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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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Pariser Brief.

-- Von Oestreich das Beste zu hoffen ist hier noch immer
offizieller Ton, über es befremdet, daß bei der großen Cordialität die Hochzeits-
seicrlichkeiten des Kaisers von Oestreich unsren Journalen so wenig Stoff zu
schmeichelhaften Beschreibungen geben. Im Publicum interessirt mau sich nicht viel
dafür. Die Chinesen in der Porte Se. Martin und die Chinesen im Circus,
welche beide sich, im Vorbeigehen gesagt, hier ebenso heftig bekriegen wie daheim
im himmlischen Reiche, nehmen die Neugierde des Pariscrthums mehr in Anspruch,
als was am 'östreichischen Hose vorgeht, und das Interesse, das noch nicht ganz
von den orientalischen Angelegenheiten verschlungen worden, sucht in den vielen
neuen Stücken und in einigen skandalbietenden literarischen Erscheinungen Nahrung.
Sie werden mir nicht zumuthen, Ihnen von den Memoiren der emeritirten Lorette
Mogador oder von dem Treiben Dumas in seinem Monsquetaire zu berichten und
ich will mich daher darauf beschränken, etwas über die Theater zu sagen. Das
Theater framMs gibt seit zwei Tagen das Drama von Paul Foucher "Mlle
Aissü. Der Stoff ist einer wahren Begebenheit ans der Zeit der Negcnce ent-
lehnt. Ein junges Mädchen wurde vom Grafen Ferröol, dem damaligen'Geschäfts¬
träger Frankreichs in Konstantinopel, gekauft und in Europa erzogen. Das junge
Mädchen verliebt sich in einen Malthcscrritter, wird von ihrem Wohlthäter geliebt
und schwankt zwischen den Gefühlen ihrer Leidenschaft und der Dankbarkeit. Die'
Geschichte endet auf eine wenig dramatische Weise. Paul Foucher läßt seiue Heldin
am gebrochenen Herzen sterben. Das Stück selbst wird durch das vortreffliche Spiel
der Madame Man Samson und eines Debütanten Caudeille am Leben erhalten.
Es ist das, was man hier in der Jour.nalistcnsprachc einen "uoev-j ^'l-sUmu nennt.
Im Theater de la Galen wird vou demselben Verfasser ein unter Mitarbeiterschaft
mehrer dramatischer Geburtshelfer dem Romane uns Korne uveumro. von Sue ent¬
hobenes. Stück gegeben, das von der Kritik einstimmig als Fiasco begrüßt worden,
mit dem aber Frederic Lcmaitre täglich volle Häuser Macht. Der zahn- und
stimmlose Schauspieler weiß dnrch seine Kunst, noch immer das Publicum zu fesseln
und diesmal ist sein.Erfolg um so verdienstlicher, als die Pariser Kritik nicht so
leicht zum allgemeinen Tadel eines von einem Journalisten herrührenden Stückes
sich hinreißen läßt. Bestimmend ist das Urtheil zwar anch nicht und ich bin nach
dem Wenigen, was ich in einer Ncpetition davon gesehen, der Meinung, daß Fonchcrs
hommo iivmum's um kein Haar schlechter ist, als viele der gepriesenen Bonlcvard-
stücke. Das Palais Royal hat nach einer langen Ebbe anch endlich einmal einen
Erfolg gefunden und wer herzlich lachen will, sieht 33,333 Franken 33 Centimen p->r
,je>in' an. Im Gymnase wird Emile Anglers und Jules Saudeaus >e geiulr" >to
tVIr. poli-lei' gegeben. Das ist zur Abwechslung eine neue Satire auf den geldarmen
Adel Frankreichs. Jules Sandcau liebt diese Art Stoffe sehr und man müßte
die Sprache der Gazette de france und der Salons eines geringen täglich abneh¬
menden Häufleins von Faubourg Se. Germain ernst nehmen, um die Vorliebe für
die.se postHumen Vorwürfe zu begreifen. Das neueste Stück dieser Compagnie¬
dichter ist, vou einigen allerdings wesentlichen Mängeln der Erfindung abgese¬
hen, vortrefflich und der Ausführung und Darstellung nach als überaus gelungen
zu bezeichnen. Ein reicher Tuchfabrikaut, der sich hinter seine Geldsäcke-zur Ruhe setzen
wollte, wird vom politischen Ehrgeize wieder hervorgelockt und sucht durch eiuen ruinirten
Marquis,, dem er seine Tochter gibt, zum Ziele seiner Wünsche zu gelangen. Der Mar¬
quis, dessen Anschluß an dieJnlidvnastie unsern pairssüchtigcn Bourgeois insLnxembnrg
bringen konnte,-will aber seinen Grundsätzen und seiner aristokratischen Faineantise
zu Liebe nichts von den Anträgen seines Schwiegervaters wissen. Dieser beschließt
durch Zusamnicnziehnng seines sonst allen Capricen des Marquis zugänglichen Geld¬
beutels den Schwiegersohn zur Raison zu bringen. Es gelingt nicht und nun will
Mr. Poirier seiue Tochter zu einer Scheidung veranlassen, wozu eine gemeine


Pariser Brief.

— Von Oestreich das Beste zu hoffen ist hier noch immer
offizieller Ton, über es befremdet, daß bei der großen Cordialität die Hochzeits-
seicrlichkeiten des Kaisers von Oestreich unsren Journalen so wenig Stoff zu
schmeichelhaften Beschreibungen geben. Im Publicum interessirt mau sich nicht viel
dafür. Die Chinesen in der Porte Se. Martin und die Chinesen im Circus,
welche beide sich, im Vorbeigehen gesagt, hier ebenso heftig bekriegen wie daheim
im himmlischen Reiche, nehmen die Neugierde des Pariscrthums mehr in Anspruch,
als was am 'östreichischen Hose vorgeht, und das Interesse, das noch nicht ganz
von den orientalischen Angelegenheiten verschlungen worden, sucht in den vielen
neuen Stücken und in einigen skandalbietenden literarischen Erscheinungen Nahrung.
Sie werden mir nicht zumuthen, Ihnen von den Memoiren der emeritirten Lorette
Mogador oder von dem Treiben Dumas in seinem Monsquetaire zu berichten und
ich will mich daher darauf beschränken, etwas über die Theater zu sagen. Das
Theater framMs gibt seit zwei Tagen das Drama von Paul Foucher „Mlle
Aissü. Der Stoff ist einer wahren Begebenheit ans der Zeit der Negcnce ent-
lehnt. Ein junges Mädchen wurde vom Grafen Ferröol, dem damaligen'Geschäfts¬
träger Frankreichs in Konstantinopel, gekauft und in Europa erzogen. Das junge
Mädchen verliebt sich in einen Malthcscrritter, wird von ihrem Wohlthäter geliebt
und schwankt zwischen den Gefühlen ihrer Leidenschaft und der Dankbarkeit. Die'
Geschichte endet auf eine wenig dramatische Weise. Paul Foucher läßt seiue Heldin
am gebrochenen Herzen sterben. Das Stück selbst wird durch das vortreffliche Spiel
der Madame Man Samson und eines Debütanten Caudeille am Leben erhalten.
Es ist das, was man hier in der Jour.nalistcnsprachc einen »uoev-j ^'l-sUmu nennt.
Im Theater de la Galen wird vou demselben Verfasser ein unter Mitarbeiterschaft
mehrer dramatischer Geburtshelfer dem Romane uns Korne uveumro. von Sue ent¬
hobenes. Stück gegeben, das von der Kritik einstimmig als Fiasco begrüßt worden,
mit dem aber Frederic Lcmaitre täglich volle Häuser Macht. Der zahn- und
stimmlose Schauspieler weiß dnrch seine Kunst, noch immer das Publicum zu fesseln
und diesmal ist sein.Erfolg um so verdienstlicher, als die Pariser Kritik nicht so
leicht zum allgemeinen Tadel eines von einem Journalisten herrührenden Stückes
sich hinreißen läßt. Bestimmend ist das Urtheil zwar anch nicht und ich bin nach
dem Wenigen, was ich in einer Ncpetition davon gesehen, der Meinung, daß Fonchcrs
hommo iivmum's um kein Haar schlechter ist, als viele der gepriesenen Bonlcvard-
stücke. Das Palais Royal hat nach einer langen Ebbe anch endlich einmal einen
Erfolg gefunden und wer herzlich lachen will, sieht 33,333 Franken 33 Centimen p->r
,je>in' an. Im Gymnase wird Emile Anglers und Jules Saudeaus >e geiulr» >to
tVIr. poli-lei' gegeben. Das ist zur Abwechslung eine neue Satire auf den geldarmen
Adel Frankreichs. Jules Sandcau liebt diese Art Stoffe sehr und man müßte
die Sprache der Gazette de france und der Salons eines geringen täglich abneh¬
menden Häufleins von Faubourg Se. Germain ernst nehmen, um die Vorliebe für
die.se postHumen Vorwürfe zu begreifen. Das neueste Stück dieser Compagnie¬
dichter ist, vou einigen allerdings wesentlichen Mängeln der Erfindung abgese¬
hen, vortrefflich und der Ausführung und Darstellung nach als überaus gelungen
zu bezeichnen. Ein reicher Tuchfabrikaut, der sich hinter seine Geldsäcke-zur Ruhe setzen
wollte, wird vom politischen Ehrgeize wieder hervorgelockt und sucht durch eiuen ruinirten
Marquis,, dem er seine Tochter gibt, zum Ziele seiner Wünsche zu gelangen. Der Mar¬
quis, dessen Anschluß an dieJnlidvnastie unsern pairssüchtigcn Bourgeois insLnxembnrg
bringen konnte,-will aber seinen Grundsätzen und seiner aristokratischen Faineantise
zu Liebe nichts von den Anträgen seines Schwiegervaters wissen. Dieser beschließt
durch Zusamnicnziehnng seines sonst allen Capricen des Marquis zugänglichen Geld¬
beutels den Schwiegersohn zur Raison zu bringen. Es gelingt nicht und nun will
Mr. Poirier seiue Tochter zu einer Scheidung veranlassen, wozu eine gemeine


