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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band.

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reichen. Endlich stellt man es in sein freies Belieben, ob er den Balkan über¬
schreiten will oder nicht. Im letztere" Falle wird man, um zu einer Entscheidung
zu gelangen, selbst über das Gebirge ziehen müssen, dessen Pässe sich inzwischen
in feindlichen Händen befinden dürsten-, oder man ist veranlaßt, eine Landung
auf dem vom Feind besetzten Litorale zu unternehmen, die man vorher unter
günstigeren Umständen ausführen konnte.

Ans diesen Gründen vermuthe ich, daß man den Plan des Abwartens nicht
annehmen, im Gegentheil die Operationen im Sinne eines Flankenangriffs ein¬
leiten, bei Baltschik und Varna ans Land gehe", die Verbindung mit der tür¬
kischen Armee bewerkstelligen.und demnächst einen großen taktischen Schlag aus¬
führen wird. Indeß wird man für diesen Fall sich bald entscheiden müssen. Als
unerläßlich will es erscheinen, daß man eine Truppenmacht nach Varna im voraus
beordert, um diese" unendlich bedeutsamen Ausschiffnngspuukt unter allen Um¬
ständen in den Händen zu behalten. Für eine laudwärlige Befestigung von Balt¬
schik, die auch wünschenswerth wäre, ist leider heute nicht mehr Zeit.

Mau muß sich einigermaßen wundern, daß die 4000 Mann, welche man
seit 10 Tagen in Gallipoli zur Verfügung hat, durch Geueral Baraguay dHilliers
nicht schon längst nach Varna beordert'worden sind. Kaum ist ein Punkt denkbar,
auf welchem man unter einer ähnlichen Begünstigung der Umstände debarquiren
konnte; es wäre daher ein unendlicher Verlust, wenn derselbe in die Hände des
Feindes fiele, und wie die Dinge eben ihren Gang nehmen, ist diese Gefahr nicht
ganz gering.




Skizzen ans den Pyrenäen.
'-'i",. "-Ill-WM -Zu LM
Port de Veuasqne.

Der erste weitere Ausflug von Bag-mores de Luchon sollte uus über den
Port von Wenaöauc nach dem 'spanischen Städtchen gleichen Namens führen. Mit
Sonnenaufgang standen Guide und Pferde bereit und bald darauf trabten wir
die Allee entlang, i" der sich außer Führern und Sänftenträgern nur wenige
schlaftrunkene Gesichter zeigten. Desto lauter und rühriger wars in den Linden¬
zweigen, die zahllosen Sperlingsfamilien Obdach gewähren. Hier und da schlug
auch ein Finke, oder?me sanfte Meise ließ sich hören und als' wir den Pappel¬
kreis der Badehäuser erreichten, begrüßte uns der Lerchenjubel über den Feldern
von Montauban.

Wir verfolgten deu Weg, der sich am linken User der Pique erhebt. Jen¬
seit des Flusses offner sich das Thal der Bürde, ,die Bergabhänge zur Rechten


reichen. Endlich stellt man es in sein freies Belieben, ob er den Balkan über¬
schreiten will oder nicht. Im letztere» Falle wird man, um zu einer Entscheidung
zu gelangen, selbst über das Gebirge ziehen müssen, dessen Pässe sich inzwischen
in feindlichen Händen befinden dürsten-, oder man ist veranlaßt, eine Landung
auf dem vom Feind besetzten Litorale zu unternehmen, die man vorher unter
günstigeren Umständen ausführen konnte.

Ans diesen Gründen vermuthe ich, daß man den Plan des Abwartens nicht
annehmen, im Gegentheil die Operationen im Sinne eines Flankenangriffs ein¬
leiten, bei Baltschik und Varna ans Land gehe», die Verbindung mit der tür¬
kischen Armee bewerkstelligen.und demnächst einen großen taktischen Schlag aus¬
führen wird. Indeß wird man für diesen Fall sich bald entscheiden müssen. Als
unerläßlich will es erscheinen, daß man eine Truppenmacht nach Varna im voraus
beordert, um diese» unendlich bedeutsamen Ausschiffnngspuukt unter allen Um¬
ständen in den Händen zu behalten. Für eine laudwärlige Befestigung von Balt¬
schik, die auch wünschenswerth wäre, ist leider heute nicht mehr Zeit.

