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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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Herr Heide hat selbst sich in der Verlegenheit gesehen, nach einem gewissen
Monologe den folgenden Schauspieler eine Zeitlang zu erwarten. Der Fall
ist bestraft worden, so wie alle, die bisher bemerklich geworden sind.
"

Kennt man auch überdies noch die eifersüchtige Aufmerksamkeit der Schau¬
spieler, daß keine Ausnahme gemacht, daß einem wie dem andern begegnet
werde, so folgt unausweichlich, daß fürstlicher Commission in dieser Sache, die
ihr ohnehin kein Vergnügen macht, die Hände gebunden seien.

Wie viel läßt sich nicht noch hinzufügen, was unmittelbar aus dem Ver¬
hältniß folgt!

Weimar 7. März -1803.

Auf der Rückseite hat Kirms bemerkt:

"Herr Heide äußerte aus Vorlesung Vorstehenden, die darin aufgestellten
Gründe wären so hervorleuchtend, und die Art, mit welcher sie ihm mitgetheilt
worden, so edel, daß er eine UnHöflichkeit begehen würde, wenn er weitere
Umstände mache, obgleich es ihm wehe thue, nach so langem Bestreben seiner¬
seits auch endlich Strafe gezahlt haben zu müssen."

Vom Gastrollenspiel hielt Goethe sehr wenig. Am 13. Januar -18-17
meldet Herr Kirms, es sei ein Buffo und eine erste Sängerin aus Karlsruhe
zu Gastrollen angekommen, ob er sie abweisen solle.

"N<zö vola" antwortet er, "wären alle Gastrollen abzuweisen."

Ein ander Mal schreibt ihm KirmS: Serenissimus haben das Geldgeben satt
und wollen Herrn G. . . nicht hören; die Commission soll ihn unter irgend
einem Vorwande abweisen. Dies möchte wol heule noch geschehen, damit er
morgen in aller Frühe absegeln möge. Ich habe in der Geschwindigkeit
etwas aufgesetzt, das ich Ew. Excellenz zur Genehmigung übersende.

Darunter schrieb Goethe, der, wie eS scheint, grade in gar guter Laune
G. war: "g,ce>k<Zc>, aeesäi8funct"

Auch Karl August selbst ließ sich bisweilen schriftlich über Gastspiele aus;
so schrieb er Ende September -1810 an Goethe:

"Willkommen! Wenn Du zu Tisch oder nach Tisch kommen willst, so
erwarte ich Dich mit Vergnügen. Zu einer bloßen musikalische,! Unterhaltung
möchte Brizzi gegenwärtig doch zu theuer sein, für wirkliche theatralische Vor¬
stellungen aber nicht. Schreibe ihm lieber mit umgehender Post, daß wir ihn
nicht eher als im December sehen könnten; wenn ihm dieses nicht anstünde,
so erboten wir uns seine Gegenwart auf ein andres Jahr. Du oder Vertuet)
habt ja sicher Adressen in München, an die der Brief zu schicken wäre und
C. A. die ihn gleich abgeben, es ist noch hinlänglich Zeit."

"Schreibe ihm durch Estaffette. Wenn Brizzi dann nicht^kommt, so sind
C. A. wir in der Avantage.




Herr Heide hat selbst sich in der Verlegenheit gesehen, nach einem gewissen
Monologe den folgenden Schauspieler eine Zeitlang zu erwarten. Der Fall
ist bestraft worden, so wie alle, die bisher bemerklich geworden sind.
"

Kennt man auch überdies noch die eifersüchtige Aufmerksamkeit der Schau¬
spieler, daß keine Ausnahme gemacht, daß einem wie dem andern begegnet
werde, so folgt unausweichlich, daß fürstlicher Commission in dieser Sache, die
ihr ohnehin kein Vergnügen macht, die Hände gebunden seien.

Wie viel läßt sich nicht noch hinzufügen, was unmittelbar aus dem Ver¬
hältniß folgt!

Weimar 7. März -1803.

Auf der Rückseite hat Kirms bemerkt:

„Herr Heide äußerte aus Vorlesung Vorstehenden, die darin aufgestellten
Gründe wären so hervorleuchtend, und die Art, mit welcher sie ihm mitgetheilt
worden, so edel, daß er eine UnHöflichkeit begehen würde, wenn er weitere
Umstände mache, obgleich es ihm wehe thue, nach so langem Bestreben seiner¬
seits auch endlich Strafe gezahlt haben zu müssen."

Vom Gastrollenspiel hielt Goethe sehr wenig. Am 13. Januar -18-17
meldet Herr Kirms, es sei ein Buffo und eine erste Sängerin aus Karlsruhe
zu Gastrollen angekommen, ob er sie abweisen solle.

„N<zö vola" antwortet er, „wären alle Gastrollen abzuweisen."

