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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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die unsrige, so hat das einen sehr natürlichen Grund. Koberstein arbeitet sich
zu jener Periode durch die dürren Steppen des -17. und 18. Jahrhunderts durch
und muß daher in dem romantischen Idealismus neben dem classischen Idealis-
mus einen erfreulichen Fortschritt erblicken, während wir von der wissenschaft¬
lichen, politisch-philosophischen Bildung der Gegenwart ausgehend, die noch
Keineswegs sicher gestellt, vielmehr noch in heftigem Streit begriffen ist, in
der Romantik den gefährlichsten Feind erblicken, den wir bis zu seiner ersten
Wurzel hin zu verfolgen und auszurotten haben.

Das Werk von Koberstein darf in keiner Bibliothek eines Literaturfreundes
fehlen; wir aber, die wir in unsern literaturgeschichtlichen Versuchen vorzugs¬
weise auf Princip und Darstellung ausgehen, können dem würdigen Veteranen
nur Dank wissen, daß er uns die Mühe erleichtert hat, denn wir werden
unsern Zweck um so vollständiger erreichen (welcher Richtung wir auch an¬
gehören mögen), je weniger wir nöthig haben, uns mit dem Detail des Stoffs
zu beladen. In den meisten Fällen wird in dieser Beziehung eine Hinweisung
auf Koberstein genügen, dessen stofflicher Inhalt dem radicalen Geschichtschreiber
ebenso dienen kann, wie dem conservativen. --


Synchronistische Tabellen zur vergleichenden Uebersicht der Ge¬
schichte der deutschen Nativuallitcratur. (Von der frühesten Zeit
bis zum Jahre 1832.) Für Freunde der Literatur und zum Gebrauche
beim Unterricht in höhern Lehranstalten. Von Karl Eitner. Vollstän¬
dige Ausgabe, mit Nachträgen und Berichtigungen und einem ausführlichen
Namen- und Sachregister. Breslau, Kern. --

Diese Tabellen, die vorzugsweise nach Koberstein bearbeitet sind, zeichnen
sich sowol durch ihre Vollständigkeit, als durch ihre für den praktischen Ge¬
brauch sehr bequeme Uebersichtlichkeit aus. Doch hat der Verfasser dieselben
eigentlich nur bis zum Jahr -1820 sortgesetzt, denn die spätern Jahre sind
äußerst summarisch behandelt und können mit dem Vorhergehenden nicht ver¬
glichen werden. Das Buch ist als eine zweckmäßige Ergänzung des Kober-
steinschen Werks namentlich in dessen gegenwärtigen Zustand zu empfehlen.--


Geschichte der deutscheu Poesie nach ihren antiken Elementen. Von
Leo Cholevius, Oberlehrer am Kuciphöstscheu Stadtgymuasium und
Mitglied der Königl. deutschen Gesellschaft zu Königsberg in Pr. Zweiter
Theil. Leipzig, Brockhaus. --

Das Buch, dessen ersten Band wir bereits früher angezeigt haben, ver¬
dient von den Freunden der Literatur eine größere Beachtung, als ihm bisher
SU Theil geworden zu sein scheint. Es ist das Resultat sehr gründlicher Stu¬
dien, wird von achtungswerthen sittlichen und ästhetischen Principien ge-


die unsrige, so hat das einen sehr natürlichen Grund. Koberstein arbeitet sich
zu jener Periode durch die dürren Steppen des -17. und 18. Jahrhunderts durch
und muß daher in dem romantischen Idealismus neben dem classischen Idealis-
mus einen erfreulichen Fortschritt erblicken, während wir von der wissenschaft¬
lichen, politisch-philosophischen Bildung der Gegenwart ausgehend, die noch
Keineswegs sicher gestellt, vielmehr noch in heftigem Streit begriffen ist, in
der Romantik den gefährlichsten Feind erblicken, den wir bis zu seiner ersten
Wurzel hin zu verfolgen und auszurotten haben.

Das Werk von Koberstein darf in keiner Bibliothek eines Literaturfreundes
fehlen; wir aber, die wir in unsern literaturgeschichtlichen Versuchen vorzugs¬
weise auf Princip und Darstellung ausgehen, können dem würdigen Veteranen
nur Dank wissen, daß er uns die Mühe erleichtert hat, denn wir werden
unsern Zweck um so vollständiger erreichen (welcher Richtung wir auch an¬
gehören mögen), je weniger wir nöthig haben, uns mit dem Detail des Stoffs
zu beladen. In den meisten Fällen wird in dieser Beziehung eine Hinweisung
auf Koberstein genügen, dessen stofflicher Inhalt dem radicalen Geschichtschreiber
ebenso dienen kann, wie dem conservativen. —


