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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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das Leben wünschenswerth und nur erträglich macht, gänzlich und unwider-
bringlich zu verzehren droht.




Ueber die Fehler und Mängel der Kriegführung der
Mitten.

Wenn dieser Brief Sie erreicht haben wird, werden die zwölf Monate seit
der Einschiffung der englisch-französischen Truppen zu der seither so resultatlos
gebliebenen Krimerpedition nahezu voll sein. Die Wiederkehr dieses Datums
regt zu Betrachtungen an, die für denjenigen, welcher in diesem Kriege
mit den Verbündeten Partei ergriffen hat, nicht eben sehr erhebend sind. Man
fühlt sich gedrungen, noch einmal die ganze Summe der begangenen Fehler
Revue passiren zu lassen und dem Gedanken Raum zu geben, wie alles so
ganz anders gekommen sein würde, wenn von Anfang an eine feste und er¬
fahrene Hand die Leitung des Ganzen ergriffen hätte. Wenn man das Ziel
seither verfehlte, so lag das wahrlich nicht in den Verhältnissen, sondern einzig
und allein in den Führern der Unternehmung. Im Gegentheil, die Verhält¬
nisse waren einem raschen und entscheidenden Gelingen wunderbar günstig und
Zwar nicht allein in Bezug auf den Krieg in Taurien, sondern im ganzen
Südosten.

Den russischen Feldherrn muß man das Zugeständniß machen, daß sie
entschieden unter schwierigen, die alliirten dagegen unter ihren Zwecken hilf¬
reichen Umständen zu agiren hatten. Man wolle zunächst bedenken, was es
für Vortheile für die verbündeten Waffen sicherte, daß der Pontus, den die
westmächtlichen Flotten von Anfang an beherrscht haben, ihnen zu einem
Raume der beschleunigten Bewegung und zwar vom äußersten Kriegstheater bei
Batna an bis zur Mündung der Donau und zu dem Hauptbasispunkte Stam-
bul hin wurde, der sie in den Stand setzte, Dislokationen von dem einen
Schauplätze zu dem andern in ebensoviel Tagen zu vollziehen, als der Gegner
dazu Wochen gebraucht haben würde. Wenn es irgendein großes Verhältniß
gab, aus welches der ganze Kriegsplan gestützt werden konnte, so war es
dieses. Aber man hat, was bei zwei Mächten, wie Frankreich und England,
mehr als bei andern überraschen darf, durchaus verabsäumt, den maritimen
Bewegungsmitteln eine Organisation zu geben, die es möglich gemacht hätte, aus
der eben berichteten Sachlage Nutzen zu ziehen. Unsrer Ansicht nach mußte
in dieser Hinsicht unter zu Grundelegung einer großartigen Methode verfahren
werden. Die Dampfschiffe, davon man mehre hundert von Privatgesellschaften


das Leben wünschenswerth und nur erträglich macht, gänzlich und unwider-
bringlich zu verzehren droht.




Ueber die Fehler und Mängel der Kriegführung der
Mitten.

Wenn dieser Brief Sie erreicht haben wird, werden die zwölf Monate seit
der Einschiffung der englisch-französischen Truppen zu der seither so resultatlos
gebliebenen Krimerpedition nahezu voll sein. Die Wiederkehr dieses Datums
regt zu Betrachtungen an, die für denjenigen, welcher in diesem Kriege
mit den Verbündeten Partei ergriffen hat, nicht eben sehr erhebend sind. Man
fühlt sich gedrungen, noch einmal die ganze Summe der begangenen Fehler
Revue passiren zu lassen und dem Gedanken Raum zu geben, wie alles so
ganz anders gekommen sein würde, wenn von Anfang an eine feste und er¬
fahrene Hand die Leitung des Ganzen ergriffen hätte. Wenn man das Ziel
seither verfehlte, so lag das wahrlich nicht in den Verhältnissen, sondern einzig
und allein in den Führern der Unternehmung. Im Gegentheil, die Verhält¬
nisse waren einem raschen und entscheidenden Gelingen wunderbar günstig und
Zwar nicht allein in Bezug auf den Krieg in Taurien, sondern im ganzen
Südosten.

