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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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i bis 5 Jahren einen ebenso großen Ertrag gewähren, als ein Grundstück, dessen
Acker ursprünglich 80 Thaler pro Morgen werth ist -- ein für strebsame Land¬
wirthe gewiß der höchsten Beachtung würdiger Umstand, Absatz sür die Acker-
producte findet sich jederzeit und sind auch verhältnißmäßig sehr gute Preise dort
zu erzielen, besonders in neuester Zeit, wo die Eisenbahnen zur weitern Abfuhr
die günstigste Gelegenheit bieten.

Das im vorstehenden Angeführte bezieht sich vorzugsweise aus den großen
Grundbesitz und es bleiben nnn zunächst noch einige Bemerkungen über die Ver¬
hältnisse der kleinern Grundbesitzer hier" anzuschließen.

Im allgemeinen sind es die Bewohner der am rechten Oderufer gelegenen
Kreise Obersthlesiens, bei denen in bemerkenswerther Weise immer noch der polnische
Nationalcharakter sich geltcndmacht, und der in landwirthschaftlicher Beziehung nicht
ohne hervortretenden Einfluß auf die Erwcrbsvcrhältnisse des Bauernstandes blieb.
Es war der bäuerliche Besitz rvbotpflichtig; der Bauer mußte einen großen Theil
seiner Zeit mit seinen Kräften und seinem Gespann gegen eine nur ungenügende
Entschädigung aus den Dominien der Ackcrbestellung widmen; für die Bewirthschaftung
der eignen oft großen Felder vermochte er daher nur wenig zu thun und sah sich
außer Stande, die einen vortheilhaften Betrieb bedingende" Witterungsverhältnisse
angemessen zu benutzen, weil er nicht Herr seiner Zeit war. Unter solchen Um¬
ständen konnte an eine Verbesserung der bäuerliche" Grundstücke, so sehr sie anch
wünschenswert!) gewesen wäre, nicht gedacht werden, im Gegentheile verwilderten
die Aecker infolge der Vernachlässigung bei einem ohnehin kalten und nassen Boden
nur noch mehr. Diese Verhältnisse machen es nuk leicht erklärlich, weshalb der
Ackerbau dem Bauer und seiner Familie einen ausreichenden Lebensunterhalt nicht
gewähren konnte, daß auch sein Nutzvieh bei mangelhafter, dürftiger sowol wie auch
ungleiche Ernährung sich nicht verwerthete und es daher an dein erforderlichen
Dünger mangelte; es sah der Bauer sich darauf hingewiesen, zu andern weniger
Mühe und Sorglichkcit in Anspruch nehmenden Erwerbsmitteln zu greifen, wobei
ihm die Forderung der in so reichem Maße in Oberschlesien gewonnenen minerali¬
schen Schätze vielfach Gelegenheit darbot. Es benutzte daher der Bauer sein Gespann
soviel wie möglich zum Transport von Kohlen, Holz, Erzen und Erzeugnissen der
Eisen- oder Zinkindustrie, ließ den abgemagerten und entkräfteter Pferden auf den
heutzutage oft noch miserabeln Wegen, die mit schweren Lasten passirt wurden,
zumeist eine äußerst harte Behandlung widerfahren, nahm bei ungünstigem wie
bei günstigem Wetter die Gelegenheit wahr, den zahlreichen an den Landstraßen
etablirten Branntweinschenken zuzusprechen und geriet!) ans diese Weise, in e.mer
Gesellschaft, die seine Neigungen theilte, immermehr in einen Zustand der Indolenz,
der ihn endlich zu einer Erhebung ans seiner kläglichen Lage unfähig machte.

Bei einem solchen Leben herrschte in den Dörfern die größte Aermlichkeit; die
abgezehrten Weiber leisteten in ihrem Bereiche nicht mehr, als die Männer bei ihrer
Beschäftigung, die Kinder wuchsen leider nur allzu häufig auf ohne Unterricht oder
doch nur höchst mangelhaft unterwiesen, gefielen sich bei ihrer weitern Entwicklung
bis ins Mannesalter hinein in sklavischer und kriechender Untertänigkeit gegen die
Geistlichkeit, Gutsherr" und das Beamtenpersonal. Selbst in Niederschlesien, wie
wenig man das auch glaublich finden möchte, wird von den reichsten und unab-
hängigsten Bauergutsbesitzcrn der Kreislandrath heuzutage uoch mit: "Gnädiger
Herr!" angesprochen, ein Epitheton, das man anch sich nicht allein gefallen läßt,
sondern wol gradezu beansprucht. -- -- Unter dem Einflüsse oft der krassesten
rcüglösen und kirchlichen, mehrseitig genährten, den Geist und die Urtheilskraft
lähmenden Vorstellungen werden die Kinder groß. Diese Einflüsse gingen mit einer
zur andern Natur gewordenen Trägheit ziemlich häufig Hand in Hand und bei


i bis 5 Jahren einen ebenso großen Ertrag gewähren, als ein Grundstück, dessen
Acker ursprünglich 80 Thaler pro Morgen werth ist — ein für strebsame Land¬
wirthe gewiß der höchsten Beachtung würdiger Umstand, Absatz sür die Acker-
producte findet sich jederzeit und sind auch verhältnißmäßig sehr gute Preise dort
zu erzielen, besonders in neuester Zeit, wo die Eisenbahnen zur weitern Abfuhr
die günstigste Gelegenheit bieten.

