Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.Der Graff, Herr Lambrecht. Ein würdiges Subieckt, um aus der Dechauey Er stand hinter Jeannette als sie sang und gähnte. Die Baronin, Madam Brandes. Woher nehme ich Worte? -- Nein --dies Die Gestalt, ist von der Bühne erträglich, das fürchterliche Ehangeant, von Ich sah ihre Kleidung genau, sogar den Unterrock mit blauer Faßung, so reich "ein Paar nichtbedeütende braune Augen -- aber wenn sie gesagt hätten, ich liebe! Gab uns Madam so. Sie saß, Jeannctte stand vor ihr, indem sie mit wundernswürdiger Be¬ "ein Paar nichtsbedeutende Augen! und nun, rutschte, in haltender Stellung diese zusammengebogne 'Figur im Herr Keilholz, als Blum, sang recht artig die Flucht der Lalage. Er ist nicht Sie ward applaudirt. In der Vorstellung war Niemand natürlich, als Herr Beck im Florian. Das Aber liebenswürdig war in einer verkleideten Rolle, Herr Beck, Natur, Leichtig¬ Heut, den 30. war ich bei P. Busch, in Gesellschaft von Ebert, Voß, Ebeling *) In einem Brief vom "10. Sept. 178ö ans Hamburg schreibt Iffland noch: Hamburg hat viel Gelehrte, viel Belletristen, der übrige Hauffer, sieht Schauspiel als
einen Theil der Wesenheit, seiner ihm einzig dünkende" republikanischen Vcrfaßungen. Ich lebe in einem Zirkel, von Menschen, deren leder einzeln, durch sein richtiges Urtheil, durch Achtung und Wärme, für alles was Kunst ist, den Künstler bilden könnte. Die Kauf- Der Graff, Herr Lambrecht. Ein würdiges Subieckt, um aus der Dechauey Er stand hinter Jeannette als sie sang und gähnte. Die Baronin, Madam Brandes. Woher nehme ich Worte? — Nein —dies Die Gestalt, ist von der Bühne erträglich, das fürchterliche Ehangeant, von Ich sah ihre Kleidung genau, sogar den Unterrock mit blauer Faßung, so reich „ein Paar nichtbedeütende braune Augen — aber wenn sie gesagt hätten, ich liebe! Gab uns Madam so. Sie saß, Jeannctte stand vor ihr, indem sie mit wundernswürdiger Be¬ „ein Paar nichtsbedeutende Augen! und nun, rutschte, in haltender Stellung diese zusammengebogne 'Figur im Herr Keilholz, als Blum, sang recht artig die Flucht der Lalage. Er ist nicht Sie ward applaudirt. In der Vorstellung war Niemand natürlich, als Herr Beck im Florian. Das Aber liebenswürdig war in einer verkleideten Rolle, Herr Beck, Natur, Leichtig¬ Heut, den 30. war ich bei P. Busch, in Gesellschaft von Ebert, Voß, Ebeling *) In einem Brief vom «10. Sept. 178ö ans Hamburg schreibt Iffland noch: Hamburg hat viel Gelehrte, viel Belletristen, der übrige Hauffer, sieht Schauspiel als
einen Theil der Wesenheit, seiner ihm einzig dünkende» republikanischen Vcrfaßungen. Ich lebe in einem Zirkel, von Menschen, deren leder einzeln, durch sein richtiges Urtheil, durch Achtung und Wärme, für alles was Kunst ist, den Künstler bilden könnte. Die Kauf- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0486" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98266"/> <p xml:id="ID_1543"> Der Graff, Herr Lambrecht. Ein würdiges Subieckt, um aus der Dechauey<lb/> die Tribune zu besteigen wenn zur Wegräumung einer Landplage, die Gemeinde zu<lb/> frommen Gaben an den Clerus beredet werden soll.