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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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3i Pferden oben im Walde, die übrigen acht- bis neunheundert Schritt wei¬
ter gegen Zwickau zu unter seiner eignen Anführung in einem ziemlich weit
von der Straße entlegenen Erlenbusch in den Hinterhalt. Er selbst schlich
sich zwischen einzelnen Büschen auf einen Punkt, von wo aus er einen voll¬
ständigen Ueberblick über die Straße von da aus, wo sie den Hohlweg ver¬
ließ, hatte. War die Avantgarde von einer Stärke, die Katte überwältigen
konnte, so wollte man sie bis auf die Höhe vorgehen lassen, wo sie dann
Katte zuerst angreifen sollte, auf dessen Signalschüsse Colomb folgte; das
Umgekehrte war verabredet, wenn sie stärker war. Vier Mann wurden aus¬
gesucht, um während des Angriffs aus die Bedeckung grade auf die Colonne
loszusprengen, ein paar Trainsoldaten von den Pferden zu hauen und Pferde
zu erschießen, um Verwirrung hineinzubringen. Die Reitknechte mit den
Handpferden, einige berittene Führer und die festgenommenen Leute wurden
benutzt, um den Wald besetzt erscheinen zu lassen. Um sieben Uhr erschien
die aus i7 Pferden bestehende Avantgarde auf der Straße, machte aber bald
Halt, was Colomb ztt dem Glauben veranlaßte, man habe Nachricht bekom¬
men; doch setzte sie sich wieder in Marsch, als die Fahrzeuge durch den
Hohlweg heraufgekommen waren. Die Infanterie der Bedeckung marschirte in
kleinen Trupps zu beiden Seiten, die Cavalerie bildet den Schluß. Als Co¬
lomb 70 Fahrzeuge gezählt hatte, hörte er Katte's Signal, worauf er eben¬
falls sofort zum Angriff vorsprengte. "Um den hinten marschircnden Haupt-
trupp anzugreifen," berichtet er in seinem Tagebuche, "mußte ich etwas rechts
gehen und befand mich, als ich der Straße nahe war, unerwartet vor einem
schmalen Wiesengrund, den ich nur auf einem Damm passiren konnte, mußte
zu Dreien abbrechen und wieder aufmarschiren, was mit nicht allzusehr geübten
Reitern und mit Pferden, die schon eine gute Strecke im weichen Acker ge¬
laufen waren, aushielt und mich besorgen ließ, daß ich Katte nicht zeitig
genug unterstützen würde. Glücklicherweise hatte der Feind nach dem gesehen, was
auf der Höhe vorging, uns gar nicht bemerkt und sich eben formirt, um seiner
Avantgarde zu Hilfe zu kommen, als wir herankamen. Im Augenblick setzten
wir über den Graben an der Straße und nach einem kurzen Handgemenge
wurde das, was wir vor uns hatten, den Berg hinaufgetrieben, während Katte
die Avantgarde herunterjagte; sie konnten ihre Pferde nicht regieren, ritten
sich wechselseitig um und wir schonten die Klinge nicht. Bis zu diesem Augenblick
war der Kampf auf der Straße neben den Fahrzeugen gewesen; das Getümmel
ging aber nun über den Graben ins Feld und was nicht heruntergehauen oder
gefangen war, wurde in den Hohlweg hineingejagt. Die Infanterie war in¬
dessen in verschiedenen Trupps ins Korn gesprungen und machte ein lebhaftes
Teuer, sobald wir nicht mehr alt den Ihrigen vermengt waren. Ohne Zeit
Zum Sammeln zu haben, rief ich den Jägern zu: ""auf die Infanterie!""


