Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.Ludwig Tieck in seinen Zügen^tverken. Unter den zahllosen Recensionen A. W. Schlegels in der Literaturzeitung Einem Recensenten des Jahres 1797, der die Verpflichtung hatte, alle Ludwig Tieck war zu Berlin 1773 geboren und frühzeitig durch das Grenzboten. III. 18so. 41
Ludwig Tieck in seinen Zügen^tverken. Unter den zahllosen Recensionen A. W. Schlegels in der Literaturzeitung Einem Recensenten des Jahres 1797, der die Verpflichtung hatte, alle Ludwig Tieck war zu Berlin 1773 geboren und frühzeitig durch das Grenzboten. III. 18so. 41
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0329" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/100249"/> </div> </div> <div n="1"> <head> Ludwig Tieck in seinen Zügen^tverken.</head><lb/> <p xml:id="ID_960"> Unter den zahllosen Recensionen A. W. Schlegels in der Literaturzeitung<lb/> von 1797 zeichnen sich drei durch ein zwar nicht unbedingtes, aber doch im<lb/> Verhältniß zu den übrigen sehr bedeutendes Lob aus: die Recension der<lb/> Ammenmärchen von Peter Leberecht ^Blaubart und der gestiefelte Kater), die<lb/> Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders und der Bambocciaden.<lb/> Die erste dieser Schriften war von Tieck, die zweite von Wackenroder,<lb/> die dritte von Bernhard!. Infolge dieser Recensionen suchte der Kri¬<lb/> tiker den hoffnungsvollen jungen Dichter der Ammenmärchen, der damals<lb/> erst Jahre alt war, auf; Tieck siedelte nach Jena über und es entstand<lb/> nun zwischen den beiden eigentlich sehr abweichenden Naturen jene Gemein¬<lb/> schaft, die trotz der verschiedenen Umwandlungen in ihrer geistigen Bildung bis<lb/> in die späteste Zeit fortgedauert hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_961"> Einem Recensenten des Jahres 1797, der die Verpflichtung hatte, alle<lb/> belletristischen Neuigkeiten zu besprechen, ging es wie dem Recensenten von<lb/> 18L4. Die meisten der neuerschienenen Schriften gehörten jener Literatur<lb/> an, die man nicht leicht angreist, ohne sich etwas die Finger zu besudeln. Nun<lb/> wurde Schlegel zwar in seinem Geschäft durch seine Frau unterstützt, welche<lb/> die Bücher für ihn las, aber er mußte sie doch wenigstens ansehen, und es' ist<lb/> sehr begreiflich, daß er mit einem gewissen Jubel aufathmete, wenn ihm<lb/> Schriften wie die von Tieck in die Hand fielen, ganz abgesehen von ihrem<lb/> Inhalt.</p><lb/> <p xml:id="ID_962" next="#ID_963"> Ludwig Tieck war zu Berlin 1773 geboren und frühzeitig durch das<lb/> Reichardsche Haus in die Mysterien der Literatur eingeweiht. 1792 studirte<lb/> er in Halle, Göttingen und Erlangen und wendete schon damals den Mittel-<lb/> Punkt seiner Studien auf Shakespeare, dessen Sommernachtstraum er 1793<lb/> übersetzte und mit einer Abhandlung „über die Behandlung des Wunderbaren<lb/> bei Shakespeare" begleitete. 1794 kehrte er nach Berlin zurück und fiel dM<lb/> Buchhändlern in die Hände, für-die er nebst seiner Schwester Sophie alles<lb/> ausarbeitete, was man verlangte; namentlich in den „Straußfedern" von<lb/> Musäus seit 179S. Es ist in diesen Jugendversuchen vieles, was an Klinger,</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. III. 18so. 41</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0329]
Ludwig Tieck in seinen Zügen^tverken.
Unter den zahllosen Recensionen A. W. Schlegels in der Literaturzeitung
von 1797 zeichnen sich drei durch ein zwar nicht unbedingtes, aber doch im
Verhältniß zu den übrigen sehr bedeutendes Lob aus: die Recension der
Ammenmärchen von Peter Leberecht ^Blaubart und der gestiefelte Kater), die
Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders und der Bambocciaden.
Die erste dieser Schriften war von Tieck, die zweite von Wackenroder,
die dritte von Bernhard!. Infolge dieser Recensionen suchte der Kri¬
tiker den hoffnungsvollen jungen Dichter der Ammenmärchen, der damals
erst Jahre alt war, auf; Tieck siedelte nach Jena über und es entstand
nun zwischen den beiden eigentlich sehr abweichenden Naturen jene Gemein¬
schaft, die trotz der verschiedenen Umwandlungen in ihrer geistigen Bildung bis
in die späteste Zeit fortgedauert hat.
Einem Recensenten des Jahres 1797, der die Verpflichtung hatte, alle
belletristischen Neuigkeiten zu besprechen, ging es wie dem Recensenten von
18L4. Die meisten der neuerschienenen Schriften gehörten jener Literatur
an, die man nicht leicht angreist, ohne sich etwas die Finger zu besudeln. Nun
wurde Schlegel zwar in seinem Geschäft durch seine Frau unterstützt, welche
die Bücher für ihn las, aber er mußte sie doch wenigstens ansehen, und es' ist
sehr begreiflich, daß er mit einem gewissen Jubel aufathmete, wenn ihm
Schriften wie die von Tieck in die Hand fielen, ganz abgesehen von ihrem
Inhalt.
Ludwig Tieck war zu Berlin 1773 geboren und frühzeitig durch das
Reichardsche Haus in die Mysterien der Literatur eingeweiht. 1792 studirte
er in Halle, Göttingen und Erlangen und wendete schon damals den Mittel-
Punkt seiner Studien auf Shakespeare, dessen Sommernachtstraum er 1793
übersetzte und mit einer Abhandlung „über die Behandlung des Wunderbaren
bei Shakespeare" begleitete. 1794 kehrte er nach Berlin zurück und fiel dM
Buchhändlern in die Hände, für-die er nebst seiner Schwester Sophie alles
ausarbeitete, was man verlangte; namentlich in den „Straußfedern" von
Musäus seit 179S. Es ist in diesen Jugendversuchen vieles, was an Klinger,
Grenzboten. III. 18so. 41
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |