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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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Kanälen dem Geringsten im Volke zugänglich zu machen? Der Gedanke des litha¬
uischen Gemeingutes breitete sich aus und faßte immer tiefere Wurzel.^

Von der andern Seite verhehlte man sich aber auch nicht, daß es recht und
billig sei, das Genie die Früchte seiner Arbeit genießen zu lassen, die ihm, solange
es lebt, gewiß nicht entzogen werden dürfen. Aber auch die Sorge für die nächsten
Angehörigen ihm zu erleichtern und auch sie an diesen Früchten theilnehmen zu
lassen, hielt man für Pflicht und aus diesem Wege kam man zu dem Gedanken des
beschränkten Verlagsrechts, und gestand dem Autor das ausschließliche
Nutzungsrecht an seinen Werken während seines Lebens und ein Menschenalter,
dreißig Jahre, nach seinem Tode zu.

Diese Auffassung blieb glücklicherweise nicht blos eine Theorie, sie gewann
ihren concreten Ausdruck in der preußischen Gesetzgebung von 1837 und durch die
Bemühungen Preußens in den Bundesbeschlüssen von -1837 und 1846.




Wissenschaft und Kunst.
Notiz.

-- Im Verlage von Hochhausen zu Jena erscheint im Laus des Jahres
eine Sammlung Erläuterungen zu den deutschen Klassikern, und zwar von Dünzer
über Goethe und Wieland, von Zimmermann über Klopstock, von Eckart über Schil¬
ler, von Hölscher über Lessing. Ueber die Art und Weise dieser Erklärungen wer¬
den wir nach dem Erscheinen der ersten Lieferungen Bericht abstatten. --

Als ein sehr brauchbares und gntausgearbcitctes Hilfsmittel für das Verständ¬
niß der gegenwärtigen kriegerischen Bewegungen können wir empfehlen die Karte
des europäischen Rußland und der angrenzenden Länder. Mit genauer Be¬
zeichnung der Straßen und Angabe einiger historisch - physikalisch -geographischer
Hauptmomente, zusammengestellt von A. Peterm ann. Gorda, I. Perthes. -- Die
Karte zeichnet sich vorzüglich dadurch aus, daß sie in einer leicht in die Augen
fallenden Uebersicht das allmälige Anwachsen der russischen.Macht darstellt, und daß
sie für die Verbindungswege zur Translocirung der Truppen ein sehr deutliches
Bild gibt. --

Neueste Sammlung ausgewählter griechischer und römischer Klas¬
siker, verdeutscht von den berufensten Ucbersetzern, Stuttgart, Hoffmann. -- Wir
gedenken in nächster Zeit eine ausführliche Auseinandersetzung von der veränderten
Stellung >der Philologie -zu dem allgemeinen Culturlcben Deutschlands zu geben und
werden bei dieser Gelegenheit auch auf den Werth der Übersetzungen ans dem Grie¬
chischen und Lateinischen näher eingehen. Wir können uns daher hier mit einer
vorläufigen Anzeige begnügen. Die Verlagshandlung hat für ihr Unternehmen zum
Theil sehr tüchtige Kräfte gewonnen, nicht blos gründliche Kenner der alten Litera¬
tur, sondern auch begabte Dichter. So ist die Uebersetzung des Theokrit, Bion und
Moschus, die bereits fertig vorliegt, zum großen Theil von Eduard Mörike, das
übrige ist von Notker; die gleichfalls beendigte Uebersetzung des Aeschylus von
Donner; von Terenz sind bisher fünf'Stücke erschiene", von Professor Herbst in
Duisburg- von Platon ist bisher der Phädon und das Gastmahl übersetzt, von
Professor Prantl in München. Derselbe hat als Einleitung eine ziemlich auffuhr-


Kanälen dem Geringsten im Volke zugänglich zu machen? Der Gedanke des litha¬
uischen Gemeingutes breitete sich aus und faßte immer tiefere Wurzel.^

Von der andern Seite verhehlte man sich aber auch nicht, daß es recht und
billig sei, das Genie die Früchte seiner Arbeit genießen zu lassen, die ihm, solange
es lebt, gewiß nicht entzogen werden dürfen. Aber auch die Sorge für die nächsten
Angehörigen ihm zu erleichtern und auch sie an diesen Früchten theilnehmen zu
lassen, hielt man für Pflicht und aus diesem Wege kam man zu dem Gedanken des
beschränkten Verlagsrechts, und gestand dem Autor das ausschließliche
Nutzungsrecht an seinen Werken während seines Lebens und ein Menschenalter,
dreißig Jahre, nach seinem Tode zu.

Diese Auffassung blieb glücklicherweise nicht blos eine Theorie, sie gewann
ihren concreten Ausdruck in der preußischen Gesetzgebung von 1837 und durch die
Bemühungen Preußens in den Bundesbeschlüssen von -1837 und 1846.




Wissenschaft und Kunst.
Notiz.

— Im Verlage von Hochhausen zu Jena erscheint im Laus des Jahres
eine Sammlung Erläuterungen zu den deutschen Klassikern, und zwar von Dünzer
über Goethe und Wieland, von Zimmermann über Klopstock, von Eckart über Schil¬
ler, von Hölscher über Lessing. Ueber die Art und Weise dieser Erklärungen wer¬
den wir nach dem Erscheinen der ersten Lieferungen Bericht abstatten. —

Als ein sehr brauchbares und gntausgearbcitctes Hilfsmittel für das Verständ¬
niß der gegenwärtigen kriegerischen Bewegungen können wir empfehlen die Karte
des europäischen Rußland und der angrenzenden Länder. Mit genauer Be¬
zeichnung der Straßen und Angabe einiger historisch - physikalisch -geographischer
Hauptmomente, zusammengestellt von A. Peterm ann. Gorda, I. Perthes. — Die
Karte zeichnet sich vorzüglich dadurch aus, daß sie in einer leicht in die Augen
fallenden Uebersicht das allmälige Anwachsen der russischen.Macht darstellt, und daß
sie für die Verbindungswege zur Translocirung der Truppen ein sehr deutliches
Bild gibt. —

Neueste Sammlung ausgewählter griechischer und römischer Klas¬
siker, verdeutscht von den berufensten Ucbersetzern, Stuttgart, Hoffmann. — Wir
gedenken in nächster Zeit eine ausführliche Auseinandersetzung von der veränderten
Stellung >der Philologie -zu dem allgemeinen Culturlcben Deutschlands zu geben und
werden bei dieser Gelegenheit auch auf den Werth der Übersetzungen ans dem Grie¬
chischen und Lateinischen näher eingehen. Wir können uns daher hier mit einer
vorläufigen Anzeige begnügen. Die Verlagshandlung hat für ihr Unternehmen zum
Theil sehr tüchtige Kräfte gewonnen, nicht blos gründliche Kenner der alten Litera¬
tur, sondern auch begabte Dichter. So ist die Uebersetzung des Theokrit, Bion und
Moschus, die bereits fertig vorliegt, zum großen Theil von Eduard Mörike, das
übrige ist von Notker; die gleichfalls beendigte Uebersetzung des Aeschylus von
Donner; von Terenz sind bisher fünf'Stücke erschiene», von Professor Herbst in
Duisburg- von Platon ist bisher der Phädon und das Gastmahl übersetzt, von
Professor Prantl in München. Derselbe hat als Einleitung eine ziemlich auffuhr-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/247>, abgerufen am 26.06.2024.