Den russischen Feldherrn muß man das Zugeständniß machen, daß sie
entschieden unter schwierigen, die alliirten dagegen unter ihren Zwecken hilf¬
reichen Umständen zu agiren hatten. Man wolle zunächst bedenken, was es
für Vortheile für die verbündeten Waffen sicherte, daß der Pontus, den die
westmächtlichen Flotten von Anfang an beherrscht haben, ihnen zu einem
Raume der beschleunigten Bewegung und zwar vom äußersten Kriegstheater bei
Batna an bis zur Mündung der Donau und zu dem Hauptbasispunkte Stam-
bul hin wurde, der sie in den Stand setzte, Dislokationen von dem einen
Schauplätze zu dem andern in ebensoviel Tagen zu vollziehen, als der Gegner
dazu Wochen gebraucht haben würde. Wenn es irgendein großes Verhältniß
gab, aus welches der ganze Kriegsplan gestützt werden konnte, so war es
dieses. Aber man hat, was bei zwei Mächten, wie Frankreich und England,
mehr als bei andern überraschen darf, durchaus verabsäumt, den maritimen
Bewegungsmitteln eine Organisation zu geben, die es möglich gemacht hätte, aus
der eben berichteten Sachlage Nutzen zu ziehen. Unsrer Ansicht nach mußte
in dieser Hinsicht unter zu Grundelegung einer großartigen Methode verfahren
werden. Die Dampfschiffe, davon man mehre hundert von Privatgesellschaften


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[0479] das Leben wünschenswerth und nur erträglich macht, gänzlich und unwider- bringlich zu verzehren droht. Ueber die Fehler und Mängel der Kriegführung der Mitten. Wenn dieser Brief Sie erreicht haben wird, werden die zwölf Monate seit der Einschiffung der englisch-französischen Truppen zu der seither so resultatlos gebliebenen Krimerpedition nahezu voll sein. Die Wiederkehr dieses Datums regt zu Betrachtungen an, die für denjenigen, welcher in diesem Kriege mit den Verbündeten Partei ergriffen hat, nicht eben sehr erhebend sind. Man fühlt sich gedrungen, noch einmal die ganze Summe der begangenen Fehler Revue passiren zu lassen und dem Gedanken Raum zu geben, wie alles so ganz anders gekommen sein würde, wenn von Anfang an eine feste und er¬ fahrene Hand die Leitung des Ganzen ergriffen hätte. Wenn man das Ziel seither verfehlte, so lag das wahrlich nicht in den Verhältnissen, sondern einzig und allein in den Führern der Unternehmung. Im Gegentheil, die Verhält¬ nisse waren einem raschen und entscheidenden Gelingen wunderbar günstig und Zwar nicht allein in Bezug auf den Krieg in Taurien, sondern im ganzen Südosten. Den russischen Feldherrn muß man das Zugeständniß machen, daß sie entschieden unter schwierigen, die alliirten dagegen unter ihren Zwecken hilf¬ reichen Umständen zu agiren hatten. Man wolle zunächst bedenken, was es für Vortheile für die verbündeten Waffen sicherte, daß der Pontus, den die westmächtlichen Flotten von Anfang an beherrscht haben, ihnen zu einem Raume der beschleunigten Bewegung und zwar vom äußersten Kriegstheater bei Batna an bis zur Mündung der Donau und zu dem Hauptbasispunkte Stam- bul hin wurde, der sie in den Stand setzte, Dislokationen von dem einen Schauplätze zu dem andern in ebensoviel Tagen zu vollziehen, als der Gegner dazu Wochen gebraucht haben würde. Wenn es irgendein großes Verhältniß gab, aus welches der ganze Kriegsplan gestützt werden konnte, so war es dieses. Aber man hat, was bei zwei Mächten, wie Frankreich und England, mehr als bei andern überraschen darf, durchaus verabsäumt, den maritimen Bewegungsmitteln eine Organisation zu geben, die es möglich gemacht hätte, aus der eben berichteten Sachlage Nutzen zu ziehen. Unsrer Ansicht nach mußte in dieser Hinsicht unter zu Grundelegung einer großartigen Methode verfahren werden. Die Dampfschiffe, davon man mehre hundert von Privatgesellschaften

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/479>, abgerufen am 22.12.2024.