Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band."übernatürlichen Dingen", von Heran und Zauberern, von Geistererscheinungen „übernatürlichen Dingen", von Heran und Zauberern, von Geistererscheinungen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0172" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/101699"/> <p xml:id="ID_414" prev="#ID_413" next="#ID_415"> „übernatürlichen Dingen", von Heran und Zauberern, von Geistererscheinungen<lb/> und anderen Manifestationen diabolischer Kräfte die Rede ist, derßn Authentici¬<lb/> tät der Verfasser mit großem Eifer gegen die Angriffe der Skeptiker vertheidigt,<lb/> an denen es auch in jenen Tagen nicht ganz fehlte. „Wie Avicenna, Averroes<lb/> und andere atheistische Philosophen früherer Zeit/' sagt er, „behaupten die<lb/> Sadducäer unsrer Tage, daß es keine Geister gibt, und daß alle Berichte über<lb/> dieselben entweder MÄrchen oder durch natürliche Ursachen zu erklären sind.<lb/> Außer vielen andern aber hat sie der gelehrte Portius ^in viss. cle operativ-<lb/> riibus vssmcmum) hinlänglich widerlegt.. Und gleich wie es die Erfahrung<lb/> anderer Zeitalter und Regionen lehrt, so haben auch die Dinge, welche die<lb/> göttliche Vorsehung gestattet und angeordnet hat, daß sie sich in unsrer Mitte<lb/> zutrugen, es, selbst wenn die Schrift schwiege, über alle Frage gestellt, daß es<lb/> Teufel gibt, welche diese niedere Welt heimsuchen. Wahr ist es allerdings,<lb/> daß die Macht Satans und seiner bösen Engel durch die Vorsehung Gottes<lb/> begrenzt ist, so daß sie keinem Menschen oder Wesen und noch viel weniger<lb/> einem seiner Diener schaden könne, ohne die Erlaubniß dessen zu haben, der<lb/> die Herrschaft über sie alle ausübt. Es ist ein merkwürdiger Fall, den ChyträuS<lb/> über Luther erzählt, daß, als der Herzog von Sachsen den letzteren nach einem<lb/> verborgenen Orte hatte bringen lassen und er von seinem unversöhnlichen<lb/> papistischen Feinden gesucht wurde, sie mit Schwarzkünstlern zu Rathe gingen,<lb/> um zu finden, wo Luther sich versteckt habe, die Hexenmeister aber gestanden,<lb/> daß sie ihn nicht entdecken könnten. Unstreitig wußten die Teufel, wo Luther<lb/> sich verborgen hielt, nur wollte Gott ihnen nicht erlauben, es zu offenbaren.<lb/> Trotzdem löst bisweilen der Herr seiner heiligen und weisen Zwecke halber,<lb/> die Kette, mit der die Löwen der Hölle festgebunden sind. Die Wahrheit hier¬<lb/> von wird durch manche schreckliche Beispiele bezeugt, unter welchen die körper¬<lb/> liche Besitznahme von Menschen durch den Satan nicht das geringste ist.<lb/> Mitunter hält eS zwar schwer, zwischen natürlichen Gebrechen und satanischer<lb/> Besessenheit zu unterscheiden, so daß man Personen, die wirklich besessen waren,<lb/> nur von einer natürlichen Krankheit belästigt glaubte, ohne den Finger des<lb/> bösen Geistes darin zu bemerken. Cornelius (as ^dclitis Ksrum Lausig, lib. 2,<lb/> cap. "16) spricht von einem gewissen jungen Edelmann, der von seltsamen Kon¬<lb/> vulsionen ergriffen wurde, die ihn wenigstens zehnmal täglich befielen. In<lb/> diesen Parorismen hatte er den freien Gebrauch seiner Sprache und seiner Ver¬<lb/> nunft; andernfalls würde man seine Krankheit für nichts weiter, als eine ge--<lb/> wohnliche Epilepsie gehalten haben. Viele Mittel wurden von geschickten<lb/> Aerzten, zu seiner Erleichterung angewendet, aber ganze drei Monate lang ohne<lb/> Erfolg; da begann plötzlich ein Dämon aus dem unglücklichen Patienten zu<lb/> sprechen, und zwar nicht nur in lateinischen, sondern auch in griechischen<lb/> Perioden, von welchen der Leidende selbst keine Kenntniß hatte; und der Dämon</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0172]
„übernatürlichen Dingen", von Heran und Zauberern, von Geistererscheinungen
und anderen Manifestationen diabolischer Kräfte die Rede ist, derßn Authentici¬
tät der Verfasser mit großem Eifer gegen die Angriffe der Skeptiker vertheidigt,
an denen es auch in jenen Tagen nicht ganz fehlte. „Wie Avicenna, Averroes
und andere atheistische Philosophen früherer Zeit/' sagt er, „behaupten die
Sadducäer unsrer Tage, daß es keine Geister gibt, und daß alle Berichte über
dieselben entweder MÄrchen oder durch natürliche Ursachen zu erklären sind.
