Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.asiatischen User des Bosporus, in Skutari, oder vielmehr Hayder Pascha ein ähn¬ Wenn das erwähnte Gerücht seine Bestätigung finden sollte, werden viele n'illl<?g'",!iu-'>?-/.- Was der in Rede stehenden Periode ihren Grenzstein setzt und den Beginn Es kann nicht verkannt werden, daß die bloße Kundgebung solches Entschlusses asiatischen User des Bosporus, in Skutari, oder vielmehr Hayder Pascha ein ähn¬ Wenn das erwähnte Gerücht seine Bestätigung finden sollte, werden viele n'illl<?g'«,!iu-'>?-/.- Was der in Rede stehenden Periode ihren Grenzstein setzt und den Beginn Es kann nicht verkannt werden, daß die bloße Kundgebung solches Entschlusses <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0207" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/100127"/> <p xml:id="ID_603" prev="#ID_602"> asiatischen User des Bosporus, in Skutari, oder vielmehr Hayder Pascha ein ähn¬<lb/> liches englisches Hüttenlagcr bereits sertig dasteht; endlich, daß neuerdings Vermes¬<lb/> sungen auf dem Terrain diesseits zwischen den Höhen von Flamur und der ab¬<lb/> gebrannten türkischen Kriegsschule angestellt wurden, um muthmaßlich das hier<lb/> bestehende Feldlazarett) noch weiter auszudehnen und mit dem in der Kriegsschule<lb/> etablirten in unmittelbare Verbindung zu setzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_604"> Wenn das erwähnte Gerücht seine Bestätigung finden sollte, werden viele<lb/> Blätter und Blättchen, zumal regierungsfreundliche und halbosficielle, in Deutsch¬<lb/> land nicht ermangeln, Zeter zu schreien und die Westmächte offen anzuklagen, daß<lb/> sie das in Besitz nehmen wollten, was gegen Rußland zu vertheidigen sie zum Zweck<lb/> des Kriegs gemacht. Wie ich die Sache ansehe, handelt es sich bei dieser Ma߬<lb/> regel sür die Verbündeten selbstredend nur um eine temporäre Besetzung. Ich muß<lb/> gradezu in Abrede stellen, daß irgendeine kundgewordene drohende Stimmung unter<lb/> Türken oder Griechen sie bewegen könne, Schlösser an den Meerengen zu fordern,<lb/> auch daß sie irgendein Motiv haben mögen, eine gewassnete Hand aus Stambul<lb/> zu legen; was sie bezwecken, erscheint einzig und allein dies zu sein, Konstantinopel<lb/> als Hauptbasispunkt einzurichten, damit der Feldzug des nächsten Jahres, welcher<lb/> natürlich mit Mitteln und Kräften ganz andern Umfangs geführt werden wird,<lb/> eines local gut situirter Stützpunktes und vorgeschobenen Etappenortes nicht ent¬<lb/> behre.</p><lb/> <p xml:id="ID_605"> n'illl<?g'«,!iu-'>?-/.-<lb/> — Die Periode, in welcher die im Mai eingetroffenen<lb/> massenhaften Verstärkungen der Verbündeten diesen eine namhafte Uebermacht über<lb/> die Russen verliehen, und es ihnen namentlich anheim stellten, von der Mitte<lb/> jenes Monats an die Initiative sich zu wahren, und gleichzeitig gegen die Tscher-<lb/> uaja hin, gegen Kertsch und die Festung selbst offensiv auszutreten, scheint nun¬<lb/> mehr an ihren Schluß gelaugt zu sein. Wir stehen damit abermals am Ende<lb/> einer Opcrativnsepoche, die sich über anderthalb Monate erstreckt, und mit der<lb/> Uebernahme des Commandos der französischen Armee durch General Pelisster an-<lb/> hebt. Sie wird nicht durch einen neuen Plan, welchen man den Operationen hätte<lb/> SU Grunde legen können, gekennzeichnet, sondern lediglich durch die größere Ener¬<lb/> gie, mit der man auf deu vorher schon beschrittenen Wegen vorwärtszubringen<lb/> bemüht ist. Die Unternehmung gegen Kertsch, gegen die kleinen Hafen am asowschen<lb/> Meere und gegen Auapa bildet im Ganzen nur eine verhältnißmäßig unbedeutende Epi¬<lb/> sode, denn die damit gewonnenen Resultate blieben der Hauptsache nach unbenutzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_606"> Was der in Rede stehenden Periode ihren Grenzstein setzt und den Beginn<lb/> einer neuen verkündet, in der andere Verhältnisse zum Dominiren berufen scheine»,<lb/> sind die Zuzüge, welche neuerdings die russische Feldarmee erhalten hat. Wir<lb/> leben dieselbe, infolge jener, wiederum ein weiteres Terrain occupiren, den Ver¬<lb/> bündeten von den Höhen der Farm Makenzie hernieder die Fronte eines Corps<lb/> von 40,000 Mann zeigen und eine Spitze gegen Tschorgun hin vorschieben. Alles<lb/> Kennzeichen dafür, daß Fürst Gortschakoff sich sür ausreichend stark erachtet, seinen<lb/> Gegnern gegenüber die Rolle der mehr passiven Defensive aufzugeben und zu einer<lb/> Mehr activen Vertheidigung überzugehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_607" next="#ID_608"> Es kann nicht verkannt werden, daß die bloße Kundgebung solches Entschlusses</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0207]
asiatischen User des Bosporus, in Skutari, oder vielmehr Hayder Pascha ein ähn¬
liches englisches Hüttenlagcr bereits sertig dasteht; endlich, daß neuerdings Vermes¬
sungen auf dem Terrain diesseits zwischen den Höhen von Flamur und der ab¬
gebrannten türkischen Kriegsschule angestellt wurden, um muthmaßlich das hier
bestehende Feldlazarett) noch weiter auszudehnen und mit dem in der Kriegsschule
etablirten in unmittelbare Verbindung zu setzen.
