstreute Publicum zu unterhalten; aber hat der,
welcher mit so gründlicher Vorbildung, Geschmack und seiner Empfindung an die
Besprechung wichtiger Dinge geht, nicht Recht und Pflicht, sich selbst die höchsten
Forderungen zu stellen? — Zu Danke sind wir Deutsche dafür verpflichtet, daß er
gegen die französische Beurtheilung deutscher Kunst, z. B. in dem Bericht des-
Herrn About, mit der Kraft eines ehrlichen Patriotismus und sicheren Urtheils
auftritt. Wer die Ausstellung selbst besucht hat, wird bei der Lectüre noch ein¬
mal an das Schöne, das er genossen, erinnert werden und überall Gelegenheit
haben, seine Ansicht mit dem Urtheil eines geistvollen Mannes zu vergleiche»,
aber auch jeder andere wird ein zwar nur skizzirtes, aber in seinen Hauptzügen
richtiges Bild über die große Entwicklung französischer Kunst, und ihre charakteristi¬
sche Verschiedenheit von der deutschen erhalten. Das Werk ist unsern Lesern an-
gelegentlich zu empfehlen.
Ferner sei gedacht der „Zeitschrift für allgemeine Erdkunde". Mit
Unterstützung der Gesellschaft sür Erdkunde zu Berlin herausgegeben vou >>-'- K.
Neumann. Neue Folge. Bd. 1. (In Monatsheften). Berlin. D. Reimer-
1836 und 1837. — Dies rühmlich bekannte Unternehmen hat unter der Redaction
des Verfassers vou „die Hellenen im Skhtheulande" einen neuen Aufschwung ge-
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