Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.vor. Unsere Pferde gingen im langsamen, aber hoben Trabe ihres, Weges, den Nachdem wir lange über ein Plateau hingezogen, senkte sich endlich unser i.',. . 8-'' ' ' ^ " Monastir. (Toll-Mouastir). Von Flvrina eins bis Monastir zieht sich eine weite von Hügelketten durch¬ Wenn man diesen spärlichen Anbau in den reichsten Fruchtgcgenden, wo der Grenzbote". I. -1834. Ü7
vor. Unsere Pferde gingen im langsamen, aber hoben Trabe ihres, Weges, den Nachdem wir lange über ein Plateau hingezogen, senkte sich endlich unser i.',. . 8-'' ' ' ^ " Monastir. (Toll-Mouastir). Von Flvrina eins bis Monastir zieht sich eine weite von Hügelketten durch¬ Wenn man diesen spärlichen Anbau in den reichsten Fruchtgcgenden, wo der Grenzbote». I. -1834. Ü7
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vor. Unsere Pferde gingen im langsamen, aber hoben Trabe ihres, Weges, den
sie mit staunenswerthen Gedächtniß von den vielen Kreuz- und Querpfaden, die
ihn durchschnitten, zu »uterschcideu wußten. Bei der schlechten Beschaffenheit dieser
Straße muß es wirklich in Erstaunen setzen, daß osmanischcrseits (zur Zeit des
montenegrinischen Krieges) Geschütze auf derselben vorwärts geschafft wurden.
Nachdem wir lange über ein Plateau hingezogen, senkte sich endlich unser
Weg. Wir hatten den andern Hang der Bergkette erreicht, das Ziel des be¬
schwerlichen Rittes lag »ur noch eine Stunde weit, die wir bald zurückgelegt
hatten. Beim Absteigen fragte uns der Postknecht: ob wir in der Nacht noch
weiter gehen würden, für welchen Fall er Pferde besorgen würde; wir dankten
verbindlichst. Dabei muß ich erwähnen, daß Ritte von vierzig Wegstunden
(2S—30 Meilen) pro Tag hier nichts, ungewöhnliches sind. Man nennt dies
mit dem Tartarrn reise». Auf solche Weise wird der weite Weg von Belgrad
nach Konstantinopel in fünf Tagen gemacht. An Nachtruhe ist Ms derartigen
Reisen freilich nicht zu denken. Man schläft im Sattel.
i.',. . 8-'' ' ' ^ "
Monastir. (Toll-Mouastir).
Von Flvrina eins bis Monastir zieht sich eine weite von Hügelketten durch¬
schnittene Ebene sechs Stunden lang hin. Die letztgedachte Stadt liegt am Aus¬
gange derselben und nicht weit vom Fuße der Bergkette entfernt, welche jenseits
die Ebene umgränzt. Hier ist Land für den Ackerbau in Fülle vorhanden, aber
es wird wenig genutzt. Die Dörfer liegen äußerst zerstreut und von großen
Räumen getrennt, sind außerdem klein und elend gebaut. Einzelne Gehöfte gibt
es wenige. Nur Hans (Herbergen), deren Inhaber ihren Verdienst ans der
Zeche der Reisen'den ziehen, aber mit Feldbau sich nicht befassen, trifft man dann
und wann an. Sie sind schlechter wie unsere Bauernhütten in Hinterpommern,
die Fenster entbehren, ganz abgesehen von den Nahmen und Glasscheiben, die
man nirgends sieht, zumeist auch der Laden und selten ist das Dach ein reeller
Schutz gegen Regen.
Wenn man diesen spärlichen Anbau in den reichsten Fruchtgcgenden, wo der
Boden der Düngung nicht bedarf und die Vegetation für die ihm innewohnende,
unverwüstliche Triebkraft Zeugniß ablegt, in Betracht zieht, und erwägt, daß die
Berggegenden noch viel dünner bevölkert sind, so kann man nicht umhin Zweifel
in die Angaben der neueren Statistiker zu setze», welche der europäischen Türkei
eine Bevölkerung von über fünfzehn Millionen Köpfen beimessen. Wenn es
erlaubt ist, eine Meinung auszusprechen, die sich freilich anf nichts Anderes, wie
auf Notizen über Städte und Dörfer längs der Hauptstraßen durch Rumelien
und Bulgarien stützt, so möchte ich dagegen behaupten, daß ans dem in Rede
Grenzbote». I. -1834. Ü7
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