Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.entweder ignorirt der Angriff sie sämmtlich, geht unbekümmert über und setzt sich Im letzten Feldzuge an der Donan (1863--6i) waren die Türken gleich zu Was damals gegolten, gilt aber auch heute noch und wird künstig gelten. Es entweder ignorirt der Angriff sie sämmtlich, geht unbekümmert über und setzt sich Im letzten Feldzuge an der Donan (1863—6i) waren die Türken gleich zu Was damals gegolten, gilt aber auch heute noch und wird künstig gelten. Es <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0442" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/101435"/> <p xml:id="ID_1315" prev="#ID_1314"> entweder ignorirt der Angriff sie sämmtlich, geht unbekümmert über und setzt sich<lb/> damit einem unmittelbaren Rückschlag aus, der nur dann nicht eintreten wird, wenn<lb/> er vermöge seiner bedeutenden numerischen Ueberlegenheit noch im Stande ist, eine,<lb/> den Kräften gegenüber, welche die Vertheidigung nach jenseits werfen kann,<lb/> vollkommen gewachsene Streitmacht (auf dem Ufer, von dem er ausgegangen) zu¬<lb/> rückzulassen ; oder er maskirt die Brückenköpfe und geht mit dem Rest seines Heeres<lb/> über, ein Verfahren, welches beiläufig bemerkt, eine noch weit geringere Aussicht auf<lb/> Erfolg hat, weil es sehr unwahrscheinlich ist, daß es der Defensive nicht gelingen<lb/> werde, einer oder der anderen Einschliefiungslinie gegenüber die Uebermacht zu er¬<lb/> langen; -— der dritte Fall ist der, in welchem er die Brückenköpfe gleichzeitig be¬<lb/> lagert, und der vierte endlich, wo diese Belagerungen einander methodisch folgen.<lb/> Unter den beiden letzteren Voraussetzungen findet der Stromübcrgang erst statt, nach¬<lb/> dem der Angreifer auf dem eignen Ufer entweder ganz oder mindestens doch der<lb/> Hauptsache nach Herr geworden ist d. h. sich in den Besitz der meisten und wich¬<lb/> tigsten Descnsivetablissements gesetzt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1316"> Im letzten Feldzuge an der Donan (1863—6i) waren die Türken gleich zu<lb/> Anfang, im'richtigen Verständniß dieser Verhältnisse, darauf bedacht, sich jenseitige<lb/> Etablissements, welche ihnen die seither bestandenen Verträge verboten hatten, zu<lb/> verschaffen. Ein Versuch, gegenüber von Tvrtrvkan (Oltenitza) führte zu keinen<lb/> größeren Resultaten; aber gegenüber von Widdin (Kalafat) vermochte man sich<lb/> dauernd festzusetzen. Dieser Brückenkops auf dem äußersten linken Flügel der<lb/> Vcrthcidiguugslinie lag inzwischen nur insofern gut, als er den Zweck hatte:<lb/> Serbien durch Jnrückcnnahmc jedes Ueberganges "donauvberwärts zu decken. Für<lb/> die Vertheidigung der bulgarische» Strvmfronte im Allgemeinen würde es jedoch<lb/> um vieles wirksamer gewesen sein, wenn man ein jenseitiges Etablissement auf dem<lb/> äußersten rechten Flügel, etwa gegenüber von Matschin besessen hätte, weil alsdann<lb/> von hieraus die ganze russische Angriffsanfstellung in der Walachei in ihren Ver¬<lb/> bindungen mit rückwärts hätte bedroht werden könne».</p><lb/> <p xml:id="ID_1317"> Was damals gegolten, gilt aber auch heute noch und wird künstig gelten. Es<lb/> muß jedermann einleuchten, daß die Türken in allen kommenden Kriegsfällen, behufs<lb/> einer energischen Vertheidigung der Donan, ebenfalls jenseitiger Etablissements be¬<lb/> dürfen werden, und daß dieselben weit schlechter gestellt sein würden, als sie es im<lb/> letztern Feldzug waren, wenn ihnen durch walachische Festungen, im nächste» Gegen¬<lb/> über der oSmainsche», ihr eigentlicher Platz genommen wäre, und sie um deswillen<lb/> seitwärts geschoben werden müßten. Was im Besonderen unter allen Umständen sich<lb/> als eine Forderung der Nothwendigkeit erweist, das ist die Belassung des Strom-<lb/> knotcnpunktes, der durch den Znsammenfall des Pruth und Sereth mit der Donau<lb/> entsteht, und von den Städten Galacz und Rein bezeichnet wird, in türkischen<lb/> Händen. Es ist nicht zu viel behauptet, wenn man sagt, daß an dieser Stelle<lb/> natürliche Dcsensivclemeute vorhanden sind, die, salls sie fortificatorisch geeinigt<lb/> und verstärkt werden, eine Hecresmasse von SO,000 Mann in den Stand setze»<lb/> könne», einer dreifachen Uebermacht zu widerstehen. — Daß man auf eine Besetzung<lb/> der Pruthfcstuugen durch türkische Truppen einen weit geringeren Werth zu legen hat,<lb/> erwähnte ich schon früher.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0442]
