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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band.

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die Hoffnung auf den Erfolg aufgegeben. Wir haben keinen Raum um dem
Verfasser in der Erzählung der gefährlichen Rückreise zu den dänischen Nieder¬
lassungen zu folgen, bei denen er am 1. August eintraf.

Als wissenschaftliches Resultat der officiellen Berichterstattung or. Keines^
ergibt sich Folgendes.

Obwol die Erpedition den großen Zweck, zu dem sie ausgerüstet worden
war, nicht erreicht hat, hat sie doch wichtige und werthvolle Beiträge zu der
Geographie der arktischen Regionen geliefert. Der höchste Punkt, der erreicht
wurde, war nahe am 8^/2" nördlicher Breite, etwa fünfhundert englische
Meilen vom Pole. Auf den verschiedenen Ausflügen ihrer Mitglieder wurden
die nördlichen Küsten von Grönland bis zu ihren Auslaufen an dem Humboldt¬
gletscher vermessen. Die Eiswelt des letztern wurde der Untersuchung unter¬
zogen und nach seiner ganzen Ausdehnung nördlich bis in das neue Land,
Namens Washington, beschrieben. Eine neue Strecke Festlandes, die nördliche
Fortsetzung des amerikanischen Continents, wurde entdeckt, und das Vorhan¬
densein eines offenen, eislvsen Gewässers im Umfange von über viertausend
Meilen in der Richtung des Nordpvles bestätigt. Die Beweise, welche or. Kane
zur Beglaubigung der letztern Behauptung beibringt, beruhen auf Thatsachen
der unmittelbaren Anschauung. Die Küste dieses geheimnißreichen Meeres
wurde von ihm mehre Meilen weit bereist, und seine Spiegelfläche von einer
Anhöhe von 380 Fuß Höhe in wogender Strömung, frei von Eis und an dem
felsigen Ufer brandend gesehen. In Verbindung mit dieser Entdeckung zeigten
sich andere Anzeichen eines milderen Klimas. Scharen von Seevögeln, das
Erscheinen vegetabilischen Lebens, das Schmelzen des Schnees auf den Fels¬
wänden, und daS Steigen des Thermometers im Wasser, führen alle zu der
Annahme einer wärmeren Natur am Pole, obschon Dr. Kane sich in keine
Discussion darüber einlassen will. Wie dem immer sei, so kann man dem
kühnen Forscher seine Theilnahme nicht vorenthalten, und die Energie, Aus¬
dauer und Intelligenz, mit der er seine Aufgabe durchgeführt hat, wird ihm auch
die Anerkennung der Mitwelt erhalten. Seine bescheidene Erzählung hat einen
hohen autobiographischen Reiz, während die originelle Eigenthümlichkeit des
Stoffs ihr daS Interesse einer romantischen Dichtung verleiht.




Spamer in den letzten Jahren.
3.

Um die Zeit der Vertagung der Cortes begannen vage Gerüchte von
Staatsstreichen, welche bevorständen, in der Hauptstadt umherzulaufen. Es


die Hoffnung auf den Erfolg aufgegeben. Wir haben keinen Raum um dem
Verfasser in der Erzählung der gefährlichen Rückreise zu den dänischen Nieder¬
lassungen zu folgen, bei denen er am 1. August eintraf.

Als wissenschaftliches Resultat der officiellen Berichterstattung or. Keines^
ergibt sich Folgendes.