Das im vorstehenden Angeführte bezieht sich vorzugsweise aus den großen
Grundbesitz und es bleiben nnn zunächst noch einige Bemerkungen über die Ver¬
hältnisse der kleinern Grundbesitzer hier" anzuschließen.

Im allgemeinen sind es die Bewohner der am rechten Oderufer gelegenen
Kreise Obersthlesiens, bei denen in bemerkenswerther Weise immer noch der polnische
Nationalcharakter sich geltcndmacht, und der in landwirthschaftlicher Beziehung nicht
ohne hervortretenden Einfluß auf die Erwcrbsvcrhältnisse des Bauernstandes blieb.
Es war der bäuerliche Besitz rvbotpflichtig; der Bauer mußte einen großen Theil
seiner Zeit mit seinen Kräften und seinem Gespann gegen eine nur ungenügende
Entschädigung aus den Dominien der Ackcrbestellung widmen; für die Bewirthschaftung
der eignen oft großen Felder vermochte er daher nur wenig zu thun und sah sich
außer Stande, die einen vortheilhaften Betrieb bedingende» Witterungsverhältnisse
angemessen zu benutzen, weil er nicht Herr seiner Zeit war. Unter solchen Um¬
ständen konnte an eine Verbesserung der bäuerliche» Grundstücke, so sehr sie anch
wünschenswert!) gewesen wäre, nicht gedacht werden, im Gegentheile verwilderten
die Aecker infolge der Vernachlässigung bei einem ohnehin kalten und nassen Boden
nur noch mehr. Diese Verhältnisse machen es nuk leicht erklärlich, weshalb der
Ackerbau dem Bauer und seiner Familie einen ausreichenden Lebensunterhalt nicht
gewähren konnte, daß auch sein Nutzvieh bei mangelhafter, dürftiger sowol wie auch
ungleiche Ernährung sich nicht verwerthete und es daher an dein erforderlichen
Dünger mangelte; es sah der Bauer sich darauf hingewiesen, zu andern weniger
Mühe und Sorglichkcit in Anspruch nehmenden Erwerbsmitteln zu greifen, wobei
ihm die Forderung der in so reichem Maße in Oberschlesien gewonnenen minerali¬
schen Schätze vielfach Gelegenheit darbot. Es benutzte daher der Bauer sein Gespann
soviel wie möglich zum Transport von Kohlen, Holz, Erzen und Erzeugnissen der
Eisen- oder Zinkindustrie, ließ den abgemagerten und entkräfteter Pferden auf den
heutzutage oft noch miserabeln Wegen, die mit schweren Lasten passirt wurden,
zumeist eine äußerst harte Behandlung widerfahren, nahm bei ungünstigem wie
bei günstigem Wetter die Gelegenheit wahr, den zahlreichen an den Landstraßen
etablirten Branntweinschenken zuzusprechen und geriet!) ans diese Weise, in e.mer
Gesellschaft, die seine Neigungen theilte, immermehr in einen Zustand der Indolenz,
der ihn endlich zu einer Erhebung ans seiner kläglichen Lage unfähig machte.

Bei einem solchen Leben herrschte in den Dörfern die größte Aermlichkeit; die
abgezehrten Weiber leisteten in ihrem Bereiche nicht mehr, als die Männer bei ihrer
Beschäftigung, die Kinder wuchsen leider nur allzu häufig auf ohne Unterricht oder
doch nur höchst mangelhaft unterwiesen, gefielen sich bei ihrer weitern Entwicklung
bis ins Mannesalter hinein in sklavischer und kriechender Untertänigkeit gegen die
Geistlichkeit, Gutsherr» und das Beamtenpersonal. Selbst in Niederschlesien, wie
wenig man das auch glaublich finden möchte, wird von den reichsten und unab-
hängigsten Bauergutsbesitzcrn der Kreislandrath heuzutage uoch mit: „Gnädiger
Herr!" angesprochen, ein Epitheton, das man anch sich nicht allein gefallen läßt,
sondern wol gradezu beansprucht. — — Unter dem Einflüsse oft der krassesten
rcüglösen und kirchlichen, mehrseitig genährten, den Geist und die Urtheilskraft
lähmenden Vorstellungen werden die Kinder groß. Diese Einflüsse gingen mit einer
zur andern Natur gewordenen Trägheit ziemlich häufig Hand in Hand und bei