Ein ander Mal schreibt ihm KirmS: Serenissimus haben das Geldgeben satt
und wollen Herrn G. . . nicht hören; die Commission soll ihn unter irgend
einem Vorwande abweisen. Dies möchte wol heule noch geschehen, damit er
morgen in aller Frühe absegeln möge. Ich habe in der Geschwindigkeit
etwas aufgesetzt, das ich Ew. Excellenz zur Genehmigung übersende.

Darunter schrieb Goethe, der, wie eS scheint, grade in gar guter Laune
G. war: „g,ce>k<Zc>, aeesäi8funct"

Auch Karl August selbst ließ sich bisweilen schriftlich über Gastspiele aus;
so schrieb er Ende September -1810 an Goethe:

„Willkommen! Wenn Du zu Tisch oder nach Tisch kommen willst, so
erwarte ich Dich mit Vergnügen. Zu einer bloßen musikalische,! Unterhaltung
möchte Brizzi gegenwärtig doch zu theuer sein, für wirkliche theatralische Vor¬
stellungen aber nicht. Schreibe ihm lieber mit umgehender Post, daß wir ihn
nicht eher als im December sehen könnten; wenn ihm dieses nicht anstünde,
so erboten wir uns seine Gegenwart auf ein andres Jahr. Du oder Vertuet)
habt ja sicher Adressen in München, an die der Brief zu schicken wäre und
C. A. die ihn gleich abgeben, es ist noch hinlänglich Zeit."

„Schreibe ihm durch Estaffette. Wenn Brizzi dann nicht^kommt, so sind
C. A. wir in der Avantage.




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[0134] Herr Heide hat selbst sich in der Verlegenheit gesehen, nach einem gewissen Monologe den folgenden Schauspieler eine Zeitlang zu erwarten. Der Fall ist bestraft worden, so wie alle, die bisher bemerklich geworden sind. " Kennt man auch überdies noch die eifersüchtige Aufmerksamkeit der Schau¬ spieler, daß keine Ausnahme gemacht, daß einem wie dem andern begegnet werde, so folgt unausweichlich, daß fürstlicher Commission in dieser Sache, die ihr ohnehin kein Vergnügen macht, die Hände gebunden seien. Wie viel läßt sich nicht noch hinzufügen, was unmittelbar aus dem Ver¬ hältniß folgt! Weimar 7. März -1803. Auf der Rückseite hat Kirms bemerkt: „Herr Heide äußerte aus Vorlesung Vorstehenden, die darin aufgestellten Gründe wären so hervorleuchtend, und die Art, mit welcher sie ihm mitgetheilt worden, so edel, daß er eine UnHöflichkeit begehen würde, wenn er weitere Umstände mache, obgleich es ihm wehe thue, nach so langem Bestreben seiner¬ seits auch endlich Strafe gezahlt haben zu müssen." Vom Gastrollenspiel hielt Goethe sehr wenig. Am 13. Januar -18-17 meldet Herr Kirms, es sei ein Buffo und eine erste Sängerin aus Karlsruhe zu Gastrollen angekommen, ob er sie abweisen solle. „N<zö vola" antwortet er, „wären alle Gastrollen abzuweisen." Ein ander Mal schreibt ihm KirmS: Serenissimus haben das Geldgeben satt und wollen Herrn G. . . nicht hören; die Commission soll ihn unter irgend einem Vorwande abweisen. Dies möchte wol heule noch geschehen, damit er morgen in aller Frühe absegeln möge. Ich habe in der Geschwindigkeit etwas aufgesetzt, das ich Ew. Excellenz zur Genehmigung übersende. Darunter schrieb Goethe, der, wie eS scheint, grade in gar guter Laune G. war: „g,ce>k<Zc>, aeesäi8funct" Auch Karl August selbst ließ sich bisweilen schriftlich über Gastspiele aus; so schrieb er Ende September -1810 an Goethe: „Willkommen! Wenn Du zu Tisch oder nach Tisch kommen willst, so erwarte ich Dich mit Vergnügen. Zu einer bloßen musikalische,! Unterhaltung möchte Brizzi gegenwärtig doch zu theuer sein, für wirkliche theatralische Vor¬ stellungen aber nicht. Schreibe ihm lieber mit umgehender Post, daß wir ihn nicht eher als im December sehen könnten; wenn ihm dieses nicht anstünde, so erboten wir uns seine Gegenwart auf ein andres Jahr. Du oder Vertuet) habt ja sicher Adressen in München, an die der Brief zu schicken wäre und C. A. die ihn gleich abgeben, es ist noch hinlänglich Zeit." „Schreibe ihm durch Estaffette. Wenn Brizzi dann nicht^kommt, so sind C. A. wir in der Avantage.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/134>, abgerufen am 22.07.2024.