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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.

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mit dem Bajonett niedergestochen. Unter ihnen befand sich der tapfere Com¬
mandant, der schon mit zehn Wunden bedeckt war. Der Chef vom General-
stabe,, 6 ObristlieutenantS und -1000 Mann wurden zu Gefangenen gemacht.
Den Siegern kostete der grauenhafte Kampf viel über tausend Todte und
Verwundete. Unter den letztern befanden sich der General Harispe und der
Obrist Mioeque.

Die Erbauung des Forts Olivo hatte drei Jahr hindurch 3000 Menschen
beschäftigt und der Regierung einen Kostenaufwand von 30,000,000 Realen ver¬
ursacht.

Ganz im Verhältniß zur Stärke des Forts Olivo war der Platz selbst
durch eine ausgedehnte Reihe vortrefflicher Festungswerke sowol rücksichtlich des
Hafens, als nach der Vorstadt hin beschützt, des sehr bedeutenden Walles
und der übrigen Werke der eigentlichen Stadt nicht zu gedenken.

Marschall Suchet hatte gegen eine Armee von 32,000 Mann zu kämpfen,
wovon 29 Bataillone Infanterie, 2 Escadrons Cavalen'e und -I Regiment
Artillerie, welches 323 Geschütze zu bedienen hatte, 3 Compagnien Sappeurs,
im Ganzen 17,300 Mann in der Festung und gegen 13,000 Man" unter
General' Campoverdc außer derselben sich befanden. Bei der Schwierigkeit und
Ausdehnung des Terrains, welches er zu besetzen hatte, blieb dem französischen
Marschall anfänglich zur Abwehrung äußerer Angriffe nicht viel mehr als ein
Regiment in Reserve, während er zur Einschließung der Festung selbst etwa
12,000 Mann Infanterie behielt. Um nicht zum Aufgeben' des großen
Unternehmens, in dem er den wichtigsten Stützpunkt sür seine künftigen Be¬
wegungen in Catalonien und Valencia erkannt hatte, genöthigt zu werden,
Verstärkte er sich durch die Brigaden Abbe- und Klopitzki --die er außer einer
andern bedeutenden Truppeuzahl in der Provinz Aragon, woher er seine
Lebensmittel beziehen mußte und in Valencia zurückgelassen hatte, wo sie fast
täglich gegen die sie in allen Richtungen umschwärmenden Spanier Front machen
mußten. Dadurch wurde das Belagerungscorps auf die Stärke von 36 Ba¬
taillonen, 10 Escadrons, 8 Geniecompagnien, 7 Artilleriecompagnien mit
Ki Stück Geschütz gebracht, für jedes 700 Patronen.

Achtzehn Bastionen und Forts mußten zerstört oder erstürmt werden, bevor
Suchet sich der eigentlichen Festung bemächtigen konnte.

Dem Scharfblick des Marschalls gelang eS indessen unter kräftiger und ein-
müthiger Mitwirkung seiner Unterbefehlshaber, die von dem Geiste ihrer Briga¬
den genau unterrichtet waren, das Unternehmen zu vollbringen, welches von
spanischen und englischen Generalen für unmöglich gehalten wurde. Dreiund-'
fünfzig Tage hatten diese einzelnen Eroberungen gekostet, als man die Mauer¬
lücken als vollständig geöffnet erkannte, um zum Hauptsturme schreiten zu köunen.
Drei Tage wurde unter Strömen von Blut ebenso kühn von Seiten der Seur-


mit dem Bajonett niedergestochen. Unter ihnen befand sich der tapfere Com¬
mandant, der schon mit zehn Wunden bedeckt war. Der Chef vom General-
stabe,, 6 ObristlieutenantS und -1000 Mann wurden zu Gefangenen gemacht.
Den Siegern kostete der grauenhafte Kampf viel über tausend Todte und
Verwundete. Unter den letztern befanden sich der General Harispe und der
Obrist Mioeque.

Die Erbauung des Forts Olivo hatte drei Jahr hindurch 3000 Menschen
beschäftigt und der Regierung einen Kostenaufwand von 30,000,000 Realen ver¬
ursacht.

Ganz im Verhältniß zur Stärke des Forts Olivo war der Platz selbst
durch eine ausgedehnte Reihe vortrefflicher Festungswerke sowol rücksichtlich des
Hafens, als nach der Vorstadt hin beschützt, des sehr bedeutenden Walles
und der übrigen Werke der eigentlichen Stadt nicht zu gedenken.