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[0167] i bis 5 Jahren einen ebenso großen Ertrag gewähren, als ein Grundstück, dessen Acker ursprünglich 80 Thaler pro Morgen werth ist — ein für strebsame Land¬ wirthe gewiß der höchsten Beachtung würdiger Umstand, Absatz sür die Acker- producte findet sich jederzeit und sind auch verhältnißmäßig sehr gute Preise dort zu erzielen, besonders in neuester Zeit, wo die Eisenbahnen zur weitern Abfuhr die günstigste Gelegenheit bieten. Das im vorstehenden Angeführte bezieht sich vorzugsweise aus den großen Grundbesitz und es bleiben nnn zunächst noch einige Bemerkungen über die Ver¬ hältnisse der kleinern Grundbesitzer hier" anzuschließen. Im allgemeinen sind es die Bewohner der am rechten Oderufer gelegenen Kreise Obersthlesiens, bei denen in bemerkenswerther Weise immer noch der polnische Nationalcharakter sich geltcndmacht, und der in landwirthschaftlicher Beziehung nicht ohne hervortretenden Einfluß auf die Erwcrbsvcrhältnisse des Bauernstandes blieb. Es war der bäuerliche Besitz rvbotpflichtig; der Bauer mußte einen großen Theil seiner Zeit mit seinen Kräften und seinem Gespann gegen eine nur ungenügende Entschädigung aus den Dominien der Ackcrbestellung widmen; für die Bewirthschaftung der eignen oft großen Felder vermochte er daher nur wenig zu thun und sah sich außer Stande, die einen vortheilhaften Betrieb bedingende» Witterungsverhältnisse angemessen zu benutzen, weil er nicht Herr seiner Zeit war. Unter solchen Um¬ ständen konnte an eine Verbesserung der bäuerliche» Grundstücke, so sehr sie anch wünschenswert!) gewesen wäre, nicht gedacht werden, im Gegentheile verwilderten die Aecker infolge der Vernachlässigung bei einem ohnehin kalten und nassen Boden nur noch mehr. Diese Verhältnisse machen es nuk leicht erklärlich, weshalb der Ackerbau dem Bauer und seiner Familie einen ausreichenden Lebensunterhalt nicht gewähren konnte, daß auch sein Nutzvieh bei mangelhafter, dürftiger sowol wie auch ungleiche Ernährung sich nicht verwerthete und es daher an dein erforderlichen Dünger mangelte; es sah der Bauer sich darauf hingewiesen, zu andern weniger Mühe und Sorglichkcit in Anspruch nehmenden Erwerbsmitteln zu greifen, wobei ihm die Forderung der in so reichem Maße in Oberschlesien gewonnenen minerali¬ schen Schätze vielfach Gelegenheit darbot. Es benutzte daher der Bauer sein Gespann soviel wie möglich zum Transport von Kohlen, Holz, Erzen und Erzeugnissen der Eisen- oder Zinkindustrie, ließ den abgemagerten und entkräfteter Pferden auf den heutzutage oft noch miserabeln Wegen, die mit schweren Lasten passirt wurden, zumeist eine äußerst harte Behandlung widerfahren, nahm bei ungünstigem wie bei günstigem Wetter die Gelegenheit wahr, den zahlreichen an den Landstraßen etablirten Branntweinschenken zuzusprechen und geriet!) ans diese Weise, in e.mer Gesellschaft, die seine Neigungen theilte, immermehr in einen Zustand der Indolenz, der ihn endlich zu einer Erhebung ans seiner kläglichen Lage unfähig machte. Bei einem solchen Leben herrschte in den Dörfern die größte Aermlichkeit; die abgezehrten Weiber leisteten in ihrem Bereiche nicht mehr, als die Männer bei ihrer Beschäftigung, die Kinder wuchsen leider nur allzu häufig auf ohne Unterricht oder doch nur höchst mangelhaft unterwiesen, gefielen sich bei ihrer weitern Entwicklung bis ins Mannesalter hinein in sklavischer und kriechender Untertänigkeit gegen die Geistlichkeit, Gutsherr» und das Beamtenpersonal. Selbst in Niederschlesien, wie wenig man das auch glaublich finden möchte, wird von den reichsten und unab- hängigsten Bauergutsbesitzcrn der Kreislandrath heuzutage uoch mit: „Gnädiger Herr!" angesprochen, ein Epitheton, das man anch sich nicht allein gefallen läßt, sondern wol gradezu beansprucht. — — Unter dem Einflüsse oft der krassesten rcüglösen und kirchlichen, mehrseitig genährten, den Geist und die Urtheilskraft lähmenden Vorstellungen werden die Kinder groß. Diese Einflüsse gingen mit einer zur andern Natur gewordenen Trägheit ziemlich häufig Hand in Hand und bei

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/167>, abgerufen am 26.06.2024.