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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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wie durch ihre Ausstattung zu zierlichen Geburtstagsgeschenken für junge
Damen qualificirt. Noch erwähnen wir das poetische Märchen: Rübezahl,
von Ludwig Köhler, abgedruckt aus dem Weihnachtsbaum für arme Kinder,.
(Hildburghausen, Bibliographisches Institut) und: Liebe, Wein und Mancher¬
lei, persische Lieder nach Dschamis Tevt zum ersten mal deutlich gegeben von
Moriz Wickerhauser. Leipzig, Brockhaus. Ueber die Nachbildungen der
orientalischen Gedichte im Deutschen haben wir uns schon ausgesprochen. -- Eine
vortreffliche Uebersetzung (Gotha, Sehende) des von uns bereits ausführlich be¬
sprochenen Quickborn von Klaus Groth, welches mit Recht in Deutschland
allgemeine Bewunderung erregt hat, müssen wir um so ehrender anerkennen, da
es sehr schwer ist, bei der Uebersetzung aus dem Plattdeutschen ins Hochdeutsche
die poetische Form zu bewahren. -- C. G. Scherenberg hat ein neues Ge¬
dicht veröffentlicht: Abukir, die Schlacht am Nil. (Berlin, Alexander Duncker.)
Im Ton gleicht es ganz Waterloo und Leuthen, doch erregt es weniger In¬
teresse, vielleicht lediglich deshalb, weil der Genre am meisten der Neuheit
seinen Erfolg verdankt. -- Ein Festidyll von Friedrich Dörr: Christabend,
ist im Stil der Vossischen Luise. Die Erzählung spielt in Schleswig. (Halle,
Anton). -- Georg Crabves Lehrgedicht: Die Zeitung ^-1789) ist von Karl
Abel (Berlin, Huber) vortrefflich übersetzt. -- Schließlich erlauben wir uns
die ebenso bescheidene als dringende Bitte, uns bis zur Zeit der Christbe-
scheerung keine lyrischen Gedichte einsenden zu wollen, da wir nicht im Stande
sind, sie zu lesen. .




Korrespondenzen.

Die Kammern haben sich am 19. April von der Regierung
bis zum 20. Mai vertagen lassen, nachdem sie stebcnzehn Tage hindurch beisammen
gewesen sind, und ihr'e Ausschüsse arbeiten inzwischen emsig fort. . Da alle wich¬
tigen Vorlagen der Regierung zunächst an die Ausschüsse verwiesen sind, so haben
bisher weder die Gegensätze hart aneinanderstoßen, noch die Parteien sich scharf
scheide" können. Beides wird nicht lange ausbleiben, wenn jenseits des. 20. Mai
erst die Berichte und Anträge der Ausschüsse vorliegen.

Die erste Kammer war vom ersten bis zum letzten Augenblick von dem Ge¬
fühl erfüllt, daß sie auch in Nebendingen einer Regierung keine Verlegenheiten
oder Mühen bereiten dürfe, der sie ihr Auferstehung von den Todten verdankt.
Die schwachen Regungen von Widerspruch, die sich bei der Vorlegung der Aus¬
nahmsgesetze zur Herstellung eines politischen Staatsgerichtshoss und zur Beschrän¬
kung der schwurgcrichtlichen Zuständigkeit zeigten, wurden auf der Stelle vom dem
Unwillen der Mehrheit erstickt. Dagegen richtete das oppvsttivnslustigste Mitglied
dieser Kammer am 10. April eine ziemlich vom Zaun gebrochene Standrede an


Grenzboten. II. -1866. ' 30

wie durch ihre Ausstattung zu zierlichen Geburtstagsgeschenken für junge
Damen qualificirt. Noch erwähnen wir das poetische Märchen: Rübezahl,
von Ludwig Köhler, abgedruckt aus dem Weihnachtsbaum für arme Kinder,.
(Hildburghausen, Bibliographisches Institut) und: Liebe, Wein und Mancher¬
lei, persische Lieder nach Dschamis Tevt zum ersten mal deutlich gegeben von
Moriz Wickerhauser. Leipzig, Brockhaus. Ueber die Nachbildungen der
orientalischen Gedichte im Deutschen haben wir uns schon ausgesprochen. — Eine
vortreffliche Uebersetzung (Gotha, Sehende) des von uns bereits ausführlich be¬
sprochenen Quickborn von Klaus Groth, welches mit Recht in Deutschland
allgemeine Bewunderung erregt hat, müssen wir um so ehrender anerkennen, da
es sehr schwer ist, bei der Uebersetzung aus dem Plattdeutschen ins Hochdeutsche
die poetische Form zu bewahren. — C. G. Scherenberg hat ein neues Ge¬
dicht veröffentlicht: Abukir, die Schlacht am Nil. (Berlin, Alexander Duncker.)
Im Ton gleicht es ganz Waterloo und Leuthen, doch erregt es weniger In¬
teresse, vielleicht lediglich deshalb, weil der Genre am meisten der Neuheit
seinen Erfolg verdankt. — Ein Festidyll von Friedrich Dörr: Christabend,
ist im Stil der Vossischen Luise. Die Erzählung spielt in Schleswig. (Halle,
Anton). — Georg Crabves Lehrgedicht: Die Zeitung ^-1789) ist von Karl
Abel (Berlin, Huber) vortrefflich übersetzt. — Schließlich erlauben wir uns
die ebenso bescheidene als dringende Bitte, uns bis zur Zeit der Christbe-
scheerung keine lyrischen Gedichte einsenden zu wollen, da wir nicht im Stande
sind, sie zu lesen. .




Korrespondenzen.

Die Kammern haben sich am 19. April von der Regierung
bis zum 20. Mai vertagen lassen, nachdem sie stebcnzehn Tage hindurch beisammen
gewesen sind, und ihr'e Ausschüsse arbeiten inzwischen emsig fort. . Da alle wich¬
tigen Vorlagen der Regierung zunächst an die Ausschüsse verwiesen sind, so haben
bisher weder die Gegensätze hart aneinanderstoßen, noch die Parteien sich scharf
scheide« können. Beides wird nicht lange ausbleiben, wenn jenseits des. 20. Mai
erst die Berichte und Anträge der Ausschüsse vorliegen.

Die erste Kammer war vom ersten bis zum letzten Augenblick von dem Ge¬
fühl erfüllt, daß sie auch in Nebendingen einer Regierung keine Verlegenheiten
oder Mühen bereiten dürfe, der sie ihr Auferstehung von den Todten verdankt.
Die schwachen Regungen von Widerspruch, die sich bei der Vorlegung der Aus¬
nahmsgesetze zur Herstellung eines politischen Staatsgerichtshoss und zur Beschrän¬
kung der schwurgcrichtlichen Zuständigkeit zeigten, wurden auf der Stelle vom dem
Unwillen der Mehrheit erstickt. Dagegen richtete das oppvsttivnslustigste Mitglied
dieser Kammer am 10. April eine ziemlich vom Zaun gebrochene Standrede an


Grenzboten. II. -1866. ' 30
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/241>, abgerufen am 21.06.2024.