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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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bombensichern Räume, mögen es Geschütz-, Wohn-, oder Magazincasemaucn sein.
Was von andern Materialien zur Verwendung kommt, hat nur eine nebensäch¬
liche Bedeutung.

Soweit von den Elementen der permanenten Befestigungskunst. Die
Frage, welche sich hiernächst anschließt, ist die, in welcher Weise diese Elemente
combinirt werden, um daraus große fortificatorische Ganze, oder, wie ich es
oben ausdrückte, Werke zu schaffen. Ich bemerkte schon im Vorhergehenden,
daß auch der Festungsbau keine anderen Hauptformen als die der offenen und
geschlossenen Schanzen und unter diesen wiederum im Wesentlichen einerseits
nur Fleschen und Lünetten, andererseits nur Redouten und Sternschanzen
kenne. Indeß will diese Behauptung in einem bestimmten Sinne aufgefaßt
sein, um nicht mißverstanden zu werden.

Der Festungsbau bestrebt sich, im Unterschiede von der Feldsortiftcation,
stets, einen geschlossenen Kern zu schaffen, und zwar kann die Vertheidigung
denselben hier aus dem doppelten Grunde nicht entbehren, weil sie nicht
reich an mobilen Kräften ist, um Lücken, in welche der Angriff, einbrechen
möchte, mit diesen auszufüllen, und sodann, weil der Vertheidigungökreis
ihre Basis mit einschließt, oiese also unter allen Uniständen sicher gestellt sein
Muß, was offenbar nur durch eine feste, zusammenhängende Umschlußlinie ge¬
schehen kann.

Diese Umschlußlinie nennt man Enceinte, letztere, sammt dem eingeschlosse¬
nen Raum, heißt die Hauptfestung, der Festungskörper, corps alö pia^e. Wenn
es gestattet ist, zwischen den taktischen Massen einer zur Schlacht disponirten
Armee und den forlisccatorischen eines permanenten Platzes einen Vergleich zu
ziehen, so möchte ich diesen Festungökörper das Gros nennen. Die Avant¬
garde wird durch die vorgeschobenen Werke ober die detaschirten Forts reprä-
sentirt; endlich würde ein etwaiges Kernwerk oder Hauptrebuit, im Inneren des
Umschlusses, der Reserve entsprechen.

Die ältere Befestigung, als deren Meister wir Vanban anzusehen haben,
"ahn sowol von der Fortificirung VeS Vorterrainö, durch detaschirte Forts,
als auch von der Herstellung einer inneren Vertheidigung vermittelst eines
Reduitö Abstand, und machte die zweckgcmaße Anlage des Umschlusses zu ihrer
alleinigen Aufgabe. In dem ganzen Zeitraum, welcher mit der Einführung
der Artillerie beginnt lind mit der großen französischen Stacusumwälzung
schließt, wendet man zu diesem Behufe überwiegend nur eine Hauptmethobe
an d. h. man stellt Lünetten, welche man durch Zwischenlinien oder Conrlinen
untereinander verbindet, und die so verbunden den Namen Bastion bekommen,
in der oben beschriebenen Weise zusammen, daß je die linke oder rechte Flanke
der einen Lünette, die rechte ober linke Hauptseite (Face) der links oder rechts
liegenden Nebenlünette zu bestreichen oder zu flaukiren vermochte.


bombensichern Räume, mögen es Geschütz-, Wohn-, oder Magazincasemaucn sein.
Was von andern Materialien zur Verwendung kommt, hat nur eine nebensäch¬
liche Bedeutung.

Soweit von den Elementen der permanenten Befestigungskunst. Die
Frage, welche sich hiernächst anschließt, ist die, in welcher Weise diese Elemente
combinirt werden, um daraus große fortificatorische Ganze, oder, wie ich es
oben ausdrückte, Werke zu schaffen. Ich bemerkte schon im Vorhergehenden,
daß auch der Festungsbau keine anderen Hauptformen als die der offenen und
geschlossenen Schanzen und unter diesen wiederum im Wesentlichen einerseits
nur Fleschen und Lünetten, andererseits nur Redouten und Sternschanzen
kenne. Indeß will diese Behauptung in einem bestimmten Sinne aufgefaßt
sein, um nicht mißverstanden zu werden.

Der Festungsbau bestrebt sich, im Unterschiede von der Feldsortiftcation,
stets, einen geschlossenen Kern zu schaffen, und zwar kann die Vertheidigung
denselben hier aus dem doppelten Grunde nicht entbehren, weil sie nicht
reich an mobilen Kräften ist, um Lücken, in welche der Angriff, einbrechen
möchte, mit diesen auszufüllen, und sodann, weil der Vertheidigungökreis
ihre Basis mit einschließt, oiese also unter allen Uniständen sicher gestellt sein
Muß, was offenbar nur durch eine feste, zusammenhängende Umschlußlinie ge¬
schehen kann.