entweder ignorirt der Angriff sie sämmtlich, geht unbekümmert über und setzt sich
damit einem unmittelbaren Rückschlag aus, der nur dann nicht eintreten wird, wenn
er vermöge seiner bedeutenden numerischen Ueberlegenheit noch im Stande ist, eine,
den Kräften gegenüber, welche die Vertheidigung nach jenseits werfen kann,
vollkommen gewachsene Streitmacht (auf dem Ufer, von dem er ausgegangen) zu¬
rückzulassen ; oder er maskirt die Brückenköpfe und geht mit dem Rest seines Heeres
über, ein Verfahren, welches beiläufig bemerkt, eine noch weit geringere Aussicht auf
Erfolg hat, weil es sehr unwahrscheinlich ist, daß es der Defensive nicht gelingen
werde, einer oder der anderen Einschliefiungslinie gegenüber die Uebermacht zu er¬
langen; -— der dritte Fall ist der, in welchem er die Brückenköpfe gleichzeitig be¬
lagert, und der vierte endlich, wo diese Belagerungen einander methodisch folgen.
Unter den beiden letzteren Voraussetzungen findet der Stromübcrgang erst statt, nach¬
dem der Angreifer auf dem eignen Ufer entweder ganz oder mindestens doch der
Hauptsache nach Herr geworden ist d. h. sich in den Besitz der meisten und wich¬
tigsten Descnsivetablissements gesetzt hat.
Im letzten Feldzuge an der Donan (1863—6i) waren die Türken gleich zu
Anfang, im'richtigen Verständniß dieser Verhältnisse, darauf bedacht, sich jenseitige
Etablissements, welche ihnen die seither bestandenen Verträge verboten hatten, zu
verschaffen. Ein Versuch, gegenüber von Tvrtrvkan (Oltenitza) führte zu keinen
größeren Resultaten; aber gegenüber von Widdin (Kalafat) vermochte man sich
dauernd festzusetzen. Dieser Brückenkops auf dem äußersten linken Flügel der
Vcrthcidiguugslinie lag inzwischen nur insofern gut, als er den Zweck hatte:
Serbien durch Jnrückcnnahmc jedes Ueberganges "donauvberwärts zu decken. Für
die Vertheidigung der bulgarische» Strvmfronte im Allgemeinen würde es jedoch
um vieles wirksamer gewesen sein, wenn man ein jenseitiges Etablissement auf dem
äußersten rechten Flügel, etwa gegenüber von Matschin besessen hätte, weil alsdann
von hieraus die ganze russische Angriffsanfstellung in der Walachei in ihren Ver¬
bindungen mit rückwärts hätte bedroht werden könne».
Was damals gegolten, gilt aber auch heute noch und wird künstig gelten. Es
muß jedermann einleuchten, daß die Türken in allen kommenden Kriegsfällen, behufs
einer energischen Vertheidigung der Donan, ebenfalls jenseitiger Etablissements be¬
dürfen werden, und daß dieselben weit schlechter gestellt sein würden, als sie es im
letztern Feldzug waren, wenn ihnen durch walachische Festungen, im nächste» Gegen¬
über der oSmainsche», ihr eigentlicher Platz genommen wäre, und sie um deswillen
seitwärts geschoben werden müßten. Was im Besonderen unter allen Umständen sich
als eine Forderung der Nothwendigkeit erweist, das ist die Belassung des Strom-
knotcnpunktes, der durch den Znsammenfall des Pruth und Sereth mit der Donau
entsteht, und von den Städten Galacz und Rein bezeichnet wird, in türkischen
Händen. Es ist nicht zu viel behauptet, wenn man sagt, daß an dieser Stelle
natürliche Dcsensivclemeute vorhanden sind, die, salls sie fortificatorisch geeinigt
und verstärkt werden, eine Hecresmasse von SO,000 Mann in den Stand setze»
könne», einer dreifachen Uebermacht zu widerstehen. — Daß man auf eine Besetzung
der Pruthfcstuugen durch türkische Truppen einen weit geringeren Werth zu legen hat,
erwähnte ich schon früher.
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