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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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sondern zwischen Oestreich und Preußen, den einzigen historischen Staaten innerhalb des
Bundes. Wenn diese beiden über eine bestimmte Frage einig sind, so> wird geschehen,
was sie wollen; wenn sie nicht cinjg sind, so wird nichts geschehen. Sollten sie
einmal so.weit in der Erkenntniß ihrer natürlichen Bedürfnisse kommen (was sehr
möglich und auch sehr wünschenswerth wäre) sich über alle Punkte vollkommen zu ver¬
ständigen, so werden sie Deutschland eine neue Gestalt geben, in der'Weise, die sich am na¬
türlichsten ergibt, die aber weder den Einheits-, noch den FrciheitSphantasteu sehr lieb
sein würde. Phantasten gehen von einem ihnen vorschwebenden Staate aus, zu dessen
Bildung sie sich nach einer Kraft umsehen, die ihn etwa aufrichten konnte. Die
Geschichte aber schlägt den umgekehrten Weg ein, sie fragt zuerst nach der Kraft,
die wirklich vorhanden i,se und dieser weist sie dann den angemessenen Wirkungs¬
kreis als Staat an. -- Unter den, verschiedenen andern Broschüren führen wir
auch eine von Wolfgang Menzel an, der sich im ganzen verständig genug
über Russen und Türken ausspricht. -- Dann aber wenden wir uns aus ein, anderes
Gebiet. Schon im vorigen Heft zeigten wir das Erscheinen einer Broschüre an:
"Schleswig-Holsteins Gegenwart im März 18Li, ein Erinnerungsblatt für
Deutschland" Jena, Frommann. -- Der Verfasser, der mit Recht den gegenwär¬
tigen Augenblick für geeignet hält, die öffentliche Aufmerksamkeit/ die in der Gewohnheit
der letzten Noth verlernt hatte überhaupt von irgend etwas erregt zu werden, wie¬
der aus eine Sache hinzulenken, die der heiligste Ehrenpunkt Deutschlands ist.
entwickelt in einer einfachen historischen Darstellung die Umstände, welche die Stö¬
rung des Rechtszustandes und die entsetzliche Bedrückung dieser stammverwandten
Provinzen herbeigeführt habe und zeigt waS infolge derselben noch weiter zu er¬
warten steht. Der Verfasser ist offenbar genan mit den dortigen Verhältnissen ver¬
traut und geht ins Detail der Verwaltung ein, woraus allerdings für die Gegen¬
wart ein trübes Bild entsteht, durch welches aber doch die Hoffnung einer besseren
Zukunft immer hervorblickt, weil die schwersten Bedrückungen nicht im Stande'ge¬
wesen sind, die Gesinnung und den Muth der Provinzen zu brechen. Die Dänen
haben die deutschen Provinzen, die auf eine unverantwortliche Weise in ihre Hände
gespielt worden, niedergetreten, aber sie haben keinen Fuß breit Landes in ihnen
gewonnen. Noch immer steht das Spiel wie zu Anfang des Kampfes und trotz der
Unterzeichnung des Londoner Protokolls bedarf es nur eines festen und entschlossenen
Willens,um den Faden da wieder aufzunehmen, wo er abgebrochen wurde. Möchte
diese klare und besonnene Darstellung nicht nur'im deutschen Publicum, sondern
auch da ihre Wirkung thun, wo es vor allen Dingen nöthig ist, wo die Macht vor¬
handen ist, den dem deutschen Volk zugefügten Schaden wieder -gutzumachen. --"


-- Die verhältnißmäßig geringe Truppcnmacht, über die
England zu Lande gegen Nußland verfügen kann, und die ungeheuren Geldkräfte,
über die es gebietet, haben auf den Gedanken gebracht, ob es nicht den Mangel
an Truppen wie in frühern Kriegen durch seinen Ueberfluß an Capital ersetzen und
im Auslande Truppen werben könnte. Es entspann sich über die Frage sofort ein
lebhafter Briefwechsel in der Times nud es kamen vornehmlich zweierlei Pläne zur
Sprache-: die Uebernehmung eines Theils der Armee der ostindischen Compagnie,
und die Organisation mohamedanischer Corps in der Türkei selbst. Als militärisches


