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Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band.

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Dichtheit unsrer Lust vermindern, hiermit in der That verschwindend klein
werden, wie wir sie wirklich finden; aus der Mitte der uns abgewandten Seite
aber sich auf das 1Ä33fache steigern, mithin fast 1^ mal so dicht alö unsre
Atmosphäre werden, was bei weitem mehr wäre, als ein Mondbewohner
brauchen und ertragen könnte. Wäre nun auch die Luft am Mondrande noch
erheblich dünner als Vioon unsrer Atmosphäre, so ließe sich doch hiernach an
eine für die Bedürfnisse der Bewohnbarkeit des Mondes hinreichende Luftdicht¬
heit denken.

Leider ist dieses günstige Ergebniß illusorisch. Die ganze Rechnung ist,
sagt Fechner, nur angestellt worden, um zu zeigen, wie vorsichtig man auf
diesem Felde sein muß, um nicht wesentliche Data außer Acht zu lassen. Die
so starke Verdünnung und Verdichtung der Atmosphäre bei Höhendifferenzen
von acht Meilen, die auf unsrer Erde stattfindet, kann auf dem Monde nicht
in gleichem Maße stattfinden, und zwar deshalb nicht, weil die Schwere auf
dem Monde blos ein Sechstel der Schwere auf der Erde ist und vermöge dessen
die Luft sich dort mit geringerer Kraft durch ihre Schwere zusammendrückt. Ja
der Unterschied ist ganz ungeheuer. Die Dichtheit her Luft nimmt bei der Er¬
hebung von der Mondoberfläche an unverhältnißmäßig langsamer ab, als bei
einer Erhebung von der Erdoberfläche, und sie nimmt beim Herabsteigen in
umgekehrter Richtung ohne Vergleich langsamer zu. Indessen die Verdünnung
und Verdichtung der Atmosphäre bei Erhebungen oder Vertiefungen um acht
Meilen von der Erdoberfläche an nur resp. V,,^ und 1233 beträgt, beläuft
sich dieselbe beim Auf- oder Absteigen um acht Meilen vom Niveau des Mond¬
randes an nur V311S und 33i6, d. h. etwa ein Drittel und drei zwei Fünftel.
Es würde also eine Atmosphäre, die am Mondrande Vinno von der Dichtheit
der unsren hätte, auf der Mitte der von uns abgewandten Mondoberfläche blos
32/z mal Vionn von der Dichtheit unsrer Erdatmosphäre haben, somit un¬
gefähr dreihundertmal dünner als letztere sein und sich nach dem Mondrande
hin natürlich noch mehr verdünnen.

Mit einer so geringen Lustdichtheit aber, sagt Fechner, läßt sich in unserm
Zusammenhange nichts anfangen. Man kann sich über die hiermit zerstörte
Möglichkeit von menschenähnlichen Mondbewohnern damit trösten, daß die
Seleniten vielleicht ohne Luft lebe.n können. Der Schluß aber, der im Vorigen
von den Bedingungen der Bewohnbarkeit der Erde auf die Bewohnbarkeit des
Mondes gezogen wurde, kann ohne eine beträchtlich dichtere Luft als die so¬
eben beschriebene Mondluft nicht leben oder würde selbst ganz luftig sein.




d. h. bei einer Erhebung um acht geographische Meilen, auf Vi,,?«.«»« deo
Dichtheit unsrer Lust vermindern, hiermit in der That verschwindend klein
werden, wie wir sie wirklich finden; aus der Mitte der uns abgewandten Seite
aber sich auf das 1Ä33fache steigern, mithin fast 1^ mal so dicht alö unsre
Atmosphäre werden, was bei weitem mehr wäre, als ein Mondbewohner
brauchen und ertragen könnte. Wäre nun auch die Luft am Mondrande noch
erheblich dünner als Vioon unsrer Atmosphäre, so ließe sich doch hiernach an
eine für die Bedürfnisse der Bewohnbarkeit des Mondes hinreichende Luftdicht¬
heit denken.