</p><lb/> <p xml:id="ID_1544"> Er stand hinter Jeannette als sie sang und gähnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1545"> Die Baronin, Madam Brandes. Woher nehme ich Worte? — Nein —dies<lb/> war über alle Geduld. Sie hat mich vor Unwillen glühen machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1546"> Die Gestalt, ist von der Bühne erträglich, das fürchterliche Ehangeant, von<lb/> Meergrün Jsabelle und Erdfahl, ist dick mit Bolus übertragen; aber das ^ über<lb/> den Augbrauncn ist schneidend geworden. Sie wüthet diese Rolle uun nicht<lb/> mehr, sie war keine Meduse: aber ein geschwätziges Kammermädchen, im Sonntag¬<lb/> staat ihrer Gebieterin. Gemein, nett, fast bäuerisch — wie nenne ich es, was<lb/> sie war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1547"> Ich sah ihre Kleidung genau, sogar den Unterrock mit blauer Faßung, so reich<lb/> waren ihre Bewegungen. Die Stelle</p><lb/> <p xml:id="ID_1548"> „ein Paar nichtbedeütende braune Augen — aber wenn sie gesagt hätten, ich liebe!</p><lb/> <p xml:id="ID_1549"> Gab uns Madam so.</p><lb/> <p xml:id="ID_1550"> Sie saß, Jeannctte stand vor ihr, indem sie mit wundernswürdiger Be¬<lb/> hendigkeit den Fächer in die Hand — peitschte, die Augen aufstarrte, nun die Arme<lb/> einschlug und mit vorgebvgener Figur so ans dem Schooße rührte — kommen<lb/> die Worte</p><lb/> <p xml:id="ID_1551" next="#ID_1552"> „ein Paar nichtsbedeutende Augen!</p><lb/> <p xml:id="ID_1552" prev="#ID_1551"> und nun, rutschte, in haltender Stellung diese zusammengebogne 'Figur im<lb/> Tempo herum, bog sich dann auswärts, legte sehr decent ein Knie über das Andere,<lb/> den Arm im rechten Winkel über den Stuhl, den Fächer unter die dünne Lippe<lb/> und nun mit in einander gequetschten Fingern und pfeifender Seine „aber wenn<lb/> sie gesagt hätten, ich liebe! Herr Heerd, ehedem vieurius rsveieixliizsimus eolvsiaiz<lb/> NcigunUn- heüte Philipp Hummer. Gestalt, Sprache und Talent eines weißen<lb/> Apostels von der Fußwaschung zu Mannheim.</p><lb/> <p xml:id="ID_1553"> Herr Keilholz, als Blum, sang recht artig die Flucht der Lalage. Er ist nicht<lb/> häßlich, aber sehr asfccktirt. Madam Wallenstein, als Gräffin That was sie konnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1554"> Sie ward applaudirt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1555"> In der Vorstellung war Niemand natürlich, als Herr Beck im Florian. Das<lb/> Nachspiel ist eine erträgliche Posse, die ich Herr Rcnnschüb überschicke. Eine ge-<lb/> wiße Dame Rätsch, spielte eine naive Rolle leidlich. Ich war so gerecht, nicht an<lb/> die Witthöfft zu denken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1556"> Aber liebenswürdig war in einer verkleideten Rolle, Herr Beck, Natur, Leichtig¬<lb/> keit, Annehmlichkeit und die glückliche Gabe, dem Zuschauer, Kleinigkeit, als wich¬<lb/> tige Sache, im Vertrauen hinzugeben: sind ihm durchaus eigen geworden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1557"> Heut, den 30. war ich bei P. Busch, in Gesellschaft von Ebert, Voß, Ebeling<lb/> Klopstock. Welche Leute welcher Abend?'') Sie sagten mir Gutes, mit warmen</p><lb/> <note xml:id="FID_28" place="foot" next="#FID_29"> <p xml:id="ID_1558"> *) In einem Brief vom «10. Sept. 178ö ans Hamburg schreibt Iffland noch:</p> <p xml:id="ID_1559"> Hamburg hat viel Gelehrte, viel Belletristen, der übrige Hauffer, sieht Schauspiel als<lb/> einen Theil der Wesenheit, seiner ihm einzig dünkende» republikanischen Vcrfaßungen.</p> <p xml:id="ID_1560" next="#ID_1561"> Ich lebe in einem Zirkel, von Menschen, deren leder einzeln, durch sein richtiges Urtheil,<lb/> durch Achtung und Wärme, für alles was Kunst ist, den Künstler bilden könnte. Die Kauf-</p> </note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0486]
Der Graff, Herr Lambrecht. Ein würdiges Subieckt, um aus der Dechauey
die Tribune zu besteigen wenn zur Wegräumung einer Landplage, die Gemeinde zu
frommen Gaben an den Clerus beredet werden soll.
