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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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dieselbe Julizeit die beiden Prinzen. Cambridge und Napoleon, ans den Ufertn--
rassen auf und nieder, wo hente manch in der ärztlichen Behandlung begriffener
Krieger aus dem nahen Lazarett, an seinen Krücken dahinschleicht. Der alte
kühlende Seewind weht freilich noch ebenso erfrischend, wie jemals dort vom offenen
schwarzen Meere her, und so abkühlend wirkt der dortige Luftzug ans die Tem-
peratur ein, daß, während man jüngst in Pera 25° Neaumur im Schatten hatte,
das Thermometer dort kaum 20 überschritt.


Kunst.

-- Denkmale deutscher Kunst von Einführung des Christen¬
thums bis auf die neueste Zeit. Herausgegeben von Ernst Förster.
Erster Band. I. Abtheilung- Baukunst. 26 Tafeln und 66 Seiten Text. II. Ab¬
theilung: Bildnerei. 12 Tafeln und 24 Seiten Text. III. Abtheilung: Malerei,
12 Tafeln und 1 i Seiten Text, Leipzig. T. O. Weigel. -- Wir haben auf dieses
Werk bereits beim Beginn der Ausgabe aufmerksam gemacht; bei dem Schluß des
ersten Bandes können wir nun erklären, daß die Hoffnungen, die wir an dasselbe
knüpften, auf das glänzendste erfüllt worden sind. Den Text und die Auswahl
der Gegenstände lassen wir bei Seite, weil sich darüber erst wird urtheilen lassen,
wenn das Werk in größerem Umfang vor uns liegt; wir halten uns nur an die
Ausführung der Bilder. Schon bei der Wiedergabe der architektonischen und pla¬
stischen Kunstwerke ist die Sauberkeit und Genauigkeit nicht genng anzuerkennen,
den höchsten Preis aber verdient der Abschnitt über die Malerei. Er enthält fol¬
gende Meisterwerke der deutschen Kunst: Das Gebet des heiligen Bernhard im
Dom zu Speier, von Johann Schraudolph; die sieben Freuden der Maria, von
Meninting. in 3 Abtheilungen; Johannes der Evangelist, scholastica und Sanct
Benedict, vom Liesborner Meister; Wandgemälde in Braunschweig und Halber¬
stadt; das Dombild in Meißen, in zwei Abtheilungen; die Krönung der Maria,
vou Hans Holbein dem Großvater; die Taufe des Paulus, vou Haus Holbein
dem Aeltern, und Se. Sebastian, Se. Barbara und Se. Elisabeth, von Hans
Holbein dem Jüngcxn-. - Jede dieser Nachbildungen ist in der Ausführung ein
Meisterwerk, in Beziehung auf das Charakteristische wie auf die Eleganz des
stiess, uP, ein höchst ehrenvolles Zeugniß für die Fortschritte der deutschen Technik.
Am bedeutendsten und umfangreichsten konnte sich die Kunst in dem berühmten Ge¬
mälde von Meninting entwickeln, weil hier die Aufgabe am schwierigsten war. Es
galt, die feinen Nuancen des Hintergrundes und die sehr kühnen Perspectiven genau
und doch geschmackvoll zu versinnlichen, und dies ist dem Künstler in einer Weise
gelungen, wie wir nicht leicht etwas Aehnliches gesehen haben. Möchte nun der
reichere Theil des deutschen Publicums seinerseits seine Pflicht thun und ein Unter¬
nehmen unterstützen, welches Deutschland zur Ehre gereicht und welches ohne leb¬
hafte und allseitige Theilnahme des Volks nicht gedeihen kann. --

