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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band.

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Der schauerliche Ton dieses Gedichts geht durch alle übrigen. Zuweilen
erhebt sich der Dichter zu der Trauer über ein bestimmtes Weh, in der Regel
ist es aber nur das Grauen vor der Vernichtung, daS alle seine Nerven in
fieberhafte Spannung versetzt. Selbst wo ihm einmal ein freundliches Bild
entgegenlacht, breiten sich bald die Nebel des Todes darüber, und die Hölle
mit ihren fratzenhaften Gestalten drängt sich in das Reich des Lichts. So in
Ulalume, der Geisterpalast (Me n^roa pat-ioe), die Stadt in der See, das
Traumland, JSrasel u. s. w. Wir führen nur noch eins an, um zugleich auf
die metaphysischen Extravaganzen des Dichters hinzudeuten.


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Kender Ma torrorloss; Iiis unent's ""lo "höre".
lie is tlro eorporato Lilonee: clieaä Kien not!
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Lring tuot ta MLLt Kis sliaclovv (namoless c-it,
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tout os nur,) enmmcincl tnvsels to Koa

Unheimlich genug sind auch die Erzählungen Cr-ales okmMsr^); doch macht
sich darin noch eine andere Eigenschaft geltend, ein ganz sonderbarer, ins Detail
eingehender Pragmatismus. So hat die längste dieser Erzählungen: der Gold¬
käfer, viele einzelne Züge, die wie die Gedichte ins Mysteriöse und Grauen¬
volle überspielen, aber das Merkwürdige ist die Ausführlichkeit, mit der die
willkürliche Erfindung detaillirt wird. Jemand findet eine alte Handschrift in
Chiffern. Durch künstliche Combinationen kommt er dazu, die Chiffern zu
enträthseln; wenn sich aber sonst die Romanschreiber einfach damit begnügten,
diesen Umstand anzugeben, so wird jetzt die Methode der Entzifferung haarklein



*) Es gibt gewisse Eigenschaften -- gewisse ""körperliche Dinge, die ein doppeltes Leben
haben, ein Typus jenes Zwillingsseins. 'welches entspringt von Stoss und Licht im Festen
"ut im Schatten dargestellt., Es gibt ein zweifälliges Schweigen, See und Küste. Körper
>>ut Seele. DaS eine weilt an einsamen Orten, eben mit Gras überwachsen; eine gewisse
feierliche Anmuth. ein menschliches Andenken und ein thränenvolles Wissen nimmt ihm den
Schrecken. Sein Name ist: Nicht mehr! Es ist das körperliche Schweigen; fürchte es nicht!
6s hat keine Macht des Uebels-an sich selbst; aber sollte ein drängendes Schicksal vor der
Zeit dich treibe",, seinem Schatten zu begegne", jenem namenlosen Kobold, welcher die ein¬
samen Gegenden heimsucht, die von keines Menschen Fusi betreten sind, -- dann empfiehl
dich Gott!

Der schauerliche Ton dieses Gedichts geht durch alle übrigen. Zuweilen
erhebt sich der Dichter zu der Trauer über ein bestimmtes Weh, in der Regel
ist es aber nur das Grauen vor der Vernichtung, daS alle seine Nerven in
fieberhafte Spannung versetzt. Selbst wo ihm einmal ein freundliches Bild
entgegenlacht, breiten sich bald die Nebel des Todes darüber, und die Hölle
mit ihren fratzenhaften Gestalten drängt sich in das Reich des Lichts. So in
Ulalume, der Geisterpalast (Me n^roa pat-ioe), die Stadt in der See, das
Traumland, JSrasel u. s. w. Wir führen nur noch eins an, um zugleich auf
die metaphysischen Extravaganzen des Dichters hinzudeuten.


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Unheimlich genug sind auch die Erzählungen Cr-ales okmMsr^); doch macht
sich darin noch eine andere Eigenschaft geltend, ein ganz sonderbarer, ins Detail
eingehender Pragmatismus. So hat die längste dieser Erzählungen: der Gold¬
käfer, viele einzelne Züge, die wie die Gedichte ins Mysteriöse und Grauen¬
volle überspielen, aber das Merkwürdige ist die Ausführlichkeit, mit der die
willkürliche Erfindung detaillirt wird. Jemand findet eine alte Handschrift in
Chiffern. Durch künstliche Combinationen kommt er dazu, die Chiffern zu
enträthseln; wenn sich aber sonst die Romanschreiber einfach damit begnügten,
diesen Umstand anzugeben, so wird jetzt die Methode der Entzifferung haarklein



