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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band.

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der Rcgenerationszeit. Was die auswärtige Politik betrifft, so verlangte
Brüggemann schon damals dem Russenthum gegenüber die Einheit des
abendländischen Völkerbundes. Er wies auf den Ausspruch Fallme-
rayers hin: "Bei den Nüssen sind Religion und Wissenschaft nicht viel mehr als
Zwei gefällige Diener, die nebenher auch das Kupplergeschäft für das Weltliche zu
besorgen haben. Der Deutsche dagegen baut der Religion einen Thron in
seinem Herzen und huldigt der Wissenschaft wie einer großen weltgebietenden
Macht. Zwischen solchen Völkern ist der Hast instinctartig und jedes Ver¬
ständniß eine Unmöglichkeit, besonders wenn sie als Nachbarn .in täglicher
Berührung sind." Das sei aber ein Gegensatz, an welchem das ganze
Abendland theilnehme und er werde früher oder später der Ursprung einer
heiligen Allianz des Abendlandes werden.

Die Jahre von 1846 bis zum März 1818 waren für Preußen eine glückliche
Zeit stetig fortschreitender Verfassungsentwicklung. Vrüggemann erstrebte den
Gewinn eines repräsentativen Centralorgans für Preußen und eines
festeren Rechtsbodens für die ständische Einwirkung, damit nicht länger
alles Recht eine widerrufliche Gnade und der "ständische Beirath" nur ein
unmaßgebliches Gutachten bleibe. Es handelte sich zunächst darum, wieweit
die Competenz der Provinziallandtage gehe und ob die Regierung, wenn sie
eine die bisherige factische Ausdehnung der Gesetze von 1823 und 1824 "be¬
richtigende", d. h. beschränkende Interpretation erlassen wollte, verpflichtet
sei, hierüber mit den Ständen zusammen die durch Bundesbeschluß vom
30. Octbr. 1836- geschaffene Cvmpromißinstanz des Bundes anzurufen. Brügge¬
mann bejahte diese Frage entschieden. Es entsprach aber diese Behauptung
nicht der Würde des preußischen Staates einer Versammlung gegenüber, wieder
"Bundestag" war, sie wurde als "unpreußisch" erachtet. Dieser Umstand und
die Haltung der kölnischen Zeitung bei den bedauerlichen kölner Conflicten
Zwischen Militär und Civil im August 1846 veranlaßten im Herbst 184 6 eine
Verwarnung der kölnischen Zeitung und bedenkliche Andeutungen bezüglich der
"Concession" zur Herausgabe des Blattes. Bei dieser Gelegenheit erklärte
Brüggemann dem Referenten in Preßangclegenheiten, Geheimrath Mathis
in Berlin, sehr richtig, daß ein Blatt, wie der "rheinische Beobachter", das
damalige ofsiciöse Organ der Regierung in der Rheinprovinz, niemals wurzeln
und deshalb auch die Regierung niemals stärken könne, während die Negierung
>n der kölnischen Zeitung wenigstens eine aufrichtige und warme Vertheidigerin
der Zukunft Preußens und seines deutschen Berufs besitze.

Am 3. Februar 1847 erschien das so wichtige "allerhöchste Patent, die
ständischen Einrichtungen betreffend", welches der vereinigten Landesvertretung
nur für Anleihen und Steuererhöhungen eine entscheidende Stimme bewilligte.
Es handelte sich damals um "Ablehnen oder Annehmen?" Die kölnische Zei-


der Rcgenerationszeit. Was die auswärtige Politik betrifft, so verlangte
Brüggemann schon damals dem Russenthum gegenüber die Einheit des
abendländischen Völkerbundes. Er wies auf den Ausspruch Fallme-
rayers hin: „Bei den Nüssen sind Religion und Wissenschaft nicht viel mehr als
Zwei gefällige Diener, die nebenher auch das Kupplergeschäft für das Weltliche zu
besorgen haben. Der Deutsche dagegen baut der Religion einen Thron in
seinem Herzen und huldigt der Wissenschaft wie einer großen weltgebietenden
Macht. Zwischen solchen Völkern ist der Hast instinctartig und jedes Ver¬
ständniß eine Unmöglichkeit, besonders wenn sie als Nachbarn .in täglicher
Berührung sind." Das sei aber ein Gegensatz, an welchem das ganze
Abendland theilnehme und er werde früher oder später der Ursprung einer
heiligen Allianz des Abendlandes werden.

Die Jahre von 1846 bis zum März 1818 waren für Preußen eine glückliche
Zeit stetig fortschreitender Verfassungsentwicklung. Vrüggemann erstrebte den
Gewinn eines repräsentativen Centralorgans für Preußen und eines
festeren Rechtsbodens für die ständische Einwirkung, damit nicht länger
alles Recht eine widerrufliche Gnade und der „ständische Beirath" nur ein
unmaßgebliches Gutachten bleibe. Es handelte sich zunächst darum, wieweit
die Competenz der Provinziallandtage gehe und ob die Regierung, wenn sie
eine die bisherige factische Ausdehnung der Gesetze von 1823 und 1824 „be¬
richtigende", d. h. beschränkende Interpretation erlassen wollte, verpflichtet
sei, hierüber mit den Ständen zusammen die durch Bundesbeschluß vom
30. Octbr. 1836- geschaffene Cvmpromißinstanz des Bundes anzurufen. Brügge¬
mann bejahte diese Frage entschieden. Es entsprach aber diese Behauptung
nicht der Würde des preußischen Staates einer Versammlung gegenüber, wieder
„Bundestag" war, sie wurde als „unpreußisch" erachtet. Dieser Umstand und
die Haltung der kölnischen Zeitung bei den bedauerlichen kölner Conflicten
Zwischen Militär und Civil im August 1846 veranlaßten im Herbst 184 6 eine
Verwarnung der kölnischen Zeitung und bedenkliche Andeutungen bezüglich der
„Concession" zur Herausgabe des Blattes. Bei dieser Gelegenheit erklärte
Brüggemann dem Referenten in Preßangclegenheiten, Geheimrath Mathis
in Berlin, sehr richtig, daß ein Blatt, wie der „rheinische Beobachter", das
damalige ofsiciöse Organ der Regierung in der Rheinprovinz, niemals wurzeln
und deshalb auch die Regierung niemals stärken könne, während die Negierung
>n der kölnischen Zeitung wenigstens eine aufrichtige und warme Vertheidigerin
der Zukunft Preußens und seines deutschen Berufs besitze.

Am 3. Februar 1847 erschien das so wichtige „allerhöchste Patent, die
ständischen Einrichtungen betreffend", welches der vereinigten Landesvertretung
nur für Anleihen und Steuererhöhungen eine entscheidende Stimme bewilligte.
Es handelte sich damals um „Ablehnen oder Annehmen?" Die kölnische Zei-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99919/141>, abgerufen am 22.12.2024.