Diese Umschlußlinie nennt man Enceinte, letztere, sammt dem eingeschlosse¬
nen Raum, heißt die Hauptfestung, der Festungskörper, corps alö pia^e. Wenn
es gestattet ist, zwischen den taktischen Massen einer zur Schlacht disponirten
Armee und den forlisccatorischen eines permanenten Platzes einen Vergleich zu
ziehen, so möchte ich diesen Festungökörper das Gros nennen. Die Avant¬
garde wird durch die vorgeschobenen Werke ober die detaschirten Forts reprä-
sentirt; endlich würde ein etwaiges Kernwerk oder Hauptrebuit, im Inneren des
Umschlusses, der Reserve entsprechen.

Die ältere Befestigung, als deren Meister wir Vanban anzusehen haben,
»ahn sowol von der Fortificirung VeS Vorterrainö, durch detaschirte Forts,
als auch von der Herstellung einer inneren Vertheidigung vermittelst eines
Reduitö Abstand, und machte die zweckgcmaße Anlage des Umschlusses zu ihrer
alleinigen Aufgabe. In dem ganzen Zeitraum, welcher mit der Einführung
der Artillerie beginnt lind mit der großen französischen Stacusumwälzung
schließt, wendet man zu diesem Behufe überwiegend nur eine Hauptmethobe
an d. h. man stellt Lünetten, welche man durch Zwischenlinien oder Conrlinen
untereinander verbindet, und die so verbunden den Namen Bastion bekommen,
in der oben beschriebenen Weise zusammen, daß je die linke oder rechte Flanke
der einen Lünette, die rechte ober linke Hauptseite (Face) der links oder rechts
liegenden Nebenlünette zu bestreichen oder zu flaukiren vermochte.


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[0071] bombensichern Räume, mögen es Geschütz-, Wohn-, oder Magazincasemaucn sein. Was von andern Materialien zur Verwendung kommt, hat nur eine nebensäch¬ liche Bedeutung. Soweit von den Elementen der permanenten Befestigungskunst. Die Frage, welche sich hiernächst anschließt, ist die, in welcher Weise diese Elemente combinirt werden, um daraus große fortificatorische Ganze, oder, wie ich es oben ausdrückte, Werke zu schaffen. Ich bemerkte schon im Vorhergehenden, daß auch der Festungsbau keine anderen Hauptformen als die der offenen und geschlossenen Schanzen und unter diesen wiederum im Wesentlichen einerseits nur Fleschen und Lünetten, andererseits nur Redouten und Sternschanzen kenne. Indeß will diese Behauptung in einem bestimmten Sinne aufgefaßt sein, um nicht mißverstanden zu werden. Der Festungsbau bestrebt sich, im Unterschiede von der Feldsortiftcation, stets, einen geschlossenen Kern zu schaffen, und zwar kann die Vertheidigung denselben hier aus dem doppelten Grunde nicht entbehren, weil sie nicht reich an mobilen Kräften ist, um Lücken, in welche der Angriff, einbrechen möchte, mit diesen auszufüllen, und sodann, weil der Vertheidigungökreis ihre Basis mit einschließt, oiese also unter allen Uniständen sicher gestellt sein Muß, was offenbar nur durch eine feste, zusammenhängende Umschlußlinie ge¬ schehen kann. Diese Umschlußlinie nennt man Enceinte, letztere, sammt dem eingeschlosse¬ nen Raum, heißt die Hauptfestung, der Festungskörper, corps alö pia^e. Wenn es gestattet ist, zwischen den taktischen Massen einer zur Schlacht disponirten Armee und den forlisccatorischen eines permanenten Platzes einen Vergleich zu ziehen, so möchte ich diesen Festungökörper das Gros nennen. Die Avant¬ garde wird durch die vorgeschobenen Werke ober die detaschirten Forts reprä- sentirt; endlich würde ein etwaiges Kernwerk oder Hauptrebuit, im Inneren des Umschlusses, der Reserve entsprechen. Die ältere Befestigung, als deren Meister wir Vanban anzusehen haben, »ahn sowol von der Fortificirung VeS Vorterrainö, durch detaschirte Forts, als auch von der Herstellung einer inneren Vertheidigung vermittelst eines Reduitö Abstand, und machte die zweckgcmaße Anlage des Umschlusses zu ihrer alleinigen Aufgabe. In dem ganzen Zeitraum, welcher mit der Einführung der Artillerie beginnt lind mit der großen französischen Stacusumwälzung schließt, wendet man zu diesem Behufe überwiegend nur eine Hauptmethobe an d. h. man stellt Lünetten, welche man durch Zwischenlinien oder Conrlinen untereinander verbindet, und die so verbunden den Namen Bastion bekommen, in der oben beschriebenen Weise zusammen, daß je die linke oder rechte Flanke der einen Lünette, die rechte ober linke Hauptseite (Face) der links oder rechts liegenden Nebenlünette zu bestreichen oder zu flaukiren vermochte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/71>, abgerufen am 22.07.2024.