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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen durch die Empfehlungen von Manuel,
Etienne und Laffitte in den Kreis der vornehmen und reichen Liberalen auf¬
genommen und an den gelesensten Oppositionsblättern beschäftigt, Thiers am
Cvnstitutionnel, Mignet am Courrier frau<?ais. Beide gewannen im folgenden
Jahr in ihrer Baterstadt eine Preisaufgabe, Mignet über das Thema: 6"z 1a
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Thiers mit einer Lobrede auf Vauvenargues. Mignet zeigt sich schon hier
als systematischer Kopf, der die Thatsachen, die ihm passen, geschickt in Reih
und Glied zu stellen und die widersprechenden stillschweigend zu beseitigen ver¬
steht. In Thiers zeigt sich die Abneigung gegen die akademische Phrase, das
Talent, rasch und lebendig darzustellen und in scharfen Umrissen die flüchtig
angeschauter Gestalten wiederzugeben. Von tiefer Geringschätzung gegen die
Neigung durchdrungen, sich in sich selbst zu vertiefen, seine Zustände zu ana-
lysiren und seine eignen Erregungen vorzutragen, anstatt auf andere zu wir-
ken und neue Eindrücke zu suchen, geht er schon damals auf Action aus, in
der er allein das Leben sieht. ('izux ont rsve 1a Mix pörvetukllcz ne eon-
vaissent rü I'dowme in sa, Sestinvs lei das. I/uiiivvrs est uns vastv ac-
tion, 1'Iiommiz S8t HL pour axir. Oa'it solt on N6 soll pas ä":8tuo an don-
Keur, 11 L8t esrtaln 6a moins "juv jamais la vio ng lui K8t piu" 8upportad1ö
pus torfa^u'it a^it lortswent; al"i'8 11 8'oublis, it c?8t vritrulriv, et eL38s as
se 8<zrvir Ah 8ein <Z8prit pour cloutsr, blasMömsr, Sö corrompre se mal
taire. Dieser Satz ist der volle Ausdruck seiner Natur, seines Talents und
seiner gesammten politischen und schriftstellerischen Thätigkeit.

Sein Talent, anschaulich auch die verwirrtesten Zustände darzustellen,
zeigt sich unter andern in der Schilderung der ersten pariser Eindrücke, haupt¬
sächlich aber in dem Bericht einer Pyrenäenreise, November und December -1822.
Die Art und Weise, wie er hier die Landschaft allmälig aus dem Nebel hervor¬
treten läßt, versinnlicht uns seine Kunst, in einem Schlachtgemälde, wo
Hunderttausende aufeinanderstoßen, und wo die Theilnehmer selbst nicht im
Stande sind, aus dem Pulverdampf und dem Jneinanderdringen der Massen
ein festes Bild zu gewinnen, die einzelnen Bewegungen in scharfen Linien
und Farben hervortreten zu lassen. Es ist das eine Kunst, in der Thiers
wenig Nebenbuhler hat. Was die politische Journalistik betrifft, so gewann
Thiers sehr bald die Hauptleitung des Constitutionnel, an dem er sich später
Eigenthumsrechte erwarb. An Talent war er seinen Mitarbeitern bei weitem
überlegen; was ihn aber hauptsächlich stützte, war das Aufsehn, das er in
der Gesellschaft machte. Zeitgenossen können nicht Worte genug finden, das
Erstaunen zu schildern, mit dem man in einem Kreise der angesehensten
Staatsmänner und Schriftsteller diesem auffallend kleinen Mann zuhörte, dessen
Gesicht durch eine große blaue Brille entstellt wurde, und dessen beständiges


nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen durch die Empfehlungen von Manuel,
Etienne und Laffitte in den Kreis der vornehmen und reichen Liberalen auf¬
genommen und an den gelesensten Oppositionsblättern beschäftigt, Thiers am
Cvnstitutionnel, Mignet am Courrier frau<?ais. Beide gewannen im folgenden
Jahr in ihrer Baterstadt eine Preisaufgabe, Mignet über das Thema: 6«z 1a
töoäalits, clss in8t1ludion8 als Kt.-I^ouis se us 1a löKikilation 6<z e«z piines,
Thiers mit einer Lobrede auf Vauvenargues. Mignet zeigt sich schon hier
als systematischer Kopf, der die Thatsachen, die ihm passen, geschickt in Reih
und Glied zu stellen und die widersprechenden stillschweigend zu beseitigen ver¬
steht. In Thiers zeigt sich die Abneigung gegen die akademische Phrase, das
Talent, rasch und lebendig darzustellen und in scharfen Umrissen die flüchtig
angeschauter Gestalten wiederzugeben. Von tiefer Geringschätzung gegen die
Neigung durchdrungen, sich in sich selbst zu vertiefen, seine Zustände zu ana-
lysiren und seine eignen Erregungen vorzutragen, anstatt auf andere zu wir-
ken und neue Eindrücke zu suchen, geht er schon damals auf Action aus, in
der er allein das Leben sieht. ('izux ont rsve 1a Mix pörvetukllcz ne eon-
vaissent rü I'dowme in sa, Sestinvs lei das. I/uiiivvrs est uns vastv ac-
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taire. Dieser Satz ist der volle Ausdruck seiner Natur, seines Talents und
seiner gesammten politischen und schriftstellerischen Thätigkeit.

Sein Talent, anschaulich auch die verwirrtesten Zustände darzustellen,
zeigt sich unter andern in der Schilderung der ersten pariser Eindrücke, haupt¬
sächlich aber in dem Bericht einer Pyrenäenreise, November und December -1822.
Die Art und Weise, wie er hier die Landschaft allmälig aus dem Nebel hervor¬
treten läßt, versinnlicht uns seine Kunst, in einem Schlachtgemälde, wo
Hunderttausende aufeinanderstoßen, und wo die Theilnehmer selbst nicht im
Stande sind, aus dem Pulverdampf und dem Jneinanderdringen der Massen
ein festes Bild zu gewinnen, die einzelnen Bewegungen in scharfen Linien
und Farben hervortreten zu lassen. Es ist das eine Kunst, in der Thiers
wenig Nebenbuhler hat. Was die politische Journalistik betrifft, so gewann
Thiers sehr bald die Hauptleitung des Constitutionnel, an dem er sich später
Eigenthumsrechte erwarb. An Talent war er seinen Mitarbeitern bei weitem
überlegen; was ihn aber hauptsächlich stützte, war das Aufsehn, das er in
der Gesellschaft machte. Zeitgenossen können nicht Worte genug finden, das
Erstaunen zu schildern, mit dem man in einem Kreise der angesehensten
Staatsmänner und Schriftsteller diesem auffallend kleinen Mann zuhörte, dessen
Gesicht durch eine große blaue Brille entstellt wurde, und dessen beständiges


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/210>, abgerufen am 22.12.2024.