Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, I. Semester. I. Band.wohncr haben, verlieren das' Wahlrecht. Dadurch werden 29 Parlamcntssitze frei. Berlin, Die Haltung der Oppofltionspressc in dieser schweren wohncr haben, verlieren das' Wahlrecht. Dadurch werden 29 Parlamcntssitze frei. Berlin, Die Haltung der Oppofltionspressc in dieser schweren <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0399" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/97645"/> <p xml:id="ID_1060" prev="#ID_1059"> wohncr haben, verlieren das' Wahlrecht. Dadurch werden 29 Parlamcntssitze frei.<lb/> 33 Wahlflccken, die weniger als ö00 Wähler und 10,000 Einwohner haben, verlieren<lb/> eines ihrer bisherigen zwei Mitglieder. Außerdem haben Sndbury und Se. Albans<lb/> schon seit voriger Session wegen Bestechlichkeit das Wahlrecht verloren. Die so ge¬<lb/> wonnenen 66 Parlamentssitze werden folgendermaßen vertheilt. Jede Grafschaft von<lb/> mehr als -100,000 Einwohnern erhält ein Mitglied mehr. Die beiden wichtigen Fabrik-<lb/> districte, das Westriding von Uorkshire mit 800,000 und South Lancashire mit<lb/> 300,000 Einwohnern werden getheilt, und jeder der vier Districte erhält drei Mit¬<lb/> glieder. Städte über -100,000 Einwohner werden in Zukunft ebenfalls drei Mitglieder<lb/> wählen. Auf diese Weise fallen aus die Grafschaften 38, auf die Städte neun neue<lb/> Mitglieder. Drei Städte von über 20.000 Einwohnern, Birkenhcad, Staleybridge und<lb/> Burnlcy, werden mit unter die Parlamentsstädte ausgenommen. Chelsea und Kensington<lb/> zusammen erhalten 2 Mitglieder, zwei serner die Advocatencorporationen (Jais ol Kouri)<lb/> und eines die Universität London. Die drei übrigen werden Schottland zugetheilt,<lb/> nämlich eines den Universitäten, und zwei den größern Städten. Das Wahlrecht er¬<lb/> halten alle Personen, die einen Gehalt von -100 Pfund vom Staat oder Privaten, und vier¬<lb/> tel- oder halbjährlich zu zahlen, haben, oder 10 Pfund Dividenden oder seit 3 Jahren<lb/> ein Sparkassenbuch von 30 Pfund. Ferner Graduirte aller Universitäten des Reichs,<lb/> und alle Arbeiter, die ein Hans von 6 Pfund Stcuerwcrth bewohnen, unter der Be¬<lb/> dingung 2V2lähriger Seßhaftigkeit an einem Orte. Die letzte wichtige Aenderung ist,<lb/> daß Mitglieder, die ministerielle Aemter annehmen, sich keiner Neuwahl zu unterwerfen<lb/> brauchen — eine Bestimmung, die gegen den bisherigen constitutionellen Brauch ver¬<lb/> stößt, die aber Lord John Rüssel für nothwendig hält, da das Ministerium alleu Ein¬<lb/> fluß auf die Wahlen ans der Hand gibt und bei der Besetzung von Miuisterialstcllen<lb/> leicht Verlegenheiten entstehen konnten, indem man nicht nach den größern Fähigkeiten,<lb/> sondern nach der größeren Aussicht, wiedergewählt zu werden, fragen müsse.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Berlin, </head> <p xml:id="ID_1061" next="#ID_1062"> Die Haltung der Oppofltionspressc in dieser schweren<lb/> europäischen Krisis ist eine je mehr und mehr erfreuliche. Auf eine so einmüthige,<lb/> ihres Zieles und der guten Mittel sich bewußte Energie wagten die in deutschen Zu¬<lb/> ständen erfahrenen Leute noch vor wenigen Monaten nicht zu rechnen. Kleine Schat-<lb/> tirungen, bei dem sonstigen Contrast der Parteien ohnehin unvermeidlich, können den<lb/> allgemeinen Eindruck nicht stören und lassen den hellen Grundton des Widerstandes<lb/> gegen russische Dictatur und russische Korruption nur um so deutlicher hervortreten.<lb/> Vielleicht muß es der lebhaften Sorge um die Erhaltung und Kräftigung dieses neuen<lb/> Aufschwunges zugeschrieben werden, wenn mit den Zuständen und der Stimmung ver¬<lb/> traute Personen nach bestimmten Seiten hin zur Vorsicht mahnen wollen. Es handelt<lb/> sich, wohlverstanden, nur um eine augenblickliche Taktik, um Form und Ausdruck, um<lb/> die Beobachtung einer Methode, die vielleicht schon in der nächsten Stunde einem noch<lb/> nachdrücklicheren Auftreten gegen den gemeinschaftlichen Gegner Platz machen aufi. Ich<lb/> kann aus begreiflichen Gründen diese Andeutungen nicht weiter verfolgen und brauche<lb/> wol kaum hinzuzufügen, daß selbst in diesem Vorstadium des Kampfes auf die Zerstö¬<lb/> rung des russischen Elements selbst, wo und in welcher Form es sich zeigt, nicht kräf¬<lb/> tig und nachdrücklich genug, hingearbeitet werden kann, um so mehr, als Rußland<lb/> seine Agenten zur bessern Ueberwachung der deutschen Presse neuerdings ganz besonders</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0399]
wohncr haben, verlieren das' Wahlrecht. Dadurch werden 29 Parlamcntssitze frei.
