Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.formiruug und Ausrüstung, mit Ausschluß der Waffen, ist Sache der Obersten jedes Die durch die oben gemeldete Trennung des Colonial- von dem Kriegs- formiruug und Ausrüstung, mit Ausschluß der Waffen, ist Sache der Obersten jedes Die durch die oben gemeldete Trennung des Colonial- von dem Kriegs- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0522" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98302"/> <p xml:id="ID_1676" prev="#ID_1675"> formiruug und Ausrüstung, mit Ausschluß der Waffen, ist Sache der Obersten jedes<lb/> Regiments, wie in der russischen Armee; sie zogen daraus einen nicht unbedeuten¬<lb/> den Theil ihrer Gage, der natürlich im Verhältniß mit ihrem kaufmännischen Talent<lb/> stand. Erst vor wenigen Tagen ist durch königl. Ordonnanz die Einrichtung ge¬<lb/> troffen, daß die Obersten fixirt werden — für ein Garderegiment mit -1000 Psd.<lb/> jährlich — und daß sie die Ausrüstuugsgegeuständc auch in Zukunft besorgen, aber<lb/> zum Kostenpreis dem Staatsschatz zu verrechnen haben. Ein anderer Uebelstand,<lb/> daß das Staatssccretariat für den Krieg bisher mit dem für die Colonien ver¬<lb/> bünden war, hat jetzt ebenfalls aufgehört. Der Herzog von Newcastle behält blos<lb/> das erstere Amt und gibt das Portefeuille des Colouialministers in andere Hände:<lb/> ob er aber in .seiner Hand die Machtvollkommenheit eines festländischen Kriegs¬<lb/> ministers concentriren wird, wie im Land und in der Presse allgemein gewünscht<lb/> wird, läßt sich aus Lord Russells Rede, mit der er dem Unterhause die beabsich¬<lb/> tigte Veränderung anzeigte, nicht erkennen. Daß man als neuen Kriegsminister<lb/> lieber Lord Palmerston gesehen hätte, ist kein Tadel für den Herzog von Newcastle,<lb/> der sich bisher überall kräftig und thätig gezeigt hat, sondern nur ein Zeichen, daß man<lb/> der Energie und Geschäftsgewandtheit des ehemaligen Secretär des Auswärtigen ein<lb/> angemesseneres Feld wünscht, als das jetzige. Rücksichten aus die Vorurtheile der<lb/> Kontinentalmächte, die man jetzt schonen muß, mögen Anlaß gewesen sein, daß man<lb/> von der Wahl abgesehen hat. Ueber den neuen Cvlonialsecretär verlautet noch<lb/> nichts. Lord Russell war es früher schon, und die Colonien sind vielleicht dasjenige der<lb/> vielen Departements, die er bereits bekleidet hat, welches er mit dem größten Erfolg<lb/> verwaltet hat, und noch gedenken seiner die Bewohner der Colonien mit Dankbar-<lb/> keit: aber das Amt eines Führers des Unterhauses absorbirt vollkommen seine Thä¬<lb/> tigkeit und seine Kräfte; von anderer Seite hört man, er solle Präsident des ge¬<lb/> heimen Raths werden, wo er dann die sehr sür ihn passenden ErziehnngSangelc-<lb/> gcnheiten unter sich bekommen würde, und der jetzige Inhaber der Stelle, Lord<lb/> Granville, solle das Colonialamt übernehmen. Endlich wird Sir Eh. Grey als<lb/> Kandidat genannt, der wegen der Ehrenhaftigkeit seines Charakters und als Par¬<lb/> lamentsredner in verdientem guten Rufe steht, unter dem Ministerium Russell das<lb/> Portefeuille des Innern hatte, bei der Bildung des neuen Ministeriums aber noch<lb/> nicht Parlamentsmitglied war. Durch seinen Eintritt in das Cabinet würde das<lb/> whiggistische Element des Cabinets eine erhebliche Verstärkung erhalten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1677" next="#ID_1678"> Die durch die oben gemeldete Trennung des Colonial- von dem Kriegs-<lb/> secrctariat nothwendig gewordene Reorganisation des Cabinets hat mittlerweile<lb/> stattgefunden, aber in einer Weise, die, wie es scheint, nicht sehr befriedigt hat, und<lb/> das Ausehen des gegenwärti'gen Ministeriums zu erschüttern droht. Staatssekretär<lb/> für die Kolonien ist Sir Ch. Grey geworden, eine Ernennung, die von einem großen<lb/> Theil der Presse nicht sehr freudig aufgenommen worden ist, und einige weitere<lb/> Personalveränderungen zur Folge gehabt hat, die nicht glücklich genannt werden können.<lb/> Sir Ch. Grey war bereits früher einmal unter Lord Glenelg vier Jahre lang<lb/> Colonialsecrctär, und seine Amtsführung war durch den Aufstand von Canada und<lb/> die Suspension der Verfassung von Jamaica bezeichnet. Der Reinheit seines po¬<lb/> litischen Charakters läßt man alle Gerechtigkeit widerfahre»?, aber er war nie wegen<lb/> administrativer Talente berühmt, und seine geringe Energie kann durch den lei-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0522]
formiruug und Ausrüstung, mit Ausschluß der Waffen, ist Sache der Obersten jedes
Regiments, wie in der russischen Armee; sie zogen daraus einen nicht unbedeuten¬
den Theil ihrer Gage, der natürlich im Verhältniß mit ihrem kaufmännischen Talent
stand. Erst vor wenigen Tagen ist durch königl. Ordonnanz die Einrichtung ge¬
troffen, daß die Obersten fixirt werden — für ein Garderegiment mit -1000 Psd.