Obwol die Erpedition den großen Zweck, zu dem sie ausgerüstet worden
war, nicht erreicht hat, hat sie doch wichtige und werthvolle Beiträge zu der
Geographie der arktischen Regionen geliefert. Der höchste Punkt, der erreicht
wurde, war nahe am 8^/2" nördlicher Breite, etwa fünfhundert englische
Meilen vom Pole. Auf den verschiedenen Ausflügen ihrer Mitglieder wurden
die nördlichen Küsten von Grönland bis zu ihren Auslaufen an dem Humboldt¬
gletscher vermessen. Die Eiswelt des letztern wurde der Untersuchung unter¬
zogen und nach seiner ganzen Ausdehnung nördlich bis in das neue Land,
Namens Washington, beschrieben. Eine neue Strecke Festlandes, die nördliche
Fortsetzung des amerikanischen Continents, wurde entdeckt, und das Vorhan¬
densein eines offenen, eislvsen Gewässers im Umfange von über viertausend
Meilen in der Richtung des Nordpvles bestätigt. Die Beweise, welche or. Kane
zur Beglaubigung der letztern Behauptung beibringt, beruhen auf Thatsachen
der unmittelbaren Anschauung. Die Küste dieses geheimnißreichen Meeres
wurde von ihm mehre Meilen weit bereist, und seine Spiegelfläche von einer
Anhöhe von 380 Fuß Höhe in wogender Strömung, frei von Eis und an dem
felsigen Ufer brandend gesehen. In Verbindung mit dieser Entdeckung zeigten
sich andere Anzeichen eines milderen Klimas. Scharen von Seevögeln, das
Erscheinen vegetabilischen Lebens, das Schmelzen des Schnees auf den Fels¬
wänden, und daS Steigen des Thermometers im Wasser, führen alle zu der
Annahme einer wärmeren Natur am Pole, obschon Dr. Kane sich in keine
Discussion darüber einlassen will. Wie dem immer sei, so kann man dem
kühnen Forscher seine Theilnahme nicht vorenthalten, und die Energie, Aus¬
dauer und Intelligenz, mit der er seine Aufgabe durchgeführt hat, wird ihm auch
die Anerkennung der Mitwelt erhalten. Seine bescheidene Erzählung hat einen
hohen autobiographischen Reiz, während die originelle Eigenthümlichkeit des
Stoffs ihr daS Interesse einer romantischen Dichtung verleiht.




Spamer in den letzten Jahren.
3.

Um die Zeit der Vertagung der Cortes begannen vage Gerüchte von
Staatsstreichen, welche bevorständen, in der Hauptstadt umherzulaufen. Es


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[0501] die Hoffnung auf den Erfolg aufgegeben. Wir haben keinen Raum um dem Verfasser in der Erzählung der gefährlichen Rückreise zu den dänischen Nieder¬ lassungen zu folgen, bei denen er am 1. August eintraf. Als wissenschaftliches Resultat der officiellen Berichterstattung or. Keines^ ergibt sich Folgendes. Obwol die Erpedition den großen Zweck, zu dem sie ausgerüstet worden war, nicht erreicht hat, hat sie doch wichtige und werthvolle Beiträge zu der Geographie der arktischen Regionen geliefert. Der höchste Punkt, der erreicht wurde, war nahe am 8^/2" nördlicher Breite, etwa fünfhundert englische Meilen vom Pole. Auf den verschiedenen Ausflügen ihrer Mitglieder wurden die nördlichen Küsten von Grönland bis zu ihren Auslaufen an dem Humboldt¬ gletscher vermessen. Die Eiswelt des letztern wurde der Untersuchung unter¬ zogen und nach seiner ganzen Ausdehnung nördlich bis in das neue Land, Namens Washington, beschrieben. Eine neue Strecke Festlandes, die nördliche Fortsetzung des amerikanischen Continents, wurde entdeckt, und das Vorhan¬ densein eines offenen, eislvsen Gewässers im Umfange von über viertausend Meilen in der Richtung des Nordpvles bestätigt. Die Beweise, welche or. Kane zur Beglaubigung der letztern Behauptung beibringt, beruhen auf Thatsachen der unmittelbaren Anschauung. Die Küste dieses geheimnißreichen Meeres wurde von ihm mehre Meilen weit bereist, und seine Spiegelfläche von einer Anhöhe von 380 Fuß Höhe in wogender Strömung, frei von Eis und an dem felsigen Ufer brandend gesehen. In Verbindung mit dieser Entdeckung zeigten sich andere Anzeichen eines milderen Klimas. Scharen von Seevögeln, das Erscheinen vegetabilischen Lebens, das Schmelzen des Schnees auf den Fels¬ wänden, und daS Steigen des Thermometers im Wasser, führen alle zu der Annahme einer wärmeren Natur am Pole, obschon Dr. Kane sich in keine Discussion darüber einlassen will. Wie dem immer sei, so kann man dem kühnen Forscher seine Theilnahme nicht vorenthalten, und die Energie, Aus¬ dauer und Intelligenz, mit der er seine Aufgabe durchgeführt hat, wird ihm auch die Anerkennung der Mitwelt erhalten. Seine bescheidene Erzählung hat einen hohen autobiographischen Reiz, während die originelle Eigenthümlichkeit des Stoffs ihr daS Interesse einer romantischen Dichtung verleiht. Spamer in den letzten Jahren. 3. Um die Zeit der Vertagung der Cortes begannen vage Gerüchte von Staatsstreichen, welche bevorständen, in der Hauptstadt umherzulaufen. Es

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_102594/501>, abgerufen am 23.07.2024.