Synchronistische Tabellen zur vergleichenden Uebersicht der Ge¬
schichte der deutschen Nativuallitcratur. (Von der frühesten Zeit
bis zum Jahre 1832.) Für Freunde der Literatur und zum Gebrauche
beim Unterricht in höhern Lehranstalten. Von Karl Eitner. Vollstän¬
dige Ausgabe, mit Nachträgen und Berichtigungen und einem ausführlichen
Namen- und Sachregister. Breslau, Kern. —

Diese Tabellen, die vorzugsweise nach Koberstein bearbeitet sind, zeichnen
sich sowol durch ihre Vollständigkeit, als durch ihre für den praktischen Ge¬
brauch sehr bequeme Uebersichtlichkeit aus. Doch hat der Verfasser dieselben
eigentlich nur bis zum Jahr -1820 sortgesetzt, denn die spätern Jahre sind
äußerst summarisch behandelt und können mit dem Vorhergehenden nicht ver¬
glichen werden. Das Buch ist als eine zweckmäßige Ergänzung des Kober-
steinschen Werks namentlich in dessen gegenwärtigen Zustand zu empfehlen.—


Geschichte der deutscheu Poesie nach ihren antiken Elementen. Von
Leo Cholevius, Oberlehrer am Kuciphöstscheu Stadtgymuasium und
Mitglied der Königl. deutschen Gesellschaft zu Königsberg in Pr. Zweiter
Theil. Leipzig, Brockhaus. —

Das Buch, dessen ersten Band wir bereits früher angezeigt haben, ver¬
dient von den Freunden der Literatur eine größere Beachtung, als ihm bisher
SU Theil geworden zu sein scheint. Es ist das Resultat sehr gründlicher Stu¬
dien, wird von achtungswerthen sittlichen und ästhetischen Principien ge-


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[0213] die unsrige, so hat das einen sehr natürlichen Grund. Koberstein arbeitet sich zu jener Periode durch die dürren Steppen des -17. und 18. Jahrhunderts durch und muß daher in dem romantischen Idealismus neben dem classischen Idealis- mus einen erfreulichen Fortschritt erblicken, während wir von der wissenschaft¬ lichen, politisch-philosophischen Bildung der Gegenwart ausgehend, die noch Keineswegs sicher gestellt, vielmehr noch in heftigem Streit begriffen ist, in der Romantik den gefährlichsten Feind erblicken, den wir bis zu seiner ersten Wurzel hin zu verfolgen und auszurotten haben. Das Werk von Koberstein darf in keiner Bibliothek eines Literaturfreundes fehlen; wir aber, die wir in unsern literaturgeschichtlichen Versuchen vorzugs¬ weise auf Princip und Darstellung ausgehen, können dem würdigen Veteranen nur Dank wissen, daß er uns die Mühe erleichtert hat, denn wir werden unsern Zweck um so vollständiger erreichen (welcher Richtung wir auch an¬ gehören mögen), je weniger wir nöthig haben, uns mit dem Detail des Stoffs zu beladen. In den meisten Fällen wird in dieser Beziehung eine Hinweisung auf Koberstein genügen, dessen stofflicher Inhalt dem radicalen Geschichtschreiber ebenso dienen kann, wie dem conservativen. — Synchronistische Tabellen zur vergleichenden Uebersicht der Ge¬ schichte der deutschen Nativuallitcratur. (Von der frühesten Zeit bis zum Jahre 1832.) Für Freunde der Literatur und zum Gebrauche beim Unterricht in höhern Lehranstalten. Von Karl Eitner. Vollstän¬ dige Ausgabe, mit Nachträgen und Berichtigungen und einem ausführlichen Namen- und Sachregister. Breslau, Kern. — Diese Tabellen, die vorzugsweise nach Koberstein bearbeitet sind, zeichnen sich sowol durch ihre Vollständigkeit, als durch ihre für den praktischen Ge¬ brauch sehr bequeme Uebersichtlichkeit aus. Doch hat der Verfasser dieselben eigentlich nur bis zum Jahr -1820 sortgesetzt, denn die spätern Jahre sind äußerst summarisch behandelt und können mit dem Vorhergehenden nicht ver¬ glichen werden. Das Buch ist als eine zweckmäßige Ergänzung des Kober- steinschen Werks namentlich in dessen gegenwärtigen Zustand zu empfehlen.— Geschichte der deutscheu Poesie nach ihren antiken Elementen. Von Leo Cholevius, Oberlehrer am Kuciphöstscheu Stadtgymuasium und Mitglied der Königl. deutschen Gesellschaft zu Königsberg in Pr. Zweiter Theil. Leipzig, Brockhaus. — Das Buch, dessen ersten Band wir bereits früher angezeigt haben, ver¬ dient von den Freunden der Literatur eine größere Beachtung, als ihm bisher SU Theil geworden zu sein scheint. Es ist das Resultat sehr gründlicher Stu¬ dien, wird von achtungswerthen sittlichen und ästhetischen Principien ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/213>, abgerufen am 05.07.2024.