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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band.

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dem Kampfe im Oriente aus den Augen verliere. Wirken wir durch jedes
Erfolg versprechende Mittel, daß man in den entscheidenden Kreisen sich be¬
sinne, was man in den Herzogthümern aus den Händen gegeben hat und was
man mit ihnen gewinnen kann, wenn man zu rechter Stunde den rechten
Willen hat. Zeigen wir, so oft und so überzeugend dies auch schon dargethan
worden ist, immer aufs neue und von andern Seiten das sonnenklare Recht
der nordalbingischen Länder auf Zusammengehörigkeit und auf Trennung von
Dänemark. Zeigen wir dann insbesondere, was unsre Brüder im Norden um
ihr Feststehen bei diesem Rechte, für welches zwölf deutsche Fürsten persönlich
zu Felde zogen, zu leiden haben. Schaffen wir endlich bis auf weiteres, daß
diese unsre Brüder erfahren, wie die rühmende Anhänglichkeit und der treue
Glaube an die Verwandten im Süden, die bei ihnen trotz aller Enttäu¬
schungen der letzten Jahre immer wieder durch Zweifel und Vermuthung hin¬
durchbrechen, zum mindesten auf unsern Beifall zu rechnen haben. Lassen wir
sie wissen, daß unsre Augen auf sie und ihren schweren Kampf gerichtet sind
und daß wir die Gelegenheit herbeisehnen, wo wir dem Beifall den Beistand,
dem theilnehmenden Auge die tapfer eingreifende Hand folgen lassen und mit
ihr, was gesündigt worden, gut machen können.

Wirken und wahren, stützen und schützen wir nach allen Seiten hin mit
der Energie, deren eine gerechte Sache und eine große Hoffnung werth ist und
wir werden vorbereitet sein auf den Tag der Entscheidung, der wie ein Dieb
in der Nacht kommen, den schon die Sonne des nächsten JahreS bringen
kann.

Die folgenden Briefe, zu denen ich Sie vorstehende Zeilen als Einleitung
anzusehen bitte, sind mein Beitrag zur Ausführung jener Aufgabe der deutschen
Presse. Der Zweck, der mir dabei vorschwebte, ist zuvörderst durch möglichst
naturtreue und anschauliche Bilder von Land und Volk in Schleswig-Holstein
darzuthun, was wir an den Herzogthümern besitzen, sodann die Stimmung
fühlen zu lassen, die hier herrscht, und den Leser in die Folterkammer zu führen,
in welche dänische Tyrannei namentlich das unglückliche Schleswig verwandelt
hat, endlich der Welt die Peiniger zu zeigen, die man von Kopenhagen aus¬
gesandt hat, um "den Schleswigern auf den Rücken zu schreiben, daß sie
Dänen sind."

Sollte Ihnen in letzterwähnter Beziehung im Verlaufe meiner Darstellung bis¬
weilen zu Muthe werden, als werde ein Topf voll Unrath vor Ihnen ausgeschüttet,
so rechnen Sie es nicht mir als Schuld an, sondern den dänischen Ministern,
welche -- so äußern sich selbst Dänen -- fast nur den Ausschuß ihrer geistlichen
und weltlichen Beamten zur Mißhandlung des Volks zwischen Eider und
Königsau verwenden können. Der Leser aber, der diese Mittheilungen mit
dem Ausrufe: "Jagdgeschichten! eine Sammlung von Jagdgeschichten!" bei


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dem Kampfe im Oriente aus den Augen verliere. Wirken wir durch jedes
Erfolg versprechende Mittel, daß man in den entscheidenden Kreisen sich be¬
sinne, was man in den Herzogthümern aus den Händen gegeben hat und was
man mit ihnen gewinnen kann, wenn man zu rechter Stunde den rechten
Willen hat. Zeigen wir, so oft und so überzeugend dies auch schon dargethan
worden ist, immer aufs neue und von andern Seiten das sonnenklare Recht
der nordalbingischen Länder auf Zusammengehörigkeit und auf Trennung von
Dänemark. Zeigen wir dann insbesondere, was unsre Brüder im Norden um
ihr Feststehen bei diesem Rechte, für welches zwölf deutsche Fürsten persönlich
zu Felde zogen, zu leiden haben. Schaffen wir endlich bis auf weiteres, daß
diese unsre Brüder erfahren, wie die rühmende Anhänglichkeit und der treue
Glaube an die Verwandten im Süden, die bei ihnen trotz aller Enttäu¬
schungen der letzten Jahre immer wieder durch Zweifel und Vermuthung hin¬
durchbrechen, zum mindesten auf unsern Beifall zu rechnen haben. Lassen wir
sie wissen, daß unsre Augen auf sie und ihren schweren Kampf gerichtet sind
und daß wir die Gelegenheit herbeisehnen, wo wir dem Beifall den Beistand,
dem theilnehmenden Auge die tapfer eingreifende Hand folgen lassen und mit
ihr, was gesündigt worden, gut machen können.

Wirken und wahren, stützen und schützen wir nach allen Seiten hin mit
der Energie, deren eine gerechte Sache und eine große Hoffnung werth ist und
wir werden vorbereitet sein auf den Tag der Entscheidung, der wie ein Dieb
in der Nacht kommen, den schon die Sonne des nächsten JahreS bringen
kann.

Die folgenden Briefe, zu denen ich Sie vorstehende Zeilen als Einleitung
anzusehen bitte, sind mein Beitrag zur Ausführung jener Aufgabe der deutschen
Presse. Der Zweck, der mir dabei vorschwebte, ist zuvörderst durch möglichst
naturtreue und anschauliche Bilder von Land und Volk in Schleswig-Holstein
darzuthun, was wir an den Herzogthümern besitzen, sodann die Stimmung
fühlen zu lassen, die hier herrscht, und den Leser in die Folterkammer zu führen,
in welche dänische Tyrannei namentlich das unglückliche Schleswig verwandelt
hat, endlich der Welt die Peiniger zu zeigen, die man von Kopenhagen aus¬
gesandt hat, um „den Schleswigern auf den Rücken zu schreiben, daß sie
Dänen sind."

Sollte Ihnen in letzterwähnter Beziehung im Verlaufe meiner Darstellung bis¬
weilen zu Muthe werden, als werde ein Topf voll Unrath vor Ihnen ausgeschüttet,
so rechnen Sie es nicht mir als Schuld an, sondern den dänischen Ministern,
welche — so äußern sich selbst Dänen — fast nur den Ausschuß ihrer geistlichen
und weltlichen Beamten zur Mißhandlung des Volks zwischen Eider und
Königsau verwenden können. Der Leser aber, der diese Mittheilungen mit
dem Ausrufe: „Jagdgeschichten! eine Sammlung von Jagdgeschichten!" bei


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_100453/11>, abgerufen am 02.10.2024.