*) Es gibt gewisse Eigenschaften — gewisse »»körperliche Dinge, die ein doppeltes Leben
haben, ein Typus jenes Zwillingsseins. 'welches entspringt von Stoss und Licht im Festen
»ut im Schatten dargestellt., Es gibt ein zweifälliges Schweigen, See und Küste. Körper
>>ut Seele. DaS eine weilt an einsamen Orten, eben mit Gras überwachsen; eine gewisse
feierliche Anmuth. ein menschliches Andenken und ein thränenvolles Wissen nimmt ihm den
Schrecken. Sein Name ist: Nicht mehr! Es ist das körperliche Schweigen; fürchte es nicht!
6s hat keine Macht des Uebels-an sich selbst; aber sollte ein drängendes Schicksal vor der
Zeit dich treibe»,, seinem Schatten zu begegne», jenem namenlosen Kobold, welcher die ein¬
samen Gegenden heimsucht, die von keines Menschen Fusi betreten sind, — dann empfiehl
dich Gott!
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[0149] Der schauerliche Ton dieses Gedichts geht durch alle übrigen. Zuweilen erhebt sich der Dichter zu der Trauer über ein bestimmtes Weh, in der Regel ist es aber nur das Grauen vor der Vernichtung, daS alle seine Nerven in fieberhafte Spannung versetzt. Selbst wo ihm einmal ein freundliches Bild entgegenlacht, breiten sich bald die Nebel des Todes darüber, und die Hölle mit ihren fratzenhaften Gestalten drängt sich in das Reich des Lichts. So in Ulalume, der Geisterpalast (Me n^roa pat-ioe), die Stadt in der See, das Traumland, JSrasel u. s. w. Wir führen nur noch eins an, um zugleich auf die metaphysischen Extravaganzen des Dichters hinzudeuten. IIiei-L !»K son<z sjnsliliss — S0M6 meorporiU« tlnngs IKst Kavo .1 cloulils Ule, wbieli um« is in»<le > t^i<z ol du.it loin einen^ wkieli spring« ki'ron mattcir -ma ii^de, ovineecl in soli«! »ni Staat«. liiere is a tvvo-total Silence — sea ->uti skoro — Le>l>7 fuit soal. 0no clwslls in lonel^ pi-et-os, ?1e>öl^ widu -^i'öff o'öl-gi-voor; suae solenn xi-Sees, 8ome Iiumim momarios orei te.irsul loro, Kender Ma torrorloss; Iiis unent's „»lo »höre". lie is tlro eorporato Lilonee: clieaä Kien not! powoi- Ir.itK >><z ol von in Iiimssll; LiU slmulcl some>. ni-gelte fato (untimely tot!) Lring tuot ta MLLt Kis sliaclovv (namoless c-it, IK»t Il-mntLll, elf lo^e rsgions wliore Iiatn trou tout os nur,) enmmcincl tnvsels to Koa Unheimlich genug sind auch die Erzählungen Cr-ales okmMsr^); doch macht sich darin noch eine andere Eigenschaft geltend, ein ganz sonderbarer, ins Detail eingehender Pragmatismus. So hat die längste dieser Erzählungen: der Gold¬ käfer, viele einzelne Züge, die wie die Gedichte ins Mysteriöse und Grauen¬ volle überspielen, aber das Merkwürdige ist die Ausführlichkeit, mit der die willkürliche Erfindung detaillirt wird. Jemand findet eine alte Handschrift in Chiffern. Durch künstliche Combinationen kommt er dazu, die Chiffern zu enträthseln; wenn sich aber sonst die Romanschreiber einfach damit begnügten, diesen Umstand anzugeben, so wird jetzt die Methode der Entzifferung haarklein *) Es gibt gewisse Eigenschaften — gewisse »»körperliche Dinge, die ein doppeltes Leben haben, ein Typus jenes Zwillingsseins. 'welches entspringt von Stoss und Licht im Festen »ut im Schatten dargestellt., Es gibt ein zweifälliges Schweigen, See und Küste. Körper >>ut Seele. DaS eine weilt an einsamen Orten, eben mit Gras überwachsen; eine gewisse feierliche Anmuth. ein menschliches Andenken und ein thränenvolles Wissen nimmt ihm den Schrecken. Sein Name ist: Nicht mehr! Es ist das körperliche Schweigen; fürchte es nicht! 6s hat keine Macht des Uebels-an sich selbst; aber sollte ein drängendes Schicksal vor der Zeit dich treibe»,, seinem Schatten zu begegne», jenem namenlosen Kobold, welcher die ein¬ samen Gegenden heimsucht, die von keines Menschen Fusi betreten sind, — dann empfiehl dich Gott!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_101526/149>, abgerufen am 22.06.2024.