Mau muß sich einigermaßen wundern, daß die 4000 Mann, welche man
seit 10 Tagen in Gallipoli zur Verfügung hat, durch Geueral Baraguay dHilliers
nicht schon längst nach Varna beordert'worden sind. Kaum ist ein Punkt denkbar,
auf welchem man unter einer ähnlichen Begünstigung der Umstände debarquiren
konnte; es wäre daher ein unendlicher Verlust, wenn derselbe in die Hände des
Feindes fiele, und wie die Dinge eben ihren Gang nehmen, ist diese Gefahr nicht
ganz gering.




Skizzen ans den Pyrenäen.
'-'i»,. »-Ill-WM -Zu LM
Port de Veuasqne.

Der erste weitere Ausflug von Bag-mores de Luchon sollte uus über den
Port von Wenaöauc nach dem 'spanischen Städtchen gleichen Namens führen. Mit
Sonnenaufgang standen Guide und Pferde bereit und bald darauf trabten wir
die Allee entlang, i» der sich außer Führern und Sänftenträgern nur wenige
schlaftrunkene Gesichter zeigten. Desto lauter und rühriger wars in den Linden¬
zweigen, die zahllosen Sperlingsfamilien Obdach gewähren. Hier und da schlug
auch ein Finke, oder?me sanfte Meise ließ sich hören und als' wir den Pappel¬
kreis der Badehäuser erreichten, begrüßte uns der Lerchenjubel über den Feldern
von Montauban.

Wir verfolgten deu Weg, der sich am linken User der Pique erhebt. Jen¬
seit des Flusses offner sich das Thal der Bürde, ,die Bergabhänge zur Rechten


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[0192] reichen. Endlich stellt man es in sein freies Belieben, ob er den Balkan über¬ schreiten will oder nicht. Im letztere» Falle wird man, um zu einer Entscheidung zu gelangen, selbst über das Gebirge ziehen müssen, dessen Pässe sich inzwischen in feindlichen Händen befinden dürsten-, oder man ist veranlaßt, eine Landung auf dem vom Feind besetzten Litorale zu unternehmen, die man vorher unter günstigeren Umständen ausführen konnte. Ans diesen Gründen vermuthe ich, daß man den Plan des Abwartens nicht annehmen, im Gegentheil die Operationen im Sinne eines Flankenangriffs ein¬ leiten, bei Baltschik und Varna ans Land gehe», die Verbindung mit der tür¬ kischen Armee bewerkstelligen.und demnächst einen großen taktischen Schlag aus¬ führen wird. Indeß wird man für diesen Fall sich bald entscheiden müssen. Als unerläßlich will es erscheinen, daß man eine Truppenmacht nach Varna im voraus beordert, um diese» unendlich bedeutsamen Ausschiffnngspuukt unter allen Um¬ ständen in den Händen zu behalten. Für eine laudwärlige Befestigung von Balt¬ schik, die auch wünschenswerth wäre, ist leider heute nicht mehr Zeit. Mau muß sich einigermaßen wundern, daß die 4000 Mann, welche man seit 10 Tagen in Gallipoli zur Verfügung hat, durch Geueral Baraguay dHilliers nicht schon längst nach Varna beordert'worden sind. Kaum ist ein Punkt denkbar, auf welchem man unter einer ähnlichen Begünstigung der Umstände debarquiren konnte; es wäre daher ein unendlicher Verlust, wenn derselbe in die Hände des Feindes fiele, und wie die Dinge eben ihren Gang nehmen, ist diese Gefahr nicht ganz gering. Skizzen ans den Pyrenäen. '-'i»,. »-Ill-WM -Zu LM Port de Veuasqne. Der erste weitere Ausflug von Bag-mores de Luchon sollte uus über den Port von Wenaöauc nach dem 'spanischen Städtchen gleichen Namens führen. Mit Sonnenaufgang standen Guide und Pferde bereit und bald darauf trabten wir die Allee entlang, i» der sich außer Führern und Sänftenträgern nur wenige schlaftrunkene Gesichter zeigten. Desto lauter und rühriger wars in den Linden¬ zweigen, die zahllosen Sperlingsfamilien Obdach gewähren. Hier und da schlug auch ein Finke, oder?me sanfte Meise ließ sich hören und als' wir den Pappel¬ kreis der Badehäuser erreichten, begrüßte uns der Lerchenjubel über den Feldern von Montauban. Wir verfolgten deu Weg, der sich am linken User der Pique erhebt. Jen¬ seit des Flusses offner sich das Thal der Bürde, ,die Bergabhänge zur Rechten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97779/191>, abgerufen am 22.12.2024.