Leider ist dieses günstige Ergebniß illusorisch. Die ganze Rechnung ist,
sagt Fechner, nur angestellt worden, um zu zeigen, wie vorsichtig man auf
diesem Felde sein muß, um nicht wesentliche Data außer Acht zu lassen. Die
so starke Verdünnung und Verdichtung der Atmosphäre bei Höhendifferenzen
von acht Meilen, die auf unsrer Erde stattfindet, kann auf dem Monde nicht
in gleichem Maße stattfinden, und zwar deshalb nicht, weil die Schwere auf
dem Monde blos ein Sechstel der Schwere auf der Erde ist und vermöge dessen
die Luft sich dort mit geringerer Kraft durch ihre Schwere zusammendrückt. Ja
der Unterschied ist ganz ungeheuer. Die Dichtheit her Luft nimmt bei der Er¬
hebung von der Mondoberfläche an unverhältnißmäßig langsamer ab, als bei
einer Erhebung von der Erdoberfläche, und sie nimmt beim Herabsteigen in
umgekehrter Richtung ohne Vergleich langsamer zu. Indessen die Verdünnung
und Verdichtung der Atmosphäre bei Erhebungen oder Vertiefungen um acht
Meilen von der Erdoberfläche an nur resp. V,,^ und 1233 beträgt, beläuft
sich dieselbe beim Auf- oder Absteigen um acht Meilen vom Niveau des Mond¬
randes an nur V311S und 33i6, d. h. etwa ein Drittel und drei zwei Fünftel.
Es würde also eine Atmosphäre, die am Mondrande Vinno von der Dichtheit
der unsren hätte, auf der Mitte der von uns abgewandten Mondoberfläche blos
32/z mal Vionn von der Dichtheit unsrer Erdatmosphäre haben, somit un¬
gefähr dreihundertmal dünner als letztere sein und sich nach dem Mondrande
hin natürlich noch mehr verdünnen.

Mit einer so geringen Lustdichtheit aber, sagt Fechner, läßt sich in unserm
Zusammenhange nichts anfangen. Man kann sich über die hiermit zerstörte
Möglichkeit von menschenähnlichen Mondbewohnern damit trösten, daß die
Seleniten vielleicht ohne Luft lebe.n können. Der Schluß aber, der im Vorigen
von den Bedingungen der Bewohnbarkeit der Erde auf die Bewohnbarkeit des
Mondes gezogen wurde, kann ohne eine beträchtlich dichtere Luft als die so¬
eben beschriebene Mondluft nicht leben oder würde selbst ganz luftig sein.




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[0406] d. h. bei einer Erhebung um acht geographische Meilen, auf Vi,,?«.«»« deo Dichtheit unsrer Lust vermindern, hiermit in der That verschwindend klein werden, wie wir sie wirklich finden; aus der Mitte der uns abgewandten Seite aber sich auf das 1Ä33fache steigern, mithin fast 1^ mal so dicht alö unsre Atmosphäre werden, was bei weitem mehr wäre, als ein Mondbewohner brauchen und ertragen könnte. Wäre nun auch die Luft am Mondrande noch erheblich dünner als Vioon unsrer Atmosphäre, so ließe sich doch hiernach an eine für die Bedürfnisse der Bewohnbarkeit des Mondes hinreichende Luftdicht¬ heit denken. Leider ist dieses günstige Ergebniß illusorisch. Die ganze Rechnung ist, sagt Fechner, nur angestellt worden, um zu zeigen, wie vorsichtig man auf diesem Felde sein muß, um nicht wesentliche Data außer Acht zu lassen. Die so starke Verdünnung und Verdichtung der Atmosphäre bei Höhendifferenzen von acht Meilen, die auf unsrer Erde stattfindet, kann auf dem Monde nicht in gleichem Maße stattfinden, und zwar deshalb nicht, weil die Schwere auf dem Monde blos ein Sechstel der Schwere auf der Erde ist und vermöge dessen die Luft sich dort mit geringerer Kraft durch ihre Schwere zusammendrückt. Ja der Unterschied ist ganz ungeheuer. Die Dichtheit her Luft nimmt bei der Er¬ hebung von der Mondoberfläche an unverhältnißmäßig langsamer ab, als bei einer Erhebung von der Erdoberfläche, und sie nimmt beim Herabsteigen in umgekehrter Richtung ohne Vergleich langsamer zu. Indessen die Verdünnung und Verdichtung der Atmosphäre bei Erhebungen oder Vertiefungen um acht Meilen von der Erdoberfläche an nur resp. V,,^ und 1233 beträgt, beläuft sich dieselbe beim Auf- oder Absteigen um acht Meilen vom Niveau des Mond¬ randes an nur V311S und 33i6, d. h. etwa ein Drittel und drei zwei Fünftel. Es würde also eine Atmosphäre, die am Mondrande Vinno von der Dichtheit der unsren hätte, auf der Mitte der von uns abgewandten Mondoberfläche blos 32/z mal Vionn von der Dichtheit unsrer Erdatmosphäre haben, somit un¬ gefähr dreihundertmal dünner als letztere sein und sich nach dem Mondrande hin natürlich noch mehr verdünnen. Mit einer so geringen Lustdichtheit aber, sagt Fechner, läßt sich in unserm Zusammenhange nichts anfangen. Man kann sich über die hiermit zerstörte Möglichkeit von menschenähnlichen Mondbewohnern damit trösten, daß die Seleniten vielleicht ohne Luft lebe.n können. Der Schluß aber, der im Vorigen von den Bedingungen der Bewohnbarkeit der Erde auf die Bewohnbarkeit des Mondes gezogen wurde, kann ohne eine beträchtlich dichtere Luft als die so¬ eben beschriebene Mondluft nicht leben oder würde selbst ganz luftig sein.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 15, 1856, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341584_100992/406>, abgerufen am 23.07.2024.