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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.

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Von nun an wird die Gegend steiniger, die Ebene minder grn", die Berge,
welche sie im Westen und Nvrdweste" begrenzen, rücken näher. Ehe wir von
ihr Abschied nehmen, um in die Berge einzulenken, sei es gestattet, noch einen
vvrscha"e"de" Blick ans ihre Zukunft zu werfen. Nach den Vorschlägen einiger
Politiker soll durch das eben durchschritten": Küstenland dereinst die Grenzlinie
laufen, welche die Sphäre der russischen Herrschaft von derjenigen der östreichischen
trennen wird. Europa indeß hat das Recht, im Interesse seiner fortschreitenden
Civilisation in dieser Hinsicht andre Hoffnungen zu'hegen, als die, den zarischen
Doppeladler hier so dicht neben dem habsburgischen herrsche" zu sehen. Auch
kann es kaum in der Absicht Oestreichs liege", derartigen Plänen nachzugehen.
Die griechische Halbinsel nach Nationalitäten oder gar "ach Neligionsbeke""t"löse"
theilen zu wolle", ist a" sich el" U"sin". staatlich gehört der ganze Raum, wel¬
ches jener Name umfaßt, unter die Leier"g eines Mittelpunktes, der nirgends
anders, als in Konstantinopel gesucht werden kann; den" wie mannigfach anch
das große Dreiecksland gegliedert ist, dennoch steht ein jedes dieser Glieder nicht
unabhängig da, sondern in einem bestimmt bezeichneten Verhältniß zu dem Gan¬
zen. Das aber scheint die dereinstige Bestimmmig der großen Ebene von Sa-
loiuch oder des Vardar z" sei", daß sie Ceiitralpunkt für die landwärlige" Var-
i'indimgslinien werden wird, welche i" Z"k""se de" bete"t""gSvvlle" Mecreöei"-
schnitt, an dem sie gelegen ist, einerseits mit der adriatischen Küste und anderer¬
seits init der Donan in Communication setzen würden. Die Wege, welche nach
jenen Richtungen hin gegenwärtig bestehen, sind kaum Commnnieationölinie" zu
nennen. Eine spätere Zeit wird sie dnrch Eise"bah"e" ersetze". Daß die Aus-
führung derselbe" i" diesem Lande Schwierigkeit".'" finde" mag, soll hier nicht
weggeleugnet werden, aber nachdem man es ""ternommen hat, nennte" der Alpen
derartige Kolossalbanten auszuführen, scheint nichts mehr dnrch das Terrai" un¬
möglich gemacht zu werde".

Wen" wir u"ö Jani-Schehir (Imi--neu, n"d Schehir--Stadt, also Um-Stadt)
nähern, befinden wir uns bereits am Fuß der Berge. Zur Zeit der Römer war
ans diesem P""le die Stadt Flvriana*) gelegen. Die Gegend ist nicht n"r an¬
ziehend, sie ist romantisch. Die nächsten Hänge sind mit grüne" La"dha"men
und hohen, dunkle" Cypresse" bestanden, auf welchem farbenreichen Hintergründe
die hohe", schlanken Minarets der Moschee sich grell abzeichnen. Ueber die
Baumregion hi"a"s rage" nackte Felsen; ma" hört Wasserfälle in den Schluchten
sprudeln "ut brausen. Auf den Straßen des kleinen Orts treiben Türke" i"
l'linken Turbanen, Bulgaren mit de" runden, eng anpassende" Pelzmützen und in
ranchtnchene Jacken gekleidet, endlich Albanesen, im nationalen Costüm sich "aber.



Nach ander" Pella. Auf meiner Karte sind die Ruinen dieses Namens einige Stun¬
den vor Imi-Schchir, nahe am Berge verzeichnet.

Von nun an wird die Gegend steiniger, die Ebene minder grn», die Berge,
welche sie im Westen und Nvrdweste» begrenzen, rücken näher. Ehe wir von
ihr Abschied nehmen, um in die Berge einzulenken, sei es gestattet, noch einen
vvrscha»e»de» Blick ans ihre Zukunft zu werfen. Nach den Vorschlägen einiger
Politiker soll durch das eben durchschritten«: Küstenland dereinst die Grenzlinie
laufen, welche die Sphäre der russischen Herrschaft von derjenigen der östreichischen
trennen wird. Europa indeß hat das Recht, im Interesse seiner fortschreitenden
Civilisation in dieser Hinsicht andre Hoffnungen zu'hegen, als die, den zarischen
Doppeladler hier so dicht neben dem habsburgischen herrsche» zu sehen. Auch
kann es kaum in der Absicht Oestreichs liege», derartigen Plänen nachzugehen.
Die griechische Halbinsel nach Nationalitäten oder gar »ach Neligionsbeke»»t»löse»
theilen zu wolle», ist a» sich el» U»sin». staatlich gehört der ganze Raum, wel¬
ches jener Name umfaßt, unter die Leier»g eines Mittelpunktes, der nirgends
anders, als in Konstantinopel gesucht werden kann; den» wie mannigfach anch
das große Dreiecksland gegliedert ist, dennoch steht ein jedes dieser Glieder nicht
unabhängig da, sondern in einem bestimmt bezeichneten Verhältniß zu dem Gan¬
zen. Das aber scheint die dereinstige Bestimmmig der großen Ebene von Sa-
loiuch oder des Vardar z» sei», daß sie Ceiitralpunkt für die landwärlige» Var-
i'indimgslinien werden wird, welche i» Z»k»»se de» bete»t»»gSvvlle» Mecreöei»-
schnitt, an dem sie gelegen ist, einerseits mit der adriatischen Küste und anderer¬
seits init der Donan in Communication setzen würden. Die Wege, welche nach
jenen Richtungen hin gegenwärtig bestehen, sind kaum Commnnieationölinie» zu
nennen. Eine spätere Zeit wird sie dnrch Eise»bah»e» ersetze». Daß die Aus-
führung derselbe» i» diesem Lande Schwierigkeit«.'» finde» mag, soll hier nicht
weggeleugnet werden, aber nachdem man es »»ternommen hat, nennte» der Alpen
derartige Kolossalbanten auszuführen, scheint nichts mehr dnrch das Terrai» un¬
möglich gemacht zu werde».

Wen» wir u»ö Jani-Schehir (Imi—neu, n»d Schehir—Stadt, also Um-Stadt)
nähern, befinden wir uns bereits am Fuß der Berge. Zur Zeit der Römer war
ans diesem P»»le die Stadt Flvriana*) gelegen. Die Gegend ist nicht n»r an¬
ziehend, sie ist romantisch. Die nächsten Hänge sind mit grüne» La»dha»men
und hohen, dunkle» Cypresse» bestanden, auf welchem farbenreichen Hintergründe
die hohe», schlanken Minarets der Moschee sich grell abzeichnen. Ueber die
Baumregion hi»a»s rage» nackte Felsen; ma» hört Wasserfälle in den Schluchten
sprudeln »ut brausen. Auf den Straßen des kleinen Orts treiben Türke» i»
l'linken Turbanen, Bulgaren mit de» runden, eng anpassende» Pelzmützen und in
ranchtnchene Jacken gekleidet, endlich Albanesen, im nationalen Costüm sich »aber.



Nach ander» Pella. Auf meiner Karte sind die Ruinen dieses Namens einige Stun¬
den vor Imi-Schchir, nahe am Berge verzeichnet.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_97245/453>, abgerufen am 25.08.2024.