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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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Bestimmung über die Schranken dieses Wachsthums nicht für die Ewigkeit ge¬
troffen worden ist, ja daß schon nach zehn Jahren eine andere Acte wird er¬
lassen werden müssen, welche diese Schranken noch weiter hinausrückt.

Was nun ,die jetzige Größe dieser ungeheuren Stadt betrifft, so umschließt
sie einen Raum, der einst die Gebiete von vier sächsischen Staaten -- des
Königreichs der Mittelsachsen, Ostsachsen, South Rick und Kentwaras -- aus¬
machte. Dieser Raum hat mehr als d^le doppelte Ausdehnung der Insel
Se. Helena, fast die doppelte von Jerseys London ist ziemlich so groß als
Elba und beinahe halb so groß als Madeira. Es erstreckt sich nicht blos in
die drei Grafschaften Middleser, Kent und Surrey, sondern die Länge des
Theils der Themse, welcher die Stadt durchschneidet und die Ufer gleich¬
sam in zwei große städtische Provinzen theilt, mißt von Hammersouth bis
Woolwich uicht weniger als zwanzig englische Meilen, während der Strom in
seinem Lause durch die Stadt auf der einen Seite die Wasser der schiffbaren
Flüsse Röding und Lea, und auf der andern den Ravensbourne und Wandle
nebst einer Menge von Bächen aufnimmt, die jetzt unter den Häusermassen
hinfließen und das schmuzige Amt von Schleußenräumern versehen, einst aber
zum Theil von hinreichendem Wasserreichtum waren, um der Schauplatz von
Schissslreffen zu sein.

Von Osten nach Westen erstreckt sich London von Plumstead bis nach
Hammersmith auf der Middleserseite des Flusses und von Woolwich bis nach
Wandswvrth auf der Surreyseite, und zwischen diesen äußersten Punkten zieht
sich eine beinahe ununterbrochene Reihe von Häusern hin, welche gegen vier¬
zehn Meilen lang ist, während die Reihe von Gebäuden, die von Norden nach
Süden geht und Hollowau mit Camberwell verbindet, über zwölf Meilen
lang ist.

Wenn wir aber nur die solide Masse von Häusern im Centrum betrachten,
wo^die Gebäude Rücken zu Rücken aneinander und fast so dicht wie die Baum¬
wollenballen im Schiffraume eines Kauffahrers stehen, so ist selbst die von
diesem bedeckte Fläche Landes noch größer, als die Insel Guernsey. Die ver¬
gleichsweise Dichtheit der Bauart in den verschiedenen Theilen Londons kanF
von der Thatsache abgenommen werden, daß im Herzen der, Stadt sich mehr
als dreißig Häuser auf dem englischen Acker befinden, während auf demselben
in den entfernteren Gegenden von Hampstead und Kensington deren nur etwa
zwei stehen.

Eine Aufzählung der Menge von Gebäuden, welche London bilden, würde,
wir wiederholen es, nichts dazu beitragen, das Bild von London anschaulicher
zu machen. Dagegen erhält man eine gute Idee von dem Gegenstande, wen"
man sich fragt, wie lang die Linie sein würde, falls alle diese Gebäude neben¬
einander gestellt und eine einzige ununterbrochen fortlaufende Straße wäre".


Bestimmung über die Schranken dieses Wachsthums nicht für die Ewigkeit ge¬
troffen worden ist, ja daß schon nach zehn Jahren eine andere Acte wird er¬
lassen werden müssen, welche diese Schranken noch weiter hinausrückt.

Was nun ,die jetzige Größe dieser ungeheuren Stadt betrifft, so umschließt
sie einen Raum, der einst die Gebiete von vier sächsischen Staaten — des
Königreichs der Mittelsachsen, Ostsachsen, South Rick und Kentwaras — aus¬
machte. Dieser Raum hat mehr als d^le doppelte Ausdehnung der Insel
Se. Helena, fast die doppelte von Jerseys London ist ziemlich so groß als
Elba und beinahe halb so groß als Madeira. Es erstreckt sich nicht blos in
die drei Grafschaften Middleser, Kent und Surrey, sondern die Länge des
Theils der Themse, welcher die Stadt durchschneidet und die Ufer gleich¬
sam in zwei große städtische Provinzen theilt, mißt von Hammersouth bis
Woolwich uicht weniger als zwanzig englische Meilen, während der Strom in
seinem Lause durch die Stadt auf der einen Seite die Wasser der schiffbaren
Flüsse Röding und Lea, und auf der andern den Ravensbourne und Wandle
nebst einer Menge von Bächen aufnimmt, die jetzt unter den Häusermassen
hinfließen und das schmuzige Amt von Schleußenräumern versehen, einst aber
zum Theil von hinreichendem Wasserreichtum waren, um der Schauplatz von
Schissslreffen zu sein.

