Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.französisch aus. Die Schilderungen aus der Wüste der Rocky Mountains Korrespondenzen. Alls Konstantinopel, -- Kaum jemals war die hiesige Stimmung Für die Leichtgläubigkeit PeraS im allgemeinen gibt die Thatsche einen er- Das Wetter ist seit mehren Tagen wieder stürmisch, und eben im Augenblick, öy*
französisch aus. Die Schilderungen aus der Wüste der Rocky Mountains Korrespondenzen. Alls Konstantinopel, — Kaum jemals war die hiesige Stimmung Für die Leichtgläubigkeit PeraS im allgemeinen gibt die Thatsche einen er- Das Wetter ist seit mehren Tagen wieder stürmisch, und eben im Augenblick, öy*
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französisch aus. Die Schilderungen aus der Wüste der Rocky Mountains
sind im höchsten Grade amüsant; es ist eine Kraft und Lebhaftigkeit der
Phantasie darin, die einem Mysterieüschreiber Ehre machen würde, allein sie
tragen nicht das Gepräge der Wahrheit. Die Einbildungskraft geht überall
mit der Beobachtung durch, und um eines glücklichen Effects willen gibt der
Verfasser alle Naturtreue auf. —
Korrespondenzen.
Alls Konstantinopel, — Kaum jemals war die hiesige Stimmung
in Hinsicht auf die zu hegenden Erwartungen getheilter, als in diesem Augenblick.
Die grcßen Massen werden überall von jedem Eindruck erregt, und durch mit¬
einander im Widerspruch stehende Nachrichten in Meinen und Hoffen hin- und
hxrgeworstn. Aber weit seltener passirt dies solchen, die in Kreisen stehen, welche
von den Ereignissen unmittelbar berührt werden, oder aus denen heraus diese
selbst ihren Ausgang nehmen. Das Urtheil der Diplomatie zumal ist ein allerorten
früh gereiftes, über welche politischen Vorgänge es auch sein möge; unendlich mehr
Wege zur Bcnchtigung ihrer Meinung, als jedem anderen, stehen ihr offen? in der
Täuschung über die wahre Ursache, die ihrer klaren Voraussicht, mit welcher sie so
oft in Erstaunen setzt, zugrundeliegt, ist man nur zu oft geneigt, ihr eine höhere
Divinationsgabe beizumessen, als sie wirklich besitzt. Im gegenwärtigen Moment
indeß möchte man meinen, daß dieselbe Diplomatie, welche mit ihrem selten trügen¬
der Urtheil seither nach der allgemeinen Meinung von Pera allezeit und zwar mit
einer gewissen Sicherheit voranging, auf das Niveau der Massen herniedergcstiegen
sei. Aus dem französischen Gesandtschaftshotel ertönt es: mit dem Frieden steht es
äußerst unsicher. Wahrscheinlich ist er nicht — man darf eher annehmen, daß er
unmöglich sei. Etwa in derselben Tonart reden die englischen Attaches, denn Lord
Redcliffe selbst kneift heute mehr wie jemals die Lippen zusammen und erweiset sich
stumm wie ein Fisch. Dagegen ist Herr von Brück — mindestens nach dem, was ich
über seine Urtheile in Betreff der Lage höre — voll des besten Hoffens auf das
baldige Zustandekommen eines friedlichen Arrangements. Mit dieser Ueberzeugung
wird er seine Reise nach Wien antreten. Als seinen Nachfolger nennt man auch hier
den Baron Koller. Demnach war das Gerücht von der Sendung des Herrn von
Prokesch ganz ohne Fundament.
Für die Leichtgläubigkeit PeraS im allgemeinen gibt die Thatsche einen er-
neueten Beleg, daß am vergangenen Dienstag allen Ernstes die Sage im Umlauf
war, Preußen habe seine diplomatischen Beziehungen mit der französischen Regierung
abgebrochen und es stände die sofortige Eröffnung von Feindseligkeiten in Aussicht.
Das Wetter ist seit mehren Tagen wieder stürmisch, und eben im Augenblick,
wo ich diese Zeilen schreibe, braust eine gewaltige Bora über Meerenge und Stadt
daher. Man muß leider befürchten, daß Nachrichten von neuen Unfällen im schwarzen
Meere nicht werden aus sich warten lossen. Aber bei dem allen macht sich unverkenn-
bar das Herannahen der guten oder vielmehr der besseren Jahreszeit bereits fühl-
öy*
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