Marschall Suchet hatte gegen eine Armee von 32,000 Mann zu kämpfen,
wovon 29 Bataillone Infanterie, 2 Escadrons Cavalen'e und -I Regiment
Artillerie, welches 323 Geschütze zu bedienen hatte, 3 Compagnien Sappeurs,
im Ganzen 17,300 Mann in der Festung und gegen 13,000 Man» unter
General' Campoverdc außer derselben sich befanden. Bei der Schwierigkeit und
Ausdehnung des Terrains, welches er zu besetzen hatte, blieb dem französischen
Marschall anfänglich zur Abwehrung äußerer Angriffe nicht viel mehr als ein
Regiment in Reserve, während er zur Einschließung der Festung selbst etwa
12,000 Mann Infanterie behielt. Um nicht zum Aufgeben' des großen
Unternehmens, in dem er den wichtigsten Stützpunkt sür seine künftigen Be¬
wegungen in Catalonien und Valencia erkannt hatte, genöthigt zu werden,
Verstärkte er sich durch die Brigaden Abbe- und Klopitzki —die er außer einer
andern bedeutenden Truppeuzahl in der Provinz Aragon, woher er seine
Lebensmittel beziehen mußte und in Valencia zurückgelassen hatte, wo sie fast
täglich gegen die sie in allen Richtungen umschwärmenden Spanier Front machen
mußten. Dadurch wurde das Belagerungscorps auf die Stärke von 36 Ba¬
taillonen, 10 Escadrons, 8 Geniecompagnien, 7 Artilleriecompagnien mit
Ki Stück Geschütz gebracht, für jedes 700 Patronen.

Achtzehn Bastionen und Forts mußten zerstört oder erstürmt werden, bevor
Suchet sich der eigentlichen Festung bemächtigen konnte.

Dem Scharfblick des Marschalls gelang eS indessen unter kräftiger und ein-
müthiger Mitwirkung seiner Unterbefehlshaber, die von dem Geiste ihrer Briga¬
den genau unterrichtet waren, das Unternehmen zu vollbringen, welches von
spanischen und englischen Generalen für unmöglich gehalten wurde. Dreiund-'
fünfzig Tage hatten diese einzelnen Eroberungen gekostet, als man die Mauer¬
lücken als vollständig geöffnet erkannte, um zum Hauptsturme schreiten zu köunen.
Drei Tage wurde unter Strömen von Blut ebenso kühn von Seiten der Seur-


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[0413] mit dem Bajonett niedergestochen. Unter ihnen befand sich der tapfere Com¬ mandant, der schon mit zehn Wunden bedeckt war. Der Chef vom General- stabe,, 6 ObristlieutenantS und -1000 Mann wurden zu Gefangenen gemacht. Den Siegern kostete der grauenhafte Kampf viel über tausend Todte und Verwundete. Unter den letztern befanden sich der General Harispe und der Obrist Mioeque. Die Erbauung des Forts Olivo hatte drei Jahr hindurch 3000 Menschen beschäftigt und der Regierung einen Kostenaufwand von 30,000,000 Realen ver¬ ursacht. Ganz im Verhältniß zur Stärke des Forts Olivo war der Platz selbst durch eine ausgedehnte Reihe vortrefflicher Festungswerke sowol rücksichtlich des Hafens, als nach der Vorstadt hin beschützt, des sehr bedeutenden Walles und der übrigen Werke der eigentlichen Stadt nicht zu gedenken. Marschall Suchet hatte gegen eine Armee von 32,000 Mann zu kämpfen, wovon 29 Bataillone Infanterie, 2 Escadrons Cavalen'e und -I Regiment Artillerie, welches 323 Geschütze zu bedienen hatte, 3 Compagnien Sappeurs, im Ganzen 17,300 Mann in der Festung und gegen 13,000 Man» unter General' Campoverdc außer derselben sich befanden. Bei der Schwierigkeit und Ausdehnung des Terrains, welches er zu besetzen hatte, blieb dem französischen Marschall anfänglich zur Abwehrung äußerer Angriffe nicht viel mehr als ein Regiment in Reserve, während er zur Einschließung der Festung selbst etwa 12,000 Mann Infanterie behielt. Um nicht zum Aufgeben' des großen Unternehmens, in dem er den wichtigsten Stützpunkt sür seine künftigen Be¬ wegungen in Catalonien und Valencia erkannt hatte, genöthigt zu werden, Verstärkte er sich durch die Brigaden Abbe- und Klopitzki —die er außer einer andern bedeutenden Truppeuzahl in der Provinz Aragon, woher er seine Lebensmittel beziehen mußte und in Valencia zurückgelassen hatte, wo sie fast täglich gegen die sie in allen Richtungen umschwärmenden Spanier Front machen mußten. Dadurch wurde das Belagerungscorps auf die Stärke von 36 Ba¬ taillonen, 10 Escadrons, 8 Geniecompagnien, 7 Artilleriecompagnien mit Ki Stück Geschütz gebracht, für jedes 700 Patronen. Achtzehn Bastionen und Forts mußten zerstört oder erstürmt werden, bevor Suchet sich der eigentlichen Festung bemächtigen konnte. Dem Scharfblick des Marschalls gelang eS indessen unter kräftiger und ein- müthiger Mitwirkung seiner Unterbefehlshaber, die von dem Geiste ihrer Briga¬ den genau unterrichtet waren, das Unternehmen zu vollbringen, welches von spanischen und englischen Generalen für unmöglich gehalten wurde. Dreiund-' fünfzig Tage hatten diese einzelnen Eroberungen gekostet, als man die Mauer¬ lücken als vollständig geöffnet erkannte, um zum Hauptsturme schreiten zu köunen. Drei Tage wurde unter Strömen von Blut ebenso kühn von Seiten der Seur-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/413>, abgerufen am 03.07.2024.