Außer vielen andern aber hat sie der gelehrte Portius ^in viss. cle operativ-
riibus vssmcmum) hinlänglich widerlegt.. Und gleich wie es die Erfahrung
anderer Zeitalter und Regionen lehrt, so haben auch die Dinge, welche die
göttliche Vorsehung gestattet und angeordnet hat, daß sie sich in unsrer Mitte
zutrugen, es, selbst wenn die Schrift schwiege, über alle Frage gestellt, daß es
Teufel gibt, welche diese niedere Welt heimsuchen. Wahr ist es allerdings,
daß die Macht Satans und seiner bösen Engel durch die Vorsehung Gottes
begrenzt ist, so daß sie keinem Menschen oder Wesen und noch viel weniger
einem seiner Diener schaden könne, ohne die Erlaubniß dessen zu haben, der
die Herrschaft über sie alle ausübt. Es ist ein merkwürdiger Fall, den ChyträuS
über Luther erzählt, daß, als der Herzog von Sachsen den letzteren nach einem
verborgenen Orte hatte bringen lassen und er von seinem unversöhnlichen
papistischen Feinden gesucht wurde, sie mit Schwarzkünstlern zu Rathe gingen,
um zu finden, wo Luther sich versteckt habe, die Hexenmeister aber gestanden,
daß sie ihn nicht entdecken könnten. Unstreitig wußten die Teufel, wo Luther
sich verborgen hielt, nur wollte Gott ihnen nicht erlauben, es zu offenbaren.
Trotzdem löst bisweilen der Herr seiner heiligen und weisen Zwecke halber,
die Kette, mit der die Löwen der Hölle festgebunden sind. Die Wahrheit hier¬
von wird durch manche schreckliche Beispiele bezeugt, unter welchen die körper¬
liche Besitznahme von Menschen durch den Satan nicht das geringste ist.
Mitunter hält eS zwar schwer, zwischen natürlichen Gebrechen und satanischer
Besessenheit zu unterscheiden, so daß man Personen, die wirklich besessen waren,
nur von einer natürlichen Krankheit belästigt glaubte, ohne den Finger des
bösen Geistes darin zu bemerken. Cornelius (as ^dclitis Ksrum Lausig, lib. 2,
cap. "16) spricht von einem gewissen jungen Edelmann, der von seltsamen Kon¬
vulsionen ergriffen wurde, die ihn wenigstens zehnmal täglich befielen. In
diesen Parorismen hatte er den freien Gebrauch seiner Sprache und seiner Ver¬
nunft; andernfalls würde man seine Krankheit für nichts weiter, als eine ge--
wohnliche Epilepsie gehalten haben. Viele Mittel wurden von geschickten
Aerzten, zu seiner Erleichterung angewendet, aber ganze drei Monate lang ohne
Erfolg; da begann plötzlich ein Dämon aus dem unglücklichen Patienten zu
sprechen, und zwar nicht nur in lateinischen, sondern auch in griechischen
Perioden, von welchen der Leidende selbst keine Kenntniß hatte; und der Dämon
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