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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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fehlen selbst beim besten Willen die nöthigen Bedingungen, um dasselbe in
einem solchen Maße im eignen Lande zu vermehren, wie es sür diesen jetzigen
Krieg bringend nothwendig sein wird.

Die englische Landmacht besteht augenblicklich, nach den letzters Vermes- '
rungen an Linien- und Gardeinfanterie, aus 3 Regimentern Gardeinfanterie,
die nach ihrer neuerlichen Verstärkung an K000 Mann betragen sollen (wie¬
viele davon in den letzten Monaten in der Krim dienstuntauglich geworden
sind, vermögen wir nicht in Abzug zu bringen), ferner an Regimentern Linien¬
infanterie zusammen aus 88 Bataillonen. Das Bataillon soll jetzt 1200 Mann
betragen, was also eine Stärke von -103,600 Mann ausmachet wird, von
, denen aber über ein Drittheil stets in den ausgedehnten Kolonien nothwendig
sein muß. Ferner 6 Regimenter Füsiliere, 8 Regimenter leichte Infanterie und
30 schwache Compagnien Schützen, zusammen nach der letzten Vermehrung an
20,000 Mann leichte Truppen. Außer der ostindischen Armee sind dann noch
vorhanden an eignen Colvnialregimentern 3 westindische Regimenter, 10 Com¬
pagnien Se. Helenaschützen, K Compagnien Kanada-, 9 Kompagnien Ceylon-
und noch einige andere Schützencompagnien, zusammen alle stark 8000 Mann.
Die Sollstärke der gesammten englischen Infanterie beträgt also, die Verstär¬
kungen, welche im Laufe dieses Sommers, geschehen sind, mitgerechnet, an
140,000 Mann. Hiervon sind mindestens "0,000 Mann für die Kolonien
nöthig, an 10,000 Mann, wenn nicht noch mehr, sind schou in diesem Kriege
durch feindliche Kugeln oder noch viel häusiger durch Krankheiten abgängig
geworden, so daß wir sehr günstig rechnen, wenn dem englischen Kriegsmini-
sterium jetzt an 80 -- 83,000 Mann Infanterie in Europa zugebotcstehcn.
Von dieser Zahl wollen wir nur für die unumgänglich nothwendigen Depots,
dann zum Dienst in einigen Districten Irlands, in den königlichen Schlös¬
sern u. s. w., die sehr mäßige Summe von 13,000 Mann abziehen, so bleiben
höchstens an 70,000 Mann Infanterie aller Waffen für die' Verwendung in
einem Kriege mit Rußland übrig, wobei man die Besatzung aller Kolonien
auf das äußerste geschwächt habe" muß.

Die englische Cavalerie besteht aus 13 Regimentern leichter (i Dragoner-,
4 Ulanen- und 3 Husarenregimenter) und 13 Regimentern schwerer Cavalerie
(3 Garde-.und 10 schwere Dragonerregimentcr), zusammen nach den letzten Ver¬
mehrungen 12,000 Mann und 1 1,000 Pferde, wovon aber, besonders was die
Pferde anbelangt, ein beträchtlicher Theil in diesem Feldzug schon geblieben
ist- Von diesen Regimentern sind 3> noch in Ostindien, die man nöthigenfalls
von dort aus über Aegypten nach dem Kriegsschauplatz wird befördern können.
Nehmen wir aber auch an, daß in England selbst außer den Depots
gar keine Cavalerie zurückbleibt und in den Colonien dies auch nicht der
Fall sein wird, so kann England doch bei der größten Anstrengung nicht


fehlen selbst beim besten Willen die nöthigen Bedingungen, um dasselbe in
einem solchen Maße im eignen Lande zu vermehren, wie es sür diesen jetzigen
Krieg bringend nothwendig sein wird.

Die englische Landmacht besteht augenblicklich, nach den letzters Vermes- '
rungen an Linien- und Gardeinfanterie, aus 3 Regimentern Gardeinfanterie,
die nach ihrer neuerlichen Verstärkung an K000 Mann betragen sollen (wie¬
viele davon in den letzten Monaten in der Krim dienstuntauglich geworden
sind, vermögen wir nicht in Abzug zu bringen), ferner an Regimentern Linien¬
infanterie zusammen aus 88 Bataillonen. Das Bataillon soll jetzt 1200 Mann
betragen, was also eine Stärke von -103,600 Mann ausmachet wird, von
, denen aber über ein Drittheil stets in den ausgedehnten Kolonien nothwendig
sein muß. Ferner 6 Regimenter Füsiliere, 8 Regimenter leichte Infanterie und
30 schwache Compagnien Schützen, zusammen nach der letzten Vermehrung an
20,000 Mann leichte Truppen. Außer der ostindischen Armee sind dann noch
vorhanden an eignen Colvnialregimentern 3 westindische Regimenter, 10 Com¬
pagnien Se. Helenaschützen, K Compagnien Kanada-, 9 Kompagnien Ceylon-
und noch einige andere Schützencompagnien, zusammen alle stark 8000 Mann.
Die Sollstärke der gesammten englischen Infanterie beträgt also, die Verstär¬
kungen, welche im Laufe dieses Sommers, geschehen sind, mitgerechnet, an
140,000 Mann. Hiervon sind mindestens »0,000 Mann für die Kolonien
nöthig, an 10,000 Mann, wenn nicht noch mehr, sind schou in diesem Kriege
durch feindliche Kugeln oder noch viel häusiger durch Krankheiten abgängig
geworden, so daß wir sehr günstig rechnen, wenn dem englischen Kriegsmini-
sterium jetzt an 80 — 83,000 Mann Infanterie in Europa zugebotcstehcn.
Von dieser Zahl wollen wir nur für die unumgänglich nothwendigen Depots,
dann zum Dienst in einigen Districten Irlands, in den königlichen Schlös¬
sern u. s. w., die sehr mäßige Summe von 13,000 Mann abziehen, so bleiben
höchstens an 70,000 Mann Infanterie aller Waffen für die' Verwendung in
einem Kriege mit Rußland übrig, wobei man die Besatzung aller Kolonien
auf das äußerste geschwächt habe» muß.

