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Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band.

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bei Tereklü und Turbalü überschreiten, und sich auf Angora wenden, daS
wiederum ein bedeutender Knotenpunkt werden mag. Es ist nämlich hier der
bequemste Abzweigeort für eine Bahn, welche Armenien und Transkaukasten
mit dem Bosporus verbindet. Das Thal des Kistl Jrmak ist von Angora
nicht weit entfernt, und ist es einmal gewonnen, so hat man mit ihm einen
sicheren Faden in den Händen, an dem man die Eiscnstraße weiter bis Kaisarieh
(Cäsarea) führen kann. Die betreffende Stromstrecke scheint ebenfalls ganz
neuerdings erforscht, und ein sehr zufriedenstellender Bericht darüber nach
London gesendet worden zu sein. In Cäsarea hat man die eigentliche Mitte
der östlichen Halbinsel erreicht, und wieder einen Punkt in Händen, von dem
später Schienenwege nach verschiedenen Richtungen auslaufen können. Nord-
Persien ist von hier aus am ehesten zu erreichen; hier liegt die Wasserscheide
zwischen dem Eurin und dem Mittelmeer und hier ist der Zugang zu den
Defileen des Jn-Deressi zu gewinnen, der den Taurus durchbricht und in
seinem Thal den bequemsten Weg zum Gestade der mittelländischen See weiset.
In der Küstenebene ist sodann Adana ein wichtiger Stationspunkt. Endlich
hat die Schienenlinic, um bei Alerandrette anzulangen, noch das Amanus-
gebirge oder die dazwischen gelegene Bergkette, bei Kurt Kukuk zu durch¬
schneiden. Ihre beiden Endpunkte liegen nach einer Ueberschlagschätzung
930 Kilometer auseinander, nicht ganz hundert und vierzig deutsche Meile".
Um den Anschluß an die Euphratbahn zu erreichen, ist von Alerandrette
aus noch das berühmte Deftlee der Pylae syriae zu passiren, welches in der
Richtung auf Antiochia ausmündet.

Es ist berechnet worden, daß die ganze Ausdehnung der Bahn, von
Skutari über Alerandrette und Antiochia nach Bassora sich auf nicht mehr wie
2300 Kilometer belaufen werde oder auf etwa 3S0 deutsche Meilen, und daß
man auf Grund dieser Schätzung hoffen dürfe, binnen höchstens drei Tagen
den ungeheuren Weg von Konstantinopel bis Bassora oder zum persischen
Meerbusen zurückzulegen. Es ist das dieselbe Distance, welche die Mündung
des Schad-el-Arad (Bassora) von dem westlichsten Punkte des britischen Indiens
trennt; und es ergibt sich hiernach als das Resultat eines kühnen Calcüls, daß
Hindostan später nicht weiter als sechs Tagefahrten von Stambul gelegen
sein wird. -- Da nun die Bahn vom Bosporus bis Belgrad, der Anschluß
an das mitteleuropäische Schiencnuetz, in etwa zwölf Stunden zu durchmessen
sein wird, und von Belgrad bis Leipzig etwa zwei und ein halber Tag zu
rechnen sind, so beabsichtigt das englische Unternehmen, Ihren Leipzigern eine
Vergnügungsreise nach Bassora in etwa zehn Tagen möglich zu machen, und
ein sächsischer Gerichtsdirector wird seinen Svmmerurlaub nicht besser benutzen
können, als zu einem kleinen Ausflug zu den Bramanen und dem Himalaja.
Die Zeitdistancen der Route via Mittelmeer, Seleucia-Bassora, persischer Bu-


bei Tereklü und Turbalü überschreiten, und sich auf Angora wenden, daS
wiederum ein bedeutender Knotenpunkt werden mag. Es ist nämlich hier der
bequemste Abzweigeort für eine Bahn, welche Armenien und Transkaukasten
mit dem Bosporus verbindet. Das Thal des Kistl Jrmak ist von Angora
nicht weit entfernt, und ist es einmal gewonnen, so hat man mit ihm einen
sicheren Faden in den Händen, an dem man die Eiscnstraße weiter bis Kaisarieh
(Cäsarea) führen kann. Die betreffende Stromstrecke scheint ebenfalls ganz
neuerdings erforscht, und ein sehr zufriedenstellender Bericht darüber nach
London gesendet worden zu sein. In Cäsarea hat man die eigentliche Mitte
der östlichen Halbinsel erreicht, und wieder einen Punkt in Händen, von dem
später Schienenwege nach verschiedenen Richtungen auslaufen können. Nord-
Persien ist von hier aus am ehesten zu erreichen; hier liegt die Wasserscheide
zwischen dem Eurin und dem Mittelmeer und hier ist der Zugang zu den
Defileen des Jn-Deressi zu gewinnen, der den Taurus durchbricht und in
seinem Thal den bequemsten Weg zum Gestade der mittelländischen See weiset.
In der Küstenebene ist sodann Adana ein wichtiger Stationspunkt. Endlich
hat die Schienenlinic, um bei Alerandrette anzulangen, noch das Amanus-
gebirge oder die dazwischen gelegene Bergkette, bei Kurt Kukuk zu durch¬
schneiden. Ihre beiden Endpunkte liegen nach einer Ueberschlagschätzung
930 Kilometer auseinander, nicht ganz hundert und vierzig deutsche Meile».
Um den Anschluß an die Euphratbahn zu erreichen, ist von Alerandrette
aus noch das berühmte Deftlee der Pylae syriae zu passiren, welches in der
Richtung auf Antiochia ausmündet.

Es ist berechnet worden, daß die ganze Ausdehnung der Bahn, von
Skutari über Alerandrette und Antiochia nach Bassora sich auf nicht mehr wie
2300 Kilometer belaufen werde oder auf etwa 3S0 deutsche Meilen, und daß
man auf Grund dieser Schätzung hoffen dürfe, binnen höchstens drei Tagen
den ungeheuren Weg von Konstantinopel bis Bassora oder zum persischen
Meerbusen zurückzulegen. Es ist das dieselbe Distance, welche die Mündung
des Schad-el-Arad (Bassora) von dem westlichsten Punkte des britischen Indiens
trennt; und es ergibt sich hiernach als das Resultat eines kühnen Calcüls, daß
Hindostan später nicht weiter als sechs Tagefahrten von Stambul gelegen
sein wird. — Da nun die Bahn vom Bosporus bis Belgrad, der Anschluß
an das mitteleuropäische Schiencnuetz, in etwa zwölf Stunden zu durchmessen
sein wird, und von Belgrad bis Leipzig etwa zwei und ein halber Tag zu
rechnen sind, so beabsichtigt das englische Unternehmen, Ihren Leipzigern eine
Vergnügungsreise nach Bassora in etwa zehn Tagen möglich zu machen, und
ein sächsischer Gerichtsdirector wird seinen Svmmerurlaub nicht besser benutzen
können, als zu einem kleinen Ausflug zu den Bramanen und dem Himalaja.
Die Zeitdistancen der Route via Mittelmeer, Seleucia-Bassora, persischer Bu-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341586_103132/111>, abgerufen am 22.12.2024.