jährlich — und daß sie die Ausrüstuugsgegeuständc auch in Zukunft besorgen, aber
zum Kostenpreis dem Staatsschatz zu verrechnen haben. Ein anderer Uebelstand,
daß das Staatssccretariat für den Krieg bisher mit dem für die Colonien ver¬
bünden war, hat jetzt ebenfalls aufgehört. Der Herzog von Newcastle behält blos
das erstere Amt und gibt das Portefeuille des Colouialministers in andere Hände:
ob er aber in .seiner Hand die Machtvollkommenheit eines festländischen Kriegs¬
ministers concentriren wird, wie im Land und in der Presse allgemein gewünscht
wird, läßt sich aus Lord Russells Rede, mit der er dem Unterhause die beabsich¬
tigte Veränderung anzeigte, nicht erkennen. Daß man als neuen Kriegsminister
lieber Lord Palmerston gesehen hätte, ist kein Tadel für den Herzog von Newcastle,
der sich bisher überall kräftig und thätig gezeigt hat, sondern nur ein Zeichen, daß man
der Energie und Geschäftsgewandtheit des ehemaligen Secretär des Auswärtigen ein
angemesseneres Feld wünscht, als das jetzige. Rücksichten aus die Vorurtheile der
Kontinentalmächte, die man jetzt schonen muß, mögen Anlaß gewesen sein, daß man
von der Wahl abgesehen hat. Ueber den neuen Cvlonialsecretär verlautet noch
nichts. Lord Russell war es früher schon, und die Colonien sind vielleicht dasjenige der
vielen Departements, die er bereits bekleidet hat, welches er mit dem größten Erfolg
verwaltet hat, und noch gedenken seiner die Bewohner der Colonien mit Dankbar-
keit: aber das Amt eines Führers des Unterhauses absorbirt vollkommen seine Thä¬
tigkeit und seine Kräfte; von anderer Seite hört man, er solle Präsident des ge¬
heimen Raths werden, wo er dann die sehr sür ihn passenden ErziehnngSangelc-
gcnheiten unter sich bekommen würde, und der jetzige Inhaber der Stelle, Lord
Granville, solle das Colonialamt übernehmen. Endlich wird Sir Eh. Grey als
Kandidat genannt, der wegen der Ehrenhaftigkeit seines Charakters und als Par¬
lamentsredner in verdientem guten Rufe steht, unter dem Ministerium Russell das
Portefeuille des Innern hatte, bei der Bildung des neuen Ministeriums aber noch
nicht Parlamentsmitglied war. Durch seinen Eintritt in das Cabinet würde das
whiggistische Element des Cabinets eine erhebliche Verstärkung erhalten.
Die durch die oben gemeldete Trennung des Colonial- von dem Kriegs-
secrctariat nothwendig gewordene Reorganisation des Cabinets hat mittlerweile
stattgefunden, aber in einer Weise, die, wie es scheint, nicht sehr befriedigt hat, und
das Ausehen des gegenwärti'gen Ministeriums zu erschüttern droht. Staatssekretär
für die Kolonien ist Sir Ch. Grey geworden, eine Ernennung, die von einem großen
Theil der Presse nicht sehr freudig aufgenommen worden ist, und einige weitere
Personalveränderungen zur Folge gehabt hat, die nicht glücklich genannt werden können.
Sir Ch. Grey war bereits früher einmal unter Lord Glenelg vier Jahre lang
Colonialsecrctär, und seine Amtsführung war durch den Aufstand von Canada und
die Suspension der Verfassung von Jamaica bezeichnet. Der Reinheit seines po¬
litischen Charakters läßt man alle Gerechtigkeit widerfahre»?, aber er war nie wegen
administrativer Talente berühmt, und seine geringe Energie kann durch den lei-
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