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[0247] Pariser Brief. — Von Oestreich das Beste zu hoffen ist hier noch immer offizieller Ton, über es befremdet, daß bei der großen Cordialität die Hochzeits- seicrlichkeiten des Kaisers von Oestreich unsren Journalen so wenig Stoff zu schmeichelhaften Beschreibungen geben. Im Publicum interessirt mau sich nicht viel dafür. Die Chinesen in der Porte Se. Martin und die Chinesen im Circus, welche beide sich, im Vorbeigehen gesagt, hier ebenso heftig bekriegen wie daheim im himmlischen Reiche, nehmen die Neugierde des Pariscrthums mehr in Anspruch, als was am 'östreichischen Hose vorgeht, und das Interesse, das noch nicht ganz von den orientalischen Angelegenheiten verschlungen worden, sucht in den vielen neuen Stücken und in einigen skandalbietenden literarischen Erscheinungen Nahrung. Sie werden mir nicht zumuthen, Ihnen von den Memoiren der emeritirten Lorette Mogador oder von dem Treiben Dumas in seinem Monsquetaire zu berichten und ich will mich daher darauf beschränken, etwas über die Theater zu sagen. Das Theater framMs gibt seit zwei Tagen das Drama von Paul Foucher „Mlle Aissü. Der Stoff ist einer wahren Begebenheit ans der Zeit der Negcnce ent- lehnt. Ein junges Mädchen wurde vom Grafen Ferröol, dem damaligen'Geschäfts¬ träger Frankreichs in Konstantinopel, gekauft und in Europa erzogen. Das junge Mädchen verliebt sich in einen Malthcscrritter, wird von ihrem Wohlthäter geliebt und schwankt zwischen den Gefühlen ihrer Leidenschaft und der Dankbarkeit. Die' Geschichte endet auf eine wenig dramatische Weise. Paul Foucher läßt seiue Heldin am gebrochenen Herzen sterben. Das Stück selbst wird durch das vortreffliche Spiel der Madame Man Samson und eines Debütanten Caudeille am Leben erhalten. Es ist das, was man hier in der Jour.nalistcnsprachc einen »uoev-j ^'l-sUmu nennt. Im Theater de la Galen wird vou demselben Verfasser ein unter Mitarbeiterschaft mehrer dramatischer Geburtshelfer dem Romane uns Korne uveumro. von Sue ent¬ hobenes. Stück gegeben, das von der Kritik einstimmig als Fiasco begrüßt worden, mit dem aber Frederic Lcmaitre täglich volle Häuser Macht. Der zahn- und stimmlose Schauspieler weiß dnrch seine Kunst, noch immer das Publicum zu fesseln und diesmal ist sein.Erfolg um so verdienstlicher, als die Pariser Kritik nicht so leicht zum allgemeinen Tadel eines von einem Journalisten herrührenden Stückes sich hinreißen läßt. Bestimmend ist das Urtheil zwar anch nicht und ich bin nach dem Wenigen, was ich in einer Ncpetition davon gesehen, der Meinung, daß Fonchcrs hommo iivmum's um kein Haar schlechter ist, als viele der gepriesenen Bonlcvard- stücke. Das Palais Royal hat nach einer langen Ebbe anch endlich einmal einen Erfolg gefunden und wer herzlich lachen will, sieht 33,333 Franken 33 Centimen p->r ,je>in' an. Im Gymnase wird Emile Anglers und Jules Saudeaus >e geiulr» >to tVIr. poli-lei' gegeben. Das ist zur Abwechslung eine neue Satire auf den geldarmen Adel Frankreichs. Jules Sandcau liebt diese Art Stoffe sehr und man müßte die Sprache der Gazette de france und der Salons eines geringen täglich abneh¬ menden Häufleins von Faubourg Se. Germain ernst nehmen, um die Vorliebe für die.se postHumen Vorwürfe zu begreifen. Das neueste Stück dieser Compagnie¬ dichter ist, vou einigen allerdings wesentlichen Mängeln der Erfindung abgese¬ hen, vortrefflich und der Ausführung und Darstellung nach als überaus gelungen zu bezeichnen. Ein reicher Tuchfabrikaut, der sich hinter seine Geldsäcke-zur Ruhe setzen wollte, wird vom politischen Ehrgeize wieder hervorgelockt und sucht durch eiuen ruinirten Marquis,, dem er seine Tochter gibt, zum Ziele seiner Wünsche zu gelangen. Der Mar¬ quis, dessen Anschluß an dieJnlidvnastie unsern pairssüchtigcn Bourgeois insLnxembnrg bringen konnte,-will aber seinen Grundsätzen und seiner aristokratischen Faineantise zu Liebe nichts von den Anträgen seines Schwiegervaters wissen. Dieser beschließt durch Zusamnicnziehnng seines sonst allen Capricen des Marquis zugänglichen Geld¬ beutels den Schwiegersohn zur Raison zu bringen. Es gelingt nicht und nun will Mr. Poirier seiue Tochter zu einer Scheidung veranlassen, wozu eine gemeine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/246>, abgerufen am 23.07.2024.