Die englische Cavalerie besteht aus 13 Regimentern leichter (i Dragoner-,
4 Ulanen- und 3 Husarenregimenter) und 13 Regimentern schwerer Cavalerie
(3 Garde-.und 10 schwere Dragonerregimentcr), zusammen nach den letzten Ver¬
mehrungen 12,000 Mann und 1 1,000 Pferde, wovon aber, besonders was die
Pferde anbelangt, ein beträchtlicher Theil in diesem Feldzug schon geblieben
ist- Von diesen Regimentern sind 3> noch in Ostindien, die man nöthigenfalls
von dort aus über Aegypten nach dem Kriegsschauplatz wird befördern können.
Nehmen wir aber auch an, daß in England selbst außer den Depots
gar keine Cavalerie zurückbleibt und in den Colonien dies auch nicht der
Fall sein wird, so kann England doch bei der größten Anstrengung nicht


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[0181] fehlen selbst beim besten Willen die nöthigen Bedingungen, um dasselbe in einem solchen Maße im eignen Lande zu vermehren, wie es sür diesen jetzigen Krieg bringend nothwendig sein wird. Die englische Landmacht besteht augenblicklich, nach den letzters Vermes- ' rungen an Linien- und Gardeinfanterie, aus 3 Regimentern Gardeinfanterie, die nach ihrer neuerlichen Verstärkung an K000 Mann betragen sollen (wie¬ viele davon in den letzten Monaten in der Krim dienstuntauglich geworden sind, vermögen wir nicht in Abzug zu bringen), ferner an Regimentern Linien¬ infanterie zusammen aus 88 Bataillonen. Das Bataillon soll jetzt 1200 Mann betragen, was also eine Stärke von -103,600 Mann ausmachet wird, von , denen aber über ein Drittheil stets in den ausgedehnten Kolonien nothwendig sein muß. Ferner 6 Regimenter Füsiliere, 8 Regimenter leichte Infanterie und 30 schwache Compagnien Schützen, zusammen nach der letzten Vermehrung an 20,000 Mann leichte Truppen. Außer der ostindischen Armee sind dann noch vorhanden an eignen Colvnialregimentern 3 westindische Regimenter, 10 Com¬ pagnien Se. Helenaschützen, K Compagnien Kanada-, 9 Kompagnien Ceylon- und noch einige andere Schützencompagnien, zusammen alle stark 8000 Mann. Die Sollstärke der gesammten englischen Infanterie beträgt also, die Verstär¬ kungen, welche im Laufe dieses Sommers, geschehen sind, mitgerechnet, an 140,000 Mann. Hiervon sind mindestens »0,000 Mann für die Kolonien nöthig, an 10,000 Mann, wenn nicht noch mehr, sind schou in diesem Kriege durch feindliche Kugeln oder noch viel häusiger durch Krankheiten abgängig geworden, so daß wir sehr günstig rechnen, wenn dem englischen Kriegsmini- sterium jetzt an 80 — 83,000 Mann Infanterie in Europa zugebotcstehcn. Von dieser Zahl wollen wir nur für die unumgänglich nothwendigen Depots, dann zum Dienst in einigen Districten Irlands, in den königlichen Schlös¬ sern u. s. w., die sehr mäßige Summe von 13,000 Mann abziehen, so bleiben höchstens an 70,000 Mann Infanterie aller Waffen für die' Verwendung in einem Kriege mit Rußland übrig, wobei man die Besatzung aller Kolonien auf das äußerste geschwächt habe» muß. Die englische Cavalerie besteht aus 13 Regimentern leichter (i Dragoner-, 4 Ulanen- und 3 Husarenregimenter) und 13 Regimentern schwerer Cavalerie (3 Garde-.und 10 schwere Dragonerregimentcr), zusammen nach den letzten Ver¬ mehrungen 12,000 Mann und 1 1,000 Pferde, wovon aber, besonders was die Pferde anbelangt, ein beträchtlicher Theil in diesem Feldzug schon geblieben ist- Von diesen Regimentern sind 3> noch in Ostindien, die man nöthigenfalls von dort aus über Aegypten nach dem Kriegsschauplatz wird befördern können. Nehmen wir aber auch an, daß in England selbst außer den Depots gar keine Cavalerie zurückbleibt und in den Colonien dies auch nicht der Fall sein wird, so kann England doch bei der größten Anstrengung nicht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/181>, abgerufen am 23.07.2024.