Von Osten nach Westen erstreckt sich London von Plumstead bis nach
Hammersmith auf der Middleserseite des Flusses und von Woolwich bis nach
Wandswvrth auf der Surreyseite, und zwischen diesen äußersten Punkten zieht
sich eine beinahe ununterbrochene Reihe von Häusern hin, welche gegen vier¬
zehn Meilen lang ist, während die Reihe von Gebäuden, die von Norden nach
Süden geht und Hollowau mit Camberwell verbindet, über zwölf Meilen
lang ist.

Wenn wir aber nur die solide Masse von Häusern im Centrum betrachten,
wo^die Gebäude Rücken zu Rücken aneinander und fast so dicht wie die Baum¬
wollenballen im Schiffraume eines Kauffahrers stehen, so ist selbst die von
diesem bedeckte Fläche Landes noch größer, als die Insel Guernsey. Die ver¬
gleichsweise Dichtheit der Bauart in den verschiedenen Theilen Londons kanF
von der Thatsache abgenommen werden, daß im Herzen der, Stadt sich mehr
als dreißig Häuser auf dem englischen Acker befinden, während auf demselben
in den entfernteren Gegenden von Hampstead und Kensington deren nur etwa
zwei stehen.

Eine Aufzählung der Menge von Gebäuden, welche London bilden, würde,
wir wiederholen es, nichts dazu beitragen, das Bild von London anschaulicher
zu machen. Dagegen erhält man eine gute Idee von dem Gegenstande, wen»
man sich fragt, wie lang die Linie sein würde, falls alle diese Gebäude neben¬
einander gestellt und eine einzige ununterbrochen fortlaufende Straße wäre».


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[0424] Bestimmung über die Schranken dieses Wachsthums nicht für die Ewigkeit ge¬ troffen worden ist, ja daß schon nach zehn Jahren eine andere Acte wird er¬ lassen werden müssen, welche diese Schranken noch weiter hinausrückt. Was nun ,die jetzige Größe dieser ungeheuren Stadt betrifft, so umschließt sie einen Raum, der einst die Gebiete von vier sächsischen Staaten — des Königreichs der Mittelsachsen, Ostsachsen, South Rick und Kentwaras — aus¬ machte. Dieser Raum hat mehr als d^le doppelte Ausdehnung der Insel Se. Helena, fast die doppelte von Jerseys London ist ziemlich so groß als Elba und beinahe halb so groß als Madeira. Es erstreckt sich nicht blos in die drei Grafschaften Middleser, Kent und Surrey, sondern die Länge des Theils der Themse, welcher die Stadt durchschneidet und die Ufer gleich¬ sam in zwei große städtische Provinzen theilt, mißt von Hammersouth bis Woolwich uicht weniger als zwanzig englische Meilen, während der Strom in seinem Lause durch die Stadt auf der einen Seite die Wasser der schiffbaren Flüsse Röding und Lea, und auf der andern den Ravensbourne und Wandle nebst einer Menge von Bächen aufnimmt, die jetzt unter den Häusermassen hinfließen und das schmuzige Amt von Schleußenräumern versehen, einst aber zum Theil von hinreichendem Wasserreichtum waren, um der Schauplatz von Schissslreffen zu sein. Von Osten nach Westen erstreckt sich London von Plumstead bis nach Hammersmith auf der Middleserseite des Flusses und von Woolwich bis nach Wandswvrth auf der Surreyseite, und zwischen diesen äußersten Punkten zieht sich eine beinahe ununterbrochene Reihe von Häusern hin, welche gegen vier¬ zehn Meilen lang ist, während die Reihe von Gebäuden, die von Norden nach Süden geht und Hollowau mit Camberwell verbindet, über zwölf Meilen lang ist. Wenn wir aber nur die solide Masse von Häusern im Centrum betrachten, wo^die Gebäude Rücken zu Rücken aneinander und fast so dicht wie die Baum¬ wollenballen im Schiffraume eines Kauffahrers stehen, so ist selbst die von diesem bedeckte Fläche Landes noch größer, als die Insel Guernsey. Die ver¬ gleichsweise Dichtheit der Bauart in den verschiedenen Theilen Londons kanF von der Thatsache abgenommen werden, daß im Herzen der, Stadt sich mehr als dreißig Häuser auf dem englischen Acker befinden, während auf demselben in den entfernteren Gegenden von Hampstead und Kensington deren nur etwa zwei stehen. Eine Aufzählung der Menge von Gebäuden, welche London bilden, würde, wir wiederholen es, nichts dazu beitragen, das Bild von London anschaulicher zu machen. Dagegen erhält man eine gute Idee von dem Gegenstande, wen» man sich fragt, wie lang die Linie sein würde, falls alle diese Gebäude neben¬ einander gestellt und eine einzige ununterbrochen fortlaufende Straße wäre».

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/424>, abgerufen am 05.07.2024.