Er stand hinter Jeannette als sie sang und gähnte.
Die Baronin, Madam Brandes. Woher nehme ich Worte? — Nein —dies
war über alle Geduld. Sie hat mich vor Unwillen glühen machen.
Die Gestalt, ist von der Bühne erträglich, das fürchterliche Ehangeant, von
Meergrün Jsabelle und Erdfahl, ist dick mit Bolus übertragen; aber das ^ über
den Augbrauncn ist schneidend geworden. Sie wüthet diese Rolle uun nicht
mehr, sie war keine Meduse: aber ein geschwätziges Kammermädchen, im Sonntag¬
staat ihrer Gebieterin. Gemein, nett, fast bäuerisch — wie nenne ich es, was
sie war.
Ich sah ihre Kleidung genau, sogar den Unterrock mit blauer Faßung, so reich
waren ihre Bewegungen. Die Stelle
„ein Paar nichtbedeütende braune Augen — aber wenn sie gesagt hätten, ich liebe!
Gab uns Madam so.
Sie saß, Jeannctte stand vor ihr, indem sie mit wundernswürdiger Be¬
hendigkeit den Fächer in die Hand — peitschte, die Augen aufstarrte, nun die Arme
einschlug und mit vorgebvgener Figur so ans dem Schooße rührte — kommen
die Worte
„ein Paar nichtsbedeutende Augen!
und nun, rutschte, in haltender Stellung diese zusammengebogne 'Figur im
Tempo herum, bog sich dann auswärts, legte sehr decent ein Knie über das Andere,
den Arm im rechten Winkel über den Stuhl, den Fächer unter die dünne Lippe
und nun mit in einander gequetschten Fingern und pfeifender Seine „aber wenn
sie gesagt hätten, ich liebe! Herr Heerd, ehedem vieurius rsveieixliizsimus eolvsiaiz
NcigunUn- heüte Philipp Hummer. Gestalt, Sprache und Talent eines weißen
Apostels von der Fußwaschung zu Mannheim.
Herr Keilholz, als Blum, sang recht artig die Flucht der Lalage. Er ist nicht
häßlich, aber sehr asfccktirt. Madam Wallenstein, als Gräffin That was sie konnte.
Sie ward applaudirt.
In der Vorstellung war Niemand natürlich, als Herr Beck im Florian. Das
Nachspiel ist eine erträgliche Posse, die ich Herr Rcnnschüb überschicke. Eine ge-
wiße Dame Rätsch, spielte eine naive Rolle leidlich. Ich war so gerecht, nicht an
die Witthöfft zu denken.
Aber liebenswürdig war in einer verkleideten Rolle, Herr Beck, Natur, Leichtig¬
keit, Annehmlichkeit und die glückliche Gabe, dem Zuschauer, Kleinigkeit, als wich¬
tige Sache, im Vertrauen hinzugeben: sind ihm durchaus eigen geworden.
Heut, den 30. war ich bei P. Busch, in Gesellschaft von Ebert, Voß, Ebeling
Klopstock. Welche Leute welcher Abend?'') Sie sagten mir Gutes, mit warmen
*) In einem Brief vom «10. Sept. 178ö ans Hamburg schreibt Iffland noch:
Hamburg hat viel Gelehrte, viel Belletristen, der übrige Hauffer, sieht Schauspiel als
einen Theil der Wesenheit, seiner ihm einzig dünkende» republikanischen Vcrfaßungen.
Ich lebe in einem Zirkel, von Menschen, deren leder einzeln, durch sein richtiges Urtheil,
durch Achtung und Wärme, für alles was Kunst ist, den Künstler bilden könnte. Die Kauf-
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