Grundzüge der kirchlichen Kunstarchäologie des deutschen Mittel¬
alters. Ein Auszug aus dem größere" Werke des Verfassers, vou Heinrich Otte.
Mit -118 Holzschnitten. Leipzig. T. O. Weigel. -- Es hat sich dnrch die Erfahrung
gezeigt, daß das in seiner Art classische Werk von Otte, so billig der Preis im
Verhältniß zu dem, was geliefert wurde, gestellt war, doch immer noch einen zu
großen Preis hatte, um in die Masse des Publicums einzudringen. Der Verleger


dieselbe Julizeit die beiden Prinzen. Cambridge und Napoleon, ans den Ufertn--
rassen auf und nieder, wo hente manch in der ärztlichen Behandlung begriffener
Krieger aus dem nahen Lazarett, an seinen Krücken dahinschleicht. Der alte
kühlende Seewind weht freilich noch ebenso erfrischend, wie jemals dort vom offenen
schwarzen Meere her, und so abkühlend wirkt der dortige Luftzug ans die Tem-
peratur ein, daß, während man jüngst in Pera 25° Neaumur im Schatten hatte,
das Thermometer dort kaum 20 überschritt.


Kunst.

— Denkmale deutscher Kunst von Einführung des Christen¬
thums bis auf die neueste Zeit. Herausgegeben von Ernst Förster.
Erster Band. I. Abtheilung- Baukunst. 26 Tafeln und 66 Seiten Text. II. Ab¬
theilung: Bildnerei. 12 Tafeln und 24 Seiten Text. III. Abtheilung: Malerei,
12 Tafeln und 1 i Seiten Text, Leipzig. T. O. Weigel. — Wir haben auf dieses
Werk bereits beim Beginn der Ausgabe aufmerksam gemacht; bei dem Schluß des
ersten Bandes können wir nun erklären, daß die Hoffnungen, die wir an dasselbe
knüpften, auf das glänzendste erfüllt worden sind. Den Text und die Auswahl
der Gegenstände lassen wir bei Seite, weil sich darüber erst wird urtheilen lassen,
wenn das Werk in größerem Umfang vor uns liegt; wir halten uns nur an die
Ausführung der Bilder. Schon bei der Wiedergabe der architektonischen und pla¬
stischen Kunstwerke ist die Sauberkeit und Genauigkeit nicht genng anzuerkennen,
den höchsten Preis aber verdient der Abschnitt über die Malerei. Er enthält fol¬
gende Meisterwerke der deutschen Kunst: Das Gebet des heiligen Bernhard im
Dom zu Speier, von Johann Schraudolph; die sieben Freuden der Maria, von
Meninting. in 3 Abtheilungen; Johannes der Evangelist, scholastica und Sanct
Benedict, vom Liesborner Meister; Wandgemälde in Braunschweig und Halber¬
stadt; das Dombild in Meißen, in zwei Abtheilungen; die Krönung der Maria,
vou Hans Holbein dem Großvater; die Taufe des Paulus, vou Haus Holbein
dem Aeltern, und Se. Sebastian, Se. Barbara und Se. Elisabeth, von Hans
Holbein dem Jüngcxn-. - Jede dieser Nachbildungen ist in der Ausführung ein
Meisterwerk, in Beziehung auf das Charakteristische wie auf die Eleganz des
stiess, uP, ein höchst ehrenvolles Zeugniß für die Fortschritte der deutschen Technik.
Am bedeutendsten und umfangreichsten konnte sich die Kunst in dem berühmten Ge¬
mälde von Meninting entwickeln, weil hier die Aufgabe am schwierigsten war. Es
galt, die feinen Nuancen des Hintergrundes und die sehr kühnen Perspectiven genau
und doch geschmackvoll zu versinnlichen, und dies ist dem Künstler in einer Weise
gelungen, wie wir nicht leicht etwas Aehnliches gesehen haben. Möchte nun der
reichere Theil des deutschen Publicums seinerseits seine Pflicht thun und ein Unter¬
nehmen unterstützen, welches Deutschland zur Ehre gereicht und welches ohne leb¬
hafte und allseitige Theilnahme des Volks nicht gedeihen kann. —

Grundzüge der kirchlichen Kunstarchäologie des deutschen Mittel¬
alters. Ein Auszug aus dem größere» Werke des Verfassers, vou Heinrich Otte.
Mit -118 Holzschnitten. Leipzig. T. O. Weigel. — Es hat sich dnrch die Erfahrung
gezeigt, daß das in seiner Art classische Werk von Otte, so billig der Preis im
Verhältniß zu dem, was geliefert wurde, gestellt war, doch immer noch einen zu
großen Preis hatte, um in die Masse des Publicums einzudringen. Der Verleger


