Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.kann, befindet sich aber ganz sicher in keiner günstigen Lage. Dagegen heißt es Ich habe hier diese Ansichten entwickelt, um sie dem Verfahren entgegenzu- (Die Feier des Kadirgedjissi oder der her . Nach unserm Kalender fiel das Fest in diesem Jahre ans die Nacht vom kann, befindet sich aber ganz sicher in keiner günstigen Lage. Dagegen heißt es Ich habe hier diese Ansichten entwickelt, um sie dem Verfahren entgegenzu- (Die Feier des Kadirgedjissi oder der her . Nach unserm Kalender fiel das Fest in diesem Jahre ans die Nacht vom <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0047" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/99967"/> <p xml:id="ID_113" prev="#ID_112"> kann, befindet sich aber ganz sicher in keiner günstigen Lage. Dagegen heißt es<lb/> sich aller dieser Vortheile von Seiten des Angriffs begeben, wenn er seine Massen<lb/> in der Art instradirt, daß des Feindes Verbindung mit diesem einzigen Nnckzugs-<lb/> PnnNc ungestört bleibt, wie eS augenblicklich der Fall ist, und nicht der Fall sein<lb/> würde, wenn die alliirten Feldherrn ihre Hauptmacht nach Enpatvria verlegten.<lb/> Diese Sachlage zu erkennen, bedarf es keiner militärischen Kenntnisse; sie ist für<lb/> den gesunden Menschenverstand an sich anssaßbar. Denkt man sich von den<lb/> '200,000 Manu, welche die Verbündete» augenblicklich verfügbar haben sollen, nur<lb/> '100,000 Mann bei Eupatona vereinigt, so ist klar, daß Fürst Gortschakoff sich<lb/> weder an der Tschcrnaja, noch am Bethel, noch endlich bei Baktschi Serai und<lb/> Simvheropol wird halten können, weil jene Masse nicht mehr, wie die 40,000 Mann<lb/> Omer Paschas, durch ein großes Cavalericcorps in Schach zu halten ist, sondern<lb/> vorzurücken vermag, und in diesem Falle alle Verbindungslinien, welche anfPere-<lb/> k"v hinlaufen, coupiren wird. Zwingt aber die Durchschneidung seiner Communi-<lb/> cation, oder die bloße Bedrohung derselben den russischen Feldherrn zum Zurück¬<lb/> sahen, so wird damit Scbastopol isolirt und Festung wie Belagerer werden in ein<lb/> neues Verhältniß versetzt sein, dessen Konsequenz nur der Fall des Platzes sein<lb/> kann. Denn keine Festung ist eines weit verlängerten Widerstandes sähig, wenn<lb/> ihr der Ersatz von außen her abgeschnitten ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_114"> Ich habe hier diese Ansichten entwickelt, um sie dem Verfahren entgegenzu-<lb/> stellen, welches bis dahin von den Verbündeten innegehalten worden ist, und mit<lb/> dem sich süglich kein logisch Denkender einverstanden erklären kann. Nicht genug<lb/> kann ich in dieser Beziehung wiederhole»: daß, wenn man die Entscheidung im<lb/> Nayon von Sebastopvl sucht, wie jetzt geschieht, man dem Feind ans dem Punkte<lb/> zu Leibe geht, wo er die ungleich bedeutendsten Mittel, seine schwere Schiffsartillcrie,<lb/> deren massenhafte Wvrräthc, und permanente Fortisicationen gegen den Angriff ver¬<lb/> wenden kann, was schon nicht der Fall sein würde, wenn man einige Stunden weit<lb/> von Sebastopol entfernt die Sache ausmachte, und ganz unmöglich wäre, falls man<lb/> die Hauptoperationcn aus Eupatvria basirte.</p><lb/> <p xml:id="ID_115"> (Die Feier des Kadirgedjissi oder der her .<lb/> Nacht.) Am vergangenen Montag sand ich nicht mehr Zeit, in meinem Brühe<lb/> -"ö Näheren der Feier der heiligen Nacht (Nacht des Vermögens) oder Kadirged.zur<lb/> S" erwähnen. Sie ist die Siebenundzwanzigste des Ramasan oder Fastenmonat»,<lb/> steht also mehr an dessen Ende oder kurz vor dem Bairamsestc, dessen Begum so¬<lb/> eben die Kanonen verkünden. Für den Großherrn hat die Nacht die Bedeutung<lb/> daß ihm in derselben alljährlich eine neue Gemahlin zugeführt wird. D^e Auswahl<lb/> der betreffenden Dame war sonst Obliegenheit der Sultanin Mutter^ (Vallde) und<lb/> wird jetzt muthmaßlich einer der Schwestern des Kaisers zugefallen fern.</p><lb/> <p xml:id="ID_116" next="#ID_117"> Nach unserm Kalender fiel das Fest in diesem Jahre ans die Nacht vom<lb/> 10. bis zum -II. Ju^, .,is, von Sonntag zu Montag. Bereits nach Einbruch<lb/> der Dämmerung zeigte die helle Erleuchtung aller Minarets und Moscheenkuppeln<lb/> an, daß sich etwas Außerordentliches vorbereite. Ueber Skutari, Top Hane und</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0047]
kann, befindet sich aber ganz sicher in keiner günstigen Lage. Dagegen heißt es
sich aller dieser Vortheile von Seiten des Angriffs begeben, wenn er seine Massen
in der Art instradirt, daß des Feindes Verbindung mit diesem einzigen Nnckzugs-
PnnNc ungestört bleibt, wie eS augenblicklich der Fall ist, und nicht der Fall sein
würde, wenn die alliirten Feldherrn ihre Hauptmacht nach Enpatvria verlegten.
