Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.Für die geographische Bedeutung wichtiger Löeltpunkte wohnt den wilden Seitdem ist Brussa groß verblieben, auch ohne Residenz zu bleiben. Für In Hinsicht aus die geognostischen Verhältnisse des Baugrundes von Nachdem ein vieruudzwanzigstündiger heftiger Regen bei beständigem Grenzbvte", I. 18litt. 6ez
Für die geographische Bedeutung wichtiger Löeltpunkte wohnt den wilden Seitdem ist Brussa groß verblieben, auch ohne Residenz zu bleiben. Für In Hinsicht aus die geognostischen Verhältnisse des Baugrundes von Nachdem ein vieruudzwanzigstündiger heftiger Regen bei beständigem Grenzbvte», I. 18litt. 6ez
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Für die geographische Bedeutung wichtiger Löeltpunkte wohnt den wilden
Volksstämmen ein außerordentliches Auffassungs- und Unterscheidungsvermögen
inne. Die Türken, als sie den Pontus und Archipelagus auf ihren Wander¬
und Eroberungszügen erreicht hatten, und am Ufer der Propontis (Marmora-
meer) standen, erkannten sofort, wie in Brussa der Mittelpunkt liege, von wo
aus strategisch beide Meerespforte», die Dardanellen und der Bosporus, be¬
herrscht werden könnten, und machten es aus diesem Grunde zum einstweiligen
Hauptsitz ihrer Herrschaft, die sie erst von dort verlegten, als Adrianopel in
ihre Hände gefallen war.
Seitdem ist Brussa groß verblieben, auch ohne Residenz zu bleiben. Für
die Muhamedaner behielt sie ihre Würde als langjährige frühere Hauptstadt.
Eine Anzahl ihrer Moscheen wird noch heute mit der Verehrung, die man
ausnahmsweise Heiligtümern schuldet, betrachtet. Sie hat im ganzen deren
bis gegen anderthalbhundert. Zugleich nahm die türkische Industrie mehr und
mehr diese Stadt, die auch ihrer Bäder wegen viel besucht ist, zu ihrem Mittel¬
punkt. Wer jemals den weiten Bazar von Stambul durchwanderte, wird sich
jener leichten, mit Baumwolle gemischten Seidenstoffe erinnern, die unter dem
Namen Brusfazeuge bekannt sind. Sie machen den überwiegend bedeutenden
Gegenstand des Gewerbfleißes der großen Stadt am Olympus aus. Bis hier¬
her kommen auch noch die Karavanen aus dem Inneren Asiens; Skutari be¬
rühren sie seltener, und nur die Pilgerkaravane, welche nach Mekka geht, nimmt
jedes Jahr hier ihren Ausgang.
In Hinsicht aus die geognostischen Verhältnisse des Baugrundes von
Brussa waltete seit langer Zeit kein Zweifel mehr darüber ob, daß hier unter¬
irdische Kräfte ihren Herd und Ausbruchspunkt hätten. Schon früher waren
Erverschütterungen vielfach vorgekommen und die vielen warmen Quellen in
der Umgegend deuteten auf die Fortdauer der dabei wirksam gewesenen Ursachen
hin. Aber niemand hatte eine Katastrophe von der Größe und den beklagens-
werthen Folgen derjenigen erwartet, welche am letzten Tage des Februar
stattfand.
Nachdem ein vieruudzwanzigstündiger heftiger Regen bei beständigem
Sturm aus Südwest gefallen war und der Boden ringsumher tief aufgeweicht
worden, wurde die Luft am besagten Tage plötzlich drückend heiß; sie roch
nach Schwefel; die Einwohner wurden von Mattigkeit überfallen; Ohnmachten
kamen-vielfach vor; der Himmel wurde finster. Dieses geschah um Dreiviertel
auf drei Uhr Nachmittags. Blitz und Donner ließen sich vernehmen und
plötzlich bebte der Boden, in furchtbaren Convulsioxen sich regend, eine ganze
halbe Minute lang. Es war dies der unterirdische Stoß, welcher sich unter
dem Meere fortpflanzte und auch hier verspürt wurde. (Sie' wollen meinen
Brief vom 1. und 2. März sich ins Gedächtniß zurückrufen.) Sofort erdröhnte
Grenzbvte», I. 18litt. 6ez
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