Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.ein exceptioneller gedacht werden; er setzt als nothwendige Basis die Existenz Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters vom Standpunkte der Cultur für die oberen Classen der Gymnasien von Prof. Gustav Zeyß. Weimar, Bostan.'-- Dieses Werk, welches zugleich den zweiten Theil des Lehrbuchs der all¬ ein exceptioneller gedacht werden; er setzt als nothwendige Basis die Existenz Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters vom Standpunkte der Cultur für die oberen Classen der Gymnasien von Prof. Gustav Zeyß. Weimar, Bostan.'— Dieses Werk, welches zugleich den zweiten Theil des Lehrbuchs der all¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0392" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/98172"/> <p xml:id="ID_1215" prev="#ID_1214"> ein exceptioneller gedacht werden; er setzt als nothwendige Basis die Existenz<lb/> eines Staatslebens voraus, welches sich nicht scheut, gegen den Uebermächtigen<lb/> unter Umständen das Schwert zu ergreifen. Die ganze Welt zu^ Quäkern<lb/> zu machen, wie es die heutigen Friedensfreunde versuchen, das wird solange<lb/> unmöglich sein, als die Menschen überhaupt von Leidenschaften bewegt werden.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters vom Standpunkte der Cultur<lb/> für die oberen Classen der Gymnasien von Prof. Gustav Zeyß. Weimar,<lb/> Bostan.'—</head><lb/> <p xml:id="ID_1216" next="#ID_1217"> Dieses Werk, welches zugleich den zweiten Theil des Lehrbuchs der all¬<lb/> gemeinen Geschichte ausmacht, zeigt durchweg die Hand eines tüchtigen, auf<lb/> die unmittelbaren praktischen Zwecke bedachten Schulmanns. Da für den<lb/> umfassenden Zeitraum, den dieser Theil behandelt, nur ein verhältnißmäßig<lb/> enger Raum verstattet war, und da die eigentlich politische Geschichte als Leit¬<lb/> faden der, ganzen Entwicklung nicht eingeschränkt werden konnte, so war die<lb/> Aufgabe, in diesen Kreis ein Bild der allgemeinen Culturverhältnisse zu ver¬<lb/> weben, so daß, ohne der Übersichtlichkeit zu schaden, doch eine gewisse Voll¬<lb/> ständigkeit erzielt wurde, gewiß eine sehr schwierige. Soweit es bei einer ihrer<lb/> Natur nach bedingten Ausgabe möglich ist, hat der Verfasser seinen Zweck er¬<lb/> reicht. Die verschiedenen Seiten der Cultur, soweit sie überhaupt in den Ge¬<lb/> sichtskreis eines Schülers gehören, haben alle ihre.angemessene Stelle gefunden,<lb/> und es ist überall soviel von ihnen gesagt, daß man sich wenigstens eine un¬<lb/> gefähre Vorstellung davon machen kann, da die bloße Anhäufung von Name.n<lb/> und Zahlen für die Culturgeschichte noch weniger Sinn haben würde, als für<lb/> die politische Geschichte. Der Hauptzweck, als Grundlage zu Vortragen zu<lb/> dienen, und ein leichtes, bequemes Nachschlagen zu verstatten, ist nicht hintan¬<lb/> gesetzt, und trotzdem kann man in dem Buche frischweg lesen, so daß es nicht<lb/> blos für Schüler eingerichtet ist, sondern auch dem Gebildeten überhaupt dienen<lb/> kann, der aus eine bequeme Weise die halbverwischten Bilder der Geschichte in<lb/> sich zu erneuen wünscht. Außerdem hat es der Verfasser verstanden, ohne aus<lb/> umfassende Ercurse einzugehen, die. hier gewiß nicht am Ort gewesen wären,<lb/> durch einfache Darstellung des Sachverhalts dem Urtheil einen richtigen Finger¬<lb/> zeig zu geben. Und das dürfte doch für den Geschichtsunterricht in den Schulen,<lb/> nothwendig sein. Denn wenn auch nichts verkehrter Ist, als dem Schüler,<lb/> der zunächst eine Einsicht in hie Thatsachen gewinnen soll, eine bequeme Hand¬<lb/> habe zu altklugen Ansichten und Meinungen zu geben, so wäre es doch ebenso<lb/> falsch, ihn ohne alle Beihilfe der Gewalt der Thatsachen zu überlassen. Denn<lb/> von allen Eindrücken der Jugend erhält sich keiner solange, als das Resultat<lb/> eines guten Geschichtsunterrichts, und nur wenigen ist es gegeb.er, sich nach¬<lb/> träglich durch eigne Forschungen über die Urtheile zu erheben, die sich fast</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0392]
ein exceptioneller gedacht werden; er setzt als nothwendige Basis die Existenz
eines Staatslebens voraus, welches sich nicht scheut, gegen den Uebermächtigen
unter Umständen das Schwert zu ergreifen. Die ganze Welt zu^ Quäkern
zu machen, wie es die heutigen Friedensfreunde versuchen, das wird solange
unmöglich sein, als die Menschen überhaupt von Leidenschaften bewegt werden.
Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters vom Standpunkte der Cultur
für die oberen Classen der Gymnasien von Prof. Gustav Zeyß. Weimar,
Bostan.'—
Dieses Werk, welches zugleich den zweiten Theil des Lehrbuchs der all¬
gemeinen Geschichte ausmacht, zeigt durchweg die Hand eines tüchtigen, auf
die unmittelbaren praktischen Zwecke bedachten Schulmanns. Da für den
umfassenden Zeitraum, den dieser Theil behandelt, nur ein verhältnißmäßig
enger Raum verstattet war, und da die eigentlich politische Geschichte als Leit¬
faden der, ganzen Entwicklung nicht eingeschränkt werden konnte, so war die
Aufgabe, in diesen Kreis ein Bild der allgemeinen Culturverhältnisse zu ver¬
weben, so daß, ohne der Übersichtlichkeit zu schaden, doch eine gewisse Voll¬
ständigkeit erzielt wurde, gewiß eine sehr schwierige. Soweit es bei einer ihrer
Natur nach bedingten Ausgabe möglich ist, hat der Verfasser seinen Zweck er¬
reicht. Die verschiedenen Seiten der Cultur, soweit sie überhaupt in den Ge¬
sichtskreis eines Schülers gehören, haben alle ihre.angemessene Stelle gefunden,
und es ist überall soviel von ihnen gesagt, daß man sich wenigstens eine un¬
gefähre Vorstellung davon machen kann, da die bloße Anhäufung von Name.n
und Zahlen für die Culturgeschichte noch weniger Sinn haben würde, als für
die politische Geschichte. Der Hauptzweck, als Grundlage zu Vortragen zu
dienen, und ein leichtes, bequemes Nachschlagen zu verstatten, ist nicht hintan¬
gesetzt, und trotzdem kann man in dem Buche frischweg lesen, so daß es nicht
blos für Schüler eingerichtet ist, sondern auch dem Gebildeten überhaupt dienen
kann, der aus eine bequeme Weise die halbverwischten Bilder der Geschichte in
sich zu erneuen wünscht. Außerdem hat es der Verfasser verstanden, ohne aus
umfassende Ercurse einzugehen, die. hier gewiß nicht am Ort gewesen wären,
durch einfache Darstellung des Sachverhalts dem Urtheil einen richtigen Finger¬
zeig zu geben. Und das dürfte doch für den Geschichtsunterricht in den Schulen,
nothwendig sein. Denn wenn auch nichts verkehrter Ist, als dem Schüler,
der zunächst eine Einsicht in hie Thatsachen gewinnen soll, eine bequeme Hand¬
habe zu altklugen Ansichten und Meinungen zu geben, so wäre es doch ebenso
falsch, ihn ohne alle Beihilfe der Gewalt der Thatsachen zu überlassen. Denn
von allen Eindrücken der Jugend erhält sich keiner solange, als das Resultat
eines guten Geschichtsunterrichts, und nur wenigen ist es gegeb.er, sich nach¬
träglich durch eigne Forschungen über die Urtheile zu erheben, die sich fast
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