Diese Sachlage zu erkennen, bedarf es keiner militärischen Kenntnisse; sie ist für
den gesunden Menschenverstand an sich anssaßbar. Denkt man sich von den
'200,000 Manu, welche die Verbündete» augenblicklich verfügbar haben sollen, nur
'100,000 Mann bei Eupatona vereinigt, so ist klar, daß Fürst Gortschakoff sich
weder an der Tschcrnaja, noch am Bethel, noch endlich bei Baktschi Serai und
Simvheropol wird halten können, weil jene Masse nicht mehr, wie die 40,000 Mann
Omer Paschas, durch ein großes Cavalericcorps in Schach zu halten ist, sondern
vorzurücken vermag, und in diesem Falle alle Verbindungslinien, welche anfPere-
k"v hinlaufen, coupiren wird. Zwingt aber die Durchschneidung seiner Communi-
cation, oder die bloße Bedrohung derselben den russischen Feldherrn zum Zurück¬
sahen, so wird damit Scbastopol isolirt und Festung wie Belagerer werden in ein
neues Verhältniß versetzt sein, dessen Konsequenz nur der Fall des Platzes sein
kann. Denn keine Festung ist eines weit verlängerten Widerstandes sähig, wenn
ihr der Ersatz von außen her abgeschnitten ist.
Ich habe hier diese Ansichten entwickelt, um sie dem Verfahren entgegenzu-
stellen, welches bis dahin von den Verbündeten innegehalten worden ist, und mit
dem sich süglich kein logisch Denkender einverstanden erklären kann. Nicht genug
kann ich in dieser Beziehung wiederhole»: daß, wenn man die Entscheidung im
Nayon von Sebastopvl sucht, wie jetzt geschieht, man dem Feind ans dem Punkte
zu Leibe geht, wo er die ungleich bedeutendsten Mittel, seine schwere Schiffsartillcrie,
deren massenhafte Wvrräthc, und permanente Fortisicationen gegen den Angriff ver¬
wenden kann, was schon nicht der Fall sein würde, wenn man einige Stunden weit
von Sebastopol entfernt die Sache ausmachte, und ganz unmöglich wäre, falls man
die Hauptoperationcn aus Eupatvria basirte.
(Die Feier des Kadirgedjissi oder der her .
Nacht.) Am vergangenen Montag sand ich nicht mehr Zeit, in meinem Brühe
-"ö Näheren der Feier der heiligen Nacht (Nacht des Vermögens) oder Kadirged.zur
S" erwähnen. Sie ist die Siebenundzwanzigste des Ramasan oder Fastenmonat»,
steht also mehr an dessen Ende oder kurz vor dem Bairamsestc, dessen Begum so¬
eben die Kanonen verkünden. Für den Großherrn hat die Nacht die Bedeutung
daß ihm in derselben alljährlich eine neue Gemahlin zugeführt wird. D^e Auswahl
der betreffenden Dame war sonst Obliegenheit der Sultanin Mutter^ (Vallde) und
wird jetzt muthmaßlich einer der Schwestern des Kaisers zugefallen fern.
Nach unserm Kalender fiel das Fest in diesem Jahre ans die Nacht vom
10. bis zum -II. Ju^, .,is, von Sonntag zu Montag. Bereits nach Einbruch
der Dämmerung zeigte die helle Erleuchtung aller Minarets und Moscheenkuppeln
an, daß sich etwas Außerordentliches vorbereite. Ueber Skutari, Top Hane und
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