Wenn das erwähnte Gerücht seine Bestätigung finden sollte, werden viele
Blätter und Blättchen, zumal regierungsfreundliche und halbosficielle, in Deutsch¬
land nicht ermangeln, Zeter zu schreien und die Westmächte offen anzuklagen, daß
sie das in Besitz nehmen wollten, was gegen Rußland zu vertheidigen sie zum Zweck
des Kriegs gemacht. Wie ich die Sache ansehe, handelt es sich bei dieser Ma߬
regel sür die Verbündeten selbstredend nur um eine temporäre Besetzung. Ich muß
gradezu in Abrede stellen, daß irgendeine kundgewordene drohende Stimmung unter
Türken oder Griechen sie bewegen könne, Schlösser an den Meerengen zu fordern,
auch daß sie irgendein Motiv haben mögen, eine gewassnete Hand aus Stambul
zu legen; was sie bezwecken, erscheint einzig und allein dies zu sein, Konstantinopel
als Hauptbasispunkt einzurichten, damit der Feldzug des nächsten Jahres, welcher
natürlich mit Mitteln und Kräften ganz andern Umfangs geführt werden wird,
eines local gut situirter Stützpunktes und vorgeschobenen Etappenortes nicht ent¬
behre.
n'illl<?g'«,!iu-'>?-/.-
— Die Periode, in welcher die im Mai eingetroffenen
massenhaften Verstärkungen der Verbündeten diesen eine namhafte Uebermacht über
die Russen verliehen, und es ihnen namentlich anheim stellten, von der Mitte
jenes Monats an die Initiative sich zu wahren, und gleichzeitig gegen die Tscher-
uaja hin, gegen Kertsch und die Festung selbst offensiv auszutreten, scheint nun¬
mehr an ihren Schluß gelaugt zu sein. Wir stehen damit abermals am Ende
einer Opcrativnsepoche, die sich über anderthalb Monate erstreckt, und mit der
Uebernahme des Commandos der französischen Armee durch General Pelisster an-
hebt. Sie wird nicht durch einen neuen Plan, welchen man den Operationen hätte
SU Grunde legen können, gekennzeichnet, sondern lediglich durch die größere Ener¬
gie, mit der man auf deu vorher schon beschrittenen Wegen vorwärtszubringen
bemüht ist. Die Unternehmung gegen Kertsch, gegen die kleinen Hafen am asowschen
Meere und gegen Auapa bildet im Ganzen nur eine verhältnißmäßig unbedeutende Epi¬
sode, denn die damit gewonnenen Resultate blieben der Hauptsache nach unbenutzt.
Was der in Rede stehenden Periode ihren Grenzstein setzt und den Beginn
einer neuen verkündet, in der andere Verhältnisse zum Dominiren berufen scheine»,
sind die Zuzüge, welche neuerdings die russische Feldarmee erhalten hat. Wir
leben dieselbe, infolge jener, wiederum ein weiteres Terrain occupiren, den Ver¬
bündeten von den Höhen der Farm Makenzie hernieder die Fronte eines Corps
von 40,000 Mann zeigen und eine Spitze gegen Tschorgun hin vorschieben. Alles
Kennzeichen dafür, daß Fürst Gortschakoff sich sür ausreichend stark erachtet, seinen
Gegnern gegenüber die Rolle der mehr passiven Defensive aufzugeben und zu einer
Mehr activen Vertheidigung überzugehen.
Es kann nicht verkannt werden, daß die bloße Kundgebung solches Entschlusses
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