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[0164] dieselbe Julizeit die beiden Prinzen. Cambridge und Napoleon, ans den Ufertn-- rassen auf und nieder, wo hente manch in der ärztlichen Behandlung begriffener Krieger aus dem nahen Lazarett, an seinen Krücken dahinschleicht. Der alte kühlende Seewind weht freilich noch ebenso erfrischend, wie jemals dort vom offenen schwarzen Meere her, und so abkühlend wirkt der dortige Luftzug ans die Tem- peratur ein, daß, während man jüngst in Pera 25° Neaumur im Schatten hatte, das Thermometer dort kaum 20 überschritt. Kunst. — Denkmale deutscher Kunst von Einführung des Christen¬ thums bis auf die neueste Zeit. Herausgegeben von Ernst Förster. Erster Band. I. Abtheilung- Baukunst. 26 Tafeln und 66 Seiten Text. II. Ab¬ theilung: Bildnerei. 12 Tafeln und 24 Seiten Text. III. Abtheilung: Malerei, 12 Tafeln und 1 i Seiten Text, Leipzig. T. O. Weigel. — Wir haben auf dieses Werk bereits beim Beginn der Ausgabe aufmerksam gemacht; bei dem Schluß des ersten Bandes können wir nun erklären, daß die Hoffnungen, die wir an dasselbe knüpften, auf das glänzendste erfüllt worden sind. Den Text und die Auswahl der Gegenstände lassen wir bei Seite, weil sich darüber erst wird urtheilen lassen, wenn das Werk in größerem Umfang vor uns liegt; wir halten uns nur an die Ausführung der Bilder. Schon bei der Wiedergabe der architektonischen und pla¬ stischen Kunstwerke ist die Sauberkeit und Genauigkeit nicht genng anzuerkennen, den höchsten Preis aber verdient der Abschnitt über die Malerei. Er enthält fol¬ gende Meisterwerke der deutschen Kunst: Das Gebet des heiligen Bernhard im Dom zu Speier, von Johann Schraudolph; die sieben Freuden der Maria, von Meninting. in 3 Abtheilungen; Johannes der Evangelist, scholastica und Sanct Benedict, vom Liesborner Meister; Wandgemälde in Braunschweig und Halber¬ stadt; das Dombild in Meißen, in zwei Abtheilungen; die Krönung der Maria, vou Hans Holbein dem Großvater; die Taufe des Paulus, vou Haus Holbein dem Aeltern, und Se. Sebastian, Se. Barbara und Se. Elisabeth, von Hans Holbein dem Jüngcxn-. - Jede dieser Nachbildungen ist in der Ausführung ein Meisterwerk, in Beziehung auf das Charakteristische wie auf die Eleganz des stiess, uP, ein höchst ehrenvolles Zeugniß für die Fortschritte der deutschen Technik. Am bedeutendsten und umfangreichsten konnte sich die Kunst in dem berühmten Ge¬ mälde von Meninting entwickeln, weil hier die Aufgabe am schwierigsten war. Es galt, die feinen Nuancen des Hintergrundes und die sehr kühnen Perspectiven genau und doch geschmackvoll zu versinnlichen, und dies ist dem Künstler in einer Weise gelungen, wie wir nicht leicht etwas Aehnliches gesehen haben. Möchte nun der reichere Theil des deutschen Publicums seinerseits seine Pflicht thun und ein Unter¬ nehmen unterstützen, welches Deutschland zur Ehre gereicht und welches ohne leb¬ hafte und allseitige Theilnahme des Volks nicht gedeihen kann. — Grundzüge der kirchlichen Kunstarchäologie des deutschen Mittel¬ alters. Ein Auszug aus dem größere» Werke des Verfassers, vou Heinrich Otte. Mit -118 Holzschnitten. Leipzig. T. O. Weigel. — Es hat sich dnrch die Erfahrung gezeigt, daß das in seiner Art classische Werk von Otte, so billig der Preis im Verhältniß zu dem, was geliefert wurde, gestellt war, doch immer noch einen zu großen Preis hatte, um in die Masse des Publicums einzudringen. Der Verleger

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/164>, abgerufen am 22.12.2024.