3i Pferden oben im Walde, die übrigen acht- bis neunheundert Schritt wei¬
ter gegen Zwickau zu unter seiner eignen Anführung in einem ziemlich weit
von der Straße entlegenen Erlenbusch in den Hinterhalt. Er selbst schlich
sich zwischen einzelnen Büschen auf einen Punkt, von wo aus er einen voll¬
ständigen Ueberblick über die Straße von da aus, wo sie den Hohlweg ver¬
ließ, hatte. War die Avantgarde von einer Stärke, die Katte überwältigen
konnte, so wollte man sie bis auf die Höhe vorgehen lassen, wo sie dann
Katte zuerst angreifen sollte, auf dessen Signalschüsse Colomb folgte; das
Umgekehrte war verabredet, wenn sie stärker war. Vier Mann wurden aus¬
gesucht, um während des Angriffs aus die Bedeckung grade auf die Colonne
loszusprengen, ein paar Trainsoldaten von den Pferden zu hauen und Pferde
zu erschießen, um Verwirrung hineinzubringen. Die Reitknechte mit den
Handpferden, einige berittene Führer und die festgenommenen Leute wurden
benutzt, um den Wald besetzt erscheinen zu lassen. Um sieben Uhr erschien
die aus i7 Pferden bestehende Avantgarde auf der Straße, machte aber bald
Halt, was Colomb ztt dem Glauben veranlaßte, man habe Nachricht bekom¬
men; doch setzte sie sich wieder in Marsch, als die Fahrzeuge durch den
Hohlweg heraufgekommen waren. Die Infanterie der Bedeckung marschirte in
kleinen Trupps zu beiden Seiten, die Cavalerie bildet den Schluß. Als Co¬
lomb 70 Fahrzeuge gezählt hatte, hörte er Katte's Signal, worauf er eben¬
falls sofort zum Angriff vorsprengte. „Um den hinten marschircnden Haupt-
trupp anzugreifen," berichtet er in seinem Tagebuche, „mußte ich etwas rechts
gehen und befand mich, als ich der Straße nahe war, unerwartet vor einem
schmalen Wiesengrund, den ich nur auf einem Damm passiren konnte, mußte
zu Dreien abbrechen und wieder aufmarschiren, was mit nicht allzusehr geübten
Reitern und mit Pferden, die schon eine gute Strecke im weichen Acker ge¬
laufen waren, aushielt und mich besorgen ließ, daß ich Katte nicht zeitig
genug unterstützen würde. Glücklicherweise hatte der Feind nach dem gesehen, was
auf der Höhe vorging, uns gar nicht bemerkt und sich eben formirt, um seiner
Avantgarde zu Hilfe zu kommen, als wir herankamen. Im Augenblick setzten
wir über den Graben an der Straße und nach einem kurzen Handgemenge
wurde das, was wir vor uns hatten, den Berg hinaufgetrieben, während Katte
die Avantgarde herunterjagte; sie konnten ihre Pferde nicht regieren, ritten
sich wechselseitig um und wir schonten die Klinge nicht. Bis zu diesem Augenblick
war der Kampf auf der Straße neben den Fahrzeugen gewesen; das Getümmel
ging aber nun über den Graben ins Feld und was nicht heruntergehauen oder
gefangen war, wurde in den Hohlweg hineingejagt. Die Infanterie war in¬
dessen in verschiedenen Trupps ins Korn gesprungen und machte ein lebhaftes
Teuer, sobald wir nicht mehr alt den Ihrigen vermengt waren. Ohne Zeit
Zum Sammeln zu haben, rief ich den Jägern zu: „„auf die Infanterie!""


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[0237] 3i Pferden oben im Walde, die übrigen acht- bis neunheundert Schritt wei¬ ter gegen Zwickau zu unter seiner eignen Anführung in einem ziemlich weit von der Straße entlegenen Erlenbusch in den Hinterhalt. Er selbst schlich sich zwischen einzelnen Büschen auf einen Punkt, von wo aus er einen voll¬ ständigen Ueberblick über die Straße von da aus, wo sie den Hohlweg ver¬ ließ, hatte. War die Avantgarde von einer Stärke, die Katte überwältigen konnte, so wollte man sie bis auf die Höhe vorgehen lassen, wo sie dann Katte zuerst angreifen sollte, auf dessen Signalschüsse Colomb folgte; das Umgekehrte war verabredet, wenn sie stärker war. Vier Mann wurden aus¬ gesucht, um während des Angriffs aus die Bedeckung grade auf die Colonne loszusprengen, ein paar Trainsoldaten von den Pferden zu hauen und Pferde zu erschießen, um Verwirrung hineinzubringen. Die Reitknechte mit den Handpferden, einige berittene Führer und die festgenommenen Leute wurden benutzt, um den Wald besetzt erscheinen zu lassen. Um sieben Uhr erschien die aus i7 Pferden bestehende Avantgarde auf der Straße, machte aber bald Halt, was Colomb ztt dem Glauben veranlaßte, man habe Nachricht bekom¬ men; doch setzte sie sich wieder in Marsch, als die Fahrzeuge durch den Hohlweg heraufgekommen waren. Die Infanterie der Bedeckung marschirte in kleinen Trupps zu beiden Seiten, die Cavalerie bildet den Schluß. Als Co¬ lomb 70 Fahrzeuge gezählt hatte, hörte er Katte's Signal, worauf er eben¬ falls sofort zum Angriff vorsprengte. „Um den hinten marschircnden Haupt- trupp anzugreifen," berichtet er in seinem Tagebuche, „mußte ich etwas rechts gehen und befand mich, als ich der Straße nahe war, unerwartet vor einem schmalen Wiesengrund, den ich nur auf einem Damm passiren konnte, mußte zu Dreien abbrechen und wieder aufmarschiren, was mit nicht allzusehr geübten Reitern und mit Pferden, die schon eine gute Strecke im weichen Acker ge¬ laufen waren, aushielt und mich besorgen ließ, daß ich Katte nicht zeitig genug unterstützen würde. Glücklicherweise hatte der Feind nach dem gesehen, was auf der Höhe vorging, uns gar nicht bemerkt und sich eben formirt, um seiner Avantgarde zu Hilfe zu kommen, als wir herankamen. Im Augenblick setzten wir über den Graben an der Straße und nach einem kurzen Handgemenge wurde das, was wir vor uns hatten, den Berg hinaufgetrieben, während Katte die Avantgarde herunterjagte; sie konnten ihre Pferde nicht regieren, ritten sich wechselseitig um und wir schonten die Klinge nicht. Bis zu diesem Augenblick war der Kampf auf der Straße neben den Fahrzeugen gewesen; das Getümmel ging aber nun über den Graben ins Feld und was nicht heruntergehauen oder gefangen war, wurde in den Hohlweg hineingejagt. Die Infanterie war in¬ dessen in verschiedenen Trupps ins Korn gesprungen und machte ein lebhaftes Teuer, sobald wir nicht mehr alt den Ihrigen vermengt waren. Ohne Zeit Zum Sammeln zu haben, rief ich den Jägern zu: „„auf die Infanterie!""

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/237>, abgerufen am 22.07.2024.