33 Wahlflccken, die weniger als ö00 Wähler und 10,000 Einwohner haben, verlieren
eines ihrer bisherigen zwei Mitglieder. Außerdem haben Sndbury und Se. Albans
schon seit voriger Session wegen Bestechlichkeit das Wahlrecht verloren. Die so ge¬
wonnenen 66 Parlamentssitze werden folgendermaßen vertheilt. Jede Grafschaft von
mehr als -100,000 Einwohnern erhält ein Mitglied mehr. Die beiden wichtigen Fabrik-
districte, das Westriding von Uorkshire mit 800,000 und South Lancashire mit
300,000 Einwohnern werden getheilt, und jeder der vier Districte erhält drei Mit¬
glieder. Städte über -100,000 Einwohner werden in Zukunft ebenfalls drei Mitglieder
wählen. Auf diese Weise fallen aus die Grafschaften 38, auf die Städte neun neue
Mitglieder. Drei Städte von über 20.000 Einwohnern, Birkenhcad, Staleybridge und
Burnlcy, werden mit unter die Parlamentsstädte ausgenommen. Chelsea und Kensington
zusammen erhalten 2 Mitglieder, zwei serner die Advocatencorporationen (Jais ol Kouri)
und eines die Universität London. Die drei übrigen werden Schottland zugetheilt,
nämlich eines den Universitäten, und zwei den größern Städten. Das Wahlrecht er¬
halten alle Personen, die einen Gehalt von -100 Pfund vom Staat oder Privaten, und vier¬
tel- oder halbjährlich zu zahlen, haben, oder 10 Pfund Dividenden oder seit 3 Jahren
ein Sparkassenbuch von 30 Pfund. Ferner Graduirte aller Universitäten des Reichs,
und alle Arbeiter, die ein Hans von 6 Pfund Stcuerwcrth bewohnen, unter der Be¬
dingung 2V2lähriger Seßhaftigkeit an einem Orte. Die letzte wichtige Aenderung ist,
daß Mitglieder, die ministerielle Aemter annehmen, sich keiner Neuwahl zu unterwerfen
brauchen — eine Bestimmung, die gegen den bisherigen constitutionellen Brauch ver¬
stößt, die aber Lord John Rüssel für nothwendig hält, da das Ministerium alleu Ein¬
fluß auf die Wahlen ans der Hand gibt und bei der Besetzung von Miuisterialstcllen
leicht Verlegenheiten entstehen konnten, indem man nicht nach den größern Fähigkeiten,
sondern nach der größeren Aussicht, wiedergewählt zu werden, fragen müsse.
Berlin, Die Haltung der Oppofltionspressc in dieser schweren
europäischen Krisis ist eine je mehr und mehr erfreuliche. Auf eine so einmüthige,
ihres Zieles und der guten Mittel sich bewußte Energie wagten die in deutschen Zu¬
ständen erfahrenen Leute noch vor wenigen Monaten nicht zu rechnen. Kleine Schat-
tirungen, bei dem sonstigen Contrast der Parteien ohnehin unvermeidlich, können den
allgemeinen Eindruck nicht stören und lassen den hellen Grundton des Widerstandes
gegen russische Dictatur und russische Korruption nur um so deutlicher hervortreten.
Vielleicht muß es der lebhaften Sorge um die Erhaltung und Kräftigung dieses neuen
Aufschwunges zugeschrieben werden, wenn mit den Zuständen und der Stimmung ver¬
traute Personen nach bestimmten Seiten hin zur Vorsicht mahnen wollen. Es handelt
sich, wohlverstanden, nur um eine augenblickliche Taktik, um Form und Ausdruck, um
die Beobachtung einer Methode, die vielleicht schon in der nächsten Stunde einem noch
nachdrücklicheren Auftreten gegen den gemeinschaftlichen Gegner Platz machen aufi. Ich
kann aus begreiflichen Gründen diese Andeutungen nicht weiter verfolgen und brauche
wol kaum hinzuzufügen, daß selbst in diesem Vorstadium des Kampfes auf die Zerstö¬
rung des russischen Elements selbst, wo und in welcher Form es sich zeigt, nicht kräf¬
tig und nachdrücklich genug, hingearbeitet werden kann, um so mehr, als Rußland
seine Agenten zur bessern Ueberwachung der deutschen Presse neuerdings ganz besonders
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