sondern zwischen Oestreich und Preußen, den einzigen historischen Staaten innerhalb des
Bundes. Wenn diese beiden über eine bestimmte Frage einig sind, so> wird geschehen,
was sie wollen; wenn sie nicht cinjg sind, so wird nichts geschehen. Sollten sie
einmal so.weit in der Erkenntniß ihrer natürlichen Bedürfnisse kommen (was sehr
möglich und auch sehr wünschenswerth wäre) sich über alle Punkte vollkommen zu ver¬
ständigen, so werden sie Deutschland eine neue Gestalt geben, in der'Weise, die sich am na¬
türlichsten ergibt, die aber weder den Einheits-, noch den FrciheitSphantasteu sehr lieb
sein würde. Phantasten gehen von einem ihnen vorschwebenden Staate aus, zu dessen
Bildung sie sich nach einer Kraft umsehen, die ihn etwa aufrichten konnte. Die
Geschichte aber schlägt den umgekehrten Weg ein, sie fragt zuerst nach der Kraft,
die wirklich vorhanden i,se und dieser weist sie dann den angemessenen Wirkungs¬
kreis als Staat an. — Unter den, verschiedenen andern Broschüren führen wir
auch eine von Wolfgang Menzel an, der sich im ganzen verständig genug
über Russen und Türken ausspricht. — Dann aber wenden wir uns aus ein, anderes
Gebiet. Schon im vorigen Heft zeigten wir das Erscheinen einer Broschüre an:
„Schleswig-Holsteins Gegenwart im März 18Li, ein Erinnerungsblatt für
Deutschland" Jena, Frommann. — Der Verfasser, der mit Recht den gegenwär¬
tigen Augenblick für geeignet hält, die öffentliche Aufmerksamkeit/ die in der Gewohnheit
der letzten Noth verlernt hatte überhaupt von irgend etwas erregt zu werden, wie¬
der aus eine Sache hinzulenken, die der heiligste Ehrenpunkt Deutschlands ist.
entwickelt in einer einfachen historischen Darstellung die Umstände, welche die Stö¬
rung des Rechtszustandes und die entsetzliche Bedrückung dieser stammverwandten
Provinzen herbeigeführt habe und zeigt waS infolge derselben noch weiter zu er¬
warten steht. Der Verfasser ist offenbar genan mit den dortigen Verhältnissen ver¬
traut und geht ins Detail der Verwaltung ein, woraus allerdings für die Gegen¬
wart ein trübes Bild entsteht, durch welches aber doch die Hoffnung einer besseren
Zukunft immer hervorblickt, weil die schwersten Bedrückungen nicht im Stande'ge¬
wesen sind, die Gesinnung und den Muth der Provinzen zu brechen. Die Dänen
haben die deutschen Provinzen, die auf eine unverantwortliche Weise in ihre Hände
gespielt worden, niedergetreten, aber sie haben keinen Fuß breit Landes in ihnen
gewonnen. Noch immer steht das Spiel wie zu Anfang des Kampfes und trotz der
Unterzeichnung des Londoner Protokolls bedarf es nur eines festen und entschlossenen
Willens,um den Faden da wieder aufzunehmen, wo er abgebrochen wurde. Möchte
diese klare und besonnene Darstellung nicht nur'im deutschen Publicum, sondern
auch da ihre Wirkung thun, wo es vor allen Dingen nöthig ist, wo die Macht vor¬
handen ist, den dem deutschen Volk zugefügten Schaden wieder -gutzumachen. —"


— Die verhältnißmäßig geringe Truppcnmacht, über die
England zu Lande gegen Nußland verfügen kann, und die ungeheuren Geldkräfte,
über die es gebietet, haben auf den Gedanken gebracht, ob es nicht den Mangel
an Truppen wie in frühern Kriegen durch seinen Ueberfluß an Capital ersetzen und
im Auslande Truppen werben könnte. Es entspann sich über die Frage sofort ein
lebhafter Briefwechsel in der Times nud es kamen vornehmlich zweierlei Pläne zur
Sprache-: die Uebernehmung eines Theils der Armee der ostindischen Compagnie,
und die Organisation mohamedanischer Corps in der Türkei selbst. Als militärisches


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/204>, abgerufen am 22.12.2024.